Nachtfotografie ist eine spannende aber auch anspruchsvolle Facette der Landschaftsfotografie. Eine Landschaftsaufnahme im Mondlicht, mit einem funkelnden Sternenhimmel oder tanzenden Polarlichtern ist immer etwas Besonderes. Das Ganze bedarf zwar etwas Übung und Vorbereitung, aber dank moderner Kameratechnik ist es gar nicht so schwer, Milchstraße & Co. zu fotografieren. In diesem Artikel zeige ich dir, wie dir schnell der Einstieg in die Nachtfotografie gelingt.
Inhaltsverzeichnis
- Nachtfotografie – Einführung
- Der richtige Ort
- Der richtige Zeitpunkt
- Die richtige Ausrüstung
- Sonstige Vorbereitungen
- Die richtigen Kameraeinstellungen
- Mond fotografieren
- Milchstraße fotografieren
- Polarlichter fotografieren
- Leuchtende Nachtwolken fotografieren
- Kreative Nachtfotografie
- Die zehn besten Tipps zur Nachtfotografie
Nachtfotografie – Einführung
Die meisten Landschaftsfotos entstehen bei Tageslicht, nur die wenigsten Menschen und Fotografen sind nachtaktiv. Schon allein deshalb ist eine Nachtfotografie etwas Besonderes und zeigt ungewöhnliche Impressionen und Sichtweisen, die den meisten Menschen so verborgen bleiben. Nachtfotografien verbreiten stets auch eine mystische, geheimnisvolle, Stimmung, vermitteln Sehnsucht und Unberührtheit. Nachts kannst du auch künstliche Lichtquellen effektvoll einsetzen und hast die Fotospots meist ganz für dich allein. Nachtfotografie als Spielart der Landschaftsfotografie wird deshalb immer beliebter. Es mag aber auch daran liegen mag, dass es in den letzten Jahren riesige Fortschritte bei den Kamerasensoren gegeben hat. So ist es einem größeren Publikum möglich, mit ganz normalen Kameras und relativ einfacher Ausrüstung großartige Ergebnisse zu erzielen, die früher den Profis vorbehalten waren.
In der Nachtfotografie herrschen gänzlich andere Bedingungen als am Tag vor. Der Hauptunterschied ist natürlich, dass es viel dunkler als am Tag ist. Entscheidend für jede gelungene Nachtaufnahme ist daher die Beachtung bestimmter Einstellungen und eine sorgfältige Vorbereitung.
Der richtige Ort
Nächtliche Lichtphänomene wie Milchstraße oder Polarlichter lassen sich umso besser aufnehmen je dunkler es ist. Ideal ist daher ein Standort mit wenig Lichtverschmutzung, möglichst weit weg von Ortschaften mit ihrer Beleuchtung. Solche Orte findest du zum Beispiel online unter lightpollutionmap.info oder mit der App Dark Sky Map. Nachtfotografie gelingt auch umso besser, je klarer die Luft ist. Besonders gut geeignet sind daher zum Beispiel das Hochgebirge oder Wüsten, zumal dort auch die Lichtemissionen gering sind.
Wichtig für deinen Fotostandort ist ein weiter, freier Blick in die Landschaft und zum Himmel. Auch in der Nacht sollte man schließlich nicht den Bildaufbau vergessen. Das Polarlicht oder die Milchstraße allein machen noch kein gutes Foto, sondern wirken am besten in Verbindung mit einer gelungenen Bildkomposition. Auch die sonstigen Grundregeln für ein ein gelungenes Landschaftsbild solltest du in der Nacht nicht außer acht lassen. Mehr dazu kannst du in meinem einführenden Artikel mit zahlreichen Landschaftsfotografie Tipps nachlesen.
Der richtige Zeitpunkt
Bei deiner Planung solltest du den Stand und die Phase des Monds in berücksichtigen. Am besten sieht man Milchstraße, Sterne und Nordlichter natürlich, wenn der Mond nicht am Himmel steht. Die komplette Dunkelheit hat allerdings den großen Nachteil, dass der Rest deines Bildes kaum zu erkennen sein wird. Neumondnächte oder andere Zeiten ohne Mond sind also nur bedingt für nächtliche Fotoausflüge zu empfehlen. Dasselbe gilt für Vollmondnächte, die andersherum viel zu hell sind.
