Fotografieren im Winter ist ebenso faszinierend wie herausfordernd. Die kalte Jahreszeit wartet mit märchenhaften Motiven und beeindruckenden Lichtstimmungen auf, stellt aber auch besondere Anforderungen an Fotograf und Ausrüstung. In meinem Artikel verrate ich dir, was es zu beachten gilt und gebe dir einige Inspirationen und Tipps für stimmungsvolle Winterbilder.
Inhaltsverzeichnis
- Vor- und Nachteile beim Fotografieren im Winter
- Wie du beim Fotografieren im Winter der Kälte trotzt
- Wie du deine Ausrüstung beim Fotografieren im Winter schützt
- Die weiße Winterpracht richtig fotografieren
- Surreal und anmutig – das Licht im Winter
- Motivideen für das Fotografieren im Winter
- Winterliche Fotoziele – weit weg ist kein Muss
Vor- und Nachteile beim Fotografieren im Winter
Ob glitzernder Neuschnee, eine wie mit Puderzucker glasierte Landschaft, zugefrorene Seen, Eiszapfen, weißer Märchenwald, schimmernder Eiszauber oder arktische Lichtstimmungen. Fotografieren im Winter schenkt uns zahlreiche wunderschöne Motive, die man so in anderen Jahreszeiten nicht erleben kann.
Der Winter stellt für uns Fotografen auf Grund der Wetterbedingungen aber auch eine gewisse Herausforderung dar. Schließlich muss man erst einmal die Motivation aufbringen, aus dem gemütlichen Warmen hinaus in die klirrende Kälte zu gehen, dort zu verweilen und Motive zu suchen und sich dann auch noch um Bildkomposition und Kameraeinstellungen zu kümmern. Und auch die Ausrüstung ist bei eisigen Temperaturen besonders gefordert.
Wie du beim Fotografieren im Winter der Kälte trotzt
Schon meine Oma wusste: es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur unpassende Kleidung. Und das gilt natürlich erst recht im Winter, wo es meist frostig und nass draußen ist. Nichts ist frustrierender, als wenn man eine winterliche Fotosession abbrechen muss, weil man furchtbar friert und damit die Motivation in den Keller sinkt. Insofern solltest du dich für längere Fotoaktionen angemessen kleiden.
Im Zweifelsfall gilt: lieber zu viel als zu wenig und am besten nach dem Zwiebelprinzip. Das bedeutet, dass du nicht ein dickes Kleidungsstück anziehst, sondern stattdessen mehrere Schichten übereinander. Wenn du draußen nämlich trotz Kälte ins Schwitzen kommst, zum Beispiel weil du einen Berg hochkraxelst oder lange Zeit mit dem Fotorucksack wanderst, kannst du flexibel einzelne Teil ab- und anlegen.
Ich habe bei Fotografieren im Winter meist folgendes an: als erste Schicht auf der Haut warme, atmungsaktive Funktionsunterwäsche, gern aus Merinowolle. Darüber ein bis zwei Fleece, bevorzugt aus Polartec. Darüber kommt dann eine isolierende Daunenschicht, für mich als Vegetarier und Tierliebhaber am liebsten Kunstdaune wie Primaloft. Gegenüber dem tierischen Original hat die synthetische Variante auch den Vorteil, leichter zu sein und schneller zu trocknen. Darüber ziehe ich dann noch eine eine wind- und wasserdichte Außenschicht, sinnvollerweise eine Hardshell-Jacke.
Als Schuhwerk trägt du am besten wasserdichte und atmungsaktive Wanderschuhe (z. B. aus Goretex oder einer anderen Membran) samt warmen Wandersocken, damit deine Füsse schön warm und trocken bleiben. Außerdem haben gute Wanderschuhe auch rutschfeste Sohlen zum Beispiel aus Vibram, was bei eisigen Untergründen ein großer Vorteil ist.
Wenn du zur Fraktion Frostbeule gehörst, kannst du dir auch einen Taschenwärmer oder Taschenofen mitzunehmen. Ob klassisch mit kleinen Brennstäben, elektronisch betrieben oder chemisch durch Sauerstoff aktiviert ist Geschmacksache. Auf jeden Fall hast du so für mehrere Stunden einen kompakten Wärmespender, den es übrigens auch speziell für Socken und Handschuhe gibt. Unter Outdoor-Sportlern und Fotografen sind zum Beispiel die Taschenwärmer von The Heat Company und Thermopad beliebt.
