Künstliche Intelligenz ist spätestens seit dem Hype um ChatGPT in aller Munde und auch in der Fotografie gerade ein Megatrend. Doch wie genau kann die KI uns Fotografen unterstützen? Und hilft sie uns wirklich, bessere Bilder zu erschaffen? Macht sie uns Fotografen in Zukunft vielleicht sogar überflüssig?
Inhaltsverzeichnis
- Künstliche Intelligenz – Fluch oder Segen für die Fotografie?
- Was bringt Künstliche Intelligenz in der Fotografie?
- Künstliche Intelligenz beim Fotografieren
- Künstliche Intelligenz bei der Bildbearbeitung
- Künstliche Intelligenz in der Bildverwaltung
- Künstliche Intelligenz beim Erschaffen fotorealistischer Bilder
- Ersetzt die Künstliche Intelligenz die Fotografie in der Zukunft?
Künstliche Intelligenz – Fluch oder Segen für die Fotografie?
Um eines gleich vorwegzunehmen: nein, dieser Text wurde nicht von einer Künstlichen Intelligenz („KI“ oder auch „AI“ für engl. „Artificial Intelligence“) geschrieben, sondern selbstverständlich von mir selbst. Auch wenn spätestens seit diesem Jahr ein riesiger Hype darum entstanden sind. Ganz klar, das Zukunftsthema KI lässt niemanden kalt und macht natürlich auch vor der Fotoszene nicht Halt. Die Social Media Walls sind seit Monaten voll mit KI-generierten Bildern. Intensive Diskussionen über Ethik, Sinn und Unsinn werden geführt, die Meinungen reichen von euphorisch bis dystopisch.
Die einen loben überschwänglich die Errungenschaften, welche die Künstliche Intelligenz auch der Kreativwelt bringen soll. Andere proben schon den Abgesang auf die Fotografie und anderer Genres. Macht die Künstliche Intelligenz uns Fotografen bald völlig überflüssig und führt gar zum Aussterben kreativer Berufe? Auch ich wurde schon oft gefragt, was ich als Profifotograf eigentlich von dieser Entwicklung halte. Und ich sage passend zur Fotografie: es gibt wie überall im Leben Licht und Schatten. Schauen wir uns also Chance und Risiken heute einmal ausführlich an:
Was bringt Künstliche Intelligenz in der Fotografie?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir erst einmal klären, was Künstliche Intelligenz eigentlich sein soll. Man versteht darunter die Fähigkeit eines Nicht-Lebewesens, also einer „Maschine“ wie zum Beispiel der Kamera, diese „intelligent zu machen“, sie also mit einer eigentlich menschlichen Eigenschaft auszustatten. Intelligenz ist die Fähigkeit, reflektiert und vorausschauend auf äußere Einflüsse reagieren zu können. Dazu gehört auch, Sinneseindrücke und Informationen aufzunehmen, zu verstehen, zu verarbeiten, als Wissen zu speichern, um auf dieser Basis dann Probleme in der Echtwelt zu lösen und Ziele zu erreichen.
Spannend ist nun, welche Probleme von uns Fotografen dank KI gelöst werden bzw. welche Ziele erreicht werden können. Aus meiner Sicht gibt es vier wesentliche Felder, in den Künstliche Intelligenz in der Fotografie bzw. für uns Fotografen zum Einsatz kommen kann und zwar
1. beim Fotografieren selbst,
2. bei der Bildbearbeitung,
3. bei der Bildverwaltung und
4. beim Neuerschaffen virtueller Bilder.
