Wohl fast jeder ambitionierte Fotograf, egal ob Profi oder Amateur, träumt davon, einmal bei einem großen Fotowettbewerb zu gewinnen. Schließlich winken Ruhm, öffentliche Aufmerksamkeit für die eigenen Arbeiten und oft auch attraktive Sach- und Geldpreise. Für Kollegen, die ihre Bilder professionell anbieten wertet ein gewonnener Award natürlich auch die Fotografen-Vita auf.
Volkssport Fotowettbewerb
Mittlerweile ist die Teilnahme an Fotowettbewerben daher ein regelrechter Volkssport geworden. Entsprechend hoch sind die Teilnehmerzahlen, die bei manchen Wettbewerben mittlerweile sogar im sechstelligen (!) Bereich liegen. Umso wichtiger ist es, dass man sich von der breiten Masse abhebt, positiv auffällt und einige Grundregeln beachtet.
In den letzten Jahren war ich bei zahlreichen renommierten Wettbewerben unter den Gewinnern und gleichzeitig auch selbst Jurymitglied, u. a. für den DigitalPHOTO Fotograf des Jahres. Daher werde ich immer wieder gefragt, wie man eigentlich Fotowettbewerbe gewinnen kann. Daher möchte ich Dir einige Tipps geben.
Fotowettbewerbe gewinnen: Meine wichtigsten Tipps für Dich
- Überrasche die Jury.
Das ist für mich der wichtigste Tipp überhaupt, um Fotowettbewerbe zu gewinnen. Man versetze sich in die Lage der Jury, die binnen kurzer Zeit tausende, wenn nicht zehntausende von Fotos zu sichten hat. Da bleiben für die Betrachtung eines Fotos nur wenige Sekunden, in denen der Jury überzeugt werden will. Ein Foto, das zu beliebig ist oder ein Motiv, dass schon tausendfach zuvor fotografiert wurde (Tourismusklassiker zum Beispiel) hat da eher schlechte Karten. Das oft bemühte Zitat von Henri Cartier-Bresson, dass ein gutes Foto ein Foto ist, auf das man länger als eine Sekunde schaut, gilt hier in besonderem Maße. Also, reicht spannende, überraschende und kreative Bilder ein. Ausgefallene, unbekannte Orte, eher seltene Fototechniken (Doppelbelichtung, etc.), dramatische Licht- und Wetterstimmungen, ungewöhnliche Perspektiven, originelle Bildausschnitte oder eine klare Bildkomposition sind einige vielversprechende Zutaten für ein erfolgreiches Wettbewerbsbild. Wenn ich auf meinen eigenen Auszeichnungen zurückblicke, waren es meist die eher ungewöhnlichen, oft auch abstrakten Fotos, die gewonnen haben. Ein Beispiel ist das Titelbild dieses Artikels, ein abstraktes Luftbild vom isländischen Hochland, mit der ich mehrere Awards gewonnen habe. - Beachte den Stil des Wettbewerbs.
Jeder Wettbewerb ist anders und hat ein ganz eigenes Verständnis von Ästhetik. Bei dem einen Wettbewerb reüssieren eher künstlerische Motive, eine andere Jury mag eher dokumentarische Bilder. Es macht also auf jeden Fall Sinn, sich einmal die Bilder anzusehen, die in der Vergangenheit bei diesem Wettbewerb gewonnen haben. Meist ist eine gewisse Handschrift des Wettbewerbs auszumachen. Es kann auch nützen, einmal zu recherchieren, wer in der Jury sitzt, weil man dann unter Umständen auch einen gewissen Stil ableiten kann. - Lies die Teilnahmebedingungen richtig durch und beachte sie.
Es mag trivial klingen, ist aber von grundsätzlicher Bedeutung. Viele Teilnehmer machen den Fehler, die Teilnahmebedingungen nicht richtig zu lesen. Das ist aber wichtig, denn sie geben den formalen Rahmen vor. Fotos, die den Anforderungen nicht genügen werden schlicht aussortiert. Daher sollte man genau hinschauen. Wie viele Bilder mit welchen Maßen sollen bis wann eingesendet werden, welcher Farbraum und welches Dateiformat, ob Rahmen oder Copyrightvermerke erlaubt sind und vieles mehr. Manche Wettbewerbe haben hier ein seitenlanges Regelwerk, das zu beachten für eine erfolgreiche Teilnahme Voraussetzung ist. Alles andere ist vergebene Liebesmüh, Zeit- und Geldverschwendung. - Beachte das Thema und setze es konsequent um.