Auf eine warme Mütze und die richtigen Handschuhe solltest du natürlich auch achten. Beim Fotografieren im Winter besteht jedoch das Problem, dass du mit normalen Handschuhen unmöglich die filigranen Knöpfe und Räder oder den Touchscreen deiner Kamera bedienen kannst. Zum Glück gibt es heute Handschuhe, die direkt für die Bedienung von Touchscreens (Handy, Kamera, etc.) konzipiert sind. Zum anderen gibt es speziell für das Fotografieren im Winter entwickelte Handschuhe (Photo Gloves). Deren Vorderseite kann man aufklappen kann und dann problemlos die Kamera bedienen. Damit die Finger trotzdem nicht komplett ungeschützt sind, sind im Innenteil meist noch dünneren Fingerhandschuhe eingebaut. Ich selbst nutze seit Jahren die sehr guten Fotohandschuhe von COOPH aus Österreich und kann auch dieses Modell von The Heat Company empfehlen.
Auch an eine Sonnenbrille solltest du denken. Echt jetzt? Ist das nicht eher ein sommerliches Accessoire? Nein, denn wenn an einem schönen Wintertag die Sonne scheint, wird diese (bzw. genauer die UV-Strahlung ) durch die Schnee extrem stark reflektiert. Wenn du dann deine Augen nicht schützt, wirst du intensiv geblendet, deine Augen beginnen zu tränen und du kannst schon nach kurzer Zeit nichts mehr sehen. Im schlimmsten Falle tritt Schneeblindheit ein, sozusagen ein Sonnenbrand für deine Augen, was sogar bleibende Schäden auf der Netzhaut hinterlassen kann.
Wie du deine Ausrüstung beim Fotografieren im Winter schützt
Auch für deine Fotoausrüstung sind die winterlichen Wetterbedingungen durchaus eine Herausforderung. Moderne Digitalkameras sind heute zwar oft robust gebaut und bei besseren Modellen gegen Witterungseinflüsse geschützt, zum Beispiel durch Magnesiumslegierungen und Gummidichtungen. Wenn es aber dauerhaft schneit und du die Kamera längere Zeit draußen im Einsatz hast, solltest du deine Kamera und dein Objektiv am besten bedecken. Entweder besorgst du dir einen speziellen Kameraregenschutz für wenige Euro im Fotofachhandel. Im Zweifelsfall tut es auch eine Regenjacke, eine Decke oder eine Plastiktüte. Auch die Lichtschutzblende solltest du bei Schneefall immer aufsetzen. So vermeidest du nämlich zumindest in Grenzen, dass die Flocken auf dein Objektiv fallen und dir dein Motiv zerstören.
Ein weiteres Problem beim Fotografieren im Winter ist, dass Objektive oft beschlagen, wenn sie längere Zeit draußen sind. Kondenswasser auf der Linse solltest du natürlich tunlichst vermeiden. Zum einen zerstörst du damit dein Foto, zum anderen ist es auf Dauer auch nicht besonders gesund für deine Technik. Um die Feuchtigkeit von deinen Objektiven zu entfernen, hast du am besten beim Fotografieren im Winter immer ein großes, fuselfreies Microfaser-Tuch bei dir (bitte nicht das Tempo-Taschentuch benutzen).
Bei längeren Fotosession im Winter kannst du deine Objektiv auch gezielt warm halten. Dafür gibt es eine sogenannte Objektivheizungen, zum Beispiel vom Haida (eigentlich bekannt für seine exzellenten Landschaftsfotografie Filter), die du für wenige Euro im Fotohandel kaufen kannst.
Eine weiteres Problem bei Kälte ist, das sich Kamera-Akkus sehr schnell entladen. Wenn du also nicht willst, dass dir frühzeitig der Saft ausgeht, nimm genügend Akkus mit, auf jeden Fall mehr, als du normalerweise brauchen würdest. Ich empfehle dir für kalte Tage auch, deine Akkus nicht im Fotorucksack zu lassen. Transportiere sie besser nah am Körper, etwa in deinen Hosentaschen oder Innentaschen von Jacken. Dann halten sie deutlich länger durch.