Das gehen wir jetzt mal der Reihe nach durch:
Künstliche Intelligenz beim Fotografieren
KI-basierte Kameraautomatiken
Auch wenn über seit diesem Jahr über Künstliche Intelligenz soviel gesprochen wird wie nie zuvor, ist sie keineswegs ganz neu. Vielmehr hält die KI schon seit Jahren Einzug in unser Leben, von der Waschmaschine über persönliche Assistenten (Siri, Alexa und Co.) bis eben hin zur Digitalkamera. Denke nur an all die Automatiken in deiner Kamera, von Programmautomatik und automatischer Belichtungsmessung über Autofokusmessfeldsteuerung bis hin zu Motiverkennungsprogrammen. All diese haben mehr oder weniger schon heute mit Künstlicher Intelligenz zu tun.
Diese Features funktionieren meist so, dass die Kamera das aufzunehmende Motiv mittels Künstlicher Intelligenz analysiert und dann mit einer internen Datenbank abgleicht. Es werden dann Einstellungen gewählt, von denen die KI „glaubt“, dass sie passend seien, weil sie das eben in der Vergangenheit auch waren. Dem Fotografen wird also die Entscheidung über die richtigen Settings abgenommen.
Das kann durchaus hilfreich sein, gerade für Anfänger, die mit fotografischen Parametern nicht vertraut sind. Zum Ende delegierst du mit dem Einschalten der Vollautomatik aber auch die Kontrolle an die Kamera und gibst damit deine eigene Kreativität und deine Einflussnahme aufs Bild ab. So stellt die KI vielleicht auf Objekte in deinem Bild scharf, die für dich selbst gar nicht das Hauptmotiv sind. Dieses ist dann vielleicht unscharf. Oder das Bild ist zwar in den meisten Bereichen richtig belichtet, aber helle Bildbereiche haben keine Zeichnung mehr oder das Bild hat nicht die Stimmung, die dir eigentlich vorschwebt. Woher soll die KI auch wissen, was du dir vorstellst, was dir wichtig ist? Sie kann zwar schon vieles, aber eben (noch) keine Gedanken lesen.
Ich selbst halte es deshalb so, dass ich die KI-Automatiken zwar bisweilen unterstützend einschalte, aber das finale Bildergebnis immer selbst steuere. Es kommt als auf das richtige Maß an. Unterstützung ja, Übernahme nein.
Fotoassistenten als externe Kamera-Gadgets
Neben den Automatiken in der Kamera selbst, versprechen auch externe Assistenz-Geräte, die mit der Kamera verbunden werden, bessere Bilder mittels KI. Diese funktionieren so ähnlich wie die kamerainternen Automatiken, sind nur noch wesentlich ausgefeilter. Sie werten die Messdaten der Kamera aus, gleichen sie wieder mit einer internen Datenbank mit zigtausenden bereits gemachten Motiven ab, versuchen zu antizipieren, wie ein Szenerie in einer bestimmten Lichtstimmung wohl am besten zu fotografieren sei. So ermittelt die KI die idealen Einstellungen für ein Foto. Diese übergibt sie dann sozusagen stellvertretend für den Fotografen an die Kamera. Dabei werden auch spezielle Anwendungsfälle abgedeckt, von der Erstellung von Nachtaufnahmen der Milchstraße über Gigapanoramen bis hin zu Langzeitbelichtungen von öffentlichen Plätzen, bei denen man die auf dem Bild störenden Menschen verschwinden lassen kann. Am bekanntesten sind sicherlich die Geräte von Arsenal. Die kleine schwarze Box verbindest du mit deiner Kamera und steuerst die zugehörige Software dann via Smartphone App.