Ich empfehle dir eine frühe Phase des zunehmenden oder eine späte Phase des abnehmenden Monds. Außerdem sollte der Mond möglichst flach am Himmel stehen. Das Mondlicht ist dann hell genug, um die Landschaft zu beleuchten, ist aber nicht so hell, dass der Himmel überstrahlt wird. Idealerweise suchst du dir also ein Zeitfenster um den Mondaufgang/-untergang.
Sehr hilfreich für diese zeitlichen Planungen sind Smartphone-Apps wie Sun Surveyor, Photopills, PlanIt oder The Photographers Ephemeris. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, lies am besten meinen speziellen Artikel Die besten Fotoapps für Landschaftsfotografie dazu.
Auch der Wettervorhersage solltest du Beachtung schenken. Ideal ist ein klarer, wolkenfreier Himmel, denn der schönste Sternenhimmel nützt nichts, wenn er durch Wolken verdeckt wird.
Am besten bereitest du dir schon vorab eine Auswahl von geeigneten Standorten vor. Idealerweise besuchst du diese schon tagsüber und suchst dir interessante Perspektiven. Dann musst du nachts nicht lange suchen. Je nach aktueller Vorhersage entscheidest du dann situativ, welchen Standort du nachts ansteuerst.
Die richtige Ausrüstung
Wichtig ist, dass der Kamerasensor auch bei einer hohen Empfindlichkeit möglichst rauscharm ist. Insofern sind moderne Spiegelreflex- und Spiegellose Vollformatkameras die beste Wahl. Ebenso wichtig ist ein lichtstarkes Objektiv, dass über eine Anfangsblende von f/2,8 oder größer verfügt. Für Polarlichtfotografie bieten sich vor allem Weitwinkel- oder Fisheye-Objektive an. Dank ihres großen Bildwinkels bekommst du einen weiten Teil des nächtlichen Himmelsspektakels und dazu noch einen Vordergrund auf ein Bild.
Mehr zum Thema erfährst du in meinen Beiträgen zur optimalen Landschaftsfotografie Kamera bzw. über das ideale Landschaftsfotografie Objektiv.
Die lange Belichtungszeit macht die Verwendung eines stabilen Stativs und eines Fernauslösers unbedingt erforderlich.
Sehr praktisch sind auch sogenannte Light Pollution Filter, welche die Lichtverschmutzung durch künstliches Stadt- und Industrielicht effektiv reduzieren und damit für einen natürlicheren Nachthimmel sorgen. Empfehlenswert sind zum Beispiel die Astroklar-Filter von Rollei. Mehr zu diesen Filtern erfährst du in meinem Artikel über Landschaftsfotografie Filter.
Wenn du die Nachtfotografie auf einem hohen Qualitätslevel betreiben willst oder dir vor allem die astronomischen Objekte in deinem Bild wichtig sind, kannst du dir eine sogenannte Nachführung besorgen. Dabei handelt es sich um eine kleine motorisierte Einheit, die deine Kamera synchron zur Sternenbewegung mitführt. Dadurch kompensierst du die Erdrotation in deinem Bild und vermeidest Sternspuren. Dies versetzt dich in die Lage, so lange zu belichten wie du möchtest. Großer Vorteil: du kannst kleine ISO-Werte verwenden, was sonst in der Nachtfotografie nicht möglich ist und musst somit keine Abstriche bei der Bildqualität (Rauschen, Farb- und Detailverlust durch hohe ISO) machen. Durch lange Belichtungszeiten erreichst kannst du Milchstraße & Co. detaillreich und farbenfroh festhalten. Die einfachsten Nachführungen wie zum Beispiel der Vixen Polarie Start Tracker sind schon für einigermaßen kleines Geld erhältlich. Mit einer Nachführung bist du dann auch bestens gerüstet für sogenannte Deep Sky Aufnahmen, bei denen du nahe Ausschnitte des nächtlichen Sternenhimmels (z. B. Sternennebel, Galaxien, Kometen, etc.) zeigst. Diese nimmst du im Gegensatz zu den sonstigen hier vorgestellten Motiven nicht mit dem Weitwinkel, sondern eine lichtstarken und möglichst langen Teleobjektiv auf.
