Spiegelungen fotografieren und wundervoll meditative Stimmungen auf dem Wasser erzeugen. Möchtest du das auch können? In diesem Beitrag zeige ich dir, wie dir beeindruckende Fotos von Reflexionen auf Wasseroberflächen gelingen. Du erfährst, was es bei der Planung zu beachten gilt, welche Ausrüstung du benötigst und wie du das Naturspektakel Schritt für Schritt in Szene setzt.
Spiegelungen fotografieren – ein echter Klassiker
Eines der beliebtesten Motive in der Landschaftsfotografie sind Reflexionen auf Seen, Weihern und anderen Gewässern. Eine ruhige Wasseroberfläche wirkt wie ein Spiegel, in dem sich die umliegende Landschaft auf dem Kopf stehend wiederfindet. Spiegelungen fotografieren ist deshalb künstlerisch besonders reizvoll, weil so eine gewissermaßen eine Erweiterung des kreativen Raums und neue Bildaussagen möglich sind. Beliebt sind die symmetrischen Motive auch, weil sie Ruhe und Harmonie ausstrahlen. Nicht von ungefähr finden sich genau diese Motive sehr oft in Kalendern oder werden auch gern in der Werbung verwendet. Genau deshalb kann ich selbst von Spiegelungen fotografieren auch nicht genug bekommen (ähnlich verhält es sich beim Wasserfall fotografieren) und bin jedes Mal aufs Neue wieder fasziniert.
Natürlich kann man Wasseroberflächen auch „einfach so“ und ohne weitere Vorbereitung und Hilfsmittel fotografieren. Die Fotos vermitteln dann aber nicht annähernd die faszinierende Wirkung, welche Reflexionen nun einmal entfalten. Sicherlich kennst du auch diese typischen Motive aus Kalendern und Postkarten, bei denen das seidenglatte Wasser den besonderen, meditativen Flair versprüht? Wie man kunstvoll derartige Spiegelungen fotografieren und überhaupt finden kann, lernst du jetzt.
Die beste Zeit zum Spiegelungen fotografieren
Für perfekte Spiegelungen auf Gewässern sollte deren Oberfläche möglichst glatt sein. Ideal sind deshalb windstille Tage oder aber windgeschützte Standorte. Außerdem sollte es wenig Thermik (Luftbewegung) an der Oberfläche geben, damit sich das Wasser nicht kräuselt. Diese Bedingungen findet man vor allem zu den Tagesrandzeiten, am ehesten am frühen Morgen vor Sonnenaufgang. Sobald die ersten Sonnenstrahlen Wärme bringen, beginnt der Luftaustausch und es bilden sich kleine Wellen, welche die Spiegelung schnell verzerren. Das Fotografieren in der Dämmerung hat auch den Charme, dass die warme Lichtstimmung einen schönen tonalen Kontrast zum Wasser mit seinem kalten Farbton darstellt.
Der beste Ort für perfekte Reflexionen
Zunächst musst du ein Gewässer finden, in dem sich eine fotogene Landschaft spiegelt. Dabei ist es hilfreich zu wissen, das Gewässer umso ruhiger sind, je kleiner, geschützter und abgegrenzter sie sind. Spiegelung fotografieren funktioniert als tendenziell besser in einem Tümpel (siehe Bild oben) oder einem kleinen Weiher als im zum Beispiel im riesengroßen Bodensee oder gar im bewegten Meer und an Flüßen, wobei selbst hier Spiegelungen möglich sind.
Je näher Du an die Wasseroberfläche herangehst und je tiefer du deine Kameraposition wählen, desto mehr Spiegelung bekommst du aufs Bild. Begib dich deshalb möglichst nah ans Ufer. Idealerweise kannst du dieses sogar als schönen Vordergrund in deine Komposition mit aufnehmen.
Wenn du noch nicht nah genug an der Spiegelung bist oder das Ufer vielleicht nicht sonderlich fotogen ist, kannst du dich alternativ auch direkt im Wasser aufstellen. Du musst dann aber möglichst still stehen und einige Momente abwarten, damit sich die durch deine Bewegung erzeugten Wellen auf der Wasseroberfläche wieder glätten. Andersherum kannst du auch etwas vom Gewässer wegstehen, wenn du zum Beispiel auf Grund eines morastigen Ufers nicht nahe genug ans Wasser kommst. Du kannst dir dann mit einem Teleobjektiv behelfen, um trotzdem die Spiegelung möglichst formatfüllend fotografieren zu können.
Wenn Du eine gestaffelte Landschaft vorfindest, kann es auf Grund des tiefen Standpunkts sein, dass interessante Hintergrundelemente, etwa Bergketten am Horizont, durch die davor liegenden Ebenen verdeckt werden. Daher kann es ja nach Motivlage auch eine Option sein, einen erhöhten Standpunkt aufzusuchen. Je weiter oben du bist (Vogelperspektive), desto mehr der Landschaft am Horizont kannst du erkennen und bestenfalls ebenfalls als Spiegelung nutzen.