Und wenn wir schon bei Hosen- und Jackentaschen sind: ich empfehle dir, darin auch einen einfachen Funkfernauslöser zu deponieren. Dann brauchst du deine Hände nämlich gar nicht aus den Taschen nehmen, um dein Bild scharf zu stellen oder die Kamera auszulösen. Gerade in frostigen Winternächten beim Polarlichter fotografieren sind die paar Euro bestens investiert.
Im Winter ist der Untergrund auf Grund von Schnee und Eis oft rutschig. Damit dein Stativ trotzdem stabil steht und dir nicht etwa samt Kamera wegrutscht, ist es eine gute Idee, deine Stativfüße mit Spikes zu versehen. Entweder sind sie schon im Lieferumfang enthalten oder du kaufst sie beim Hersteller oder bei Drittanbietern nach. Auch ein Kälteschutz an den Stativbeinen ist im Winter hilfreich, damit dir nicht die Hände am Stativ aneisen. Manche Stative haben das bereits im Lieferumfang, bei anderen Herstellern wie GITZO kann man es nachrüsten.
Die weiße Winterpracht richtig fotografieren
Winterlandschaften faszinieren uns auf Grund ihrer Helligkeit, Frische und Klarheit, dem unberührten und strahlenden Weiß. Was in der Natur so magisch und rein aussieht, wirkt auf dem Foto jedoch oftmals gar nicht mehr so bezaubernd. Vielleicht hast du dich nach einer winterlichen Fototour schon einmal gewundert, warum deine Fotos eher bläulich und dunkel und irgendwie unschön aussahen?
Der Grund dafür ist, dass die Sensoren der Kamera bei Schnee oft versagen. Zum einen liegt der automatische Weißabgleich oft daneben und stellt viel zu kühle Töne ein. Zum anderen ist auch oft die Belichtungssteuerung von soviel Helligkeit überfordert und misst das Bild schon mal zu dunkel ein, vor allem bei der Matrixmessung.
Wenn dem so ist, musst du als Fotograf korrigierend eingreifen. Dazu schaust du dir das aufgenommen Foto am besten gleich vor Ort auf dem Kameramonitor an (wenngleich dieser auch nicht immer ganz zuverlässig ist). Ist es offensichtlich zu blaustichig, solltest du den Weißabgleich manuell korrigieren, also üblicherweise eine wärmere (= niedrigere) Kelvinzahl einstellen. Noch besser wäre es, wenn du dein Foto gleich im RAW-Format und nicht als JPEG aufnimmst. Dann kannst du den Weißabgleich ohnehin ignorieren und du später die Farben ganz in Ruhe und viel exakter an deinem Fotografen Monitor in der RAW-Entwicklung einstellen.
Um die Helligkeit des Bildes zu erhalten, erhöhst du mit der Belichtungskorrektur den Messwert deiner Kamera. In der Praxis haben sich ein bis zwei Blenden/Lichtwerten Mehrbelichtung bei mir bewährt, was aber immer abhängig von der Kamera und dem jeweiligen Motiv ist. Achte dabei darauf, dass du das Bild nicht komplett überbelichtest. Dazu schaust du dir am besten das Histogramm deines Bildes an und prüfst, dass es auf der rechten Seite nicht über den Rand hinausgeht. Wenn du es etwas abstrakter magst, kannst du aber auch ruhig ein wenig überbelichten. Die hellsten Töne des Bildes laufen dann ins Weiße hinein und verstärken den winterlichen Bildeindruck.
Um den unberührten Charakter einer Winterlandschaft in deinem Foto festzuhalten, solltest du grundsätzlich darauf achten, dass du nicht zu viele Elemente in deinem Bild hast. Auch sollte der Schnee noch frisch und jungfräulich aussehen, also zum Beispiel nicht schon durch Fussstapfen zertreten sein.
Surreal und anmutig – das Licht im Winter
Im Winter ist der Himmel oft komplett bedeckt und zerstreut das Sonnenlicht wie eine überdimensionale Softbox. Das führt zu einer unwirklich gedimmten Lichtstimmung, was zusammen mit der monochromen Schneelandschaft eine wahrlich surreale Atmosphäre erzeugt. Das gleichmäßige Licht im Bild führt dazu, dass du als Fotograf kein Problem mit zu hohem Dynamikumfang bekommst und zu jeder Tageszeit fotografieren kannst. Wenn die dichte Wolkendecke aufbricht und sich einzelne Sonnenstrahlen ihren Weg bahnen – oft nur für wenige Sekunden – ergeben sich häufig dramatische Lichtstimmungen. Wenn du ein solches Spektakel dann noch mit einer heimeligen Winterlandschaft wie hier auf der Seiser Alm kombinierst, ist die winterliche Bilderbuchstimmung perfekt.