Sonstige Vorbereitungen
Du erkennst den Nachthimmel am besten, wenn deine Augen der Dunkelheit angepasst sind. Deshalb empfiehlt es sich, sich bei guten Bedingungen draußen aufzuhalten. Du kannst auch im Auto, etc. warten, solltest dort aber das Licht auslassen und auch dein Smartphone oder Tablet möglichst nicht nutzen. Aus demselben Grund empfehle ich dir auch, rotes Licht mitzuführen, da dich dieses in der Nacht weniger blendet als normales Licht. Viele Stirn- und Taschenlampen haben dieses deshalb heute eingebaut.
Da du in der Nacht viel mit energiezehrendem Liveview fotografierst solltest du genügend Akkus dabei haben. Bei Kälte trägst du diese am besten am Körper, um eine Entladung zu verhindern.
Du solltest jegliches Licht während der Nachtaufnahme vermeiden, z. B. von Stirn- und Taschenlampe oder deinem Handy. Durch die lange Belichtungszeit und die hohe Sensorempfindlichkeit, reagiert deine Kamera extrem sensibel auf jedes noch so kleine Streulicht. Wenn du auf Nummer Sicher gehen willst, kannst du bei Spiegelreflexkameras außerdem den optischen Sucher verschließen oder abdecken.
Die richtigen Kameraeinstellungen
In der Nachtfotografie sind spezielle Einstellungen an deiner Kamera sind notwendig, die ich dir nachfolgend erkläre.
Blende und Belichtungszeit
Die Blende sollte so weit wie möglich geöffnet werden (z. B. f/2.8). Die sonst in der Landschaftsfotografie gültigen Regeln für die optimale Blendenwahl kannst du in der Nacht vernachlässigen.
Wie lange belichtet werden muss, lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern ist von den Bedingungen vor Ort abhängig. Vor allem das Umgebungslicht (Mondlicht, künstliches Licht von Siedlungen, etc.) hat einen Einfluss. Bei Polarlichtern spielt auch deren Stärke und Bewegung (statisch oder tanzend) eine Rolle.
Wenn Mondlicht vorhanden ist, kann man grob sagen, dass je nach Phase, Richtung und Höhe, die Belichtungszeit meist zwischen 2 und 15 s bei Blende 2,8 und ISO 800 liegt. Wenn Neumond ist, können bei gleichen Einstellungen für den Vordergrund aber auch Belichtungszeiten von deutlich mehr als 30 Sekunden erforderlich werden.
Zu lange Belichtungen sind aber nicht zu empfehlen, da wegen der Erdrotation ab ca. 30 Sekunden die Sterne nicht mehr punktförmig abgebildet werden und sich Sternspuren (Startrails) bilden. Bei tanzenden Polarlichtern verwischt bei zu langer Belichtung die Bewegung, ein paar Sekunden können hier schon zu viel sein
Solltest du trotz offener Blende keine hinreichend kurze Belichtungszeit verwenden können, musst du die Lichtempfindlichkeit des Sensors (ISO) erhöhen. In der Nachtfotografie kannst du bei der ISO-Zahl großzügiger sein als tagsüber. Es ist immer noch besser, das Foto ist verrauscht, als dass es zu dunkel ist, keine Sterne zu erkennen sind oder die Struktur der Polarlichter verwischt. Die meisten Nachtaufnahmen habe ich zwischen 800 und 6.400 ISO fotografiert. Bei modernen Sensoren ist das Rauschen dann noch erträglich und kann später in der Bildbearbeitung entfernt werden.
