Inhaltsverzeichnis
- Nikon Z9 Test – Das lang ersehnte Kamera-Flagschiff
- Need for speed: Nikon Z9 bricht Geschwindigkeitsrekorde
- Ausgefeiltes Autofokus- und Tracking-System
- Nikon Z9 auch hochinteressant für Filmer
- Harte Schale, weicher Kern: Ergonomie und Robustheit der Nikon Z9
- Hohe Konnektivität sorgt für effizienten Workflow
- Erstes Fazit: Nikon Z9 ist Arbeitstier mit angemessenem Preis-Leistungs-Verhältnis
- Werde ich mir als Landschaftsfotograf die Nikon Z9 kaufen?
Nikon Z9 Test – Das lang ersehnte Kamera-Flagschiff
Nikon Z9 – endlich ist sie da. Mit großer Spannung haben die Fotofachwelt und Nikon-Fans gleichermaßen auf die neue Spiegellose gewartet. Wird sie den Fotomarkt ähnlich revolutionieren, wie seinerzeit die Nikon D800, die damals eine erhebliche Aufmerksamkeit erlangen konnte und die Fotowelt so richtig polarisierte?
Erste Fotografen sah man bereits im Sommer mit der Kamera, als sie bei den Olympischen Sommerspielen den Erlkönig der Nikon Z9 testeten. Ende Oktober war es dann für alle Normalsterblichen soweit: der neue Kamera-Bolide Nikon Z9 erblickt offiziell das Licht der Fotowelt.
Ein kurzer Blick auf die technischen Daten und Spezifikationen machte schnell klar: Die Nikon Z9 ist nicht nur die neueste, sondern auch leistungsfähigste Kamera der spiegellosen Z-Serie. Und nicht nur das: sie ist zugleich das neue Flagschiff in Nikons gesamten Kamera-Portfolio. Ein Body, der sogar das bisherige DSLR-Vorzeigemodell Nikon D6 noch übertrumpfen soll.
Für viele Experten gilt die Nikon Z9 bereits jetzt als beste Nikon oder gar als beste Spiegellose aller Zeiten. Ob sie diesen hohen Erwartungen gerecht werden kann, schaue ich mir nachfolgend einmal in einem kleinen Nikon Z9 Test an.
Im Herzen der Nikon Z9 tickt ein Stacked Sensor
Der neue Stern am Nikon-Himmel verfügt über einen mehrschichtigen stacked CMOS-Kleinbildformatsensor, der bis 45,7 Megapixel auflöst. Die Kamera ist mit einem 5-Achsen-Stabilisator ausgestattet, der in Verbindung mit Z-Objektiven beachtliche 6 Lichtwert-Stufen (Blenden) kompensieren kann. Daher ist sie ideal fürs Fotografieren in schwierigem Lichtsituationen auch ohne Stativ.
In der Z9 wirkt zudem der nagelneue Expeed-7-Prozessor, der nach Herstellerangaben bis zu 12-mal schneller arbeitet, als die bereits sehr flotten Prozessoren der Nikon Z7 II.
Was ist eigentlich ein Stacked Sensor und wie profitiert die Nikon Z9 davon?
Die Stacked-Technologie gilt derzeit als das Nonplusultra in der Sensorwelt. Das Wort „stacked“ bedeutet zu deutsch „gestapelt“ und meint hier die zwei Sensor-Ebenen. Es gibt eine Schicht mit Fotosensoren und eine weitere Ebene, die als Träger dient und die Schaltelektronik enthält.
Derartige Sensoren weisen auf Grund der Bauart verschiedene Vorteile, unter anderem eine extrem hohe Geschwindigkeiten oder bislang ungekannte Dynamikumfänge auf.
Need for speed: Nikon Z9 bricht Geschwindigkeitsrekorde
Geschwindigkeit ist die erklärte Kernkompetenz der Nikon Z9. Als erste Nikon-Systemkamera verzichtet sie komplett auf einen mechanischen Verschluss und verfügt nur noch über einen elektronischen Verschlusssteuerung. Zusammen mit dem neuen Bildwandler und seiner sehr hohen Ausleserate eröffnet dies bislang ungekannte Möglichkeiten. So kann die Z9 beeindruckende 120 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Das ist allerdings eher Marketing-Augenwischerei, denn dieser astronomische Wert wird nur bei auf 11 Megapixel reduzierten JPEG-Dateien erreicht.
Bei RAW-Dateien mit voller Bildgröße ist die Serienbildgeschwindigkeit dann schon deutlich geringer, beträgt aber dennoch sehr beachtliche bis zu 30 Bilder je Sekunde. Zudem können ohne Pause bis zu 1000 hochauflösende RAW-Bilder in einer einzigen Serie aufgenommen werden. Das ist schon eine Hausnummer.
