Die besten Landschaftsfotografen der Welt zu benennen ist heute eine alles andere als einfache Aufgabe. Schließlich gibt es da draußen so viele talentierte Kollegen wie nie zuvor. Oft werde ich gefragt, welche fotografischen Vorbilder ich selbst habe. Tatsächlich habe ich mich bei meinem eigenen Werdegang wenig an anderen Fotografen orientiert. Für mich war und ist Natur die größte Inspirationsquelle. Meine visuellen Vorbilder waren anfangs vor allem in der romantischen Malerei zu verorten. Dennoch gibt es natürlich andere Fotografen, deren Bilder und Arbeit ich sehr bewundere. Und diese für mich besten Landschaftsfotografen der Welt möchte ich dir heute einmal vorstellen. Hinweis: Die Urheberrechte der Fotos in diesem Artikel liegen bei den jeweiligen Künstlern. Ich bedanke mich bei allen Kollegen herzlich für die freundliche Unterstützung und insbesondere Mark Metternich für das spektakuläre Titelfoto.
Max Rive / Niederlande
Meinen holländischen Kollegen und Fotofreund Max Rive braucht man heute kaum mehr vorzustellen. Mit derzeit unfassbaren 1,4 Millionen Followern allein bei Instagram ist Max sozusagen der Superstar der Szene. Seine Bilder haben eine ganz eigene, mysteriöse Bildsprache. Unwirkliche Lichtstimmungen, abgedrehte Perspektiven, surreale Farben. Spots die man oft nie vorher gesehen hat. Und mittendrin ein Mensch, einsam in der unendlich weiten Wildnis. Diesen Stil, der heute tausendfach kopiert wird, hat Max maßgeblich geprägt. Aber ich bewundere nicht nur seine atemberaubenden Arbeiten, sondern auch seine fast fanatische Leidenschaft. Konsequent immer an der Grenze. Keine Wand zu steil, kein Gipfel zu hoch, keine Tour zu lang. Max ist eine echte Maschine. Als ich letztes Jahr mit ihm durch Grönland getourt bin, war ich immer wieder fasziniert, mit welcher Leichtigkeit er steilste Bergwände regelrecht hochspringt. Kein Problem für Max, solange hinten nur das gewünschte Bildergebnis herauskommt. Er ist sozusagen die lebendige Verkörperung der Landschaftsfotografie. Insofern habe ich mich sehr gefreut, dass es Max war, der erst kürzlich zum International Landscape Photographer of the Year gekürt wurde. Eine gute Entscheidung wie ich finde, auch wenn sie von vielen in der Szene kritisiert wurde. Keine Frage Max polarisiert, aber genau das macht einen großen Künstler ja auch aus.
Marc Adamus / USA
Gäbe es eine Reinkarnation von Ansel Adams, sie hieße wohl Marc Adamus. Ähnlich ist nicht nur der Nachname der beiden Künstler, sondern auch ihre Bedeutung für die Landschaftsfotografie. Gilt Ansel Adams als Begründer der Landschaftsfotografie, könnte man Marc Adamus durchaus als den Wegbereiter der modernen Landschaftsfotografie ansehen. Ohne Frage hat er die heute vorherrschenden Ästhetik der hyperrealen Landschaftsfotografie maßgeblich geprägt. Der extensive Einsatz von leuchtenden Farben, extremer Plastizität und raffinierten Lichtstimmungen sind sein Trademark. Der Look hat eine ganze Generation von Landschaftsfotografen beeinflusst. Wurde dieser Stil und die intensive Bildbearbeitung anfangs noch kritisiert, ist er heute fast Mainstream. Marc Adamus kommt aus dem Nordwesten der USA. Seine Suche nach Landschaftsbildern hat ihn aber seit über einem Jahrzehnt fast ununterbrochen um die Welt geführt. Wo er seine Bilder auch aufnimmt, sie sind stets visuelles Drama und lassen den Betrachter in die Magie und Energie der Wildnis spüren. Marcs Fotografien erscheinen u. a. in National Geographic, Outdoor Photographer und hunderten weiteren renommierten Zeitschriften. Zu den Kunden von Marc gehören Unternehmen wie Apple, HP, Toshiba oder Blackberry.
