Fotografieren bei schlechtem Wetter ist nicht gerade das, was die meisten Fotografen besonders mögen. Verständlich, denn wer hat schon große Lust, bei strömendem Regen und grauer Tristesse nach draußen zu gehen? Genau das kann aber fotografisch durchaus Sinn machen. In meinem Artikel verrate ich dir warum und wie du schlechtes Wetter gezielt für stimmungsvolle Fotos nutzen kannst.
April, April – der macht was er will
Der April steht vor der Tür. Und wie heißt es so schön im Volksmund: „April, April – der macht was er will.“ In der Tat ist der Frühlingsmonat berühmt-berüchtigt für seine oft raschen Wetterwechsel. Neben sonnigem Frühlingswetter bringt er uns nicht selten auch noch einmal Schnee, reichlich Regen und Nebel. Und zwar oft so schnell nacheinander, dass man im April schon mal alle vier Jahreszeiten an einem Tag erleben kann. Sicherlich nicht gerade das optimale Wetter für traumhafte Frühlingsfotos, oder? Meine Meinung: ganz im Gegenteil. Gerade jetzt kann es ziemlich spannend sein, mit der Kamera rauszugehen.
Ein hoch auf das Fotografieren bei schlechtem Wetter
In diesem Artikel breche ich eine Lanze für das Fotografieren bei schlechtem Wetter.
Zum einen hat Landschaftsfotografie immer auch etwas mit Herausforderung und dem bewussten Erfahren und Visualisieren der Naturgewalten und der Elemente zu tun. Eines der Elemente ist bekanntlich Wasser, selbst wenn es von oben kommt. Bei schlechtem Wetter ist es die Kunst des Landschaftsfotografen, das Beste aus der Situation zu machen. Oder noch besser, die Bedingungen sogar gezielt für seine Fotos zu nutzen. Das vermeintliche Sauwetter kann man nämlich sehr wirkungsvoll dazu verwenden, seinen Fotos einen ganz besonders wilden und dramatischen Anstrich zu geben. Ich kenne sogar einige Landschaftsfotografen, die aus diesem Grund regelrechte Schlechtwetter-Maximalisten sind und nur mit der Kamera vor die Tür gehen, wenn es mindestens stark bewölkt ist. Klingt verrückt, macht aber Sinn.
Lieber wolkig als heiter
Gerade Anfänger in der Fotografie machen nämlich oft den Fehler, auf strahlenden Sonnenschein und blauen Himmel zu warten und erst dann die Kamera heraus zu holen. Das ist aber oft gar keine so gute Idee. Mal davon abgesehen, dass Bilder bei prallem Sonnenschein oft Probleme mit der Belichtung bekommen (wegen zu hohem Dynamikumfang), fehlt es Schönwetter-Bildern oft auch an Ausstrahlung. Wenn du dir einmal beeindruckende Outdoor-Fotos in Kalendern oder Magazinen ansiehst, wirst du feststellen, dass diese fast nie bei blauem Himmel fotografiert worden sind. Häufig beziehen solche Wow-Motive dramatische Wolken mit ein. Schöne Wolken verleihen jeder Landschaftskulisse das gewisse Etwas.
Außerdem projiziert der Wechsel von Sonne und Wolken lebhafte Licht-Schatten-Spiele in die Landschaft, wovon dein Foto profitiert und plastischer wirkt. Wenn die Wolken besonders beeindruckend sind kann man sie auch prominent als Hauptmotiv im Foto platzieren. Und der wechselhafte April bietet dafür die besten Voraussetzungen.
Bedeckter Himmel – wie fotografieren bei schlechtem Wetter dir zu besserer Belichtung verhilft
Oft ist der Himmel aber auch einfach nur einheitsgrau und trist, kein einziger Sonnenstrahl findet seinen Weg durch die dicke Wolkendecke. Macht auch nichts, fotografieren kannst du trotzdem. Wenn der Himmel unigrau und langweilig ist, vermeide ihn einfach ganz in deinem Bildausschnitt und wende dich lieber den intimen Details in der Landschaft zu.
Ein bedeckter Himmel eignet sich dafür bestens, zum Beispiel um Steine oder Pflanzen zu fotografieren. Auch Bilder im Wald oder von Wasserfällen sind bei diesem Wetter viel besser möglich. Der bewölkte Himmel streut das Licht nämlich wie eine große Softbox, du vermeidest dadurch zu große Helligkeitsunterschiede im Bild, die bei diesen Motiven sonst oft problematisch sind. Deine Fotos, aufgenommen unter einem bedeckten Himmel, werden ein schön harmonisch ausbalanciertes Histogramm erzeugen, probiere es mal aus!