Ausgefeiltes Autofokus- und Tracking-System
Zum Anspruch einer Highspeed-Kamera passt das fortschrittliche Autofokus-Messsystem mit 493 AF-Messfeldern. Davon stehen 405 Messpunkte für die automatische Messfeldsteuerung zur Verfügung. Es gibt 10 Messfeldmodi für verschiedene Aufnahme-Szenarien. Die fortschrittliche Deep-Learning-KI ermöglicht die simultane Erkennung von bis zu 9 verschiedenen Motivtypen wie Menschen, Tiere oder Fahrzeuge. In Kombination mit dem 3D-Tracking werden dynamische Motive auch bei Änderungen in Position, Ausrichtung und Geschwindigkeit zuverlässig nachverfolgt.
Nikon Z9 auch hochinteressant für Filmer
Mit der neuen Kamera möchte Nikon auch professionelle Filmer ansprechen. So sind 8K-Filme von 24p bis 60p und 4K-Videos 24p bis 120p möglich. 8K-Filmmaterial mit 30p soll 125 Minuten am Stück aufgezeichnet werden können, was derzeit die längste Aufnahmedauer aller spiegellosen Kameras sein dürfte. Ebenso kann man Zeitrafferfilme aufnehmen. Unterstützt werden professionelle Aufnahmeformate wie H.265 (HEVC) oder ProRes 422 HQ. Ein angekündigtes Firmware-Update soll auch Aufnahme von ProRes RAW HQ-Filmen in 8K und mit konstanten 60p ermöglichen. Eine konstante AF/AE-Nachführung und ein Augen-AF wird sowohl beim Fotografieren wie beim Filmen unterstützt.
Harte Schale, weicher Kern: Ergonomie und Robustheit der Nikon Z9
Die Nikon Z9 setzt auch bei der Handhabung neue Maßstäbe. Der integrierte Hochformat-Griff erlaubt bequemes Arbeiten auch bei vertikalen Aufnahmen. Die Kamera ist mit einem vertikal und horizontal neigbaren 4-Achsen-Monitor ausgestattet und gestattet so eine flexible und schnelle Bildgestaltung in jeglicher Aufnahmesituation.
Der neu konzipierte Sucher soll mit bis zu 3000 cd/m² das hellste in der aktuellen Welt der spiegellosen Kameras sein. Damit soll das Arbeiten auch bei grellstem Sonnenlicht oder Schnee problemlos gelingen und den optischen Suchern von DSLR in nichts nachstehen. Zudem soll der Sucher eine kontinuierliche Echtzeitdarstellung ohne Schwarz-Phasen (Blackouts) ermöglichen.
Ultraschnelle Sensorabtastraten und extrem kurze Belichtungszeiten von bis zu 1/32 000 Sekunden sollen zudem erstmalig Rolling-Shutter-Effekte effektiv verhindern. Die Ergonomie der Kamera wie etwa die Anordnung der Tasten wurde nach Nikon-Angaben gemeinsam mit Profifotografen verbessert.
Die Robustheit der Z9 soll sogar über die des DSLR-Flaggschiffs D6 hinausgehen und sicherstellen, dass der Fotograf sich auch unter widrigen Bedingungen (Staub, Wasser, etc.) auf sein Werkzeug verlassen kann. Dazu tragen die Magnesiumlegierung, wetterdichte Abdichtungen sowie eine spezielle Sensor-Beschichtung bei, die mittels Magnetfeld Staubpartikel aktiv vom Sensor abweisen soll.
Hohe Konnektivität sorgt für effizienten Workflow
Passend zum Geschwindigkeitsanspruch hat die Kamera gleich 2 Steckplätze für die aktuell flottesten Speicherkarten-Modelle CFexpress, Typ B verbaut. Dies erlaubt ein sehr zügiges Verarbeiten und Abspeichern der mit hoher Frequenz aufgenommenen großen Bilddaten.
Dank integriertem Highspeed-WLAN und -LAN können auch große Datenmengen flott und direkt von der Kamera an ftp-Server, Netzwerke, Rechner oder 5G-Smartphones übertragen werden. Einen separaten Sender braucht es dazu nicht mehr. Die Übertragungsgeschwindigkeiten sind laut Nikon branchenführend und unterstützen zum Beispiel den 1000BASE-T-Standard. Gerade in Fotografiebereichen, bei denen Geschwindigkeit von übergeordneter Wichtigkeit ist (Nachrichten- und Sportfotografie), verspricht die Kamera so einen Wettbewerbsvorteil. Ein weiteres neues Add-on ist der integrierte GPS-Sensor, der es ohne bisher notwendige Aufbauten ermöglicht, GPS-Daten in die EXIF zu schreiben. Genau dieses Feature wünsche ich mir persönlich schon seit Jahren.
Erstes Fazit: Nikon Z9 ist Arbeitstier mit angemessenem Preis-Leistungs-Verhältnis
Der Preis der Nikon Z9 ist ziemlich sportlich und grenzt die Anwendergruppe damit sicherlich auf Profianwender oder extrem ambitionierte Amateure mit prallem Geldbeutel ein. Angesichts des Leistungsumfangs finde ich den taxierten Preis aber durchaus angemessen, zumal zuvor in der Fachpresse und Portalen ein wesentlich höherer Preis jenseits der 8000 € vermutet wurde.