Fotoapps mit KI-Unterstützung
A propos Fotoapps, auch hier hält der KI-Trend mittlerweile Einzug. Die meisten Apps beschäftigen sich bisher vorrangig damit, mit dem Smartphone aufgenommene Bilder zu bearbeiten, zum Beispiel mit Filtern zu verfremden. Zum Beispiel könnte man aus seinem Selfie ein Bild im Vintage-, Pop Art- oder Vincent van Gogh-Style erstellen lassen. Oder sich zeigen lassen, wie man in 30 Jahren aussehen wird. Die Range reicht von spannend über Spielerei bis hilfreich. In letztere Kategorie würde ich auch Apps einordnen, die so ähnlich funktionieren wie oben benannte Fotoassistenten, nur ohne externe Hardware. Ein Beispiel ist die App NeuralCam. Was es derzeit meines Wissens noch nicht gibt, ich mir aber gut vorstellen könnte, sind KI-Funktionen in Fotoapps, die uns beim Finden optimaler Fotozeiten- und Ort unterstützen. Man könnte zum Beispiel der App sagen: ich möchte mal Burg Eltz mit Bodennebel und Milchstraße fotografieren. Sag mir bitte Bescheid, wann ich hinfahren kann. Und wenn die KI dann erkennt, dass an Tag xy die optimalen Bedingungen für mein Wunschmotiv vorliegen, setzt sie mir einen Alarm ab.
Künstliche Intelligenz bei der Bildbearbeitung
Auch in der Bildbearbeitung ist die Künstliche Intelligenz längst angekommen. Es gibt sogar einige Programme, die explizit die KI-Unterstützung bewerben, etwa Luminar Neo. Aber auch Klassiker wie Adobe Lightroom oder Photoshop und andere nutzen bereits die KI, mal mehr, mal weniger offensichtlich.
Automatische Verbesserung der Bildqualität
Die KI kann zunächst ganz generell dazu verwendet werden, die Fotos vollständig automatisiert bearbeiten zu lassen, ohne dafür lange Zeit zu brauchen oder sich überhaupt mit der Bildbearbeitung auskennen zu müssen. Die KI-Algorithmen analysieren dafür zunächst das Fotos und optimieren dieses dann in sämtlichen Belangen, von der Belichtung über die Schärfe bis hin zu perspektivischen Korrektur. Im Extremfall übergibst du einfach deine RAW-Datei an die KI, machst einen Knopfdruck und Sekunden später ist das Bild auch schon final. Kann man machen, muss man aber nicht. Sicherlich wird das KI-bearbeitete Bild schon mal besser aussehen, als die Rohdatei. Aber besser heißt nicht gut. Weder kannst du deine Vision und deinen eigenen Stil mit einbringen, noch hast du großartig die Chance, Einfluss zu nehmen. Die meisten Fotografen werden deshalb – ähnlich wie beim Fotografieren – die KInicht die gesamte Bearbeitung übernehmen lassen, sondern nur für einzelne Prozesschritte oder Spezialaufgaben einsetzen. Ich jedenfalls handhabe das so.
Zeitersparnis durch Automatisierung von Prozessen
Die KI kann etwa dazu genutzt werden, arbeits- und zeitaufwändige oder lästige Aufgaben in der Bildbearbeitung zu automatisieren und per Knopfdruck für uns erledigen. Ich setze die KI in der Bildbearbeitung zum Beispiel gern für das Entfernen von Staub- und Sensorflecken ein. Wer die unbeliebten dunklen Punkte schon jemals auf seinen eigenen Fotos retuschiert hat, weiß, wie nervig das ist. Erst muss ich die vielen kleinen Spots aufwendig lokalisieren und dann dutzende Male das friemelige Stempelwerkzeug bemühen. Dabei muss ich auch darauf achten, dass die Retusche nicht auffällt, ich also passende Areale zum Austauschen finde und auch wirklich alle störenden Spots erwische. Eine echte Sysyphus-Arbeit. Bei Luminar Neo (als Beispiel) tätige ich einen Klick und KI sei Dank sind in 2 Sekunden alle Flecken vollständig verschwunden. Das funktioniert perfekt und ist eine echte Arbeitserleichterung.
