Das LEOFOTO Ranger LS-254C Stativ ist seit gut einem Jahr mein stetiger Begleiter bei allen fotografischen Abenteuern. In diesem Artikel berichte ich dir, wie es sich geschlagen hat und ob es mit wesentlich teureren Konkurrenz von GITZO & Co. mithalten kann.
Stativ für Landschaftsfotografie
Ein solides Stativ ist für die Landschaftsfotografie fast genauso wichtig wie Kamera und Objektive. Da wir mit unserer Ausrüstung nicht selten längere Strecken zu Fuß zurücklegen, sollte das Stativ möglichst leicht und kompakt sein, aber natürlich auch sicheren Halt für unsere Ausrüstung bieten. Diesen Spagat schaffen Stative aus Karbon, weshalb sie unter uns Landschaftsfotografen so beliebt aber eben auch vergleichsweise teuer sind.
Für ein professionelles Dreibeinstativ aus Vollkarbon legt man bei den Stativ-Platzhirschen wie GITZO, Novoflex oder Really Right Stuff einen hohen dreistelligen bis sogar vierstelligen Betrag hin.
Daher erfreuen sich preisgünstige Hersteller aus Fernost schon seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit, von Rollei und Vanguard über Benro bis Sirui.
Über LEOFOTO und die Ranger-Serie
Relativ neu im Game ist LEOFOTO. Hinter dem Brand verbirgt sich der chinesische Hersteller Zhongshan Laitu Photographic Equipment aus Guangdong. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der Technologie-Führer unter den chinesischen Fotozubehör-Herstellern. Interessant für Outdoor-Fotografen ist vor allem die Ranger-Serie, die uns auf längeren Touren draußen in der Natur begleiten und daher besonders leicht, kompakt und zugleich höchst robust sein soll.
Die LEOFOTO Ranger-Stative habe ich in den letzten beiden Jahren tatsächlich immer häufiger bei anderen Kollegen oder den Teilnehmern meiner Landschaftsfotografie Workshops gesehen. So hatte ich mehrfach die Gelegenheit, die Stative des Newcomers einmal in Augenschein zu nehmen. Mein erster Eindruck war für ein „China-Produkt“ überraschend gut. Irgendwie erinnerten mich die Stative und Köpfe bei Design, Handling und Verarbeitung stark an Really Right Stuff. Deren Produkte sind zwar legendär, aber eben auch astronomisch teuer, siehe auch mein Preisvergleich unten.
Demgegenüber bietet LEOFOTO mit der Ranger Serie professionelle Stative inklusive Kopf bereits unter 300 Euro an. Kann das überhaupt was taugen oder ist es doch eher der typische China-Kernschrott? Genau das habe ich mir angeschaut, als ich im letzten Jahr ein neues Stativ brauchte.
Wie ich von GITZO zu LEOFOTO gekommen bin
Ich habe jahrelang auf Stative und Stativköpfe aus der GITZO Traveler Serie gesetzt, da diese vor allem mit super Portabilität bei gleichzeitiger Stabilität glänzten. GITZO galt zudem lange als das Nonplusultra für Stative unter Profifotografen. Und trotz des recht hohen Preises hat mich mein erstes GITZO Traveler wie vorher schon das Mountaineer durchaus begeistert.
Da mein Traveler-Stativ aus der ersten Generation nach einigen Jahren die ersten Alterserscheinungen aufwies, habe ich nicht lange überlegt, als die modernisierte, zweite Generation herauskam. Doch neuer ist nicht immer besser, die Enttäuschungen fingen an. Recht schnell lösten sich die Gummierungen der Einstellräder vom Kopf, die Stativbeine fingen bald an zu wackeln, Schrauben lösten sich und der Kopf gab nach einiger Zeit nach. Auch der Service, den ich angesichts der Probleme mehrfach kontaktierte, war nur bedingt hilfreich und hat die Probleme nicht gelöst.
