Fotografieren im Frühling macht gute Laune. Die Tage werden wieder länger, die ersten warmen Sonnenstrahlen sind Balsam für die Seele. Die Vögel zwitschern, überall grünt und blüht es. Mit den wärmeren Temperaturen steigt auch die Lust, endlich wieder mit der Kamera raus in die Natur zu gehen. In diesem Artikel möchte ich dir einige Tipps und Ideen geben, wie du den Frühling fotografisch einfangen kannst.
Inhaltsverzeichnis
- Tipp # 1 – Ausrüstung zum Fotografieren im Frühling vorbereiten
- Tipp # 2 – Fotografischer Jahreskalender
- Tipp # 3 – Fotografieren im Frühjahr und Frühblüher
- Tipp # 4 – Blütenpracht als Vordergrund
- Tipp # 5 – Kleines groß in Szene setzen
- Tipp # 6 – Rosarot blühende Bäume
- Tipp # 7 – Geheimnisvoller Morgennebel
- Tipp # 8 – Wasserfälle sind jetzt am schönsten
- Tipp # 9 – Magie der Eisseen
- Tipp # 10 – Die Milchstraßensaison ist eröffnet
- Tipp # 11 – Fotografieren im Frühling mit Gegenlicht
- Tipp # 12 – Sonnenaufgang für Langschläfer
Tipp # 1 – Ausrüstung zum Fotografieren im Frühling vorbereiten
Draußen ist kaltes Schmuddelwetter und an Fotografieren ist noch nicht zu denken? Macht nichts. Damit du bereit bist, wenn die Natur draußen zum Leben erwacht, kannst du diese Zeit nutzen, deine Fotoausrüstung auszumotten und einem gründlichen Frühjahrsputz zu unterziehen. Ich reinige zum Beispiel dann alle meine Kameras, Objektive, Filter und Stative. Mit frischem Frühjahrselan und der Vorfreude auf die Fotosaison geht die lästige Reinigungsarbeit gleich viel einfacher von der Hand.
Das Frühjahr steht für Neuanfang. So ist bei vielen Fotografen am Jahresanfang die Motivation am höchsten, die Fotoausrüstung auf den neuesten Stand zu bringen. Vielleicht wolltest du schon immer mal einen Fotofilter ausprobieren, dir ein besseres Objektiv gönnen oder sogar mit einer neuen DSLR oder spiegellosen Kamera durchstarten?
Tipp # 2 – Fotografischer Jahreskalender
Mittlerweile ist es bei mir zu einem Frühjahrsritual geworden, mein Foto-Jahr zu planen. So steigt nicht nur die Vorfreude auf das Fotografieren im Frühjahr. Ich bekomme auch eine Vorstellung davon, was ich im Verlauf des Jahr noch alles fotografisch angehen möchte und wann der beste Zeitpunkt dafür ist. Schließlich gilt gerade in der Naturfotografie, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort muss, um eindrucksvolle Fotos aufzunehmen. Ich setze mich also hin und überlege mir Monat für Monat, was ich im Frühling, Sommer, Herbst und Winter wo am besten fotografieren kann. Wie ich genau vorgehe, kannst du in meinem Artikel Kalender für Fotografen detailliert nachlesen.
Wenn du noch ein paar Ideen für interessante Fotoorte brauchst, schau dir doch mal meinen folgenden Artikel an: Fotospots Deutschland – die 10 schönsten Reiseziele für Fotografen.
Ganz am Anfang des Jahres interessiert mich natürlich am meisten, wann die ersten Frühlingsblüher gute Laune verbreiten und bunte Farbkleckse in die Natur zaubern. Schließlich verspricht das echte Gute-Laune-Bilder.
Tipp # 3 – Fotografieren im Frühjahr und Frühblüher
Frühblüher gehören zum Frühling, wie Schnee zum Winter. Die bunten Frühjahrsboten sind jedes Jahr aufs Neue ein wunderschönes Fotomotiv. Dabei ist es entscheidend, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, denn oft währt der Blütenzauber nicht lange und die nächste Chance gibt es erst wieder im Folgejahr.
