Das Bild des Monats September habe ich vor ziemlich genau einem Jahr aufgenommen. Auf einer Insel, auf der angeblich immer die Sonne scheint. Klingt verlockend? Das fand ich auch. Nach meiner zuvor 3-wöchigen Regenodyssee in Schottland hatte ich mir nun wirklich gutes Wetter verdient. Also nichts wie hin nach Fuerteventura.
Fuerteventura liegt als eine der sieben Kanaren-Inseln gut 100 Kilometer vor der afrikanischen Küste im Atlantik. Das segnet die Insel mit ganzjährig sommerlichen Temperaturen und einer der höchsten Sonnenscheindauern ganz Europa. Natürlich war ich aber nicht nur wegen der guten Wetteraussichten nach Fuerteventura gekommen, sondern auch wegen der landschaftlichen Kulisse, die ich hier vorzufinden erwartete.
Bekannt ist die Insel vor allem für ihre weiten, ausladenden Strände aus hellem Puderzuckersand, umgeben von den türkisen Wellen des Atlantik. 150 Kilometer Strände nonstop, um genau zu sein. An diesen weht ziemlich oft ein ziemlich frischer Wind. Fuerteventura hat sich daher vor allem als Mekka für Surfer, Wellenreiter und Kiter einen Namen gemacht. Aber auch hunderttausende sonnenhungriger Urlauber kommen jedes Jahr auf die Insel.
Doch an Fuerteventura scheiden sich die Geister. Gerade die Pauschaltouristen sind oft erschrocken ob der Trockenheit, Kargheit und der wüstenhaften Anmutung der Insel. Im Condor-Ferienfliegers war das sehr schön zu beobachten, als nicht nur eine Kinnlade beim Anflug bedenklich weit nach unten klappte.
An einem warmen Sommerabend hatte ich mich mit Antonio, einem echten Majoreros, also einem waschechten Insulaner verabredet. Obwohl wir uns kaum kannten, entdeckten wir schnell eine Gemeinsamkeiten: die Liebe zu eigentümlichen, kargen Landschaften. Wir hatten uns kurz zuvor im Internet kennengelernt. Antonio und seine Frau mochten meine Arbeiten, so dass sie mir kurzerhand anboten, mir etwas von „ihrer“ Insel zu zeigen. Da man hier mit dem Mietauto den Versicherungsschutz auf den Pisten verliert, habe ich das Angebot dankend angenommen und mich für einen Trip an die spektakuläre Südwestküste entschieden, die man nun mal nur über holprige Ruppelpisten erreichen kann.
Als wir in Richtung Barlovento an Morro Jable vorbeifahren, reihen sich weiß getünchte Villen wie an einer Kilometer langen Perlenkette auf, mondäne Yachten schaukeln im modernen Hafenbecken und die Touristen strömen wie Ameisen zum Abendbuffet in ihre Hotels. Wir hingegen nehmen die staubige Schotterpiste in Richtung Westküste.
Antonio zeigt auf das Treiben und schüttelt etwas melancholisch den Kopf: Noch in den 1980ern standen dort drüben eine Handvoll verwitterte Fischerhütten. Alles war einfach und unprätentiös, es herrschte eine herrliche Ruhe. Fuerteventura galt noch als touristischer Geheimtipp. Diese Zeiten sind längst vorbei. Die Entwicklung nahm ihren Lauf, als der weltweit erste Robinson-Club 1971 in Jandia eröffnete. Aus 20.000 Einwohnern sind seitdem fast 100.000 geworden. Aus wenigen Besuchern mit Hang zum Individuellen ist Massentourismus geworden. Dieser spielt sich zumeist an der wettersicheren, windabgewandten Ostseite ab. Zwischen Ferienclubs, RIU-Palästen, Strandbars und Konsumtempeln sind hier im Sommer wahre Menschenmassen unterwegs.
Wer sich die Mühe macht, die All-Inclusive-Burgen einmal links liegen zu lassen und sich ins Inland oder an die Westseite der Insel begibt, wird hingegen recht schnell auf Einsamkeit und Stille treffen. Und auf eine durchaus interessante Landschaft: trutzige Gebirgsketten mit rostbraunen bis rot-orange changierenden Bergflanken, weite Wüsten- und Dünenlandschaften und deutliche Spuren des Vulkanismus wie Lavafelder und Krater bestimmen die Naturkulisse. Nicht zuletzt wird man – kaum zu glauben – auf menschenleere, wilde Strände treffen. Hier ist das Baden zwar auf Grund der starken Strömung lebensgefährlich, aber dafür hat man den Strand samt des faszinierenden 360 °Grad-Rundumblicks meist für sich allein. Ein solcher Ort der Stille ist die Playa Cofete, wo auch dieses Bild entstand.
Aufnahmedetails: Nikon D800, Nikkor 28-70/2.8, Lee 0.9 GND Filter, Lee ND Filter 1.3 – 5 sec, f/11, 28 mm
Hallo David,
schöne bilder. Cofete ist ein magischer Ort ! DAS ENDE DER WELT.
gruß thomas
Hallo Thomas,
vielen Dank für deinen Kommentar, ich freue mich, dass dir die Bilder gefallen. In der Tat: Cofete ist einer dieser ganz besonderen, magischen Orte dieser Welt.
Schöne Grüße,
David