Aber auch wenn es ein schöner sonniger Wintertag mit blauem Himmel ist, kann man oft über weite Teile des Tages fotografieren. Die Sonne steht selbst am Mittag sehr tief am Himmel und zaubert damit schönes weiches Licht und lebhafte Schatten in die Winterkulisse.
Mit etwas Glück erlebst Du im Winter besonders intensive Sonnenaufgänge, die in kräftigen Pastellfarben leuchten. Das Schöne dabei ist, dass der Tagesanbruch zu dieser Jahreszeit angenehm spät und der Sonnenuntergang recht früh ist. So kommen auch Morgenmuffel in den Genuss den Farbspektakels und anders als im Sommer muss man sich nicht die halbe Nacht für die Dämmerung um die Ohren schlagen. Es sei denn natürlich, man wartet auf Polarlichter.
Das Polarlicht, auch bekannt als Aurora Borealis, ist nochmal ein Licht der ganz besonderen Art. Im Winter ist zweifelsohne die Hochsaison für das Fotografieren der geheimnisvollen Himmelserscheinungen. In den letzten Jahren ist es unter Fotografen daher ein regelrechter Megatrend geworden, im Winter Fotoziele im hohen Norden anzusteuern. Wie wäre es also mit einer Reise etwa nach Island, Lappland oder auf die Lofoten? Neben dem anmutigen Himmelschauspiel findest du hier fantastische arktische Landschaften vor, die schon an sich der Garant für spektakuläre Winterbilder sind. Außerdem liegt dort im Winter fast immer Schnee, in dem sich die Polarlichter effektvoll spiegeln.
Motivideen für das Fotografieren im Winter
Nachdem du nun weiß, was das Fotografieren im Winter so besonders macht, worauf du beim Fotografieren und bei der Vorbereitung achten solltest, geht es jetzt ans Eingemachte, pardon, Eingeschneite. Ich habe dir einige Motivideen und Fotovorschläge für winterliche Fototouren zusammengestellt, die ich selbst gern mag. Also zieh dich warm an, pack dir einen Thermoskanne heißen Tee ein, schnapp dir deine Fotoausrüstung und schon kann es losgehen in das Winterwunderland.
Wie im Märchen: Winterzauberwald
Ein wundervoll winterliches Motiv sind verschneite Bäume, wie in diesem Bild die Tannen im Harz. Oft assoziiert man mit solchen Bildern Regionen im hohen Norden wie etwa Lappland. Soweit musst du aber gar nicht fahren, denn verschneite Bäume oder Wälder findest du auch hierzulande überall, sicherlich auch vor deiner Haustür. Suche dir einfach eine weiß-verschneite Landschaft, am besten mit frischen Neuschnee. Ideal sind bedeckte Tage ohne Sonnenschein. Die Landschaft sollte möglichst einfach strukturiert sein, also nicht zu viele Elemente beinhalten. Achte darauf, keine Spuren im Schnee in deinem Bildausschnitt zu hinterlassen, um den unberührten Charakter der Landschaft zu unterstreichen. Belichte das Foto sehr hell, also mit dem Histogramm am rechten Rand. Du hast dann wenig Kontraste und Details im Bild, was zu einer ruhigen Ausstrahlung führt. Wenn du magst, kannst du auch etwas überbelichten und verleihst dem Foto damit einen noch abstrakteren Anstrich.