Damit du nichts verpasst, habe ich dir einmal einige besonders fotogene Frühlingsblüher und den Beginn ihrer Blühzeiten aufgelistet. Die Zeiten sind natürlich nur grobe Anhaltspunkte und können jedes Jahr, regional und je nach spezieller Sorte unterschiedlich sein. Am besten ist es, du hältst einfach die Augen auf, wenn du deine ersten Frühlingsspaziergänge unternimmst. Eine grobe Orientierung hast du ja nun.
- Januar:
Schneeglöckchen, Christrose, Winterling, Alpenveilchen - Februar:
Märzenbecher/Knotenblume, Krokus, Adonisröschen - März:
Frühlings-Fingerkraut, Lerchensporn, Buschwindröschen, Milzkraut, Blaustern, Primel, Schlüsselblume, Osterglocke, Schwertlilie, Leberblümchen, Hyazinthe, Goldstern, Magnolie - April:
Bärlauch, Kuhschelle, Alpenkuhschelle, Pfingstrose, Schachbrettblume, Tulpen
Eine umfangreiche und bebilderte Übersicht der Frühblüher in unseren Breiten findest du übrigens auf Wikipedia.
Tipp # 4 – Blütenpracht als Vordergrund
Die Frühblüher bieten vielfältige kreative Möglichkeiten für das Fotografieren im Frühling. Man kann die Blütenpracht zum Beispiel ganz prominent auf dem Foto inszenieren oder sie als auffälligen Vordergrund in seine Bildkomposition integrieren. Bei letzterem sind die Blüten zwar nicht das Hauptmotiv, bringen aber gute Laune und Farbe in dein Foto.
Perfekt dafür sind klassische weite Landschaftsszenerien, bei denen ein Blütenteppich als Vordergrund verwendet wird. Suche dir am besten Flächen, in denen viele Pflanzen auf engem Raum vorkommen, also zum Beispiel Blumenwiesen. Platziere die Pflanzen im unteren Bildteil auf und gib ihnen genügend Raum auf dem Bild. Damit die florale Pracht wirkt, sollten die Blumen mindestens ein Drittel deines Fotos einnehmen. Am besten verwendest du für diese Bilder ein Weitwinkel-Objektiv. Damit nicht nur die Pflanzen sondern auch der Hintergrund scharf abgebildet werden solltest du auf ausreichende Tiefenschärfe achten. Wie dir das gelingt, kannst du hier nachlesen.
Tipp # 5 – Kleines groß in Szene setzen
Du kannst es auch genau umgekehrt machen und die blühenden Pflanzen zum Star deines Fotos machen. Wenn die Blüten das Hauptmotiv sein sollen, gehst du nah an diese heran und versuchst sie so formatfüllend wie möglich auf dein Foto zu bekommen.
Ideal ist dafür ein Makroobjektiv, da es eine sehr geringe Naheinstellgrenze hat, du also dein Motiv auch noch aus der Nahdistanz scharfstellen kannst. Wenn du kein Makroobjektiv dein eigen nennst, kannst du dir für wenig Geld aber auch einfach eine Vorsatzlinse (zum Beispiel von Raynox) zulegen, die du vor dein Objektiv schraubst. Noch günstiger sind Vorsatzringe, die du zwischen Kamera und Objektiv montierst. Mit beiden kannst du auch mit normalen Objektiven ganz nah an dein Motiv heran und es formatfüllend auf dein Foto bringen.
Wichtig ist als nächstes, dass du möglichst bodennah, also in der Froschperspektive arbeitest, damit du dein Blütenmotiv möglichst plastisch und eindrucksvoll abbilden kannst Wenn du es einfach aus der Normalperspektive von oben fotografieren würdest, würde deine Blüten nicht zur Geltung kommen. Da es im Frühjahr am Boden meist noch kalt ist, solltest du dir eine Isomatte oder warme Decke unterlegen.
