Tristesse beim Blick aus dem Fenster – der heimische Februar präsentiert sich grau und neblig. Und so zeige ich diesen Monat ein farbenfrohes Motiv aus Zentralasien. Während meiner Tour durch Kasachstan im letzten Jahr bereiste ich unter anderen den Wüstennationalpark Altyn Emel. Hier fand ich diese surrreal anmutenden Formationen, welche die Einheimischen als Berge von Aktau verehren.
Kasachstan im August 2014. Aah, ooh, ist das schön. Schön bunt vor allem. Bei meiner Tageswanderung durch die Aktau-Berge bin ich wie berauscht vor lauter Farben. Kilometer lang reihen sich gewaltige Formationen aus Gips und Lehm wie an einer Kette aneinander. Mal als hunderte Meter hohe, senkrechte Wände, dann wieder als Insel -und Tafelberge oder einzeln stehende Monolithen. Einige sind schneeweiß, andere leuchten rot, bordeaux, gelb, ocker, grau, rosa und grün. Dazwischen wachsen vereinzelte Saxaul-Bäumchen, einige Stämme sind von der Trockenheit versteinert. Auch ich fühle mich schon etwas verdörrt. Kein Wunder, denn hier kann es im Sommer extrem heiß werden, Spitzentemperaturen bis 50 ° Celsius sind keine Seltenheit.
Die Ausmaße dieses farbenfrohen Tals sind so gewaltig, dass man es tagelang in einer Richtung durchschreiten und an jeder Biegung immer wieder neue Ausblicke entdecken kann. Den ganzen Tag über treffe ich keine einzige Menschenseele, doch bin ich nicht ganz einsam. „Die Wüste lebt“ hieß es schon bei James Algar nicht von ganz ungefähr. Man muss nur genau hinsehen. Hier und da lugt ein verdutztes Erdmännchen aus seinem Bau. In der Ferne hüpfen Gazellen durch die Dürre und eine Herde Przewalsky-Pferde versucht der kargen Vegetation eine Mahlzeit abzutrotzen. Am tiefblauen Himmel kreisen Steinadler. Den Eidechsen, Agamen und Riesenheuschrecken, die im Flug aussehen wie kleine Helikopter, kommt man mit etwas Behutsamkeit sogar recht nahe.
Der Wüstennationalpark Altyn Emel („Goldener Sattel“) erstreckt sich entlang des großen Flusses Ile im Siebenstromland Zhetysu. Das Gebiet ist mit 5.200 Quadratkilometern der größte Nationalpark des Landes. Das geschütze Gebier im Südosten von Kasachstan besteht zu drei Vierteln aus rauem Hochgebirge, kargen Wüstenebenen und wilden Sanddünen. Nur hier und da bilden Auwälder in der kargen Region wertvolle Lebensoasen und lassen u. a. die seltenen und endemischen Turanga-Bäume gedeihen. Die Bezeichnung Altyn Emel geht angeblich auf Dschingis Khan zurück, der auf seinen Eroberungszügen im 13. Jahrhundert hier auf einem Hügel stehend ausrief, er fühle sich wie auf einem goldenen Sattel. Die Euphorie kann man auch heute gut verstehen. Bekannt ist das Schutzgebiet den Kasachen besonders wegen der hier befindlichen „Singenden Düne“ einer gut 140 Meter hohen Sanddüne, die unter bestimmten Bedingungen mysteriöse Geräusche von sich gibt.
Auch kulturell offenbart diese Wüstenlandschaft so einige Schätze. So wurden bei Terekty uralte Felsgravuren (Petroglyphen) gefunden, deren Entstehungszeit auf das 16. Jahrhundert vor Christus geschätzt wird. Die gewaltigen Grabhügel von Besshatyr sind eine weitere historische Attraktion und waren im ersten Jahrhundert vor Christus für die Skythen eine heilige Stätte. Noch heute sind 18 hohe Steinhügel zu sehen. Der größte von ihnen erreicht eine Höhe von 17 Metern und ist über 100 Meter breit.