Die Belichtung solltest du nachts manuell vornehmen, da die Belichtungsmessung der Kamera dann versagt. Denke auch daran, dass die Bilder auf dem Monitor in der Nacht viel heller scheinen, als sie wirklich sind. Prüfe also deine Bilder stets mit dem Histogramm.
Wenn der Vordergrund sehr dunkel ist, könntest du ihn mit künstlichen Lichtquellen aufhellen. Alternativ kannst du auch eine Belichtungsreihe aufnehmen, so dass einmal der dunkle Vordergrund und einmal der Himmel richtig belichtet sind. Wenn es dafür länger als 30 Sekunden bedarf, nutze die Bulb-Funktion deiner Kamera.
Fokussieren
Der Autofokus versagt im Nachteinsatz in aller Regel. Deshalb schalte ihn aus und fokussiere manuell. Dafür suchst du dir einen hellen, weit entfernten Punkt zum Scharfstellen, z. B. Polarstern, Mond oder beleuchtete Bergketten. Prüfe die Einstellungen mit Hilfe der Vergrößerungsfunktion im Liveview. Wenn das nicht möglich ist, kannst du den Fokus auch auf „einfach“ auf unendlich stellen. Dabei solltest du aber beachten, dass die Unendlichkeitsmarkierung des Objektivs (∞) meist nicht dem tatsächlichen Unendlichkeitspunkt entspricht, sondern oft davor oder dahinter liegt. Wenn du dich später nicht über unscharfe Bilder ärgern möchtest, solltest du das bereits tagsüber ausprobieren.
Mit dem RAW-Format erhältst du die optimale Ausgangsbasis für spätere Bildbearbeitung, die bei Nachtaufnahmen obligatorisch ist. Das mit hohen ISO-Zahlen einhergehende Bildrauschen lässt sich so wesentlich besser entfernen und dunkle Bereiche lassen sich besser aufhellen. Solltest du Spitzlichter im Bild haben (bei Polarlichtern häufig), hast du so noch eine Chance, diese wiederherzustellen. Mehr zum RAW-Format erfährst du im Kapitel zur Bildbearbeitung.
Die kamerainterne Rauschunterdrückung sollte ausgeschaltet bleiben. Diese beseitigt zwar sehr effektiv etwaiges Rauschen, indem ein Schwarzbild erzeugt und mit dem eigentlichen Bild verrechnet wird. Aber das dauert einige Zeit und zwar genau so lange, wie die eigentliche Aufnahme belichtet wurde. Diese Zeit hast du aber nachts oft nicht. Polarlichter können zum Beispiel jeden Moment wieder verschwunden sein.
Mond fotografieren
Der Mond sorgt in fast jeder Nacht für die Beleuchtung auf unserer Erde. Umso erstaunlicher, dass kaum Fotos im Mondlicht entstehen. Das ist schade, denn das fade warme Mondlicht ergibt zusammen dem Tiefblau der Nacht ungewöhnliche, mystische Stimmungen.
Mond als Lichtquelle
Bei Mondlicht gelten grundsätzlich dieselben Regeln wie bei Sonnenlicht, egal ob bei Bildkomposition oder Belichtung. Allerdings gibt es auch einige Besonderheiten. So hat die Mondphase einen maßgeblichen Einfluss auf die vorhandene Lichtmenge. Jeder kennt Vollmondnächte, die fast taghell und Neumondnächte, die stockfinster sind. Zwischen den beiden Extremen ist Fotografieren am sinnvollsten. Dabei gilt zu beachten, dass der halbe Mond nicht etwa halb so hell wie der volle ist, sondern tatsächlich nur etwa 11% der Leuchtkraft besitzt.
Ein weiterer Einflussfaktor ist der Mondstand. So wie ein Tag am hellsten ist, wenn die Sonne im Zenit steht, ist die Nacht am hellsten, wenn der Mond den höchsten Stand hat. Ein niedriger Mondstand führt zu geringeren Kontrasten und längeren Schatten und ist daher zu bevorzugen. Einen Unterschied gibt es aber auch hier: die Sonne erreicht immer genau in der Tagesmitte ihren Höchststand. Beim Mond ist diese Zeit hingegen von Tag zu Tag unterschiedlich. Deswegen ist es wichtig, sich auch über Mondaufgang/-untergang zu informieren.