Fotografieren im Winter mit Farbkontrasten
Wie du vielleicht schon in meinen Landschaftsfotografie Tipps gelesen hast, sind Kontraste ein wirksames Stilmittel in der Fotografie. Und damit kannst du gerade im Winter besonders gut spielen. Typisch für den Winter sind in erster Linie kalte Farbtöne wie Blau und Weiß. Wenn du dir nun aber gezielt ein Element mit warmen Farben wie Rot, Gelb oder Orange suchst und dann in dein Bild einbaust, erzeugst du einen starken tonalen Kontrast. Davon profitiert dein Foto, es wirkt wesentlich lebhafter. Im Foto oben ist es zum Beispiel der knallrote Fischerhütte auf den Lofoten, die intensiv mit den sonst arktischen Farben kontrastiert und Spannung ins Foto bringt. Wenn gerade keine Hütte oder anderes Geeignetes in der Nähe ist, kannst du dich auch einfach selbst mit einer knalligen Jacke im Bild verewigen, wie du auf meinen Selfies oben im Artikel sehen kannst. Probiere es einfach mal aus.
Abstrakter Winter – Schneespuren und Schneestrukturen
Eine dichte Schneedecke sorgt dafür, dass viele sonst sichtbare Landschaftselemente verdeckt werden. So kannst du sehr puristische und abstrakte Bilder erstellen. Damit du trotz der minimalistischen Szenerie etwas Ordnung ins Bild bekommst, suche dir gezielt Strukturen in der Landschaft. Das können zum Beispiel Schneeverwehungen, aus dem Schnee ragende Steine oder natürliche Muster sein. Sie erlauben es dir, den Blick des Betrachters zu lenken und ihn in das Bild hineinzuführen.
Reflexionen im Schnee
Wie ich oben schon beschrieben habe, erlebst du im Winter oft ybesonders farbige Sonnenaufgänge, die in den verrücktesten Farben leuchten. Wenn dann die Landschaft verschneit ist, reflektiert der Schnee die Tönung des Himmels stark und verdoppelt sozusagen die Farben in deinem Motiv. Ein solches Farbfeuerwerk in deinen Fotos bekommst du sonst in keiner anderen Jahreszeit von der Natur geboten. Damit du das Farbspiel optimal in deinem Foto inszenieren kannst, achten darauf, dass du dem reflektierenden Vordergrund genügend Raum bei der Bildkomposition einräumst. Bei meinem Foto aus dem Berner Oberland bot es sich zum Beispiel an, die schneebedeckten Bergflanken prominent einzubauen, die sich zudem bestens als führende Linien eignen. Als dann an einem klirrend kalten Morgen der Himmel für Minuten brannte, glühte die verschneite Kulisse in einem märchenhaften violetten Licht. Dafür hat sich das frühe Aufstehen und die fast 1,5-stündige Schneewanderung vor Sonnenaufgang wirklich gelohnt. Und war dank Beachtung meiner eigenen Tipps oben trotzdem erträglich.
Romantischer Hüttenzauber
Ein echter Winter-Fotoklassiker sind verschneite Hütten, am besten schön einsam gelegen. Schließlich erzeugen diese unweigerlich romantisch-behagliche Gefühle in uns. Aber warum eigentlich? Weil ein solches Bild unsere Urinstinkte und unser Unterbewusstsein anspricht. Eine warme Hütte schützt uns vor der eisigen Kälte draußen. Unsere Fantasie kann sich vielleicht auch lebendig ausmalen, wir wir am flackerndem Kaminfeuer sitzen und gemütlich einen warmen Glühwein trinken, während draußen ein Schneesturm tobt. Also such dir doch mal eine Hütte als Fotomotiv. Idealerweise achtest du darauf, dass sonst nicht viel im Bild zu sehen ist und setzt sie in den Goldenen Schnitt, damit sie richtig wirkt. Und ein Pfad oder Weg zur Hütte eignen sich natürlich bestens als Anker für den Bildaufbau.
Winter fotografieren am Meer
Zugegeben: beim Fotografieren im Winter denkt man sicherlich nicht zuerst daran, an die Küste zu fahren. Aber es lohnt sich. Vielleicht findest du vereiste Leuchttürme, Bootsstege und Molen, die du für deinen Vordergrund nutzen kannst? Oder du hältst Ausschau nach zugeschneiten, reetgedeckte Fischerkaten am Meer. Fotografisch spannend ist auch hoher Wellengang durch Winterstürme. Ebenso charmant sind vereiste Strände oder im Wasser liegende Felsen mit einer Eisschicht darauf. Vielleicht ist auch die umliegende Landschaft, etwa Steilküsten oder Berge, zugeschneit. Wenn dann auch noch der Himmel glüht, wie hier auf meinem Foto von den Lofoten, ist das stimmungsvolle Winterfoto perfekt. Besonders spektakulär im Winter sind zum Beispiel die Strände auf Island oder den Lofoten, weil du dort nicht nur dramatische Küstenkulissen sondern mit Sicherheit auch verschneite Bedingungen und mit etwas Glück sogar Polarlichter vorfinden wirst.