Davon unbenommen fragt sich der geneigte Nikon-Fotograf nun, ob man diese dennoch sehr teure Kamera wirklich braucht und wenn ja wofür. Lohnt sich der Umstieg z. B. von der DSLR Nikon D850 oder der Nikon Z7II?
Auf Grund ihrer Features und Spezifikationen richtet sich die Nikon Z9 in erster Linie an Berufsfotografen, bei denen Geschwindigkeit geschäftskritisch ist. Die Kamera ist prädestiniert für Sport-, Wildlife, Reportage- und Nachrichtenfotografie. Die Zielgruppe erhält mit der Z9 ein ebenso robustes wie innovatives Arbeitstier, das mit State-of-the-Art-Technologien ausgerüstet ist.
Für die Kamera steht auch das ständig wachsende moderne Objektiv-Portfolio der Z-Serie zur Verfügung. Mit dem als Zubehör erhältlichen FTZ-Adapter ist auch das komplette Nikkor-Portfolio mit weit über 100 Objektiven nutzbar.
Auch der im Vergleich zum Wettbewerb relativ „günstige“ Preis von 5999 € (UVP) könnte ein Kaufargument sein. Die Konkurrentin Canon EOS R3 ist preislich gleichauf, verfügt aber nur über 24 Megapixel. Die Sony Alpha 1 ist hingegen mit 7299 € deutlich teurer und hat im Gegensatz zur Z9 auch keinen Hochformatgriff integriert.
Werde ich mir als Landschaftsfotograf die Nikon Z9 kaufen?
Keine Frage, mit der Z9 hat Nikon ein echt dickes Brett gebohrt und damit gute Chancen, sich an die Spitze des DSLM-Marktes zu setzen und neuer Benchmark der Spiegellosen zu werden. Das Etikett der besten Nikon aller Zeiten ist durchaus passend. Die Leistung und die neuen Features sind jedenfalls sehr beeindruckend.
Allerdings handelt es sich bei der Nikon Z9 um eine Highspeed-Kamera. In der Landschaftsfotografie, für die ich selbst stehe, geht es aber genau umgekehrt eher gemächlich zu.
Für meine Landschaftsbilder benötige ich weder die extrem hohe Auslösegeschwindigkeit, noch den ultraschnellen Autofokus samt wegweisendem Trackingsystem oder KI-Motiverkennung und auch nicht 8-K-Video. Sehr verlockend hingegen wäre für mich der extrem hohe Dynamikumfang, der geniale Bildstabilisator, der unglaubliche 6 Blendenwerte kompensiert (Stativ adé!) und einige Features wie integrierter GPS-Sensor oder Wifi-Modul. Davon abgesehen ist der Body für mich zu groß und zu schwer. Als Landschaftsfotograf, der sein Equipment über Stock und Stein schleppt, ist die Portabilität schließlich fast genauso wichtig, wie die Bildqualität. Auch das Nicht-Vorhandensein eines SD-Kartenslots finde ich mindestens suboptimal.
Im Ergebnis ist die Nikon Z9 für mich als Landschaftsfotograf nicht die richtige Kamera und einfach etwas zu viel von allem, vom Preis mal ganz abgesehen.
Nach meiner Meinung ist derzeit die exzellente und fast 3.000 Euro günstigere Nikon Z7II für Landschaftsfotografen die sinnvollere Wahl. Ich arbeite mittlerweile selbst mit ihr und liebe sie einfach. Da sich nun herausgestellt hat, dass die Nikon Z9 kein evolutionärer Nachfolger der Z7II ist, sondern eine ganz neue Kameraklasse eröffnet, warte ich gespannt auf den Nachfolger der Z7II (vielleicht eine Z7III oder Z8).
Die Z 9 mag die (bis jetzt) beste Nikon-Kamera aller Zeiten sein, aber deshalb ist sie noch lange nicht die beste Kamera überhaupt, noch ist sie eine wirklich geeignete Kamera für Landschaftsfotografen.
Ja, sie ist ein robustes Biest, das mit höchster Geschwindigkeit hochauflösende Fotos schießt. Aber ganz ehrlich: Wer braucht eine in fast allen Belangen auf Höchstgeschwindigkeit getrimmte, große und schwere Kamera in der Landschaftsfotografie? Würde ich mir ernsthaft eine voluminöse und schwere Ausrüstung bei Wanderungen oder Fototouren umschnallen wollen, so wäre das wohl eher eine Mittelformatkamera, denn da hätte man wenigstens noch einen sichtbaren Zuwachs an Bildqualität statt nur an Auflösung.
Hallo Olli,
vielen Dank für deine Meinung. Genauso sehe ich das ja auch wie oben auch geschrieben. Deshalb bleibe ich als Landschaftsfotograf auch bei der grandiosen Z7ii, mit der ich supergern arbeite.
Viele Grüße,
David