Auch dieser Tipp klingt eigentlich banal, wird aber regelmäßig missachtet. Schon sehr oft habe ich bei Wettbewerben Einreichungen gesehen, die schlicht am Thema vorbeigehen und daher zwangsläufig disqualifiziert werden. Zum Beispiel geht es um Berglandschaften, eingereicht werden aber Urlaubsfotos von der Ostsee. Oder das Thema ist Wildlife, hochgeladen werden aber Bilder von Hund, Katze oder Schnappschüsse aus dem heimischen Zoo. Bei einem Wettbewerb, bei dem es um Naturschauspiele in Deutschland ging, habe ich diverse Fotos aus den USA, Spanien, etc. gesehen. Das das nicht zum Erfolg führen kann liegt auf der Hand. - Mach Dir bewusst, welche Bearbeitung zulässig ist.
Bei manchen Wettbewerben gibt es relativ strikte Vorgaben bezüglich der zulässigen Bildbearbeitung. Das trifft vor allem auf naturfotografische Wettbewerbe zu, z. B. Wildlife Photographer of the Year, GDT, Asferico oder Oasis. Dort sollte man tunlichst vermeiden, zu stark bearbeitete Bilder einzureichen. Meistens muss man dort später auch eine Raw-Datei einreichen, an Hand deren die Bearbeitung überprüft wird. Bei anderen Wettbewerben hingegen spielt das Thema Bearbeitung wieder gar keine Rolle. - Reiche nur technisch saubere Fotos ein.
Das Fotos mit schiefen Horizont, unglücklicher Schärfe, schlechter Belichtung, starkem Bildrauschen, Artefakten oder anderen handwerklichen Mängeln die Jury nicht vom Hocker hauen, sollte jedem klar sein. Es sei denn, man hat sie gezielt und bewusst als kreatives Stilmittel eingesetzt. Die meisten Wettbewerbe nutzen die Gewinnerbilder auch weiter, zum Beispiel im Rahmen von Ausstellungen, Katalogen, etc. Eine hochwertige technische Umsetzung und die Verfügbarkeit von hochauflösenden Dateien für den späteren Druck ist daher durchaus wichtig und erhöht die Chancen. - Beurteile deine Fotos auf einem kalibrierten, farbverbindlichen Monitor.
Bevor du deine Bilder zu einem Wettbewerb einreichst, solltest du dir sicher sein, dass die Jury deine Bilder genau so sieht, wie von dir beabsichtigt (Farben, Helligkeit, etc.). Das kannst du sicherstellen, indem du deine Bilder mit einem für Fotografen geeigneten Bildschirm bearbeitest und beurteilst. Wenn mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, empfehle ich dir meinen Artikel Monitor für Fotografen und Bildbearbeitung. - Setze auf Nischen.
Viele Wettbewerbe haben mehrere Kategorien. Meist gibt es recht allgemein gehaltene Kategorien wie zum Beispiel Landschaft oder Natur. Hier werden üblicherweise die meisten Fotos eingereicht. Zusätzlich gibt es oft Spezial- oder Nischenthemen, zum Beispiel Luftaufnahmen, Insekten, Eis, etc.. Deine Chancen, unter den Gewinnern zu sein steigen, wenn du dich auf die eher Nischen konzentrierst, weil hier die Konkurrenz wesentlich geringer ist. - Mobilisiere deine Fangemeinde
Nicht alle, aber viele Wettbewerbe führen heute Public Votings durch, an denen jedermann teilnehmen kann. Oft wird die öffentliche Abstimmung auf der Internetseite des Wettbewerbs oder in Social Media Kanälen durchgeführt. So wird dann oft eine Vorauswahl für die Jury getroffen, die dann aus den beliebtesten Bildern auswählt. Bei anderen Wettbewerben gibt einen Sonderpreis, das heißt, die öffentlichen Votings zählen wie eine eigene Jury. Finde auf jeden Fall heraus, ob dein Fotowettbewerb solche Public Votings durchführt. Wenn ja, heißt es für die Abstimmung deiner Teilnehmerbilder etwas die Werbetrommel zu rühren. Bitte zum Beispiel Freunde, Verwandte, Kollegen etc. für dich abzustimmen. - Fange klein an.
