Polarlichter fotografieren ist eine der schönsten Facetten der Landschaftsfotografie. Schließlich zählen die geheimnsivollen Leuchterscheinungen am nächtlichen Firmament zu den beeindrucktesten Naturschauspielen unserer Erde. Kein Wunder, dass es ein Traum für viele Naturbegeisterte ist, Polarlichter einmal selbst zu fotografieren. In diesem Artikel erkläre ich, wie auch dir beeindruckende Polarlicht-Fotos gelingen.
Inhaltsverzeichnis
- Polarlichter fotografieren: die Faszination von Nordlichtern
- Wo kann ich Polarlichter fotografieren?
- Was du vor Ort beachten solltest, um erfolgreich Polarlichter zu fotografieren
- Wann kann ich Polarlichter fotografieren?
- Die richtige Kamera zum Polarlichter fotografieren
- Das richtige Objektiv um Polarlichter zu fotografieren
- Sonstige Fotoausrüstung und Vorbereitungen
- Aurora Style: Die richtige Kleidung
- Die richtigen Kameraeinstellungen um Polarlichter zu fotografieren
- From Aurora Zero to Aurora Hero – Kreative Nordlicht-Fotografie
- Polarlichter fotografieren – Das Wichtigste in 10 Schritten
Polarlichter fotografieren: die Faszination von Nordlichtern
Auroras, wie Polarlichter auch genannt werden, faszinieren seit jeher die Menschen. Das ergreifende Gefühl, wenn die anmutigen Lichter den Nachthimmel illuminieren, ist schwer in Worte zu fassen. Minutenlang am nächtlichen Firmament verharrende Leuchtbänder geben sich ein Stelldichein mit flüchtigen, nur wenigen Momenten währenden Lichtmustern. Wie kunterbunte Fabelwesen tanzen sie wild am Nachthimmel. Oft kleiden sich sich in ein grelles Grün, manchmal mischen sich aber auch gelbe, weiße, rote und violette Töne in das farbenfrohe Polarfeuerwerk.
Früher deuteten die Menschen die Auroras als Zeichen der Götter. Heute wissen wir, dass das Phänomen durch geladene Teilchen entsteht, die durch den Sonnenwind in das All geschleudert werden. Wenn sie auf die Erdatmosphäre treffen bringen sie dort Luftmoleküle zum Leuchten. Aber bei aller wissenschaftlicher Erklärung haben Polarlichter bis heute nichts von ihrer Faszination verloren.
Viele Fotografen träumen daher davon, das geheimnisvolle Himmelslicht selbst einmal auf ihren Kamerasensor zu bannen. Das Ganze bedarf zwar etwas Übung und Vorbereitung, aber es ist auch keine Raketenwissenschaft. Wenn du die nächsten Schritte einfach der der Reihe nach durchgehst und meine Tipps beherzigst, steht deinen eigenen spektakulären Polarlichtbildern nichts mehr im Weg.
Wo kann ich Polarlichter fotografieren?
Nomen est omen: Polarlichter treten sowohl auf der Nordhalbkugel (Aurora Borealis) als auch auch der Südhalbkugel (Aurora Australis) vorrrangig in den Polarregionen auf. Die größte Wahrscheinlichkeit sie zu sehen, gibt es ab dem 60ten Breitengrad. Meist erstrecken sie sich in Bändern, die über 2 bis 3 Breitengrade reichen. Alaska, Yukon, Antarktis, Grönland und Sibirien gelten als Polarlicht-Klassiker. Wesentlich einfacher zu erreichen sind für uns Mitteleuropäer die nördlichen Gebiete von Norwegen, Finnland und Schweden, wo es mittlerweile einen regelrechten Aurora-Tourismus gibt.
Vor allem aber Island erfreut sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit als Polarlicht-Destination. Für Island sprechen die recht schnelle und günstige Anreise von Deutschland bzw. Mitteleuropa, überschaubare Distanzen und eine gute Infrastruktur. Zudem lädt die spektakuläre Landschaft quasi überall dazu ein, das Polarlicht in Szene zu setzen und bietet auch tagsüber zahllose spannende Wintermotive. Die Wintertemperaturen auf Island sind auch bei Weitem nicht so eisig wie an den anderen Polarlicht-Reisezielen, da auf Grund des Golf-Stroms vergleichsweise milde Temperaturen herrschen. Ähnlich gute Bedingungen finden sich auf den Lofoten. Daher hat sich auch die Inselgruppe im äußersten Norden Norwegens in den letzten Jahren als Hot Spot für Polarlicht-Begeisterte etabliert.
Was du vor Ort beachten solltest, um erfolgreich Polarlichter zu fotografieren
Polarlichter fotografieren und beobachten funktioniert umso besser, je dunkler es ist. Ideal ist also ein Standort mit wenig Lichtverschmutzung, möglichst weit weg von Städten und Ortschaften. Ein ausgezeichnetes Online-Tool, um einen passenden Ort mit wenig Lichtemissionen zu lokalisieren findest du unter https://www.lightpollutionmap.info. Diese fantastische „Lichtverschmutzungskarte“ kannst du natürlich auch nutzen, um andere nächtliche Fotoaktivitäten zu planen, zum Beispiel wenn du wissen möchtest, wo in Deutschland du am ehesten die Milchstraße sehen kannst.