Daniel Kordan / Russland – Italien
Daniel Kordan heißt eigentlich Daniel Korzhonov und stammt gebürtig aus Russland. Er ist in einem beschaulichen Seengebiet nahe Moskau aufgewachsen, wo er als Kind gern durch die Wälder streifte und sich inspiriert von der Natur sich auch der Kunstmalerei widmete. Gute Grundlagen dafür, zu einem der besten Landschaftsfotografen der Welt zu werden. Jedoch mit Umwegen. Denn zunächst hat er ursprünglich Quantenphysik studiert. Während der Sememsterferien zog es ihn aber wieder hinaus in die Wildnis, zum Bergsteigen und Wandern. Gleichzeitig verdiente er sich etwas Geld als Wanderführer und Leiter von Fotoworkshops dazu. Später wurde er Chefredakteur der Zeitschrift „Continent expedition“, wo er auch seine Abenteuer, vor allem aber seine herausragenden Bilder veröffentlichte. Für diese ist er schließlich auch weltweit bekannt geworden. Sein Stil hat etwas sehr Malerisches, ist künstlerisch, aber noch an der Grenze zum Realistischen. Heute lebt er in der Toskana oder auf den Lofoten, ist aber fast das ganze Jahr auf der Welt unterwegs, um Workshops und Touren zu leiten. Seine Fotos werden von Global Playern wie Apple, Red Bull oder Gazprom genutzt.
Mark Metternich / USA
Mark ist nicht nur einer der besten Landschaftsfotografen der Welt, sondern auf dieser auch unermüdlich als moderner Nomade unterwegs. Seit fast 20 Jahren ist er nun nonstop auf der Straße. Hundertausende Meilen hat er in seinem Mitsubishi Montero 4WD zurück gelegt, immer auf der Suche nach neuer Inspiration und Motiven in der Natur. Diese hat er bereits als Kind lieben und schätzen gelernt, als ihn sein Vater mit auf ausgedehnte Bergtouren nahm. Die große Leidenschaft und Beziehung zur Natur sieht man seinen Bildern sofort an. Pathetische, dreidimensionale Szenerien wie aus dem Bilderbuch. Als wäre das nicht bereits Drama genug, würzt Mark seine Bilder oft mit beeindruckenden Wetterphänomenen und erschafft so bildgewaltige, archaische Fotokunst. Großartig sind aber nicht nur seine Bilder, sondern auch, das Mark seine Prominenz für wohltätige Zwecke nutzt. So liegen ihm besonders seine Entwicklungshilfeprojekte in Afrika am Herz, für die er sich schon seit vielen Jahren engagiert. Karikativ war Mark auch zu mir. Ihm habe ich nämlich auch das atemberaubende Titelbild „Lightshow“ dieses Artikels zu verdanken, herzlichen Dank dafür!
Guy Tal / Israel – USA
Guy Tal ist der lebende Beweis, das es auch in der Landschaftsfotografie nicht immer Weitwinkel sein muss. Sein Interesse gilt vor allem den Farben, Formen und Muster und Details, die er oftmals in intimen, verdichteten Ansichten darstellt. Seine künstlerischen Arbeiten sind oft abstrakt, muten an wie expressionistische Leinwandbilder und sind doch ein Abbild der subjektiven Realität. Dazu passt auch sein Credo, dass kreative Landschaftsfotografie immer ein persönlicher Ausdruck des Fotografen sei, welcher sich dafür des Stilmittels der Naturästhetik bedient. Neben seiner fotografischen Arbeit hat Guy auch mehrere tolle Bücher veröffentlicht, unter anderem das sehr lesenswerte „More Than a Rock: Essays on Art, Landscape, and Photography“. Hier findet sich eine Sammlung von Guys oft philosophischen Texten rund um das Thema Landschaftsfotografie, die durch seine einzigartigen Bilder untermalt wird.