Wenn es in Strömen regnet – die Königsdisziplin der Schlechtwetter-Fotografie
Aus dem grauen Himmel ist Regen geworden. Was nun? Getreu dem Moto „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung.“ kannst du dich durchaus hinauswagen. Es kann fotografisch sogar durchaus einigen Sinn machen. Die schmoddrigen Bedingungen eignen sich nämlich besonders gut für mysteriöse, düstere Stimmungen. Diese wiederum passen gut zu den sagenumwobenen deutschen Landschaften gut, etwa zum Harz oder Elbsandsteingebirge. Wenn du mit etwas längeren Belichtungszeiten spielst, gelingt es dir vielleicht sogar, Regentropfen und Regenfäden im Bild festzuhalten.
Damit du nicht im strömenden Regen stehen musst und keine Tropfen auf deiner Linse riskierst, kannst du dir vielleicht einen Unterstand suchen. Wenn du den nicht findest, kannst du deine Kamera auch unter einen großen Regenschirm platzieren. Tipp: im Fotohandel gibt es speziellen Halterungen für Schirme, die du am Stativ befestigen kannst, damit du die Hände zum Fotografieren frei hast. Damit der feuchtfröhliche Fotospaß nicht zu unangenehm für dich und deine Ausrüstung wird, solltest du natürlich wasserdichte Funktionskleidung tragen. Denke auch an ein Raincover für deinen Kamerarucksack und einen Regenschutz für deine Kamera und los geht’s.
Nach dem Regen ist vor dem Regenbogen
Mein gutes Zureden hat nichts gebracht und es ist dir trotzdem zu feucht im Regen und Fotografieren bei schlechtem Wetter deine Sache nicht? Auch ok, denn es lohnt sich oft auch, auf die Minuten nach dem Regen zu warten. Nach jedem Regen kommt schließlich Sonnenschein. Na ja, meistens jedenfalls. Wenn der Himmel dann aufreißt, gibt es mit etwas Glück dramatische Lichtstimmungen oder einen fotogenen Regenbogen. Regenbögen entstehen meist, wenn nach Niederschlag der Himmel aufklart und die tief stehende Sonne die abziehende Feuchtfront anleuchtet. Um einen Regenbogen zu fotografieren, solltest du leicht unterbelichten und einen Polfilter verwenden, um den Kontrast zu erhöhen und die Farben zu verstärken. Besonders gut eignet sich übrigens ein dunkler Hintergrund, von dem sich der Regenbogen deutlich abhebt.
Wabbernd und mysteriös – Nebel
Auch der in dieser Jahreszeit besonders oft auftretende Nebel ist fotografisch ziemlich reizvoll und ein weiteres Argument fürs Fotografieren bei schlechtem Wetter. Nebelstimmungen haben schließlich immer etwas Geheimnisvolles und eignen sich daher gut für märchenhaft anmutende Landschaftsansichten.
Wenn du selbst im Nebel stehst, gibt es kein direktes Licht im Bild. Der Dunst wirkt dann wie ein großer Diffusor, das Licht ist wie durch einen Vorhang gedimmt. Weiter entfernte Bildteile verschwinden im Nebel.
Fotografisch ebenfalls reizvoll ist Bodennebel oder Hochnebel, in dem du nicht selbst stehst. Dieser hat übrigens gar nichts mit schlechtem Wetter zu tun. Besonders gute Chance für Nebel gibt es, wenn es nachts noch sehr kalt ist – besonders bei Frost, tagsüber aber schon recht warm wird, weil die Sonne scheint. Nebel bildet sich oft in Senken und Tälern, über Wäldern und auf höheren Gebirgszügen.
Überzeugt vom Fotografieren bei schlechtem Wetter?
Zum Abschluss noch ein kleiner Faktencheck für dich: der schlechte Ruf, welcher dem April vorauseilt, tut ihm objektiv betrachtet ziemlich unrecht. Der in Deutschland statistisch feuchteste Monat ist nämlich laut Langzeitstatistik des Deutschen Wetterdienstes DWD keineswegs der April. Es sind – wär hätte das gedacht – ausgerechnet die Sommermonate August und Juni.
Davon abgesehen hoffe ich, dass ich dich mit diesem Beitrag dazu motivieren konnte, deinen inneren Schweinehund zu überwinden und das Fotografieren bei schlechtem Wetters einmal auszuprobieren? Wenn ja, schnapp dir deine Regenjacke und deinen Fotorucksack und raus gehts ins feuchtfröhliche Vergnügen. Ich wünsche dir viel Spaß und vor allem viele stimmungsvolle Bilder!