Wichtig sind auch ein weiter, freier Blick in die Landschaft und zum Himmel. Wie auch sonst der Landschaftsfotografie sollte man beim Polarlichter fotografieren vor lauter Euphorie nicht den Bildaufbau vergessen. Das Polarlicht allein macht noch kein gutes Foto, sondern wirkt erst in Verbindung mit einer gelungenen Bildkomposition und einem attraktiven Vordergrund. Besonders reizvoll finde ich natürliche Oberflächen, in denen sich das Polarlicht reflektiert, also z. B. Seen oder Flüsse, aber auch Schnee oder Eis.
Entscheidend ist dann, dass es für diesen Ort eine gute Aurora-Vorhersage gibt. Ein guter Indikator für das Auftreten von Polarlichtern ist der sogenannte KP-Index. Dieser misst auf einer Skala von 0 – 9 vereinfacht gesagt die Aktivität des Erdmagnetfeldes bzw. geomagnetische Stürme, die auch für das Auftreten der Nordlichter zuständig sind. Je höher der Wert, desto wahrscheinlicher ist es, dass du Polarlichter siehst. Nach meiner Erfahrung lohnt es sich ab KP 3 (moderates Aktivitätslevel) hinaus zu gehen.
Du solltest auch einen Blick auf die Vorhersage der Bewölkung werfen. Denn das schönste Polarlicht nützt nichts, wenn Wolken den Blick darauf verdecken. Vor Ort solltest du dich also täglich über das Wetter, vor allem die Wolkenbewegung und die voraussichtliche Aurora-Aktivität informieren. Ausgezeichnete Dienste leistet hier die Webseite des Isländischen Wetterdienstes (http://en.vedur.is/), der diese und andere nützliche Informationen in Echtzeit zur Verfügung stellt. Daneben gibt es zahlreiche nützliche Smartphone Apps wie zum Beispiel Aurora Alert, die dich über die aktuellen Bedingungen informieren. Wie es der Name schon erahnen lässt, kann man sich bei diesem App auch für seinen Standort einen Alarm absetzen lassen, wenn das Polarlicht aktiv wird. So muss man sich nicht die ganze Nacht umsonst um die Ohren schlagen.
Am besten bereitest du dir schon zu Hause oder im Hotelzimmer eine Auswahl von Standorten vor, die oben genannten Kriterien entsprechen. Idealerweise scoutet du diese dann tagsüber, damit du nachts und wenn es schnell gehen muss nicht lang zu suchen brauchst und keine Überraschungen erlebst. Je nach aktueller Vorhersage entscheidest du dann situativ, welchen Standort du abends ansteuerst.
Wann kann ich Polarlichter fotografieren?
Besonders gute Chancen für das spektakuläre Himmelschauspiel ergeben sich im Winterhalbjahr, vor allem von September bis März. Der Oktober und der März gelten statistisch als die günstigsten Monate zum Polarlichter fotografieren.
Wie du oben schon gelesen hast, ist es wichtig, dass es möglichst dunkel ist. Daher solltest du auch den Stand und die Phase des Monds in deiner Planung berücksichtigen. Am besten sieht man die Nordlichter natürlich, wenn es ganz dunkel ist, also der Mond noch nicht auf- oder wieder untergegangen ist oder Neumond ist. Die Dunkelheit hat allerdings einen großen Nachteil. Abgesehen vom Himmel wird der Rest deines Bildes extrem dunkel, wenn nicht sogar total schwarz sein. Der Helligkeitsunterschied zwischen dem sehr hellen Polarlicht und der dunklen Landschaft ist schlicht zu groß, um ihn auf deinen Sensor zu bannen. Neumondnächte sind also nur bedingt für die Polarlichtfotografie zu empfehlen. Dasselbe gilt für Vollmondnächte, die andersherum viel zu hell sind, um die Aurora eindrucksvoll auf dein Bild zu bekommen.
Aus eigener Erfahrung empfehle ich dir für Polarlicht-Fotos eine frühe Phase des zunehmenden Monds oder eine späte Phase des abnehmenden Monds. Außerdem sollte der Mond möglichst flach am Himmel stehen, um das Polarlicht nicht zu überstrahlen. Idealerweise sucht man sich also ein Zeitfenster kurz nach Mondaufgang oder kurz vor Monduntergang zum Fotografieren.
Um dir die Planung etwas zu vereinfachen gibt es heute viele einschlägige Apps. Ich selbst nutze zum Bespiel Sunsurveyor und Plan it! for Photographers, natürlich auch außerhalb der Polarlicht-Fotografie. Auch Photopills ist sehr beliebt. Die Apps stelle ich en detail übrigens hier vor: Die besten Fotoapps für Landschaftsfotografie.
Du siehst, um Polarlichter zu fotografieren bedarf es einiger Vorbereitung. Aber es lohnt sich. Zwar klappt dann auch nicht immer alles wie geplant. Aber mit guter Vorbereitung erhöhst du die Chance auf gelungene Aufnahmen ungemein.
Die richtige Kamera zum Polarlichter fotografieren
Polarlichter zu fotografieren ist aber dank der heutigen weit entwickelten Kameratechnik mit hochempfindlichen Sensoren gut zu meistern. Mit welchem Kameramodell man Polarlichter fotografiert ist letztlich irrelevant. Wichtig ist aber, dass man an der Kamera manuelle Einstellungen wie Blende, Belichtungszeit, ISO, etc. vornehmen kann. Auch sollte deine Kamera das Aufnehmen im RAW-Format erlauben. Wichtig ist auch, dass der Sensor bei einer hohen Empfindlichkeit möglichst rauscharm ist. Insofern sind neuere Spiegelreflexkameras und hier vor allem die Vollformat-Modelle die erste Wahl. Auch aktuelle spiegellose Kameras leisten hier einen guten Dienst. Diese haben einen vergeichweise großen Sensor und bieten daher nicht nur ein besseres Rauschverhalten und sondern auch eine weitere Perspektive. Ich selbst setze zum Beispiel meine Nikon D810 ein.