Das alles hatte nichts mehr mit der früher gewohnten GITZO-Qualität zu tun, geschweige denn mit dem selbst gesetzten Anspruch als Premium-Anbieter. Als dann im letzten Jahr auf meiner Dolomiten Fotoreise das ohnehin ramponierte Traveler verschütt ging und ein neues Stativ her musste war mir klar, GITZO kommt mir vorerst nicht mehr ins Haus respektive an den Fotorucksack.
Angesichts des guten ersten Eindrucks, wollte ich LEOFOTO eine Chance geben und testete verschiedene Stative aus der Ranger-Serie aus.
Warum fiel meine Wahl auf das LEOFOTO Ranger LS-254C?
Die meisten Kollegen, die LEOFOTO nutzen, verwenden das LS-324C und den passenden Kopf LH-40, sozusagen den Beststeller aus dem Hause LEOFOTO. Ich selbst bin ich beim leichten Ranger LS-254C und dem Kopf LH-30 hängen geblieben, weil diese Kombination am ehesten mit meinem bisherigen GITZO Traveler vergleichbar war. Gerade was Packmaß und das Gewicht angeht war ich schließlich schon verwöhnt vom Traveler und wollte keinen allzu großen Downgrade in Kauf nehmen. Das LS-324 mit Kopf wäre mir dann mit fast 2 Kilogramm doch zu schwer gewesen.
Leicht und kompakt trifft auf stabil und tragfähig
Das LEOFOTO Ranger LS-254C ist ein sehr kompaktes Karbon-Stativ, das sich besonders für Fotografen eignet, die Wert auf Mobilität legen. Mit einem Eigengewicht von gerade einmal 0,93 kg (1,25 mit Kopf) und einem Packmaß von nur 44 cm (49 cm mit Kopf) ist das Stativ eine gute Wahl für Fotoreisen und Fototouren und passt problemlos auch an/in kleine Fotorucksäcke oder in den Koffer. Demgegenüber steht die Traglast von 8 kg, die zwar nicht für sehr schwere Ausrüstungen, aber doch für die meisten Kamera-Objektiv-Kombinationen völlig ausreichend ist. Meine schwerste Kamera-Objektiv-Kombination (Nikon Z7II + Nikon Z 14-24/2.8) liegt mit nicht mal 1,4 Kilogramm jedenfalls deutlich darunter. .Das Stativ bietet damit eine perfekte Mischung aus Stabilität und Transportabilität.
Exzellente Verarbeitung, smoothes Handling
Obwohl LEOFOTO eher im unteren Preissegment einzuordnen ist, sind sowohl Verarbeitungsqualität als auch Handling erstklassig. Das Stativ ist aus 10-lagigem Vollkarbon gefertigt, was für Leichtigkeit bei gleichzeitiger Verwindungssteifheit steht und sowohl optisch wie haptisch einen hochwertigen Eindruck hinterlässt. Selbst deutlich teurere Wettbewerber wie GITZO verbauen weniger Schichten Karbon.
Alle bewegliche Teile wie Drehgummis an den Stativbeinen oder die Verstellschalter für die Beinspreizung laufen leichtgängig. Gleichzeitig halten sie aber auch tadellos, wenn du sie einmal fixiert hast. Der Kopfteller der Ranger-Serie ist platzsparend und aus hochwertigem Flugzeugaluminium gefertigt. Die Kopfplattenschraube hält sich mit dem ein 3/8“-Gewinde an die gängigen Standards, sodass jegliche Köpfe auch von Fremdherstellern zum Einsatz kommen können.