Wenig bekannt ist, dass es auch beim Mond eine Dämmerungsphase gibt, die man wie auch beim Sonnenlicht effektvoll einsetzen kann. So kann man kurz vor Mondaufgang eine abgeschwächte Form des Alpenglühens zum Beispiel an hohen Bergmassiven fotografieren.
Mond als Motiv
Den Mond kannst du nicht nur als Lichtquelle nutzen, sondern natürlich auch als Haupzmotiv in deinem Foto inszenieren. Mit seinen charakteristischen Mondphasen (Mondsichel, etc.) ist er ein spannendes Motiv in jedem Bild. Damit der Mond nicht zu winzig in der Landschaft wirkt, solltest du dann nicht zu weitwinklig fotografieren, sondern engere Bildausschnitte und längere Brennweiten wählen.
Der Mond ist in der Nacht viel heller als der Rest des Bildes. Wenn du nicht nur die Landschaft, sondern auch den Mond mit seinem typischen Aussehen (Mondkrater, etc.) auf dem Bild haben möchtest, musst du eine Belichtungsreihe aufnehmen. Wenn du ihn in der Dämmerung aufnimmst, hast du hingegen meist eine ausgeglichene Belichtung und dazu eine farbige Lichtstimmung.
Eine andere Möglichkeit ist es, den Erdtrabanten als „Mondstern“ zu fotografieren. Hierbei gehst du genauso vor, wie beim Sonnenstern.
Wenn du den Mond als Hauptmotiv formatfüllend ablichten möchtest, brauchst du selbst in tiefer Nacht nur sehr kurze Belichtungszeiten. Ein guter Anhaltspunkt bei Vollmond ist eine Hundertstel Sekunde Belichtungszeit bei mittlerer Blende und ISO 100.
Besonders eindrucksvoll ist der Supermond. Der Durchmesser der Mondscheibe ist dann (scheinbar) bis zu 15% größer als normalerweise. Der Effekt tritt immer dann auf, wenn der Mond der Erde besonders nah kommt (Perigäum), Vollmond ist und dieser tief am Himmel steht (Mondaufgang). Auch um einen Supermond zu fotografieren, wählst du einen näheren Bildausschnitt mit Teleobjektiv und versuchst den Vollmond durch Landschaftselemente einzurahmen oder diese vor ihm zu platzieren. Ein solches Ereignis ist ungefähr alle 14 Monate zu beobachten.
Milchstraße fotografieren
Die Milchstraße ist ein faszinierendes Himmelschauspiel, das viele Menschen in den Städten heute gar nicht mehr kennen. Das Band unserer Heimatgalaxie erstreckt sich als breiter, milchig-heller Streifen über dem Firmament. Von der Südhalbkugel aus steht das helle Zentrum der Milchstraße hoch am Himmel, während man von der Nordhalbkugel eher zum Rand hinblickt. Grundsätzlich fotografiert sich die Milchstraße auf der südlichen Hemisphäre besser. In unseren Breiten ist es entscheidend, den richtigen Zeitpunkt auszuwählen.
Am besten wirkt die Milchstraße, wenn sie horizontal über den Himmel läuft und das farbige, helle Zentrum der Milchstraße zu sehen ist. Ab April ist es erstmalig vollständig sichtbar und steht relativ flach am Himmel, dafür erscheint es aber erst spät. In den Sommermonaten lässt sich das Zentrum am besten erkennen. Allerdings steht das Band dann zunehmend steiler am Himmel und lässt sich damit schlechter fotografieren. Hinzu kommt, dass es in Sommernächten kaum richtig dunkel wird. Im Winter ist es zwar schön dunkel, jedoch rutscht das Zentrum nachts komplett hinter den Horizont. Daher bevorzuge ich in unseren Breiten das späte Frühjahr/Frühsommer.