Das richtige Objektiv um Polarlichter zu fotografieren
Mindestens ebenso wichtig wie die Kamera ist für die Polarlichtfotografie ein lichtstarkes Objektiv. Das verfügt, am besten über eine Anfangsblendenöffnung von f/2,8 oder darunter. Für Polarlichtfotografie bieten sich vor allem Weitwinkel- oder Fisheye-Objektive an. Dank ihres großen Bildwinkels bekommt man einen weiten Teil des nächtlichen Himmelsspektakels und auch einen Vordergrund auf ein Bild. Dadurch ist ein vernünftiger Bildaufbau möglich und das Foto erhält eine räumliche Tiefe. Ich selbst nutze zum Beispiel Nikons Weitwinkelklassiker AF-S 14 – 24/2.8 oder wahlweise die supergünstige, aber sehr gute 14-mm-Festbrennweite von Samyang. Wenn du auch Details der Aurora aufnehmen möchtest, solltest du zusätzlich auch ein lichtstarkes Teleobjektiv dabei haben.
Sonstige Fotoausrüstung und Vorbereitungen
Die lange Belichtungszeit in der Nacht macht die Verwendung eines stabilen Stativs unbedingt notwendig, um Verwacklungen zu vermeiden. Am besten besorgst du dir eines aus Karbon. Diese sind nicht nur schön leicht, sondern stehen durch ihre materialbedingte Verwindungssteife auch stabil. Essentiell, wenn es draußen mal etwas stürmischer ist, was in polaren Regionen ja vorkommen soll.
Außerdem empfehle ich dir einen Funkauslöser, damit du deine Kamera nicht anfassen musst und damit unnötige Vibrationen bei der Aufnahme vermeidest. Weiterer Vorteil: in der kalten Polarnacht kannst du die Hände in deiner Tasche lassen, wenn du den Auslöser dort deponierst. Alternativ kann man sich auch mit dem Selbstauslöser der Kamera behelfen, den man dann aber auch lange genug (mindestens 5 Sekunden) einstellen sollte, um Verwacklungen zu vermeiden. Das hat aber den Nachteil, dass man wieder unnötig Zeit verliert, die man aber gerade bei den oft sehr flüchtigen Polarlichtern eigentlich für die Aufnahmen braucht.
Wer es ganz korrekt machen möchte, schaltet zusätzlich noch die Spiegelvorauslösung ein und reduziert damit eine weitere Wackelgefahr. Außerdem sollte man nicht vergessen, den optischen Stabilisator am Objektiv auszuschalten, wenn man auf Stativ arbeitet.
Da du in der Nacht viel mit energiezehrendem Liveview fotografierst und vorher nicht weißt, wie lange die bevorstehende Fotosession dauern wird, solltest du genügend Akkus (und natürlich auch Speicherkarten) dabei haben. Die Akkus trägt man bei kalten Temperaturen am besten nah am Körper, damit sie leistungsfähig bleiben (Hosentaschen). Nichts wäre ärgerlicher, als wenn nach vielleicht stundenlangem Warten endlich das Polarfeuerwerk losgeht und dir ausgerechnet dann der Saft ausgeht.
Am Anfang braucht es etwas Übung, um beginnende Polarlichter überhaupt zu erkennen. Gerade wenn sie anfangen sich zu entwickeln, kann man sie auch schnell einmal mit Wolken verwechseln oder erkennt sie erst gar nicht. Die Chancen der Sichtung erhöhen sich gewaltig, wenn deine Augen der Dunkelheit schon angepasst sind. Deshalb empfiehlt es sich, sich bei guten Bedingungen draußen aufzuhalten. Alternativ kannst du auch im Auto warten, solltest dort aber das Licht auslassen und auch dein Smartphone oder Tablet möglichst nicht nutzen. Aus demselben Grund empfehle ich dir auch, rotes Licht mitzuführen, da dich dieses in der Nacht wesentlich weniger blendet, als zum Beispiel das Licht aus einer normalen weißen LED-Taschenlampe. Viele Stirn- und Taschenlampen haben deshalb heute auch zusätzlich rotes Licht eingebaut.
Aurora Style: Die richtige Kleidung
Denke daran, dass eine lange Polarnacht im Freien verdammt kalt werden kann, vor allem wenn man stundenlang an einer Stelle verharrt. Nichts ist frustrierender, als wenn man eine verheißungsvolle Polarlicht-Nacht abbrechen muss, weil man friert und die Motivation in den Keller sinkt. Also nimm dir genügend warme Kleidung mit, im Zweifelsfall immer zu viel als zu wenig. Ausziehen kannst du die immer noch. Daher ist es auch grundsätzlich sinnvoll, dich im Zwiebelprinzip anzuziehen, damit du Schichten ablegen kannst, wenn dir doch zu warm wird. Eine gute Idee sind spezielle Handschuhe fürs Fotografieren. Bei diesen kannst du meist den Fingerbereich aufklappen, ohne gleich den ganzen Handschuh ausziehen zu müssen. Wer weiß, dass er sehr kälteempfindlich ist, kann sich auch einen Taschenwärmer oder Wärmekissen besorgen. Auch heiße Getränke in einer Thermoskanne machen kalte Fotonächte erträglicher. Es soll auch Fotografen geben, die darauf schwören, einen Flachmann mit Vodka oder Kräuterlikör dabei zu haben..
