Die Wachau verzückt ihre Gäste als eine romantisch anmutende Weinregion in Niederösterreich. Nur eine kurzweilige Fahrtstunde von Wien oder Linz entfernt, windet sich hier eine reizvolle Berglandschaft sanft an der Donau entlang. Die Wachau steht als Weltkulturerbestätte unter dem Schutz der UNESCO und gilt zurecht als eines der schönsten Flusstäler Europas. Und in der Tat, eine anheimelnde Märchenwelt eröffnet sich hier dem Besucher.
Liebliche Auenwälder kontrastieren mit steilen Felsterrassen, die ein harmonisches Bild in unzähligen Grünnuancen malen. Mittelalterliche Städtchen wie Dürnstein, Spitz oder Weißenkirchen, in denen die Zeit stehen geblieben scheint. Sonnenverwöhnte, sanfte Weinberge aus denen sich schroffe Sandsteintürme erheben. Dutzende verwittertete Burgruinen, die spannende Geschichten aus der bewegten Vergangenheit zu erzählen wissen. Etwa vom sagenumwobenen König Richard Löwenherz, der monatelang in den Verliesen der Burg zu Dürnstein gefangen war, bis ihn schließlich sein mutiger Knappe befreite.
Der Zauber setzt sich fort in den hoch über der Donau thronenden Stiften, wie Melk oder Göttweig, die wie eh und je in barockem Glanz erstrahlen. Oder in den eigentümlichen Kirchenbauten, die mit ihren seltsam pastellenen Farben und den reich verzierten Zwiebeltürmen ihren Teil zum Liebreiz der Region beitragen.
Die Wachau hat schon immer die Bohème angezogen. Inspiriert vor allem von den Licht- und Farbstimmungen, die sich hier intensiv darbieten. Eindrucksvoll das satte Gelbggrün der Weinterassen im Sommer oder das feurige Farbenmeer, das im Herbst die Hügel überschwemmt. Der sanfte Schleier, der zur Zeit der Marillen- und Mandelblüte die bergige Landschaft in einen roséfarbenen Teppich einwebt. Das Glühen der Wolkenschwaden, die sich allabendlich wabbernd zum Nachtgruß über das Tal legen. So ist die Wachau schon lange eine inspirierende Quelle für Maler und Künstler. Auch so mancher Literat fand hier Anregungen für seine Werke. Kein Geringerer als Umberto Eco verfasste hier seinen Bestseller „Der Name der Rose“. Wie zum Dank beginnt und endet dieser Klassiker der Weltliteratur dann auch in der Wachau.
Galt die Region lange als Geheimtipp für Künstler und Naturfreunde, war diese Ära spätestens vorbei, als in den 1950er Jahren ebenso kitschige, wie schön anzusehende Heimatfilme hier gedreht wurden. Unvergessene Schnulzen wie der „Hofrat Geiger“ mit Hans Moser flimmerten über die ersten europäischen Fernsehröhren und machten die Region weithin bekannt.
Heute ist die Wachau vor allem auch ein beliebter Treffpunkt für Connaisseure und Genießer aus aller Welt. Zu allererst wissen sie den charaktervollen Wein zu schätzen, dessen Anbau hier eine lange Tradition hat. Bereits die Kelten und Römer wussten das hiesige milde Klima zu nutzen und kultivierten die edlen Trauben. Heute gehören die fruchtigen Tropfen aus der Wachau zum Besten, was die österreichische Winzerlandkarte zu bieten hat. Die Weine der Region, allem voran der Grüne Veltliner (der Lieblingswein des Autors übrigens) und der Welsch-Riesling, werden regelmäßig auch bei internationalen Verkostungen prämiert.
Gepflegte Weinkultur kann man dann auch allerorten, etwa in einem der unzähligen Heurigenlokale, den Buschenschänken der Winzer oder – etwas stilvoller – in einem der vielen noblen Haubenrestaurants genießen. Ist man einmal eingekehrt sollte man sich auch die anderen regionalen Spezialitäten nicht entgehen lassen. Das herzhafte Wachau-Laberl zum Beispiel. Vor allem aber die berühmten Marillenleckereien, die das süße Aushängeschild der Wachau sind. Die einheimische Aprikose ist in allerlei kulinarischen Variationen, vom Marillenknödel über den Strudel bis zum köstlichen Obstbrand als Digestif in jedem Fall eine kalorienreiche Versuchung wert.
Um den Urlaub in der Wachau gemütlich ausklingen zu lassen, ist es übrigens eine gute Idee, das Donauschiff nach Wien zu nehmen. So jedenfalls habe ich es gemacht und bei einem guten Veltliner in der Imagebroschüre der Region geschmökert: „Die Wachau, das ist ein Achterl und ein Vierterl, Jodeln und Backhendl. Dirndl und Goldhauben. Ausflugsdampfer und heitere Gemütlichkeit. Alles richtig und genauso falsch. “ Besser kann man es nicht beschreiben. In diesem Sinne: Bis boid amoi!