Ignacio Palacios / Spanien – Australien
Ignacio Palacios ist in seiner Wahlheimat Australien ein echter Promi. Er ist Träger unzähliger Awards und wurde als Master of Photography durch den australischen Verband AIPP geadelt, eine Ehre die nicht allzuvielen Fotografen zuteil wird. Sein Markenzeichen ist dabei oft das ungewöhnliche, aber sehr ästhetische 1:1-Format. Darin verpackt er atemberaubende, farbenfrohe und atmosphärische Grandscapes, aber auch abstrakte Detailaufnahmen von Landschaften auf der ganzen Welt. Seine Fotos werden unter anderem durch Getty Images und Lonely Planet vertrieben. Der gebürtige bietet jedes Jahr großartige Fotoreisen und Workshops auf der ganzen Welt an und kooperiert hier of mit anderen Größen des Genres wie Art Wolfe. Neben der reinen Landschaftsfotografie widmet sich Ignacio auch weiteren spannenden Fotoprojekten wie zuletzt den „Sydney Rock Pools“.
Michael Shainblum / USA
Raffinierte Astroaufnahmen, surreale Luftbilder und opulente Zeitrafferfilme von amerikanischen Grandscapes aber auch urbanen Szenerien sind die Spezialität von Michael Shainblum. Der Landschaftsfotograf aus San Francisco/Kalifornien arbeitet bereits seit seinem 16. Lebensjahr professionell als Fotograf und Filmemacher. Die Erfahrung sieht man seinen bildgewaltigen Schöpfungen an. Szenen und Momente erzählt Michael in ganz eigenen, lebhaften visuellen Geschichten. Sein Gespür und seine originellen Ideen haben dazu geführt, dass Michael von großen Kunden wie Nike, Samsung, Facebook, LG, Apple und Google gebucht wird.
Artur Stanisz /Kanada
Die subarktischen und arktischen Bergwelten Nordkanadas sind die fotografische Spielwiese von Artur Stanisz, welcher das große Glück hat, von hier zu stammen. Quasi vor der Haustür findet er das, was er am meisten liebt: das Unbekannte, die Wildnis und außergewöhnliche Licht- oder Wetterphänomene. Der Stoff aus Träume von Landschaftsfotografen gewebt sind. Seine große Bergsteigererfahrung erleichtert ihm seine Fotoabenteuer und ermöglicht es ihm, viele abgelegene Orte zu erkunden, die noch nie zuvor geehen, geschweige denn fotografiert wurden. Je länger seine Reisen in die Wildnis, desto tiefer die Verbindung mit der natürlichen Welt. Diese Verbundenheit sieht man seinen mitreißenden Arbeiten sofort an. Kein Wunder also, dass seine Fotos schon bei diversen Preisen von Global Arctic Awards über Memorial Maria Luisa bis zu Travel Photographer of the Year reüssieren konnten.
Alex Noriega / USA
Das Alex zu den besten Landschaftsfotografen der Welt gehört, zeigen schon seine Auszeichnungen: International Landscape Photographer of the Year, USA Landscape Photographer of the Year, International Pano Awards Photographer of the Year, um nur einige zu nennen. Keine Frage, seine Bilder sind etwas ganz Besonderes. Dabei beherrscht Alex nicht nur das große Landschaftskino, sondern zeigt auch oft verdichtete, intime Ausschnitte aus der Natur. Seine wunderschönen Arbeiten berühren und wirken auf einer sehr subtilen Ebene.
Mikko Lagerstedt / Finland
Mikko Lagerstedts Arbeiten sind anders. Düster, geheimnisvoll, mystisch. So, wie auch auch der Norden Finlands, aus dem Mikko kommt und der ihm dir größte Inspiration ist. Gern arbeitet Mikko mit atmosphärischen Licht in Verbindung mit Nebel oder Dunkelheit. Einsamkeit, Kontemplation, Stille. Ich kenne kaum einen Fotografen, dessen Arbeiten dies so sehr verkörpern wie Mikko Lagerstedt. Nicht von ungefähr ist Mikko innerhalb kürzester Zeit zu einem medial viel beachteten Shooting Star geworden, im wahrsten Sinne des Wortes.