Die richtigen Kameraeinstellungen um Polarlichter zu fotografieren
Entscheidend dafür, dass du Polarlichter fotografieren bzw. überhaupt auf deinen Sensor bannen kannst, sind die richtigen Einstellungen an deiner Kamera.
Blende
Je kleiner die Blendenzahl ist, umso kürzer kann die Belichtungszeit sein. Das ist wiederum wichtig, um die Struktur der Polarlichter auf dem Foto zu erhalten und in möglichst guter Qualität abzubilden. Je länger die Belichtungszeit ist, um so „matschiger“ wird das Polarlicht auf dem Foto, erst recht, wenn es sich bewegt. Die Blende sollte so weit wie möglich geöffnet werden, damit viel Licht auf den Sensor kommt. Die sonst in der Landschaftsfotografie gültigen Regeln für die optimale Blendenwahl sind in der Nacht ohnehin eher zu vernachlässigen. Genau aus diesem Grundhabe ich dir oben empfohlen, ein möglichst lichtstarkes Objektiv zu verwenden.
Fokus und Entfernungseinstellungen
Der Autofokus versagt im Nachteinsatz in aller Regel, weshalb es sinnvoll ist, ihn abzuschalten und manuell zu fokussieren. Dafür sucht man sich einen einigermaßen hellen, aber weit entfernten Punkt zum Scharfstellen, z. B. Polarstern, Mond, beleuchtete Bergketten. Prüfe die Einstellungen aber unbedingt mit Hilfe der Vergrößerungsfunktion im Liveview. Wenn das nicht möglich ist, kann man den Fokus auf „einfach“ auf unendlich stellen. Dabei sollte man aber tunlichst beachten, dass die Unendlichkeitsmarkierung des Objektivs meist nicht dem tatsächlichen Unendlichkeitspunkt entspricht, sondern oft davor oder dahinter liegt. Wenn man sich hinterher nicht über unscharfe Bilder ärgern möchte, sollte man die richtige Einstellung also vorher, sprich tagsüber, ausprobieren. Eine kleiner Tipps am Rande, wenn du öfters in der Nacht fotografierst: Markiere dir die Unendlichkeitseinstellung deines Objektivs (diese ist bei jedem Objektiv anders!). Entweder nutzt du dafür einen Permanentmarker, der idealerweise fluoreszierend ist, damitr dur die Markierung auch in der Nacht erkennen kannst. Oder du ritzt dir eine kleine Kerbe indie Nähe deines Fokusrings. Das solltest du natürlich nur tun, wenn du nicht vorhast, dein Objektiv später zu verkaufen.
Belichtungszeit und ISO-Zahl
Die richtige Belichtung ist essentiell für das Gelingen eines Polarlichtfotos, gleichzeitig aber auch die schwierigste Aufgabe bei diesem Sujet. Wie lange belichtet werden muss, lässt sich nicht pauschal beantworten. Dies ist von den jeweiligen Bedingungen vor Ort abhängig ist, vor allem vom Umgebungslicht (Mondlicht, etc.) sowie der Stärke und Art des Polarlichts (statisch oder beweglich).
Wenn der Mond scheint, kann man grob sagen, dass je nach Phase, Richtung und Höhe, die Belichtungszeit zwischen 2 und 15 s bei Blende 2,8 und ISO 800 liegt. Wenn es dunkel ist, können bei gleichen Einstellungen für den Vordergrund aber auch Belichtungszeiten von 30 Sekunden und mehr erforderlich werden.
Zu lange Belichtungen sind wiederum nicht zu empfehlen, da ab 30 Sekunden die Sterne nicht mehr punktförmig abgebildet werden und sich unschöne Sternspuren bilden. Vor allem aber verwischt bei tanzenden Polarlichtern die Bewegung. Wenn das Polarlicht relativ statisch am Himmel steht, kann man durchaus etwas länger belichten. Wenn man hingegen die Bewegung einfangen will, können 8 Sekunden schon zu viel sein und die Bewegung „vermatscht“ auf dem Foto.
Solltest du trotz offener Blende keine für die Situation hinreichend kurze Belichtungszeit verwenden können, musst du die Lichtempfindlichkeit des Sensors (ISO) erhöhen. Als Grundsatz – natürlich nicht nur beim Polarlichter fotografieren – gilt: mit doppelter ISO-Zahl halbiert sich die Belichtungszeit. Die meisten Polarlichter habe ich zwischen 800 und 3200 ISO fotografiert. Bei modernen Sensoren ist das Rauschen dann noch erträglich und kann in der Nachbearbeitung leicht entfernt werden. Dennoch muss man sich aber bewusst machen, dass mit höherer ISO-Zahl insgesamt die Bildqualität leidet, neben dem Rauschen verliert das Bild auch an Farbe und Detail.
Insofern sollte man versuchen, seine Fotozeit in Nächte mit schwachem Mondlicht zu legen, idealerweise zu- oder abnehmend. Der Mond schwächt die Leuchtwirkung der Polarlichter zwar ab, hat aber auch den entscheidenden Vorteil einer viel ausgewogeneren Belichtung im gesamten Bild.