LEOFOTO Ranger LS-254C erlaubt flexibles und leichtgängiges Arbeiten
Das Stativ verfügt über 3 Beine mit jeweils 4 Gliedern, die sich mittels Fast-Lock-Ringen schnell ausziehen lassen. Ferner können die Beine in 3 verschiedenen Winkeln ausgespreizt werden. Toll ist dabei die Möglichkeit, auf nur 15 cm Arbeitshöhe über dem Boden zu fotografieren, besonders für Spiegelungen oder Makro-Fotografie eine interessante Option. Wermutstropfen bei diesem Stativ ist die mit 129 cm vergleichsweise geringe Arbeitshöhe, die der Preis für die kompakte Bauweise ist und dennoch besser als bei den meisten Konkurrenten ist. Die Arbeitshöhen kannst du aber durch die beiliegende, zweigliedrige Mittelsäule optional noch um 32 cm auf 64 cm erhöhen, ferner kommt auch noch der Stativkopf mit einigen Zentimetern hinzu. Sehr große Fotografen sollten sich aber eventuell bei anderen Modellen aus der Ranger-Serie umsehen, wie dem LEOFOTO Ranger LS-284C. Die Beinenden sind mit Gummifüßen ausgestattet, die für vibrationsarmen Halt sorgen und für Off-Road-Einsätze auch gegen Spikes getauscht werden können.
Solider wie leichter Stativkopf LH-30
Passend zum Stativ habe ich mich für den äußerst kompakten Kugelkopf LH-30 entschieden. Dieser ist mit 315 Gramm Eigengewicht federleicht. Die Kugel ist mit gerade einmal 30 Millimetern Umfang und die Bodenplatte mit 47 Millimetern sehr platzsparend konstruiert. Trotz der Kompaktheit soll der Kopf wie auch das Stativ selber bis zu 8 Kilogram Gewicht sicher halten. Das Verhältnis von Tragfähigkeit, Gewicht und Abmaßen ist somit exzellent und ideal für leichtes Fotogepäck. Möglich macht dies die Verwendung von CNC-gefrästen Flugzeugaluminium.
Dank der vertikalen Fixierung und Skalierungsscheibe kannst du den Kopf auch für 360-Grad-Panoramen einsetzen, was in dieser Größenklasse nicht selbstverständlich ist. Der Kopf ist dank seiner Einkerbung zudem flexibel vertikal bis 90 Grad schwenkbar.
Den Stativkopf kannst du ideal in Kombination mit den leichten Karbon-Stativen der Ranger-Serie von LEOFOTO verwenden. Natürlich kannst du ihn aber dank dem 3/8´´-Standardgewinde auch auf jedem anderen Stativ von Drittstellern nutzen. Auch bei der Fassung für die Stativplatte hält sich der Hersteller an gängige Standards – der Kopf ist Arca-Swiss-kompatibel. Die Schnellwechselplatte BPL-50 wird zudem gleich mitgeliefert. Zum Lieferumfang gehört zudem auch ein wertiges Kunstleder-Etui sowie ein Adapter für ¼´´-Zoll-Gewinde.
Spendabler Lieferumfang trotz attraktivem Preis
Mit unter 300 Euro inklusive Stativkopf ist der Preis des Leofoto Ranger LS-254C angesichts der Qualität nahezu schon ein Schnapper und grenzt sich deutlich von der Konkurrenz ab, siehe Vergleich unten. Der Lieferumfang ist für diese Preisklasse herausragend. Mitgeliefert werden ein praktisches Multifunktionswerkzeug, eine gepolsterte Tragetasche mit Umhängegurt, ein Karabiner, eine Mittelsäule, die optional verwendet werden kann, sowie Edelstahl-Spikes, die statt der Gummifüße verwendet werden können. Bei GITZO musste das meiste davon zusätzlich teuer erworben werden. Im Kauf inbegriffen ist zudem auch eine zehnjährige Hersteller-Garantie, die deutlich über die gesetzliche Gewährleistung hinaus geht.