Dag Ole Nordhaug / Norwegen
Von der Kindheit an war Dag Ole Nordhaug umgeben von der atemberaubenden Natur Nordnorwegens – er lebt in Trondheim. Fasziniert von der dramatischen Kulisse vor seiner Haustür war Dag bereits im zarten Alter von 9 Jahren mit der Kamera unterwegs. Interessant dabei sein fotografisches Credo. Für Dag ist ein Foto erst dann vollendet, wenn er es gedruckt und gerahmt in den Händen hält. Und keine Frage: jedes einzelne seiner Bilder ist ein zeitloses Kunstwerk für sich, dass man sich am liebsten sofort an die Wand hängen würde. In Dags Portfolio finden sich aber natürlich sich nur Fotos aus Norwegen, sondern wunderschöne Bilder aus der ganzen Welt: mystische Wälder, geheimnisvolle Bergkulissen, schroffe Küsten, tropische Idylle – stets jedoch dramatisch und atmosphärisch.
Dr. Nicholas Roemmelt / Österreich – Deutschland
Wenn Outdoorabenteuer, Bergkulissen und Astrofotografie auf höchstem Niveau zusammentreffen, dürfte Nicholas Roemmelt nicht weit sein. Der einzige Deutsche in meiner Auflistung hat mit seinen epischen Bildern in den letzten Jahren weltweite Aufmerksamkeit erlangt und eine riesige Fanbase in den sozialen Medien gewonnen. Tagsüber praktiziert er als promovierter Zahnarzt. Nachts ist er unermüdlich mit seiner Frau Christina auf der Suche nach superben Motiven, vorrangig in den Alpen, aber auch weltweit. Daneben hat er auch noch Zeit gefunden, den opulenten Bildband „Sternbilder – Die Alpen bei Nacht“ bei Frederking & Thaler zu veröffentlichen. Der Erfolg ist ihm trotzdem nicht zu Kopf gestiegen. Nick ist ein ausgesprochen netter Zeitgenosse, wie ich feststellen durfte, als wir uns vor einigen Jahren bei den Glanzlichtern kennenlernten, wo wir beide als Preisträger eingeladen waren.
Im Jahr 2018 sind dies die besten Landschaftsfotografen der Welt. Zumindest für meinen persönlichen Geschmack, über den sich natürlich treffllich streiten lässt. Schaut einmal auf den Webseiten und sozialen Profilen der vorgestellten Fotografen vorbei, es lohnt sich auf jeden Fall! Falls ihr den besten Landschaftsfotografen der Welt einmal über die Schulter schauen wollt: fast alle Kollegen auch internationale Fotoworkshops und Fotoreisen an.
Ich hoffe, dass ich Dir mit diesem Artikel einige neue Inspirationen mitgeben konnte. Wenn du noch Fragen oder Gedanken zum Artikel hast oder die Listeerweitern möchtest, lass es mich gern in den Kommentaren wissen.
Ich vermisse Kilian Schoenberger. Ansonsten schöne Auswahl. Schade nur, dass einige dieser Fotografen es m.E. mit der Bearbeitung inzwischen übertreiben und in den sozialen Medien kaum zu finden sind.
Hallo Reiner, vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, Kilian ist auf alle Fälle auch ein toller Kollege. Es gibt auch dutzende weitere fantastische Fotografen, die ich hätte erwähnen können. Ich mich aber auf eine kleine Auswahl beschränken und dabei vor allem diejenigen Kollegen vorstellen, die mich selbst seit Jahren inspirieren ? Mit der Bearbeitung stört mich persönlich weniger, das gehört in der digitalen Fotografie aus meiner Sicht genauso dazu, wie in der analogen Zeit die Dunkelkammer Teil des Prozesses war. Ich kenne jedenfalls keinen einzigen renommierten Landschaftsfotografen, der seine Bilder nicht bearbeitet, mal mehr, mal weniger offensichtlich. Viele Grüße und immer gut Licht, David