Die richtige Ausrüstung
Kamera
Mit welcher Kamera du Spiegelungen fotografieren möchtest ist unerheblich. Wichtig ist lediglich, dass du an der Kamera manuelle Einstellungen wie Belichtungszeit und Blende vornehmen kannst.
Objektiv
Ideal für Wasserfall-Fotografie sind Weitwinkel-Objektive (z. B. 14 – 18 mm). Dank ihres großen Bildwinkels bekommt man möglichst viel von der ja meist sehr raumfüllenden Spiegelung auf das Bild. Das erlaubt es auch, einen Vordergrund mit aufs Bild zu nehmen und dadurch eine gute räumliche Tiefe zu schaffen. Wenn Du Details der Spiegelung aufnehmen möchtest oder weiter weg stehst, solltest Du auch ein mittleres Teleobjektiv, z. B. mit dem Brennweitenbereich 70 – 200 mm, dabei haben.
Filter
Grundsätzlich benötigst du für Reflexionen nicht unbedingt optische Filter, vor allem dann nicht, wenn das Wasser spiegelglatt ist. Wenn dem nicht so ist und es keine ganz perfekte Spiegelung gibt, also sich das Wasser etwas kräuselt, kann es aber hilfreich sein, mit längeren Belichtungszeiten von bis zu mehreren Sekunden zu arbeiten. Dadurch schaffst du es dann unter Umständen, dass Wasser doch noch etwas „zu beruhigen“ und somit die Spiegelung besser herauszuarbeiten.
Hierfür kannst du einen Neutraldichtefilter (auch ND-Filter oder Graufilter) verwenden. Dieser reduziert durch eine dunkle, farbneutrale Glasscheibe das Licht, welches durch das Objektiv einfällt. Die Filter gibt es in verschiedenen Stärken. Mit einem ND1000-Filter (auch ND3.0) kann man zum Beispiel ein Bild tausendmal länger belichten als ohne Filter. Derart lange Belichtungszeiten benötigst du aber defintiv nicht, üblicherweise sollte ein 0.9er- oder 1.8er Filter reichen.
Dichte (ND) |
Verlängerung Belichtungszeit (Faktor) |
Lichtdurchlässigkeit (%) |
Lichtreduktion (Blendenstufen) |
0,9 | 8 | 12,5 | -3 |
1,8 | 64 | 1,56 | -6 |
3 | 1000 | 0,1 | -10 |
Beliebte ND-Filter-Formate
Auch ein Polarisationsfilter kann nützlich sein, um Spiegelungen zu fotografieren. Du kannst dadurch nämlich verhindern, dass man Details unter der Wasseroberfläche wie Steine, Algen, etc. erkennt, die möglicherweise von deiner Reflexion ablenken. Gleichzeitig dient er als leichter ND-Filter, der ein bis zwei Blenden Licht schluckt und somit einen extra ND-Filter oft unnötig macht. Man kann beide Filter auch miteinander kombinieren, also ineinander schrauben oder stecken.
Stativ und Fernauslöser
Die tendeztíell längere Belichtungszeit macht die Verwendung eines stabilen Stativs ratsam, um Verwacklungen zu vermeiden. Wenn du mehr über Stative erfahren möchtest, lies gern meinen Artikel über Landschaftsfotografie Stative. Wichtig: achte stets darauf, vor allem im Wasser und bei den rutschigen Untergründen, die du am Ufer oder Rand von Gewässern oft vorfindest, dass dein Stativ absolut sicher steht, damit es nicht weggleitet.
Ich empfehle Dir auch einen Funkauslöser zu verwenden. Damit brauchst Du keine Kamera bei der Auslösung nicht zu berühren und brauchst außerdem auch nicht unbedingt zusammen mit deiner Kamera im Matsch zu stehen. Alternativ kann man sich auch mit dem Selbstauslöser der Kamera behelfen, den man dann lange genug (mindestens 5 Sekunden) einstellen sollte.
Kleidung fürs Spiegelungen fotografieren
Wenn Du direkt im Wasser fotografieren möchtest, empfehle ich dir Hybridschuhe oder Wasserschuhe mit rutschfester Sohle (z. B. Vibram). Diese bieten einen sicheren Halt am und im Wasser, trocknen schnell und machen auch das längere Stehen in eventuell kaltem Wasser erträglicher. Zur Not tun es aber auch Wanderschuhe, wenn sie dank Membran (GoreTex, etc.) wasserdicht sind.
