In Karaganda, inmitten der großen Steppe Sary Arka, faltet sich das bizarre Gebirgsmassiv Bektau Ata wie eine steinerne Insel aus dem Nichts auf.
Wenn man die Kupferstadt Balchasch und den gleichnamigen See nach Norden verlässt, sieht man die eigentümlich abgerundeten Berge schon in weiter Ferne, obwohl sie noch gut 70 Kilometer entfernt sind. Erst wenn man näher kommt, erkennt man das ganz besondere Aussehen des nur wenige Quadratkilometer großen Areals.
Wenn dieses Minigebirge nicht schon „Berge des alten weisen Mannes“ (die Übersetzung von Bektau Ata) hieße, man könnte es auch als „pancake rocks“ betiteln, denn die hellen Granitformationen sehen aus, als hätte man tausende steinerne Pfannkuchen übereinander gestapelt. Der Charakter einer Mondkulisse wird noch verstärkt durch unzählige kleine Becken, die an Meteoriten-Krater erinnern. Besonders in der Dämmerung, wenn die Abendsonne den Granit in Rosa- und Purpurtönen zum Leuchten bringt und die Becken plastisch hervortreten, wähnt man sich einmal mehr auf einem anderen Planeten.
Als wir in Richtung Bektau Ata aufbrachen, wünschte ich mir Regen. Wenigstens bis wir dort ankämen. Warum bitte, fragten meine Begleiter, ich mir schlechtes Wetter wünschen würde. Ganz einfach. Wenn es regnet, laufen die Granitbecken mit Wasser voll, wovon ich mir bei Dämmerung und mit etwas Wind grandiose Reflektions- und Bewegungseffekte in der ohnehin surrealen Landschaft versprach. Leider erfüllte sich zumindest dieser Wunsch nicht im Geringsten, es herrschte typisches kasachisches Septemberwetter: strahlender Sonnenschein! Die Becken waren mehr als ausgetrocknet. Meine gewünschte Foto-Idee konnte ich also nicht umsetzen. Aber so ist das nun einmal mit Naturfotografie, die Natur ist eben kein Wunschkonzert.
Durch ihre abgerundete Form wirken die Berge hier weniger hoch, als sie tatsächlich sind. Die höchste Erhebung hier ist immerhin gut 1.400 Meter hoch (und damit mehr 200 Meter höher als zum Beispiel der Brocken) und in einer Tageswanderung nur mühsam zu erreichen. Auf Grund der gestapelten Struktur geht man wie auf natürlichen, etwas schrägen Treppen nach oben, was die Wanderung leicht macht, wenn es trocken ist. Zumindest hier kam mir das Altweibersommerwetter zugute! Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es hier auf Grund des fehlendes Waldes fast keinen Schatten gibt. Auf dem Weg gibt es neben atemberaubenden Ausblicken auch Höhlen zu entdecken.