Nach einer alten Maori-Legende hatte der Gott Maui eines Tages das Glück, einen riesigen Fisch aus dem Meer zu ziehen. Der Schwanz legte sich im Norden ab und der Kopf des Fisches im Süden rund um das heutige Wellington. Betrachtet man die Nordinsel auf einer (schräg gehaltenen) Landkarte wird man feststellen, dass diese Metapher der Maori gar nicht so weit hergeholt ist. Und sogar einen Funken vorausschauender Weisheit enthält. Ist doch Wellington heute tatsächlich der politische und kulturelle „Kopf“, eben die Hauptstadt, Neuseelands.
Beschauliche Hauptstadt nicht für Fönfrisuren
A propos Kopf: Wellington ist definitiv keine Stadt für Fönfrisurenträger. Auf Grund der exponierten Lage auf der südlichsten Landspitze der Nordinsel ist die Kapitale für ihre stürmischen Böen berühmt geworden. Besonders im Südwinter gesellen sich dann noch die berüchtigten Roaring Forties, bretternde Westwinddrifte um den 40. Breitengrad, dazu. Ihrem Beinamen als „The Windy City“ macht Wellington deshalb regelmäßig alle Ehre.
Von den windzersausten Haaren einmal abgesehen, sind es gerade die geographischen Gegebenheiten, die den besonderen Reiz Wellingtons ausmachen. Malerisch gelegen an mehreren Naturhäfen, erbaut auf unzähligen grünen Hügeln, im Hinterland das sich steile erhebende Mittelgebirge. Nördlich der Stadt schließt sich die Kapitia-Coast mit ihren natürlichen weißen Stränden an, im Osten erheben sich in Richtung Napier die Weinberge der Wairarapa-Region.
Durch seine Lage direkt an der Cook Strait ist Wellington auch das Tor zur Südinsel. Bei gutem Wetter sind die sanften, fjordartigen Hügel der Marlborough Sounds auf der anderen Seite ein großartiger Anblick. Bei klarer Sicht kann man in der Ferne sogar die schneebedeckten Gipfel der Kaikoura Ranges erkennen.
Wellington ist mit gerade einmal 180.000 Einwohnern im Innenstadtgebiet eine der beschaulichsten Hauptstädte dieser Erde. Wenngleich Wellington damit wesentlich kleiner als Auckland ist, braucht sich die Hauptstadt in Sachen Kultur, Lifestyle und Sehenswürdigkeiten nicht hinter der ewigen Konkurrentin zu verstecken.
Polynesische Kultur trifft auf moderne Architektur und Strand
Davon kann man sich zuerst am Civic Square überzeugen, der sich als Ausgangspunkt für gemütliche Stadtrundgänge zu Fuß anbietet und direkt hinter der Touristeninformation beginnt. Der bunt gepflasterte Platz ist von farbenfrohen Gebäuden und stilisierten Nikaupalmen gesäumt. Im Hintergrund erheben sich die futuristischen Glasfassaden der Skyline. Über dem Platz schwebt ein stählerner Globus, dessen Kontinente aus den nachgebildeten Blättern der einheimischen Farnarten bestehen.
Überhaupt ist die Gegend auffallend reich an Straßenkunst, ob im sich anschließenden Frank Kitts Park oder entlang der hölzernen Brücke, die direkt in das beschauliche Hafenviertel führt. Vor der Kulisse der blau schimmernden Wassers bilden hier historische und moderne Gebäude eine harmonische Symbiose. Das Circa-Theater, die neuseelänische Börse NZX, die Old Town Hall oder das Michael Fowler Center. Und so ist es durchaus ein Vergnügen, entlang der Promenade des Queens Wharf zu flanieren oder in einem der vielen maritimen Restaurants das hauptstädtische Treiben zu beobachten.
Den Mittelpunkt des Hafens bildet zweifelsohne das Te Papa Tongarewa, das hochgelobte Nationalmuseum Neuseelands. Neben seinen zahlreichen, zeitgemäß dargebotenen Exponaten ist auch seine Architektur bemerkenswert. Das Gebäude wird durch eine graue Mauer durchschnitten, die Wellingtons Lage inmitten einer geologischen Störungszone symbolisieren soll. Auf Grund dieses Umstands hat es in Wellington immer wieder schwere Erdbeben gegeben. Östlich des Museums lädt der ebenso hübsche wie beliebte Strand an der Oriental Bay zum Relaxen ein. Eine urbane Oase für Sonnenanbeter und Erholungssuchende inmitten der Hauptstadt.
Im Regierungsviertel findet sich mit dem Beehive hingegen ein weitere architektonische Attraktion. Der Sitz des neuseeländisches Premierministers und verschiedener Ministerien verdankt seinen Namen der eigenwilligen, an einen Bienenkorb erinnernden, Form. Diese soll die Abgeordneten wohl dazu anregen, stets bienenfleißig ihren Amtsgeschäften nachzugehen. Ein Kontrast dazu bilden die historischen Regierungsgebäude wie das Old Government House, das zweitgrößte Holzgebäude der Welt oder die rosafarbene Fassade der neogotischen Parliamentary Library.
Wahrzeichen Cable Car
Unweit des Regierungsviertels befindet sich der Eingang zum Cable Car. Eine Fahrt mit der Seilbahn ist ein absolutes Must-Do jedes Wellington-Aufenthalts. „Wenn man mit dem Cable Car die Hügel erklimmt, versteht man, warum Wellington oft mit San Francisco verglichen wird.“, heißt es im Reiseführer. Der höchste Punkt über der Stadt wartet mit einem fantastischer Ausblick auf die Metropole, den Hafen und Wellingtons Umland auf. Um wieder in die Downtown zu bekommen bietet sich ein Spaziergang durch die weiträumigen Parkanlagen des Botanischen Garten mit seinen vielen endemischen Pflanzen an. Man gelangt schließlich durch den historischen Stadtteil Thorndon mit seinen viktorianischen Villen und kommt über einen kleinen Uweg auch am Geburtsthaus Katherine Mansfields vorbei.
Wieder unten angekommen kann man sich auf der zentralen Einkaufsmeile Lambton Quay ausgiebigen Shoppingerlebnissen hingeben. Entlang der Küstenlinie reihen sich hier in historischen Arkaden die Flagstores der internationalen Fashionketten aneinander. Ausgefallene Haute Couture und originelle Souvenirs abseits des Mainstreams findet man hingegen eher im Szeneviertel entlang der Courtney und der Cuba Street. Hier kann man den Tag in einem der unzähligen Restaurants, den belebten Pubs oder den angesagten Clubs ausklingen lassen