Schritt für Schritt perfekte Spiegelungen fotografieren
1. Geeigneten Standort finden
Die Grundvoraussetzung für das gelungene Fotografieren vom Spiegelungen ist ein sorgfältig ausgesuchter Standort mit idealen Bedingungen. Wie das geht und worauf es ankommt, habe ich dir bereits oben erklärt. Wenn du also deinen idealen Fotostandpunkt gefunden hast, geht es nun ans eigentliche Spiegelungen fotografieren.
2. Kameraausrüstung vorbereiten
Stelle deine Kamera auf das Stativ, damit du dein Bild in Ruhe komponieren und bei Bedarf mit längeren Belichtungszeiten arbeiten kannst. Achte auf einen sicheren Stand am und im Wasser. Je nachdem, aus welcher Perspektive du die Spiegelungen fotografieren willst und wie weit diese entfernt ist, wähle das passende Objektiv bzw. Brennweite aus. Wenn du einen nahen Vordergrund einbinden oder einen weiten Bildwinkel nutzen möchtest, greif zum Weitwinkel. Ist die Spiegelung weiter weg oder möchtest du die Szenerie verdichten, entscheidest du dich für ein Teleobjektiv. Schalte vorsichtshalber den optischen Stabilisator am Objektiv aus und aktiviere bei Spiegelreflexkameras die Spiegelvorauslösung, um Vibrationen zu vermeiden.
3. Optimale Bildkomposition finden
Wie jedes andere Foto auch profitiert ein Reflexionsmotiv von einem bedachten Bildaufbau. Wenn die Spiegelung dein Hauptmotiv sein soll, bilde Sie es prominent und möglichst formatfüllend in deinem Bildausschnitt ab. Wichtig ist dabei, dass die zu spiegelnde Landschaft und die Spiegelung selbst eine Einheit und gemeinsam das Hauptmotiv ergeben. Beide sollten also nicht zu sehr an den Bildrand rücken und nicht angeschnitten, sondern vollständig aufgenommen werden. Schaue im Sucher nach Elementen, die sich als besonders fotogene Spiegelungen eignen, etwa Bäume am anderen Ufer, Bergketten am Horizont oder kleine Inseln auf dem Gewässer. Versuche, möglichst nicht zu viele Elemente in dein Bild aufzunehmen, damit sich die meditative Ausstrahlung des Motivs besser entfalten kann. Im Zweifelsfall holst du dir einen Ausschnitt der Landschaft mit einem Teleobjektiv heran. Damit verdichtest du die Bildaussage, sperrst unwichtige Elemente aus und sorgst für eine aufgeräumte Komposition.
Während wir sonst eine mittige Ausrichtung des Hauptmotivs in der Fotografie eher vermeiden, funktioniert sie bei Spiegelungen oft besonders gut. Ein symmetrischer Bildaufbau vermittelt am besten die von diesen Motiven ausgehende Harmonie. Für eine ausbalancierte Komposition blende dir am besten Hilfslinien in deinem Display ein. Positioniere den Übergang zwischen dem Spiegelobjekt und der Spiegelung genau in der Mitte deines Bildes. Orientieren dich an markanten Punkten wie zum Beispiel Bergspitzen und achte darauf, dass diese sowohl nach oben wie nach unten den gleichen Abstand zum Bildrand haben.
4. Aufräumen mit dem Polfilter
Optional kannst du mit einem Polfilter die Spiegelung betonen bzw. das Bild weiter aufräumen. Bei klaren, transparenten Gewässern kannst du so Steine, Algen und ähnlich ablenkende Objekte unter der Wasseroberfläche ausblenden. Drehe dazu so lange am vorderen Ring, bis das Wasser undurchsichtig wird und die Reflexion deutlich zu sehen ist.
5. Kameraeinstellungen vornehmen
Als nächstes wählst du die passenden Kameraeinstellungen. Um einen guten Schärfeindruck zu erhalten, solltest du eine mittlere Blende zwischen f8 und f11 verwenden. Achte darauf, dass nicht nur das sich spiegelnde Motiv, sondern auch die Spiegelung selbst im Schärfentiefenbereich liegen. Für eine größtmögliche Schärfentiefe in deinem Foto legst du den Schärfepunkt auf die hyperfokale Distanz. Dies ist vor allem wichtig, wenn du einen nahen Vordergrund wie das Ufer im Bild hast. Diesen Wert kannst du zum Beispiel bequem mit einer beliebigen App ermitteln, siehe mein Artikel Die besten Fotoapps für Landschaftsfotografie. Wenn du keinen Nahbereich im Bildausschnitt hast, kannst du auch einfach auf die untere Drittellinie (Display, Sucher) scharf stellen. Schalte danach den Autofokus ab, um zu verhindern, dass sich der Schärfepunkt nochmals verschiebt. Die ISO-Zahl sollte so klein wie möglich gewählt werden. Damit erhältst du eine optimale Bildqualität und kannst in Grenzen eine längere Belichtungszeiten für die Glättung des Wassers realisieren, ohne dafür gleich einen Filter zu benötigen. Als Faustwert gilt: mit der Halbierung des ISO-Werts verdoppelt sich die Belichtungszeit.