Die Wahrscheinlichkeit, bei den international renommiertesten Awards wie dem Wildlife Photographer of the Year, World Press Photographer, Sony World Photography Award oder dem National Geographic Photo Contest unter die Sieger gewählt zu werden, ist denkbar gering und gleicht fast einem Lotteriespiel. Einer Handvoll Sieger stehen hier zehntausende von Teilnehmern aus aller Welt auf einem hohen professionellen Niveau gegenüber. Insofern empfehle ich Dir, erst einmal bei kleineren Wettbewerben teilzunehmen. Du bekommst dann ein Gefühl dafür, welche Motive funktionieren und welche eher nicht. Vielleicht gibt es dann auch bald das erste Erfolgserlebnis für Dich. Und mit zunehmendem Erfolg steigt dann auch dein Selbstbewusstsein.
Klein anfangen, groß rauskommen
Fotowettbewerbe gewinnen die wenigsten Fotografen gleich bei der ersten Teilnahme. Wer erst einmal üben möchte, dem empfehle ich Fotowettbewerbe zum Beispiel von CEWE, der Zeitschrift DigitalPHOTO oder Herstellern aus der Fotobranche. Auch den Blende Fotowettbewerb kannst du dir einmal ansehen. Die Teilnahme ist hier erfreulicherweise meist kostenlos und gleichzeitig gibt es attraktive Preise. Vor allem sind die Wettbewerbsbedingungen recht einfach und problemlos auch für Amateure zu bewältigen. Und: es machen tendenziell eher Hobbyfotografen mit, was dir mit einem exzellenten Foto bessere Chancen verschafft, in der Masse der Einsendungen aufzufallen.
Die Grundvoraussetzung, um Fotowettbewerbe zu gewinnen ist, dass du überhaupt sehenswerte und herausragende Fotos in deinem Portfolio hast. Wenn Du lernen möchtest, wie du solche beeindruckende Fotos aufnimmst, empfehle ich dir meinen Artikel Landschaftsfotografie Tipps, einen meiner Fotoworkshops oder mein einführendes Landschaftsfotografie Buch.
Erwarte nicht zu viel
Viele Fotografen, die Fotowettbewerbe gewinnen möchten, erhoffen sich davon in erster Linie einen höheren Bekanntheitsgrad, Ruhm und Ehre und vielleicht auch Kontakte und einen besseren Marktwert, wenn sie beruflich fotografieren. Der ein oder andere spekuliert vielleicht auch auf ein schönes Preisgeld. Da muss ich dich leider etwas desillusionieren.
Wenn du nicht gerade bei einem der Awards ausgezeichnet sind, die weltweit renommiert sind und zudem sehr gute Medienarbeit machen(z. B. Wildlife Photographer of the Year, Landscape Photographer of the Year), wirst du auch bei einem Wettbewerbsgewinn morgen eher nicht bei FAZ und New York Times erscheinen oder zum Interview ins Fernsehen eingeladen werden. Wahrscheinlicher ist schon eher, dass dein Gewinnerfoto in einer Fotozeitschrift oder einem Onlineportal gezeigt wird oder Teil einer Ausstellung wird (wofür du aber in der Regel kein Honorar bekommst).
Auch bei den Preisgeldern solltest du nicht allzuviel erwarten. Wenn du nicht gerade den Gesamtsieg eines sehr großen Wettbewerbs abräumst, wo schon mal fünfstellige Summen ausgezahlt werden, dürfte sich die Gewinnprämie in Grenzen halten und eher symbolischer Natur sein. Wenn überhaupt sind meist auch nur für die Erst- und Zweitplatzierten in der Kategorien geringere Beträge drin. Viel häufiger gibt es aber Sachpreise, die dann von Sponsoren gestiftet werden.
Du solltest dir auch bewusst sein, dass Fotowettbewerbe in den letzten Jahren zu einer lukrativen Industrie geworden sind, bei der oftmals vor allem deren Veranstalter gewinnen. In der letzten Jahren gibt es daher eine regelrechte Inflation von Wettbewerben. Und auch innerhalb der Wettbewerbe werden Prämierungen mittlerweile fast inflationär vergeben (was früher definitiv nicht so war). Insofern muss man sich die Frage stellen, wieviel Bedeutung ein Wettbewerbssieg hat, bei dem man eine Ehrung wie „Recommended“ erhält, die gleichzeitig auch hunderte andere Fotografen im selben Wettbewerb erhalten. Genau aus diesem Grund mache ich selbst seit vielen Jahren gar nicht mehr bei Wettbewerben mit. Dir empfehle ich, unter diesen Aspekten die Wettbewerbe ruhig einmal etwas genauer anzusehen, bevor du womöglich Unsummen in Wettbewerbsteilnahmen investierst (manche sind nämlich durchaus sehr teuer).
Viel Erfolg beim Fotowettbewerbe gewinnen!