Vergleich des LEOFOTO Ranger LS-254C mit Wettbewerbern
Neben den eigenen positiven Praxiserfahrungen schlägt sich das LEOFOTO Ranger LS-254C auch im direkten Vergleich mit den Wettbewerbern bzw. deren vergleichbaren Stativen mehr als gut, zumindest auf dem Papier. Wenn man sich die technischen Spezifikationen einmal genauer ansieht, ist das LEOFOTO fast immer führend, abgesehen vom Packmaß, wo das GITZO Traveler dank des genialen Klappmechanismus die Nase vorn hat. Und das bei einem Preis, der gerade einmal die Hälfte des nächst teureren GITZO Traveler beträgt. Das RRS ist gar mehr als sechsmal so teuer.
Stativ und Kopf
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Transportmaß |
Gewicht* |
Traglast |
Arbeitshöhe** |
Preis*** |
Leofoto Ranger LS-254C mit LH-30 | 49 cm | 1,25 kg | 8 kg | 129 cm | 299 € |
Really Right Stuff Ultralight TFC-24 mit BH-25 | 56 cm | 1,65 kg | 4 kg **** | 125 cm | 1902 € |
Gitzo Traveler Serie 0 Kit mit GH1382TQD | 37 cm ***** | 1,29 kg | 10 kg | 116 cm | 680 € |
Novoflex TrioPod Travelset mit ClassicBall 2 | 52 cm | 1,25 kg | 5 kg | 113 cm | 819 € |
* Gewicht inklusive Kopf
** ohne Mittelsäule
*** derzeitiger Marktpreis (10/2024)
**** Stativ selbst hält 25 kg
***** mit umgeklappten Beinen
Fazit – ist das LEOFOTO Ranger LS-254C Stativ eine gute Wahl?
Angesichts des obigen Vergleichs mit der Konkurrenz und des gut einjährigen, problemlosen Praxistests des LEOFOTO Ranger LS-245C Stativs kann ich die Frage eindeutig mit Ja beantworten. In diesem Jahr habe ich das Stativ mehrere Wochen auf Fototouren an der Küste und im Hochgebirge sowie auf mehreren Aufträgen ausgiebig getestet. Und ich habe es nicht gerade pfleglich behandelt, schließlich geht es outdoor und im Eifer des Gefechts auch schon mal ruppig zu.
Dennoch hat sich das Stativ wacker und zuverlässig geschlagen, funktioniert einwandfrei und bietet bis heute wenig Anlass zur Kritik. Ich arbeite wirklich gern damit. Und das alles zu einem phänomenalen Preis.
Wenn ich das Haar in der Suppe finden wollte, würde ich allenfalls anmerken, dass man sowohl die Schraube zum Fixieren des Kugelkopfes wie auch die Gummiringe zum Feststellen der ausgezogenen Beine sehr straff anziehen muss, damit diese dann auch sicher halten. Das ist aber bei anderen Stativen wie auch dem Traveler auch nicht viel anders und soll daher keine wirkliche Kritik sein. Auch die Arbeitshöhe könnte gern etwas höher sein, ist für mich aber kein Problem, da ich nicht so groß bin und auch das Traveler von GITZO nicht mehr hergab. Das i-Tüpchelchen wäre noch, wenn LEO-Foto irgendwann auch einen ähnlichen Umklapp-Mechanismus für die Beine vorsehen könnte, der mir GITZO so gut gefallen hat und das ohnehin recht gute Transportmaß nochmals deutlich verringern könnte.
LEOFOTO gibt mir die Vibes wie damals Haida und NiSi, ebenfalls zwei chinesische Hersteller, die mit zumindest anfangs günstigen Preise und gleichzeitig sehr hoher Qualität den Filtermarkt aufgemischt haben und heute bei uns Fotografen nicht mehr wegzudenken sind. Die alte Denke China = Billigschrott scheint auch in der Fotobranche mittlerweile nicht mehr allgemeingültig zu sein. Zudem stellen auch etablierte Marken wie Manfrotto und vermutlich auch GITZO – eigentlich beides italienische Brands – ihre Stative mittlerweile in China her.
Fazit: alles richtig gemacht, gut muss nicht immer teuer sein und ich bin sehr zufrieden.