Tipp # 6 – Rosarot blühende Bäume
Die bunte Blütenpracht des Frühjahrs findest du natürlich nicht nur am Boden. Auch blühende Bäume sind ein echter Hingucker und werten jedes Frühlingsfoto auf. In unseren Breiten kannst du zwischen Ende März und Mitte Mai viele farbenfroh sprießende Bäume finden. Leuchtend rosa blühende Kirsch- und Apfelbäume finde ich besonders fotogen. Das beste ist aber, dass sie überall in Deutschland zu finden sind und daher problemlos für das Fotografieren im Frühling genutzt werden können. Die rosige Mandelblüte ist ebenso ansehnliches Schauspiel, jedoch weniger häufig verbreitet. Vor allem die Pfalz mit der Südlichen Weinstraße ist ein Hotspot in Deutschland. Auch der Mittelmeerraum ist bekannt für seine Mandelblüte, zum Beispiel Mallorca oder Andalusien. Aber: soweit musst du gar nicht reisen. Du findest garantiert auch in deiner unmittelbaren Nähe fantastisch blühende Bäume. Das Foto oben habe ich zum Beispiel zwei Minuten von meiner Wohnung entfernt in einem Park aufgenommen.
Tipp # 7 – Geheimnisvoller Morgennebel
Nebel ist ein atmosphärischer Effekt für deine Natur- und Landschaftsfotos und kann beim Fotografieren im Frühjahr effektvoll genutzt werden. Meist tritt er dann als Bodennebel auf, was daran liegt, dass es nachts noch recht kalt ist, tagsüber aber dank der Frühjahrssonne schon recht warm wird. Wenn es Nachtfrost gab, stehen die Chancen besonders gut. Nebel bildet sich oft in Senken und Tälern und über stillen Gewässern wie Seen, Teichen und langsam fließenden Flüssen. Nebelstimmungen haben stets etwas Märchenhaftes und eignen sich daher gut für träumerische Landschaftsansichten. Der Dunst wirkt wie ein großer Diffusor, der das Licht ist wie durch einen Vorhang dimmt und weiter entfernte Bildteile weichzeichnet.
Tipp # 8 – Wasserfälle sind jetzt am schönsten
Wenn dass Frühjahr beginnt, liegen oft die niederschlagsreiche Monate mit Schnee, Eis und Regen hinter uns. Spätestens wenn die ersten warmem Sonnenstrahlen Schnee und Eis schmelzen, sind Flüsse, Bäche und Wasserfälle gut gefüllt und strotzen vor Kraft und Dynamik. Daher kannst du sie jetzt besonders eindrucksvoll fotografieren. Das gilt vor allem für Wasserfälle, die im Laufe des Jahres immer weniger Wasser führen und nach warmen Sommern manchmal nur noch plätschernde Rinnsale sind.
Tipp # 9 – Magie der Eisseen
Apropos Wasser. Seen sind ein weiteres beliebtes Motiv in der Naturfotografie. Während man im Sommer oft von ihren Spiegelungen oder ihren leuchtendem Blautönen fasziniert ist, nehmen sie im Winter eine gänzlich andere Gestalt an. Vor allem im Gebirge sind sie dann meist zugefroren. Wenn die Gewässer dann dank der wärmenden Frühjahrssonne langsam wieder auftauen, geben sie ein besonders fotogenes Schauspiel ab. Das Eis bricht sich in Schollen, die oft bizarre, abstrakte Formen annehmen und sich als origineller Vordergrund für deine Fotos eignen. Übrigens: je weiter oben im Gebirge du dich aufhältst, desto länger dauert es, bis die Gewässer auftauen. Das Bild hier habe ich zum Beispiel Ende Mai in den spanischen Pyrenäen (auf ungefähr 2.300 Metern) aufgenommen.