Polarlichter fotografieren
Wie Fabelwesen erscheinen Sie grell am nächtlichen Firmament: Polarlichter sind zweifelsohne eines der spektakulärsten Motive für Landschaftsfotografen. Die mysteriösen Leuchterscheinungen faszinieren die Menschheit seit Jahrtausenden und sind in den letzten Jahren ein beliebtes Fotoobjekt in der Nachtfotografie geworden. Da es hier noch einige weitere Besonderheiten zu beachten gibt, habe ich der Polarlichtfotografie einen eigenen Artikel gewidmet.
Leuchtende Nachtwolken fotografieren
Leuchtende Nachtwolken (auch noctilucent clouds oder NLC) sind ein atmosphärisches Phänomen, dass bisweilen mit Polarlichtern verwechselt wird. Das Himmelschauspiel kommt regelmäßig auch in unseren Breiten vor. Trotzdem haben es nur die wenigsten Menschen je gesehen. Die faszinierenden Eiswolken an der Grenze zum Weltall schimmern perlmuttartig und sind silbrig-blau. Da sie das Restlicht der Dämmerung und das künstliche Licht von Städten reflektieren, können sie aber auch in bunten Farben strahlen. Eine zuverlässige Vorhersage ist bislang noch nicht möglich. Die besten Chancen zur Sichtung bieten sich aber in hellen Sommernächten (Juni, Juli) gegen Mitternacht am Nordhimmel.
Kreative Nachtfotografie
Du hast deine gewünschten Motive im Kasten und die Nacht ist noch lang? Dann ist es Zeit, deiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Du könntest andere Menschen oder dich selbst in das Bild einbauen. Oder du versuchst dich in Lichtmalerei mit künstlichen Lichtquellen. Beispielsweise könntest du mit deiner Taschenlampe Landschaftsdetails in deiner Nähe akzentuieren. Schau dich einfach um, bestimmt findest du etwas, dass du effektvoll in Szene setzen kannst. Vermeide aber kalte, blaustichige Lichtquellen wie zum Beispiel die normale LED-Lenser. Dieses Licht sieht auf deinem Bild extrem unnatürlich aus. Besser ist es, neutrale oder warme Lichtquellen einzusetzen. Entweder du schaust gezielt nach entsprechenden LED-Lampen oder du verwendest gleich Xenon-Leuchten.
Die zehn besten Tipps zur Nachtfotografie
- Verwende lichtstarke Weitwinkel-Objektive und rauscharme Kameras.
- Leg dir einen Light Pollution Filter zu.
- Suche dir einen passenden Ort mit wenig Lichtverschmutzung.
- Scoute tagsüber Standorte.
- Achte auf die ideale Zeit für dein Himmelschauspiel.
- Nutze Lichtplanungsapps.
- Wähle die richtigen Einstellungen für die Nachtfotografie.
- Vergiss den Bildaufbau nicht.
- Achte auf die jeweiligen Erfordernisse der nächtlichen Himmelsschauspiele
- Genieße den Nachthimmel auch mal einfach so.
Klasse Aufnahmen!
Allerdings, das Statement „In kalten Nächten, vor allem im Winter, solltest du deine Fotoausrüstung rechtzeitig im Freien platzieren…“ – würde ich so nicht unterschreiben. In kalten Nächten besteht eher die Gefahr, dass die Linse vorne zufriert (gefrorener Tau), wenn die Ausrüstung zulange draußen bleibt und bei sternklarem Himmel deutlich unter die Lufttemperatur abkühlt. Abhilfe schafft hier eine Objektivheizung.
Gruß vom Bodensee
Rainer
Hallo Rainer, vielen Dank für dein nettes Feedback und deinen absolut richtigen Hinweis. Tatsächlich hatte ich das verdreht, natürlich bildet sich Kondenswasser beim Wechsel von kalt zu warm. Ich habe es gleich korrigiert. Besten Dank auch für deinen Tipp mit der Objektivheizung für die Leser! Liebe Grüße, David