6. Für schwierige Fälle – Wasser mit ND-Filter glätten
Sollte die Wasseroberfläche leicht kräuseln, kannst du mit einer längeren Belichtungszeit versuchen, die Bewegung auf dem Wasser glätten. Je stärker die Wasserbewegung, desto länger musst Sie belichten, um noch eine Spiegelung zu erhalten. Wenn du dies mit den Kameraeinstellungen (Abblenden, ISO-Zahl reduzieren) nicht erreichen kannst, verwende einen ND-Filter (siehe oben), um die Verschlusszeit deutlich zu verlängern. Durch diese Technik kannst du mit etwas Glück auch auf fließenden Gewässern wie Flüssen oder dem Meer leichte Spiegelungen erzeugen, siehe mein Bild oben aus Thailand. Sofern du gleichzeitig einen Polfilter verwendest, achte darauf, dessen Einstellung nicht zu verändern.
7. Helligkeitsunterschiede ausgleichen
Spiegelungen sind grundsätzlich dunkler als die eigentlichen Objekte, meist ca. ein bis zwei Blenden. Abhängig von den vorherrschenden Lichtverhältnissen kann es deshalb Sinn machen, mit einem Grauverlaufsfilter den helleren Teil des Bildes abzudunkeln. Alternativ und bequemer kannst du auch einfach eine Belichtungsreihe anfertigen, die du dann später zu einem HDR-Bild zusammenfügst. Wenn die Helligkeitsunterschiede nicht allzu groß sind, kannst du später in der Bildbearbeitung auch einfach die dunklen Bereich ein wenig aufhellen.
8. Geschafft – endlich deine Spiegelung fotografieren
Jetzt kannst du endlich dein Bild aufnehmen. Versuche jegliche Verwacklungen bei der Auslösung zu vermeiden. Nutze deshalb auch den Fern- oder Selbstauslöser. Prüfe direkt nach der Aufnahme, ob das Bild richtig belichtet ist und ob die Spiegelung deutlich und scharf zu sehen ist.
Kreative Spiegelungen fotografieren
Es muss übrigens nicht immer ein schnörkelloses, klares Spiegelbild sein. Weht eine leichte Brise, so gerät die Reflexion in Bewegung und beginnt zu verzerren. Dies bringt Dynamik ins Bild und lockert die statische Komposition auf. Bei stärkerer Wasserbewegung zerfällt die Spiegelung zunehmend in abstrakte Formen, die man ebenfalls für die Bildkomposition nutzen kann. Es entstehen zum Beispiel Lichtreflexe, die über die Wasseroberfläche tanzen. Denken Sie an eine abendliche Stimmung bei der die glutrote Sonne im Meer untergeht und von unzähligen kleinen „Lichtblitzen“ auf der bewegten Wasseroberfläche begleitet wird. Sie können auch selbst für eine „künstliche“ Wasserbewegung sorgen, indem Sie zum Beispiel einen Stein in das Wasser werfen. So entstehen fotogene, konzentrische Wellen auf dem Wasser.
Auch beim Bildaufbau kannst du Sie deiner Kreativität freien Lauf lassen. So kannst du dich zum Beispiel für eine Komposition entscheiden, bei der die Spiegelung nicht das Hauptmotiv, sondern nur ein Element und schmückendes Beiwerk in deinem Foto ist. Oder du versuchst es einmal mit einem hochformatigen Bildaufbau.
Eine weitere Möglichkeit ist es, das gespiegelte Objekt zu beschneiden oder sogar ganz wegzulassen. Wenn du nur die Reflexion im Wasser zeigst, nicht aber das. Objekt selbst, regt dies die Fantasie des Betrachters an und er wird im Geist versuchen, das fehlende Gegenstück zu ergänzen. Außerdem kannst du so künstlerische, abstrakt wirkende Bilder aufnehmen.
Und nun wünsche ich dir viel Spaß und Erfolg bei der Umsetzung! Ich hoffe, mit diesem ausführlichen Tutorial habe ich dir viele hilfreiche Tipps gegeben, wie auch du effektvoll Bilderbuch-reife Spiegelungen fotografieren kannst.
Wow, was für ein inspirierender Artikel und traumhafte Bilder! Alle von dir?
Herzlichen Dank Ralf, das freut mich sehr! Ja, selbstverständlich sind alle hier gezeigten Fotos von mir aufgenommen. Liebe Grüße, David