Bilderklau im Internet ist in den letzten Jahren geradezu salonfähig geworden. Das ist ein großes Problem für all jene, die diese Werke erschaffen und damit ihren Lebensunterhalt verdienen. In diesem Artikel möchte ich einmal beschreiben, wie du dich als Fotograf gegen die Urheberrechtsverletzung schützen und zu deinem Recht kommen kannst, wenn deine Bilder unrechtmäßig genutzt werden. Dabei stelle ich auch meine Erfahrungen mit LAPIXA, einem auf Bilddiebstahl spezialisierten Dienstleister für Fotografen vor.
Inhaltsverzeichnis
- Bilderklau im Internet weit verbreitet
- Wirtschaftliche Folgen für Fotografen
- Bilddiebstahl: Rechtslage und Urheberrecht
- Von der Schwierigkeit, als Fotograf zu seinem Recht zu kommen
- Legal Tech Dienste als Bild-Detektive im Netz
- LAPIXA – Ein Berliner Start-up mausert sich als Robin Hood der Bildrechte
- Meine Erfahrungen mit LAPIXA und Fazit
Bilderklau im Internet weit verbreitet
Stell dir vor, du bist im Supermarkt. Du packst dir den Einkaufswagen bis oben hin voll. Und dann verlässt du mit den Waren ohne zu bezahlen den Laden. Das zu tun, können sich wohl nur die wenigsten Menschen vorstellen. Weil sie genau wissen, dass es Diebstahl und damit eine Straftat wäre. In der digitalen Welt scheint ein solches Unrechtsbewusstsein hingegen kaum zu existieren. In Selbstbedienungsmanier wird hemmungslos geklaut, was nicht niet- und nagelfest ist: Fotos, Grafiken, Musik, Texte, Videos und andere digitale Medien.
Vor allem Fotos werden oft verwendet, ohne dass der Bildautor davon weiß, dies autorisiert hätte, geschweige denn dafür entlohnt wird. Die entwendeten Bilder landen dann ungefragt auf Webseiten, Blogs, Foren, Social Media, ja sogar in Werbebroschüren, Zeitschriften, Büchern oder auf Postkarten.
Wirtschaftliche Folgen für Fotografen
Dieser Bilderklau ist für uns Fotografen ziemlich ärgerlich. Schließlich haben wir für die Erstellung unserer Fotos nicht nur unser Herzblut, sondern auch unsere Zeit, Ausrüstung, Logistik und Know-how investiert. Die Rechtverletzungen stellen für uns Berufsfotografen auch ein großes wirtschaftliches Problem dar. Schließlich gehen unsere Produkte – und nichts anderes sind unsere Bilder – für lau über die digitale Theke. Dem Urheber entgeht die Vergütung für die Nutzung seiner Bilder, was seine Geschäftsgrundlage torpediert. Dazu kommt noch ein grundsätzliches Problem: wenn geistiges Eigentum im Internet keine Wertschätzung mehr erfährt und nicht honoriert wird, wird es irgendwann kaum noch möglich sein, von kreativer Arbeit zu leben.
Bilddiebstahl: Rechtslage und Urheberrecht
Es besteht der weitverbreitete Irrglaube, man könne sich im Internet wie in einer Art digitalem Schlaraffenland nach Lust und Laune bedienen. Die permanente und offen zugängliche Verfügbarkeit von Medien im Netz und auch die Bildsuchen der Suchmaschinen verstärken diesen falschen Eindruck. Dass es sich bei Bilddiebstahl um eine Straftat handelt, ist vielen Menschen nicht bewusst. Aber auch Unternehmen verkennen oft den Ernst der Lage oder ignorieren den Sachverhalt. Teilweise wird Bilderklau bewusst toleriert und als Kavaliersdelikt abgetan.
Doch weit gefehlt, die Rechtslage ist ziemlich eindeutig. Die Verwendung fremder Fotografien (und sonstiger Werke) ohne Erlaubnis des Rechteinhabers ist eine klare Verletzung des Urheberrechts. Jeder Urheber hat zudem Anspruch auf eine angemessene Vergütung für die Nutzung seiner Bilder (und übrigens auch auf Nennung seines Namens). Bei Bildklau handelt es sich nicht etwa um eine Bagatelle, sondern eine Straftat, die sogar mit einer Haftstrafe belangt werden kann.
Daher sind Fotografen gut beraten, Urheberrechtsverletzungen nicht einfach hinzunehmen, sondern konsequent zu verfolgen. Dem Inhaber der Bildrechte steht ein Schadensersatz für die unerlaubte Nutzung zu. Dieser Schaden kann über eine nachträgliche Nutzungsgebühr kompensiert werden. Dazu wird ein (fiktives) Honorar angesetzt, dass der Fotograf erhalten hätte, wenn das geklaute Bild ganz regulär lizenziert worden wäre. Bei der Berechnung werden in Deutschland meist die Honorarempfehlungen der Mittelstandsvereinigung für Fotomarketing, die sogenannte„MFM-Liste“, herangezogen und dann oft der doppelte Satz angesetzt.