Die Belichtung sollte beim Polarlichter fotografieren grundsätzlich manuell erfolgen, da die Belichtungsmessung der Kamera hier ohnehin versagt. Außerdem sollte man Belichtung und ISO-Wert immer wieder den momentanen Gegebenheiten anpassen. Denke auch daran, dass die Bilder auf dem Monitor in der Nacht viel heller scheinen, als sie wirklich sind. So besteht eine gewisse Gefahr, dass du Unterbelichtungen nicht sofort mitbekommst. Auf der anderen Seite solltest du auch darauf achten, dass die Polarlichter selbst nicht überbelichtet sind, was sehr schnell passieren kann. Ich empfehle dir also, deine Bilder unmittelbar nach der Aufnahme mit dem Histogramm (nicht an Hand des Displays!) zu prüfen und die Lichterwarnung einzustellen.
Noch ein kleiner Trick, wenn der Vordergrund sehr dunkel ist: Den Bereich im Foto, auf dem das Polarlicht zu sehen ist, kannst du mit einen Steckfilter oder einem beliebigen anderen flachen Gegenstand „abwedeln“, um die Linse zu bedecken und die Belichtung abzuschwächen. Es genügt meist schon, einfach ein paar Mal für einen Sekundenbruchteil, den Gegenstand vors Objektiv zu halten. Das musst du vor Ort einfach ausprobieren. Alternativ kannst du andersherum den Vordergrund mit künstlichen Lichtquellen (LED- oder Xenon-Lampen, Blitz, etc.) aufhellen. Das klappt aber natürlich nur, wenn der Vordergrund relativ klein und in deiner Nähe ist. Ein komplettes Bergmassiv zu illuminieren dürfte eher schwierig werden. Alternativ kannst du auch eine Belichtungssreihe aufnehmen, so dass einmal der dunkle Vordegrund und einmal das Polarlicht richtig belichtet sind. Diese Aufnahmen kannst du dann hinterher in der elektronischen Bildbearbeitung versuchen, miteinander zu kombinieren.
RAW-Format nutzen
Polarlichter fotografieren gelingt am besten im RAW-Format. Mit den Kamerarohdaten erhältst du um eine bestmögliche Ausgangsbasis für spätere Weiterbearbeitung. Der Grund ist, dass bei bei diesem digitalen Negativ die Kamera keinerlei Bearbeitungen und Komprimierungen vornimmt, die sie beim jpeg-Format machen würde. Und das ist bei Polarlichtfotografie ein riesiger Vortei. Du hast die vollständige Bildinformation, welche die Kamera aufgezeichnet hat, also alle Tonwerte und Pixel zur Verfügung. Gerade das mit hohen ISO-Zahlen einhergehende Bildrauschen lässt sich wesentlich besser entfernen, wenn man in RAW fotografiert hat. Auch die Tiefen (dunkle Bereiche) lassen sich bei Bedarf deutlich besser aufhellen. Sollte man Spitzlichter im Bild haben (also ausgefressene helle Stellen) – und das passiert bei Polarlichtern häufiger als einem lieb ist – hast du mit einer RAW-Datei noch eine gewisse Chance, diese wieder herzustellen.
Interne Rauschunterdrückung aus
Die kamerainterne Rauschunterdrückung sollte beim Polarlichter fotografieren ausgeschaltet bleiben. Diese beseitigt zwar sehr effektiv etwaiges Rauschen, indem ein Schwarzbild erzeugt und mit dem eigentlichen Bild verrechnet wird. Aber das dauert einige Zeit und zwar genau so lange, wie die eigentliche Aufnahme belichtet wurde. Diese Zeit hast du beim Fotogarfieren von Polarlichtern absolut nicht. Schließlich kann das Himmelsschauspiel jeden Moment wieder verschwunden sein.
Sucher verdecken
Zum Abschluss noch ein Tipp, der die Ausschussrate deiner misslungenen Fotos entscheidend reduzieren wird. Wenn du mit einer Kamera fotografierst, die einen optischen Sucher hat, achte auf jeden Fall darauf, dass dieser abgedeckt ist. Warum ist das wichtig? Durch die tendenziell lange Belichtungszeit und die notwendige hohe Sensibiltät/ISO-Zahl, bildet deine Kamera jedes noch so kleines Streulicht ab, dass während der Aufnahme vorhanden ist, zum Beispiel von Feuerzeug, Handy oder deiner Stirnlampe oder der anderer Fotografen. Auf den Fotos äußert sich das dann in hässlichen und später auch kaum retuschierbaren Farbsäumen, meist in auffälligen Lilatönen. Das willst du nicht wirklich haben. Glaube mir, ich habe mich selbst darüber schon oft genug geärgert. Viele bessere Kameras haben genau zu diesem Zweck bereits einen mechanischen Okularverschluss eingebaut, so auch meine eigene Kamera Nikon D810. Wenn deine Kamera das nicht mitbringt, ist das auch kein Problem. Bedecke den Sucher während der Aufnahme dann einfach mit einem dunklen Stoff, zum Beispiel einem Reinigungstuch oder einem Handschuh.
Licht aus, Himmelschauspiel an
Generell solltest du vermeiden, während der Aufnahmen „Licht zu machen“. Denn jegliches Streulicht gefährdet dein Foto, selbst wenn das Okular verschlossen ist, kann es immer noch über die Frontlinse einfallen. Wenn dir deine Polarlicht-Aufnahmen lieb und teuer sind, verzichte lieber während der Auslösung auf Stirn- und Taschenlampe, Handy, etc.