Und nun wünsche Dir viel Erfolg bei deiner Wettbewerbsteilnahme! Ich denke, mit diesen Tipps hast du durchaus gute Chancen, Fotowettbewerbe zu gewinnen und bald selbst als stolzer Preisträger auf dem Treppchen zu stehen.
Toller Artikel! Leider findet man bei Wettbewerben insbesondere des DVF immer mehr Fotos die auf Workshops gemacht werden! Bilder der großen Workshopschmieden räumen die Preise ab! Sehr schade eigentlich
Hallo Jörg,
vielen Dank für deinen Kommentar! Ich persönlich finde das eigentlich gar nicht so schlimm, dass Fotos von Workshops eingereicht werden. Vorausgesetzt natürlich, derjenige, der das Foto eingereicht hat, hat dieses dann auch selbst aufgenommen. Wenn es der Workshopleiter fotografiert hätte, wäre das natürlich nicht sehr fair und würde auch gegen jegliche Wettbewerbsbedingungen verstossen. Im Zweifelfall: besuche doch einfach auch einen Workshop 😉 Ich biete übrigens auch welche an: https://www.davidkoester.de/landschaftsfotografie-workshop/
Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß an der Fotografie,
David
Ich muss dir zum größten Teil Recht geben. beim DVF werden auch Montagen höher bewertet als sehr gute Naturfotografie!
Gruß Lutz
Hallo David,
ich habe gerade deinen Blogbeitrag „FOTOWETTBEWERBE GEWINNEN: SO RÄUMST AUCH DU AB” GELESEN.
Mir geht es aber auch darum, ob man ein Foto >gleichzeitig< an mehrere Wettbewerbe senden kann bzw. darf!? Sollten dann wirklich beide Fotos ausgezeichnet werden, kommen sich dann die Veranstalter irgendwie in die Quere und ebenso die Nutzung der Fotos durch den Veranstalter? Hat dies etwas damit zu tun, dass die Fotos frei von Rechten Dritter sein sollen? Obwohl, ich habe ich schon Fotos gesehen, die bei diversen Ausstellungen ausgezeichnet wurden... Gibt es da eine Regel für mich als Fotograf? Viele Grüße, Wolfgang
Hallo Wolfgang,
das kann man so pauschal nicht beantworten, da es immer abhängig vom Regelwerk des jeweiligen Wettbewerbes ist. Manche Wettbewerbe sind da sehr restriktiv und erlauben es nicht, dass Bilder eingereicht werden, die schon einmal bei einem anderen Wettbewerb gewonnen haben. Wenn du zeitgleich ein Bilder bei mehreren Awards einreichst und dieses dann tatsächlich mehrfach gewinnt sehe ich kein großes Problem, da du das ja vorher nicht wissen konntest. Bei anderen Wettbewerben ist die Frage, ob das Bild schon mal gewonnen hat, völlig egal.
Mit den Rechten Dritter hat das überhaupt nichts zu tun. Damit ist das Urheberrecht gemeint (das heißt, du musst der Urheber des Bildes sein, dass du einreichst) und falls du fremdes Eigentum oder andere Menschen abbildest brauchst du deren Genehmigung (Property/Model Release Vertrag).
Viel Erfolg!
Die meisten Fotowettbewerbe werden von Fotografen gewonnen, die viel Geld haben und in der ganzen Welt unterwegs sind! Leider verfallen die meisten Jury Mitglieder dem Wahn, die Hotspots der Welt, Vorrang zu gewähren, wie man auch sehr gut an deinen Fotos sehen kann! Sehr gute Bilder, die man wirklich selten sieht und die schwer zu realisieren sind, weil sehr viel Geduld benötigt wird, werden nur zweitrangig bewertet.
Eigentlich sollten bei Wettbewerben neue Ideen bevorzugt werden. Das wird nur von wenigen Juroren bewertet. Mittlerweile sind auch die Fotos aus der Luft langweilige Bilder, da wird wieder einmal dem Zeitgeist gehuldigt.
Für mich sind gute Fotografen, wenn sie in der heimischen Umgebung, die keine Berge, kein Meer, kein Island zeigen Bilder machen, die Konkurenzfähig sind. Schließlich kann fast jeder aus einer atemberaubenden Lanschaft ein sehr gutes Bild machen.
Ago hat auch nicht ganz unrecht mit dem Workshop.
Hier schreibt einer, der keinen Neid kennt, sondern einer, der sich mit der Materie aus kennt. Und hat er auch mit den oben genannten Beispielen Fotowettbewerbe gewonnen. Das ändert aber nichts an meiner oben genannten Aussage!