Tipp # 10 – Die Milchstraßensaison ist eröffnet
Normalerweise verbindet man das Fotografieren im Frühling mit farbenfroher Blütenpracht, satten Grüntönen und warmer Frühlingssonne. Doch auch ein Blick an den nächtlichen Himmel lohnt. Im Frühjahr beginnt nämlich auch die Milchstraßensaison. Ab Ende März/Anfang April ist das fotografisch interessante, galaktische Zentrum unserer Heimatgalaxie erstmals wieder zu sehen. In den Wintermonaten war es in unseren Breiten hinter dem Horizont versteckt. Zudem steht das bunte Band der Milchstraße im Frühjahr relativ flach am Himmel, kann also gut in die Bildkomposition integriert werden. Das wird im Jahresverlauf immer schwieriger, weil das Milchstraßenband dann immer steiler und irgendwann senkrecht am Himmel steht. Zudem werden zum Sommer hin die Nächte immer heller, was die Sichtbarkeit der Milchstraße einschränkt.
Einziger Wermutstropfen: die Milchstraße geht in den Frühlingsmonaten erst in den frühen Morgenstunden auf. Wenn du das nächtliche Himmelsspektakel fotografieren möchtest, solltest du also frühzeitig aus dem Bett kommen. Wenn du wissen möchtest, wie dir solche Nachtfotos gelingen, empfehle ich dir meinen ausführlichen Artikel zur Nachtfotografie.
Tipp # 11 – Fotografieren im Frühling mit Gegenlicht
Fotografie ist Malen mit Licht heißt es im Volksmund. Das Licht bestimmt ganz maßgeblich das Aussehen und die Stimmung deines Bildes. Weil in der grünen Jahreszeit die natürlichen Lichtbedingungen besonders optimal sind, ist Fotografieren im Frühling immer eine gute Idee. Die Sonne steht noch flach am Himmel, das Licht ist daher weich und noch nicht so gleißend hell wie im Sommer.
Gegenlichtaufnahmen, also Fotos direkt in die Sonne, gelingen daher jetzt besonders gut. Bei einem niedrigen Stand der Sonne kannst du mit Gegenlicht deinem Foto das gewisse Etwas verleihen. Vor allem transparente Landschaftsmotive wie die oben erwähnten Frühblüher, Wiesen oder Blätter an den Bäumen beginnen effektvoll zu leuchten, wenn sie von vorne angestrahlt werden. Wenn die Sonne selbst im Bild ist, verleiht sie deinem Foto einen warmen, leicht überstrahlten und fröhlichen Look. Du kannst die Sonne aber auch hinter einem Objekt wie zum Beispiel einem Baum oder einem Felsen verstecken. Dann leuchten die Kanten des Objektes wie eine Korona und das Bild erhält eine geheimnisvolle Stimmung. Wie du das Gegenlicht und andere Lichtrichtungen gezielt für deine Fotos einsetzen kannst, kannst du hier detailliert nachlesen.
Tipp # 12 – Sonnenaufgang für Langschläfer
Beim Fotografieren im Frühling gibt es einen weiteren großen Vorteil. Die Tage sind noch kurz, die Sonne geht erst spät auf und am Abend wieder früh unter. Wenn du zauberhafte Sonnenaufgänge fotografieren möchtest, musst du also nicht mitten in der Nacht aufstehen. Und auch bei Sonnenuntergängen bist du pünktlich zum Abendessen wieder zu Hause. Auch wenn die Zeitumstellung viele Menschen nervt, für die Fotografie ist sie ein Vorteil. Am letzten Sonntag im März werden die Uhren eine Stunde vorgestellt, auf 1.59 Uhr nachts folgt also 3.00 Uhr. Die Sonne geht dann wieder eine Stunde später auf, was dir die Komfortzeit noch einmal etwas verlängert. Warum es eine gute Idee ist, deine Fotozeiten zu Sonnenaufgang und -untergang zu legen, erfährst du übrigens ausführlich hier.
Ich hoffe, dass ich dir einige Anregungen für das Fotografieren im Frühling geben konnte. Also sag der Tristesse adé, schnapp dir deine Kamera, geh raus in die Natur und nutze diese wundervolle Fotozeit!