From Aurora Zero to Aurora Hero – Kreative Nordlicht-Fotografie
Polarlichter fotografieren beherrscht du schon gut, hast deine gewünschten Motive im Kasten und die Nacht ist noch lang? Prima. Zeit deiner Kreativität freien Lauf zu lassen und deine Polarlichtbilder noch einmal auf ein höheres Level zu heben. Du könntest zum Beispiel andere Menschen oder dich selbst in das Bild einbauen. Oder du versuchst dich in Lichtmalerei und kombinierst das magische Polarlicht mit anderen Lichtquellen. Beispielsweise könntest du mit deiner Taschenlampe oder deiner Stirnlampe Figuren in den Himmel zeichnen oder bestimmte Landschaftsdetails akzentuieren. Schau dich einfach um, bestimmt findest du etwas, dass du effektvoll in Szene setzen kannst. Eisberge, Bäume, Flüsse, Seen, Canyons und so weiter. Noch ein letzter Tipps zum Schluss: wenn du nachts gern mit Licht malen möchtest, vermeide möglichst kalte, blaustichige Lichtquellen wie zum Beispiel die ganz normalen LED-Lenser. Diese sehen auf deinem Bild extrem unnatürlich aus. Besser ist es, neutralweiße oder warme Lichtquellen einzusetzen. Entweder du schaust gezielt nach entsprechenden LED-Lampen, die gelbliches Licht abgeben. Noch besser verwendest du stattdessen Xenon-Leuchten, die wenig bekannt, aber ähnlich leuchtstark wie LED sind und von Natur aus ein warmes Farbspektrum abgeben. Ich selbst verwende zum Beispiel gern die Lampen von Streamlight.
Polarlichter fotografieren – Das Wichtigste in 10 Schritten
- Suche dir eine passende Destination aus und bereise sie zur richtigen Jahreszeit.
- Suche dir vor Ort passende Standorte und lerne sie tagsüber kennen.
- Verfolge aufmerksam die Wetter- und Polarlichtvohersage.
- Beziehe den Mond in deine Planung ein.
- Verwende die richtige Ausrüstung.
- Fotografiere im RAW-Format.
- Beachte die richtigen Kameraeinstellungen.
- Prüfe Belichtung und Schärfe noch vor Ort.
- Nimm genügend warme Sachen mit.
- Genieße die Aurora auch einmal ohne den Blick durch deiner Kamerasucher.
Und nun wünsche ich dir viel Spaß beim Umsetzen der Tipps und gut (Polar) Licht auf deiner nächsten Aurora-Jagd! Wenn dir der Artikel gefallen hat, freue ich mich, wenn du ihn teilst oder mir einen Kommentar da lässt.
Toller und superinteressanter Beitrag, vielen Dank dafür. Deine Tipps kann ich gut gebrauchen, im Winter geht’s nach das erste Mal nach Norwegen, natürlich vor allem auch wegen Polarlichtern. Weiter so und viele Grüße, Henry
Hallo Henry, vielen Dank für dein Lob. Ich freu mich, dass dir der Artikel weiterhilft. Viel Spaß im wunderschönen Norwegen 🙂
Tolle Beschreibung der Todos und perfekt die 10 Punkte Zusammenfassungen. Mit dem Mond hatte ich in der Wüste von Dubai Pech. Ich dachte, dass passiert mir nur einmal. Da habe ich wirklich nicht an die Aurora gedacht. :-))) vielen Dank für fie tollen Tipps!
Grüße und noch viele tolle Fotos
Hallo Elke, hab herzlichen Dank für deine netten Worte. Freut mich, dass mein Tutorial hilfreich für dich ist ? Aurora über Dubai.. das wäre doch mal was ?? Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß beim Fotografieren!
Dieser Beitrag war für mich sehr hilfreich, da es in vier Wochen für mich das erste mal nach Tromsö geht.
Bei dieser Reise stehen natürlich die Polarlichter im Vordergrund. Besteht eigentlich die Gefahr, dass die Kamera oder Optik duch die Kälte gefriert und macht eine Objektivheizung Sinn?
Hab nicht vor, draußen zu übernachten.
Hallo Beate, das freut mich zu hören, vielen Dank für dein Feedback und viel Spaß beim Polarlichter fotografieren ins Tromsö! Liebe Grüße, David
Super Anleitung, die ich im Januar sehr gut gebrauchen können werde. Nächtliche „Trockenübungen“ jetzt schon, wie es dann in Norwegen aussehen wird ist noch das Andere (besonders von der Kälte her und auch ob dann Aurora-mässig überhaupt etwas läuft).
Vielen Dank jedenfalls für die Tipps!
Hallo Reto, vielen Dank für dein nettes Feedback, ich freue mich, dass dir der Artikel gefällt ? Viel Spaß und Erfolg in Norwegen! ?
Sehr gute Beschreibung. Eventuell auch den Bildstabilisator ausschalten?
Gruss
Andreas
Hallo Andreas, vielen Dank und genau richtiger Hinweis. Bei Arbeiten auf Stativ sollte der Bildstabilisator grundsätzlich abgeschaltet werden, unabhängig vom aufzunehmenden Motiv. Ansonsten versucht der Stabilsator unter Umständen eine Bewegung auszugleichen, die gar nicht vorhanden ist, was wiederum zu Vibrationen führen kann, die wir ja gerade vermeiden wollen. Liebe Grüße, David
Sehr gut geschriebener Artikel, ich bin mit der Fotografie groß geworden(Vater,zusammen früher Filme und Fotos entwickelt s/w),hab früh mit 10jahren eine Minox GT bekommen.Irgendwann funktionierte sie nicht mehr richtig. Nun nach vielen Jahren habe ich mir eine neue Kamera gekauft. Lumix DMC FZ300 ?…eine Umstellung für mich ?,aber ich möchte, nachdem ich dieses Jahr mit hurtigruten im Sommer unterwegs war,unbedingt noch einmal im Winter die Strecke bereisen.Ich denke, dass ich mir ihr Buch noch anschaffe und hoffe ?bis dahin mit der Kamera klar komme.Danke für die Tips.