Selektivere und genauere Bildbearbeitung
Auch nutze ich die KI gern, um bestimmte Objekte im Bild zu maskieren, um sie dann selektiv zu bearbeiten. Ohne KI müsste ich das aufwendig mit dem Pinsel, Lasso, etc. selbst machen und es gelänge mir wahrscheinlich weniger exakt als der KI. Hier stellt eine gute KI in der Tat eine enorme Erleichterung dar und leistet gute Dienste. Die KI-basierte Objekterkennung identifiziert automatisch bestimmte Elemente in einem Bild, wie beispielsweise Himmel, Berge, Bäume, Wasser, Tiere oder Menschen. Dadurch kann man nun sehr präzise selektive Änderungen an diesen Elementen in einem Bild vornehmen. Die aufwendige und oft nicht präzise manuelle Maskierung durch den Fotografen entfällt.
Genauso kann man damit auch Elemente im Bild einfach und schnell freistellen, z. B. einen Menschen oder einen Baum.
Auch ermöglicht es die Objekterkennung, ungewünschte Elemente im Bild effizient zu entfernen, etwa störende Stromleitungen oder sonstige Zeugen der Zivilisation in der Landschaft oder auch den kompletten Hintergrund.
Die künstliche Intelligenz wird oftmals präzisere Ergebnisse als wir Menschen bewirken. Das ist so ähnlich wie beim Autofokus an der Kamera, der meist auch bessere Ergebnisse beim Scharfstellen erzielt als der Fotograf, der manuell fokussiert.
Composings und Augmented Reality
Genau andersherum können mittels KI auch Objekte hinzugefügt werden, die eigentlich gar nicht Teil des Originalfotos waren, aber das Foto spannender machen können. Von dramatischen Vögelschwärmen am Abendhimmel über effektvolle Sonnenstrahlen bis hin zur romantischen Mondsichel. Man erhält so quasi ein Augmented Reality Foto, bei dem Realität und Künstliches verwischen. Dank der KI sieht all das trotzdem realistisch aus, so dass man im besten Falle den Fake gar nicht erkennt.
Eine besonders spannende Funktion ist die „generative Füllung“, die Adobe erst kürzlich im Rahmen von „Firefly“ als Betaversion für Photoshop gelauncht hat. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung der altbekannten inhaltsbasierten Füllung, mit der man bisher zum Beispiel unliebige Objekte aus dem Foto entfernen konnte und den entstehenden Leerraum dann kontextsensitiv füllen konnte. Neu ist, dass du mit der Funktion kommunizieren, genauer ihr Befehle (prompts) erteilen kannst. Angenommen, du nimmst ein Selfie von dir vor einer beeindruckenden Landschaft auf. Allerdings hast du eine schwarze Jacke angehabt, die irgendwie auf dem Foto ziemlich langweilig wirkt und kaum mit dem Hintergrund kontrastiert. Also sagst du der generativen KI, mach daraus eine stylish neongelbe Outdoorjacke. Und schwupp, wenige Sekunden später bist du auf deinem Foto in genau diese gehüllt. Oder doch lieber das lässige Denim-Jacket? Auch kein Problem. Wenn du dann noch der Meinung bist, für den richtigen Adventurelook wäre es doch nice, wenn du auch noch einen Trekking-Rucksack aufhättest, teilst du auch das Firefly mit. Und kurze Zeit später landet auch dieser auf deinem Rücken. Das Straßenschild am Wegesrand nervt, aber ein einsames Schaf in den Bergen wäre stattdessen toll. Sag es der KI und das eine verschwindet und das andere kommt wie von Zauberhand dazu. Es ist schon magisch und nahezu beängstigend, wie gut das funktioniert.
Die KI kann auch verwendet werden, um Composings aus mehreren Bildern zu erstellen. Zum Beispiel könnte man den Himmel aus einem Foto in ein anderes Bild übertragen und zwar so, dass es trotzdem authentisch aussieht. Auch kann man Bilder miteinander zu mischen und überlagern, vielleicht am ehesten vergleichbar mit einer Doppelbelichtung in der Kamera.