Besonders interessant finde ich es, wenn Eisschollen im Meer treiben. Sie sind ein Naturelement, dass eine so richtig arktische Stimmung vermittelt und damit den Winter toll visualisiert. Das Foto hier habe ich zwar auf Island aufgenommen, aber du findest Eisschollen in sehr kalten Wintern auch an Nord- und Ostsee. Bei langanhaltenden Minusgraden kannst du Eisschollen auch durchaus auf heimischen Flüssen oder an zugefrorenen Seen finden. Womit wir direkt bei nächsten Thema wären.
Vereiste Seen und Eisschollen
Seen sind immer ein dankbares Motive für die Landschaftsfotografie. Im Winter entfalten sie aber noch einmal einen ganz eigenen Charme. Oft sind sie dann zugefroren, vor allem im Hochgebirge. Wenn es dann wieder etwas taut, bilden sich Eisschollen, die einen eindrucksvollen Vordergrund für die Landschaft dahinter, zum Beispiel Bergketten, bilden. Wenn das Wasser ruhig ist und du aufmerksam bist, findest du vielleicht auch die ein oder andere Spiegelung für deine Komposition. So war es auch bei meinem Bild oben, dass ich in den spanischen Pyrenäen aufgenommen habe. Eine gute Idee bei solchen Bildern ist, dass du deine Kamera relativ tief aufstellst, weil dann die Eisschollen noch plastischer und mächtiger wirken.
Im Reich der Schneekönigin – Eishöhlen
Ein anderes faszinierendes Naturschauspiel im Hochgebirge sind Eishöhlen. Wenn du sie betrittst, fühlst du dich in andere Welt hinein versetzt. Mit ihrem blau schimmernden Licht und surrealen Formen und Strukturen wirken sie wie aus dem Märchen und man meint, dass die Schneekönigin gleich um die Ecke kommt. Wenn sie doch nicht kommt, bieten sich Eishöhlen auch immer bestens für Selfies mit leuchtenden Klamotten an, wie du auf meinen beiden Bilder siehst und womit wir wieder beim Thema Farbkontraste wären.
Eishöhlen sind ein klassisches Wintermotiv, weil sie Kälte und Frost visualisieren. Es gibt sie aber durchaus nicht nur im Winter, zum Beispiel unter Gletschern. Trotzdem werden sie meist in der kalten Jahreszeit fotografiert, sofern der Eingang nicht gerade zugeschneit ist. Der Grund: wenn es nicht kalt genug ist, schmilzt das Eis an den Wänden, die Höhle wird fragiler und es besteht Einsturz- und damit Lebensgefahr. Im kalten Winter besteht dieses Risiko eher nicht. Du solltest dich trotzdem bei Ortskundigen (Bergwacht, Nationalparks, etc.) immer erkundigen, ob es sicher ist, die Eishöhle gerade zu begehen und sie eventuell mit einem Bergführer aufsuchen.
Um anmutige Eishöhlen zu finden, muss du übrigens nicht zwangsläufig in den hohen Norden fahren. Auch in den Alpen, etwa in der Schweiz oder in Österreich findest du sie. Selbst in Deutschland gibt es eine „echte“ wilde Eishöhle. Es handelt sich um die „Eiskapelle“ unterhalb des Watzmanns im Berchtesgadener Land, die du auf dem Foto oben siehst.
Wenn dir wilde Eishöhlen zu unsicher sind, kannst du übrigens auch Schaueishöhlen im Rahmen einer Führung besuchen. Ein Beispiel ist die Eishöhle Marktschellenberg im Untersberg im Berchtesgadener Land. Das Abenteuer-Feeling ist dann aber natürlich dahin und diese Höhlen eignen sich wegen anderer Besucher, Kunstlicht und Stegen auch bei Weitem nicht mehr so gut zum Fotografieren.
