Am heutigen 21. Dezember 2012 endet der sagenumwobene Maya-Kalender. Grund genug für unzählige Esoteriker und Apokalyptiker, den nahenden Weltuntergang zu befürchten. Selbst seriöse Medien berichten seit Wochen. Da sich das Universum bislang noch unbeeindruckt zeigt, nutze ich die Gelegenheit für ein neues Bild des Monats. Passenderweise habe ich dieses Mal ein „mystisches“ Motiv ausgewählt: Stonehenge.
Ebenso wie der Maya-Kalender regt auch der weltbekannte Steinkreis von Stonehenge seit Jahrtausenden die Fantasie der Menschen an. Die Anlage wurde bereits in der Jungsteinzeit erbaut und in den folgenden Jahrhunderten immer wieder erweitert. Bis in die Gegenwart hinein wird die kultische Stätte für religiöse, mythologische und astronomische Zwecke verwendet. Nicht zuletzt deshalb war Stonehenge schon immer ein Ort der Spekulationen, Inspirationen und Visionen.
Regelmäßig finden sich bis heute Anhänger der Wicca-Kults und Neo-Druiden, Paganisten, Astrologen und sonstiges Esoteriker zu den heidnischen Feiertagen hier ein. Zelebrieren uralte Bräuche wie die Sommersonnenwende oder Samhain. Aber auch die ganz „normalen“ Touristen sind unverändert fasziniert von den Megalithen und strömen jedes Jahr in Massen hierher. Dazu dürfte auch beitragen, das Stonehenge seit 1985 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Zeit also, mir endlich auch einmal ein Bild und natürlich auch Bilder zu machen. Von London aus fahre ich also nach Amesbury in der Grafschaft Wiltshire. Monate vorher hatte ich mir einen speziellen „VIP-Access“ besorgt. Der spezielle Zugang sollte es mir und einer Handvoll weiteren Personen erlauben, mit einem Führer direkt in die inneren Steinkreise zu gehen. Das ist heute nicht mehr ohne Weiteres möglich. Die regulären Besucher dürfen sich der Anlage nur bis auf ungefähr 50 Meter nähern. Damit will man das Bauwerk vor allzu unkontrollierten Menschenmassen schützen.
Als wir nach einigen Stunden Fahrt am Abend endlich angekommen sind, staune ich erstmal nicht schlecht. Zunächst weniger über die Anlage selbst, als vielmehr über die Tatsache, dass in Sichtweite eine lärmende Autobahn die geheimnisvolle Atmosphäre ganz gewaltig stört. Wie bitte sollen da transzendente Gefühle aufkommen?
Jetzt bin ich aber einmal hier und will nun auch die Gelegenheit nutzen, mir alles genau anzusehen und auf mich wirken zu lassen. Schließlich haben mich die Bilder von diesem Ort schon seit Kindertagen fasziniert. Der Steinkreis besteht aus einer Grabenanlage, die von Megalithen umgeben ist. Diese wiederum bestehen aus mehreren konzentrischen Steinkreisen. Der auffälligste Steinzirkel ist der äußerste Kreis aus Pfeilersteinen, die von darauf liegenden Blöcken überdacht werden.
Leider will die erhoffte mystische Stimmung nicht so recht aufkommen, was nicht nur am abendlichen Berufsverkehr sondern auch an den anderen „VIPs“ liegt, die keinen Zentimeter der Anlage für ihre Erinnerungsfotos auslassen. Zwar bin zwar Vielreisender, aber heute wir mir wieder klar: Tourigruppen sind absolut nichts für mich! Auch das Wetter will so gar nicht mitspielen, der Himmel präsentiert sich in einem tristem Grau in Grau. An magische Fotos ist da nicht wirklich zu denken.
Nach einer Stunde gibt der Guide das Signal zur Abfahrt. Soll es das schon gewesen sein? Etwas enttäuscht trotte ich den anderen hinterher. Ich blicke ein letztes Mal zurück, versuche noch ein wenig der archaischen Atmosphäre einzuatmen. Doch Moment mal – bricht dahinten nicht gerade der Himmel auf? Ich lasse mich langsam zurückfallen. Und renne schließlich wieder zurück.
Endlich. Stonehenge ganz für mich allein. Endlich. Die graue Decke reißt langsam, aber bestimmt auseinander. Bildet hektische Wolken, die dramatisch das Abendlicht reflektieren. Nun kommt also doch noch die ganz spezielle Atmosphäre auf. Die anderen sehe ich nicht mehr. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass der Bus in 2 Minuten fahren soll. Aber jetzt gehen? Nein! Also schnell die Kamera aufs Stativ gestellt und rasch einen Verlaufsfilter eingesetzt. Das Licht wird immer perfekter. Ich vergesse die Zeit, den Bus und die lange Rückfahrt.
Der Guide ist zwar „not very amused“, als der German guy mit einer locker 20-minütigen Verspätung am Bus eintrifft. Gewartet hat er trotzdem, englischer Gentleman-Kodex sei Dank. Die anderen feixen. Und ein verstohlener Blick auf den Kamera-Monitor zeigt mir, es hat sich gelohnt. Ich gebe gern zu, Motiv und Farbgebung sind schon nah an der Grenze zu Kitsch. Dennoch mag ich das Bild bis heute wegen seiner dramatischen Stimmung.
Aufnahmedetails:
Belichtungszeitz ca. 1 Sekunde bei Blende 11, Einsatz eines harten Grauverlaufsfilters ND 1.2, digitale Vignettierung
Das Foto kann übrigens auch als Wallpaper herunter geladen werden: Wallpaper Stonehenge.
ich staune
es sind schöne bilder
der kiki
Hallo Kiki, vielen Dank für dein dreifaches Feedback 😉