Künstlerische Effekte und Looks mit Künstlicher Intelligenz in der Fotografie
KI-basierte Filter können verwendet werden, um bestimmte künstlerische Effekte zu erzielen. Zum Beispiel kann man auf Knopfdruck Bilder gekonnt in Schwarzweiß umwandeln oder sie mit bestimmten Looks versehen, von Vintage- und Kino-Look bis hin zu malerischen Stilen.
Künstliche Intelligenz in der Bildverwaltung
Auch bei der Organisation und Verwaltung von Bildern kann die KI gute Dienste leisten. Sie erkennt zum Beispiel bestimmte Motive, Personen oder Farben. Wenn du wie ich eine riesengroße Bildsammlung mit hunderttausenden Fotos hast, kann das durchaus viel Zeit sparen, wenn du nach bestimmten Bildern suchst. Statt stundenlang dein Archiv zu durchgraben, könntest du dir mit der KI zum Beispiel unter zigtausenden Bildern der letzten Jahre alle anzeigen lassen, die Schatzi am Strand zeigen. Und zwar in Sekunden.
Solche ein Feature findest du zum Beispiel in Adobe Lightroom im Bibliotheksmodul oder auch bei Apple Photos.
Künstliche Intelligenz beim Erschaffen fotorealistischer Bilder
Eine gänzlich andere Facette – und vor allem über diese wurde in letzter Zeit gesprochen – sind künstlich und vollständig mittels KI generierte Bilder. Das allerdings hat mit Fotografie rein gar nichts mehr zu tun, sondern ist eher unter Digitalkunst oder Grafikdesign einzuordnen. Man spricht dann von CGI (Computer-Generated Imagery). Ein Ausgangsfoto braucht es dann gar nicht mehr unbedingt. Stattdessen gibt man der KI nur einige Informationen, wie das „virtuelle Foto“ aussehen und was es beinhalten soll. Man interagiert also mit der Künstlichen Intelligenz, stellt ihr mittels sogenannten Prompts Aufgaben, deren Ergebnisse man immer weiter verfeinern kann. Die KI lernt durch mein eigenes Feedback und das von Millionen anderer Menschen stetig hinzu und wird dabei immer besser. Das nennt man auch Machine Learning oder Deep Learning.
Für derartige Renderings kommt dann auch eher Spezialsoftware zum Einsatz wie Midjourney oder DALL-E 2 von OpenAI, den Machern von ChatGPT. Neuerdings bietet auch Adobe Photoshop ein Feature namens Firefly an, dass ich oben schon beschrieben habe und mit dem unter anderem komplett neue Bilder per Textbefehl generiert werden können.
Ein Beispiel siehst du oben beim Titelbild, dass ich mit Midjourney erstellt habe. Ich habe die KI gebeten, dass sie mich selbst fotografierend auf Stativ in einer verschneiten Berglandschaft bei Sonnenuntergang generieren soll und das Bild möglichst fotorealistisch sein soll. Das Ergebnis kannst du oben sehen und selbst entscheiden. Ich finde, die KI-Kreation sieht durchaus spannend und ästhetisch aus, aber alles andere als fotorealistisch.
Übrigens ist auch das Thema CGI keinesfalls ganz neu, sondern wird gerade in der Werbefotografie schon seit vielen Jahren verwendet, etwa für Bilder von Werbekampagnen zum Beispiel für die Autoindustrie. Dort ist es nämlich oft zu teuer, sein neues Automodell oder sonstige Produkte am anderen Ende der Welt aufzunehmen. Die Bilder, die man in Werbeanzeigen sieht, sind oftmals eine Verschmelzung von echter Fotografie und virtuell erschaffenen Welten.
Ersetzt die Künstliche Intelligenz die Fotografie in der Zukunft?
Wie wir gesehen haben, kann die Künstliche Intelligenz bereits viele Aufgaben auch von uns Fotografen übernehmen und wird dabei immer besser. Angesichts dessen treibt viele, vor allem professionelle Fotografen die Frage um, ob wir bald eine aussterbende Spezies werden. Meine Antwort ist ein klares Nein. Aber warum bin ich mir da eigentlich so sicher? Nun, das hat mehrere Gründe.