Von der Schwierigkeit, als Fotograf zu seinem Recht zu kommen
Soweit die Theorie. Doch wie kommt man nun als beklauter Fotograf zu seinem Recht? Tatsächlich war es in der Vergangenheit aus verschiedenen Gründen ziemlich schwierig, seine Rechte durchzusetzen:
- Man musste den Bilddiebstahl überhaupt erst einmal bemerken. Die Wahrscheinlichkeit, seine geklauten Bilder wiederzufinden war nicht besonders hoch und meist nur durch aufwendige manuelle Recherche, dank Zufall oder mittels teurer Bezahldienste möglich.
- Als Fotografen sind wir keine Anwälte und haben daher gewisse Bedenken und auch nicht die juristische Expertise, gegen den Diebstahl unserer Bilder vorzugehen. Zumal wir dann oftmals eine David-gegen-Goliath-Situation vorfinden, was zusätzlich abschreckt.
- Auch den Weg zum Anwalt scheuen viele Fotografen. Zum einen muss dann erst einmal Geld in die Hand genommen werden und es besteht das Risiko, auf den Anwaltskosten sitzen zu bleiben.
- Wenn der Verletzter durch den Fotografen selbst angeschrieben wurde, wurde oftmals schlicht nicht reagiert oder der Bildklau wurde abgestritten. Viel bürokratischer Aufwand, viel Frustration, wenig Erfolg für den Fotografen.
- Wenn der Verletzter dann noch im Ausland saß, war die Wahrscheinlichkeit, zu seinem Recht zu kommen, praktisch gleich Null.
Legal Tech Dienste als Bild-Detektive im Netz
Um die oben dargestellte Problematik kümmern sich seit einiger Zeit spezialisierte Unternehmen, sogenannte Legal Tech Dienste. Diese helfen Fotografen, Bildagenturen und anderen Rechteinhabern, illegal verwendete Fotos aufzuspüren und nachzulizenzieren. Mittels hochentwickelter Matching-Software und forensischen Verfahren werden die Bilder weltweit im Netz gefunden. Da diese Tools auf Pixelebene arbeiten, sind die Suchengines ziemlich treffsicher und finden Bilder auch dann, wenn sie stark bearbeitet, verfremdet oder collagiert worden sind. Zu den bekanntesten Anbietern zählen die Unternernehmen Copytrack, Pixsy, LAPIXA und Plaghunter.
LAPIXA – Ein Berliner Start-up mausert sich als Robin Hood der Bildrechte
Ich selbst arbeite mittlerweile mit dem Berliner Unternehmen LAPIXA zusammen. Das Team aus Account-Managern, Softwareentwicklern und Juristen verfolgt das Ziel, die Arbeit von Fotografen online zu schützen. Anfang des Jahres wurde ich von LAPIXA kontaktiert. Zugegeben: zunächst war ich etwas skeptisch. Ich kannte das Unternehmen aber schon über meine Bildagentur. Daher habe ich mir den Dienst etwas genauer angesehen und auch mit den oben genannten Wettbewerbern verglichen. Schließlich habe ich mich zu einer Zusammenarbeit entschieden und es bis heute nicht bereut.
Was mich bei LAPIXA überzeugt
- Deutsches Unternehmen, Einfache Kommunikation
Das Unternehmen hat seinen Sitz in Berlin, daher wird mit deutschen Rechtsstandards gearbeitet. Die komplette Kommunikation kann in Deutsch (wahlweise aber auch anderen Sprachen) und unkompliziert via Telefon und Email erfolgen. Der Fotograf tritt gegenüber dem Rechteverletzern nie selbst auf, sondern hat diese unangenehme Aufgabe komplett an LAPIXA delegiert. Dennoch hat man eine gute Kontrolle, weil LAPIXA nur dann den Bilderklau im Internet verfolgt, wenn man diesen explizit freigegeben hat. - Keine Kosten und Risiken
Es gibt weder Kosten im Voraus noch finanzielle Risiken, da LAPIXA komplett gebührenfrei ist. Der Dienst finanziert sich dadurch, dass der Dienstleister bei Erfolg eine Provision von 43 % einbehält, was ich einen durchaus fairen Deal finde. Das ist ein großer Vorteil gegenüber vielen anderen Diensten, wo eine monatliche Abo-Gebühr zu bezahlen ist, ohne das Erfolg garantiert ist. - Qualität der Bildsuche
Die erhebliche Anzahl der gefundenen Matchings ist beeindruckend und spricht für die guten detektivischen Fähigkeiten der Engine. Es gibt zwar eine gewisse Fehlerquote, die aber im akzeptablen Bereich ist und auch skaliert werden kann. - Bedienung/Effizienz