Herzlichen Dank Gitta, ich freue mich sehr, dass Dir der Artikel gefällt und würde mich natürlich auch sehr freuen, Dich zu meinen Lesern zählen zu dürfen ? Übrigens gibt es im Buch auch ein Kapitel speziell zur Nachtfotografie. Du kannst das Buch übrigens auch gern bei Amazon bestellen: https://amzn.to/2zZvdfx
Liebe Grüße, David
DANKE für den tollen, sympathischen Bericht! –
Dann kann’s ja losgehen :-)) …
Herzlich gut Licht – MM
Hallo Martin, vielen Dank für dein nettes Feedback! Ich freue mich, dass dir der Artikel so gut gefällt.
Viele Grüße, David
Hallo David,
mit großem Interesse habe ich Deine Beiträge zur Landschafts- und Polarlichtfotografie gelesen.
Wir starten dieses Jahr zu unserer 2. Polarlichtexpedition. Das erste Mal war einfach gigantisch!! Hierzu ein paar Fragen bezügl. des Objektivs.
Ich arbeite mit der Canon 6D und habe folgende Objektive eingesetzt:
17-35 mm; F4 sowie das 24-105 mm F4
Die „Lichtknappheit“ war daher den Bildern anzusehen. Trotz teilw. erhöhte ISO, dann jedoch mit Rauschen bei den hohen Werten (8 + 10000).
Würde mir jetzt ein lichtstärkeres Weitwinkel (-zoom) zulegen wollen.
Canon-Profis empfehlen z.B. das Sigma F 1,4 DG HSM A 35 oder das 24 mm Fest.
Jetzt zu meinen Fragen:
Eine der besseren Aufnahmen habe ich unter Vollmond mit folgender Einstellung aufgenommen:
F 7.1; 8 sec.; 17 mm ISO 3200
Das Ergebnis: Recht stark unterbelichtet. Rauschen noch recht gering.
Musste in der Bearbeitung volle 2 Blenden „dazugeben“, doch die Schärfentiefe (beschneite Berge in der Ferne) war gut.
Die gleiche Szene mit den gleichen Einstellungen mit dem Sigma festgehalten, würde das Ergebnis dann „heller“ sein?
Oder ist Blende = Blende?? Das ist etwas, was ich bislang noch nicht verstanden habe.
Sind lichtstarke Objektive in generell in „allen“ Blenden den z. B. F 4 oder den F 5,6 Objektiven überlegen????
Damit dann die weitere Frage:
Mache ich bei einem lichtstarken Objektiv „voll auf“ z. B. 1.4 oder 2.8 was geschieht mit meinen verschneiten Bergen in der Ferne? Bekomme ich diese dennoch scharfentief drauf??
Würde mich sehr freuen, wenn Du mir hierzu weiterhelfen könntest.
Viel Grüße aus dem Raum Kassel, und noch einen schönen Sonntag.
Thomas
Hallo Thomas,
vielen Dank für das Lesen meines Artikels. Gern versuche ich dir deine Fragen zu beantworten.
1. Die gleiche Szene mit den gleichen Einstellungen mit dem Sigma festgehalten, würde das Ergebnis dann „heller“ sein?
Nein, da deine Einstellungen unabhängig vom Objektiv immer den gleichen physikalischen Gesetzen folgen und herstellerübergreifend genormt sind.
Genau wie du es schon vermutet hast ist deshalb ein Blendenwert immer dasselbe, egal ob du an einem 2.8er, 4.0er, etc. fotografierst und egal von welchem Hersteller das Objektiv ist.
2. Sind lichtstarke Objektive in generell in „allen“ Blenden den z. B. F 4 oder den F 5,6 Objektiven überlegen?
Jein. Die Anfangslichtstärke hat kausal nichts mit der Bildqualität zu tun. Was in puncto optische Qualität entscheidend ist kannst du in meinem Artikel über das optimale Landschaftsfotografie Objektiv nachlesen.
Allerdings sind die besonders lichtstarken Optiken oft auch die Premiumobjektive im Portfolio der Hersteller. Daher sind deren Abbildungseigenschaften (zB Linienauflösung/Schärfe, Vergütung, Randschärfe, Vermeidung von CA, Verzeichnung, Vignettierung, etc. ) teils besser als ihre lichtschwächeren Pendants, auch wenn es zwischen beiden per se keinen Zusammenhang gibt. Es gibt aber durchaus auch lichtschwächere Objektive, die ihren großen Objektiven rein optisch das Wasser reichen können, bei Nikon z. B. das 16-35mm/4.0, dass eine meiner Lieblingslinsen und optisch sehr überzeugend ist.
Ein weiterer Vorteil lichtstarker Objektive ist, dass sie dir mehr fotografische Flexibilität erlauben, sei es um genügend Licht auf den Sensor zu lassen, wenn nur wenig Licht vorhanden ist und andere Parameter wie die Belichtungszeit oder ISO nur beschränkt verändert werden können oder sollen (wie eben in der Nachtfotografie). Auch hast du natürlich ein besseres Freistellungspotential und kannst bei schlechten Lichtverhältnissen länger freihand fotografieren ohne zu verwackeln.