Gründe, warum die Künstliche Intelligenz die Fotografie nicht ersetzen wird
Der erste Grund ist, dass auch die beste Künstliche Intelligenz bislang noch nicht schafft, Bilder zu generieren, die hundertprozentig realistisch aussehen. Ein geübter Beobachter erkennt den Unterschied auf jeden Fall. Natürlich entwickelt sich die Technologie aber auch rasant weiter, so dass man in absehbarer Zeit, wahrscheinlich gar keinen Unterschied mehr erkennt.
Ist aber auch nicht schlimm, denn so gut die artifiziellen Bilder auch sind: Werbe- und Bildagenturen, Zeitungen und Magazine, Kalender und Reiseführer wollen echte Bilder aus der reellen Welt und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Mit Fantasie-Renderings aus dem Metaverse wird man weder Sehnsucht stiftende Reiseführer erschaffen, noch Nachrichten authentisch bebildern, noch Kalender füllen, noch mitreißende Werbekampagnen launchen können.
Dazu kommt, das ein Foto ein individuelles Werk ist, eine persönliche Interpretation der Wirklichkeit durch den Künstler. Ein Foto lebt von der Emotion, die der Fotograf im Moment des Auslösens verspürt und durch das Medium Fotografie anderen Menschen mitteilen möchte. Eine Künstliche Intelligenz hat aber keine Gefühle und und kann diese daher auch nicht den Bildern einhauchen. AI-Bildern fehlt daher einfach das Sinnliche und Menschliche.
Auch aus einem anderen Grund wird die Künstliche Intelligenz die Fotografie nicht obsolet machen. Denn Fotografie ist für viele Menschen ein Lifestyle. Es geht um das Draußensein in der Natur, um das Abschalten vom oft stressigen Alltag. Für viele hat Fotografie etwas nahezu Meditaives. Fotografen lieben auch den kreativen Prozess, bei dem der Weg das Ziel ist und es eben gerade nicht um ein möglichst schnelles perfektes Foto geht. Fotografie ist für sie ein leicht zugängliches Medium, sich künstlerisch auszudrücken oder ihre Erinnerungen an ganz besondere Momente ihres Lebens visuell festzuhalten. All das kann keine KI der Welt ersetzen. Menschen werden deshalb weiterhin mit Leidenschaft ihre Kamera in die Hand nehmen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Fazit: Künstliche Intelligenz und Fotografie werden koexistieren
Insofern denke ich, das die Künstliche Intelligenz uns Fotografen durchaus wie oben dargestellt in vielerlei Hinsicht unterstützen kann, aber niemals die Kunstform und das Handwerk der Fotografie vollends ersetzen wird.
Die aktuellen Diskussionen um die Gefahren der Künstlichen Intelligenz – hier bezogen auf die Fotografie – erinnern mich übrigens noch an die Debatten, die es um die Jahrtausendwende beim Aufkommen der massentauglichen Digitalfotografie und später der elektronischen Bildbearbeitung gab. Auch damals sahen einige Fotografen der neuen Epoche mit großer Skepsis und Zukunftsängsten entgegen. Heute, mehr als 20 Jahre später fotografieren mehr Menschen als je zuvor und der Beruf des Fotografen ist auch nicht ausgestorben. Die erst kritisch beäugte Digitaltechnik hat uns Fotografen das Leben zweifellos erheblich vereinfacht und erlaubt uns heute Bilder, die damals so gar nicht machbar gewesen wären.
Insofern sehe ich das alles recht entspannt und konzentriere mich auf die Chancen der Künstlichen Intelligenz in der Fotografie. Ich bin eher gespannt auf die neuen Möglichkeiten, die sich künftig noch ergeben werden, als mir über die Risiken allzu große Sorgen zu machen.