Here comes the sun – Sonne im Winterbild
Sicherlich warst du im Winter auch schon einmal vor Sonnenaufgang zu Fotografieren draußen. Dann kennst du vielleicht das Gefühl, wenn es klirrend kalt und noch dunkel ist und man sich förmlich danach sehnt, dass die Sonne bald aufgehen möge, um etwas Wärme und Licht zu spenden. Und das Glücksgefühl, wenn dieser Moment dann endlich beginnt. Genau dieses Feeling vermitteln Winterfotos, bei denen die Sonne im Bild ist, vor allem dann, wenn sie gerade aufgeht. Besonders gut wirkt sie dabei, wenn du sie als Sonnenstern aufnimmst, wozu du stärker abblenden solltest (ab f/13 und weniger). Diese Bilder wirken auch deshalb, weil sie wieder einen starken Kontrast beinhalten. Das Blau und Weiß der Landschaft kontrastieren mit dem Gelb/Orange der Sonne. Auch der inhaltliche Kontrast von kalt versus warm macht das Foto lebendig.
Wasserfälle im Winter fotografieren
Wasserfälle im Winter versprühen im wahrsten Sinne des Wortes einen ganz besonderen Charme. Sie versinnbildlichen als Motiv ohnehin Frische und Kälte, was zusammen mit einer winterlichen Umgebung, zum Beispiel verschneiten Steinen am Ufer, einen sehr starken, arktisch wirkenden Bildeindruck erzeugt. In kalten Wintern sprühen sie oft auch gar nicht mehr, denn oftmals sind sie dann eingefroren, zum Beispiel in Bayern, im Schwarzwald oder im Harz. Dann hast du zwar nicht mehr die charakteristische dynamische Fließbewegung, findest dafür aber surreale Eisformationen und Eiszapfen für deine Fotos vor.
Zeitenwende – Jahreszeitliche Transformation
Die Zeitenwende gibt es nicht nur bei Reden des Deutschen Bundeskanzlers, sondern alljährlich auch in der Natur. Regelrecht berührend finde ich immer wieder, wenn der warme, goldene Herbst langsam dem frostigen Winter weichen muss. Eines Phase des Übergangs, der Transformation, des Abschieds. Fotografisch ist diese Übergangszeit spannend, weil man Elemente aus beiden Jahreszeiten miteinander kombinieren kann. Buntes Herbstlaub kontrastiert dann mit dem Weiß des ersten Frosts oder Neuschnees. Im Gebirge sind vielleicht schon die ersten Gipfel gepudert oder das Ufer von Seen vereist. Und das verspricht spannungsvolle Motive für uns Landschaftsfotografen.
Winterliche Fotoziele – weit weg ist kein Muss
Oben habe ich mehrfach Destination aus dem hohen Norden erwähnt. Und in der Tat erfreuen sich Ziele wie Island, Lofoten, Lappland oder ganz generell Skandinavien, aber auch Kanada, Alaska und Sibirien immer größerer Beliebtheit unter Fotografen für winterliche Fototouren. Die arktische Landschaft ist dort oben zweifelsohne spektakulär und vermittelt schon an sich winterliches Flair. Die Wahrscheinlichkeit für Schnee und Eis liegt im Winter bei nahezu 100%, was hierzulande natürlich nicht so ist. Dazu kommt die Chance auf magische Polarlichter.
Aber: für tolle Winterbilder muss es beim besten Willen nicht immer der hohe Norden sein. Auch Deutschland hat viele grandiose Reiseziele für das Fotografieren im Winter zu bieten. Denk nur an die Mittelgebirge wie Harz (siehe Bild), Bayrischer Wald, Erzgebirge oder den Schwarzwald, die mit ihren Nadelbäumen und Blocksteinfeldern unter eine Schneedecke wie verzaubert aussehen. Oder an gezuckerte Bergketten und zugefrorene Seen in den Bayrischen Alpen. Oder an eisige Szenen an Ost- und Nordsee. Einige Tipps fürs heimatliche Fotografieren im Winter findest du in meinem Artikel Fotospots Deutschland – die 10 schönsten Reiseziele für Fotografen.
Ich hoffe, dass ich dir einige spannende Anregungen und Tipps für das Fotografieren im Winter geben konnte? Ich wünsche dir jedenfalls eine wundervolle weiße Jahreszeit und natürlich, dass du mit vielen fantastischen Winterfotos aus dem Urlaub oder von deiner winterlichen Fototour zurückkehrst.
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