Die komplette Steuerung erfolgt über ein sehr übersichtliches Dashboard, dass kinderleicht zu bedienen ist. Der Bildupload erfolgt komfortabel hier oder bei Bedarf über ftp. Man kann aber auch die Siteliste seiner Internetseite, Social Media Konten wie Facebook, 500px, Instagram, etc. oder Dropbox auslesen. Der Fotograf kann im Dashboard per Mausklick für jeden Einzelfall entscheiden, ob verfolgt werden soll oder nicht. Übrigens können auch Whitelists angelegt werden, um Seiten von Kunden, Partnern, etc. gezielt auszuschließen. Einfacher geht nicht. - Transparenz
In seinem Dashboard kann man sehr exakt nachvollziehen, wo welches Bild wann gefunden wurde und wie es genutzt wird. Bei den Fällen kann man genau sehen, wie der Bearbeitungsstand ist und welche Maßnahme als nächstes erfolgt. Auch die Auszahlungen sind sehr transparent nachvollziehbar und erfolgen schnell. - Internationales Netzwerk
Bilderklau im Internet passiert oft im Ausland. Umso besser, dass LAPIXA die Rechteverfolgung in derzeit 13 Staaten aufnehmen kann, aktuell in Deutschland, Großbritannien, Niederlande, Dänemark, Norwegen, Finnland, Schweden, USA, Schweiz, Frankreich, Österreich, Kanada, Belgien. - Defensive Politik
Was mir auch an LAPIXA gefällt, ist die bestimmte, aber dennoch auf Konsens setzende Vorgehensweise bei Bilderklau im Internet. Eine anwaltliche Abmahnung oder gar ein Gerichtsverfahren ist bei LAPIXA nur das allerletzte Mittel. Grundsätzlich wird immer versucht, eine einvernehmliche und außergerichtliche Einigung mit dem Verletzter zu erzielen. Ferner werden nur kommerzielle Nutzungen überhaupt angegangen.
Wenn man einmal angemeldet ist, geht alles denkbar einfach und schnell:
1. Gewünschte Bilder hochladen
2. Automatische Bildsuche durch LAPIXA
3. Gefundene Fälle werden präsentiert
4. Fallfreigabe durch den Urheber
5. LAPIXA nimmt die Rechteklärung auf
6. Benachrichtigung über Fortschritt/Erfolg/Misserfolg
7. Auszahlung bei Erfolg
Meine Erfahrungen mit LAPIXA und Fazit
Nach einigen Monaten Zusammenarbeit bin ich durchaus angetan von LAPIXA. Zunächst war ich erstaunt bis erschrocken, wie viele meiner Bilder unrechtmäßig verwendet werden. Schon in den ersten Wochen sind mehrere tausend Matches gefunden worden, dieses Ausmaß des Bilderklaus im Internet hätte ich dann doch nicht erwartet. Die wenigsten Nutzungen waren durch mich oder meine Bildagenturen autorisiert. Unter den Rechteverletzern waren auch Tourismusunternehmen, Agenturen oder Newsseiten. Ganz ehrlich: das hätte ich nicht geglaubt.
Tatsächlich konnten bereits einige Fälle erfolgreich abgeschlossen werden und haben im Ergebnis zu einer Auszahlung im vierstelligen Euro-Bereich geführt. Erfreulich, denn diese Umsätze wären mir ohne LAPIXA entgangen bzw. hätte ich von den Bildnutzungen gar keine Kenntnis erlangt. Diverse andere Fälle sind bereits in der Pipeline und haben ebenfalls gute Erfolgschancen. Der Aufwand war für mich einigermaßen überschaubar und bestand aus ein paar Mausklicks.
Natürlich muss man sich bewusst sein, dass bei Weitem nicht jeder aufgedeckte Bildklau im Internet zum Erfolg führt. Meistens dann, wenn der Verletzer wegen fehlender Impressumsdaten nicht ohne größeren Aufwand kontaktiert werden kann oder in einem Land sitzt, wo eine Rechteverfolgung wenig aussichtsreich ist. Leider betrifft das die allermeisten Matches. Das ist irgendwo schon etwas frustrierend. Im D-A-CH-Raum und generell Europa hat man dann aber auch durchaus gute Chancen, tatsächlich zu seinem Recht zu kommen.
Ein moralisches Problem habe ich mit der Nutzung des Dienstes übrigens nicht. Schließlich wird hier – nicht selten auch bewusst und vorsätzlich – unsere Arbeit gestohlen und eine Leistung erschlichen. Während ich bei Privatpersonen noch darüber hinwegsehen kann, ist spätestens bei kommerzieller Nutzung die Grenze bei mir überschritten.
Ich kann daher nur allen Fotografen, egal ob hauptberuflich, nebenberuflich oder Amateur ans Herz legen, LAPIXA oder einen vergleichbaren Dienst wie Copytrack, etc. einmal auszuprobieren. Je mehr Fotografen sich beteiligen, umso größer die Aufmerksamkeit für das Thema und damit auch die Chance, dass sich irgendwann eine größere Sensibilität in der Öffentlichkeit entwickelt.
Sehr informativ und gut verfasst.
Werde Lapixa mal testen.
Bis anhin hab ich gute Erfahrungen mit Photoclaim gemacht.
Gruss Karl
Vielen Dank Karl! Photoclaim werde ich mir bei Gelegenheit auch mal ansehen. Liebe Grüße, David