3. Mache ich bei einem lichtstarken Objektiv „voll auf“ z. B. 1.4 oder 2.8 was geschieht mit meinen verschneiten Bergen in der Ferne? Bekomme ich diese dennoch scharfentief drauf??
Kommt darauf an und muss situativ entschieden werden. Unter anderem ist es davon abhängig a. wie hell es in der Nacht ist b. wie schnell sich das Polarlicht bewegt (siehe auch oben im Text) und c. wie nah oder fern Motive in deinem Bild entfernt sind. Abhängig von den Umgebungsbedingungen musst du je nach Situation einfach versuchen, einen guten Kompromiss zu finden aus ausreichender Belichtungszeit (idealerweise Histogramm mittig), einem nicht verwischten Polarlicht (wenn es sich schnell bewegt können schon 2 sek zuviel sein), ausreichender Tiefenschärfe und möglichst wenig Rauschen und Detailverlust durch zu hohen ISO Werten. Die Herausforderung besteht also darin, den optimalen Mix aus Belichtungszeit, ISO, Fokuspunkt und Blendenwert für die jeweilige Situation auszutarieren. Oft kommst du dann aber tatsächlich zur Erkenntnis, dass es Sinn macht, möglichst weit „aufzumachen“, weil du jedes Quätchen Licht auf dem Sensor brauchst.
Grundsätzlich ist es natürlich so, dass du bei Offenblende wenig Tiefenschärfe hast. Wenn aber die Berge weit entfernt sind und du den Fokus auf unendlich setzt, reicht auch die geringe Tiefenschärfe aus, um die Berge scharf abzubilden. Kritischer wird es mit einem nahen Vordergrund. Dann musst du entweder einen Kompromiss bei der Tiefenschärfe eingehen oder ein Focus Stacking machen.
Ich hoffe, dass ich etwas Klarheit schaffen konnte.
Liebe Grüße,
David
Hallo David,
vielen Dank für Deine Antwort!! Ich werde Deine Anregungen bei unserer kommenden Reise verinnerlichen!! Mit Deinen Tipps ist die Spannung (und natürlich die Erwartung) noch größer geworden!! Habe mich letztendlich für das 24er; 1.4 entschieden. Hoffe, dass ich alle Parameter voreinander bekomme ….
Viele Grüße aus Hessen
Thomas
Hallo Thomas, sehr gern und ich glaube, deine Wahl ist eine gute Entscheidung. Dann wünsche ich dir viel Spaß und tolle Polarlichter auf deiner Reise ?? LG, David
Danke fùr die hilfreichen Tipps- ich freu mich drauf, sie im Dezember in Lappland umzusetzen! – hoffentlich mit Erfolg ?LG Ulrike
Hallo Ulrike, vielen Dank! Ich wünsche dir viel Spaß und möglichste hohe KP-Zahlen in Lappland! 😉
LG, David
Hallo
sehr interessant – das hilft mir sicherlich im März in Tromso. Habe ne Canon 70D, also APS-C Format. Würdest Du ein 12mm Weitwinkel SAMYANG 2.0 oder das Fisheye 12mm 2.8 empfehlen. Habe zwar das Canon 10-22mm, aber das ist nur Lichtstärke 3.5…4.5
Danke schonmal
Hallo Norbert,
vielen Dank. Ich persönlich würde das 12 mm UWW eindeutig präferieren, auch wenn du dann 2mm weniger am kurzen Ende hast. Beim Fisheye finde ich die Verzeichnung einfach zu extrem. Ist aber natürlich Geschmackssache. Für das 12mm spricht vor allem aber auch die höhere Lichtstärke.
LG und viel Spaß in Norwegen,
David
hallo David, sehr schöner Artikel über ein Thema, welches mich unmittelbar betrifft. Einen Buchkäufer mehr hast Du auf jeden Fall schon mal :-). Kannst Du mir denn als Einsteiger direkt ein Kameramodell bis etwa 500 Euro empfehlen, um mir das lästige „beratenlassen“ zu ersparen? Ich fliege am 30. März nach Tromsø. Das vierte Bild sieht mir sehr nach Haya aus, aus Richtung Sommarøy fotografiert, oder täuscht das.
viele Grüße und danke schon mal
Jörg
Hallo Jörg,
vielen Dank für deine lobenden Worte! Prima, dass dir der Artikel hilft 🙂
Zu deinen Fragen: das vierte Bild stammt aus Norwegen, genauer von den Lofoten, auf Vestvågøy. Bezüglich Kameraempfehlungen lies am besten einmal meinen folgenden Artikel, den ich genau zu diesem Thema verfasst habe: Landschaftsfotografie Kamera
Vielen Dank, dass Du mein Buch kaufen möchtest, das freut mich natürlich sehr. Übrigens wäre ich dir dann sehr dankbar für eine kleine Rezension bei Amazon. Das dauert für dich nur eine Minute, hilft aber sehr, dass Buch etwas bekannter zu machen.
Vielen Dank und viel Spaß in Tromsø!
Liebe Grüße,
David
Ein sehr schöner Ratgeber! Ich konnte schon Polarlichter in Deutschland fotografieren. In Skandinavien sehen sie natürlich noch viel besser aus, aber dafür ist es dort im Winter auch ziemlich kalt…