Als Landschaftsfotografie des Monats habe ich dieses Mal ein kontemplatives Motiv aus dem Pamir ausgewählt. Den wunderschönen Gletschersee Bulunkul findet man auf gut 3.800 Metern, umgeben von bunten Bergen, inmitten einer rauen Hochgebirgswüste. Das Gebiet gehört zur Autonomen Region Berg-Badachschan (GBAO) in Tadschikistan.
Wenn man den Pamir-Highway M42 fährt, lohnt sich auf jeden Fall ein Abstecher auf dieses surreale Hochplateau im Ost-Pamir. Man erreicht es über den Koytezak Pass, der sich bis auf 4.250 Meter hochschraubt. Kurz bevor die Schotterpiste von Langar auf den M42 trifft, weist ein unscheinbares Schild in Richtung Bulunkul. Diesem sollte man folgen und erreicht nach 20 Kilometern Piste schließlich gleichnamiges Dorf im Nirgendwo. Nur wenige Laufminuten entfernt findet man dann auch den Bulunkul-See, der zur einen Seite von kunterbunten Bergflanken eingerahmt wird und am anderen Ufer durch üppiges Schilfgrün und Moor begrenzt wird.
Die Gegend um den See ist dafür bekannt, zu den kältesten Asiens zu gehören. Im Winter fällt das Thermometer schon einmal unter klirrende -60° Celsius, mit -63 Grad wurde hier auch der Kälterekord für gesamt Zentralasien aufgestellt. Auch wenn die Landschaft hier atemberaubend ist, sicherlich kein ganz einfaches Leben für die gut 400 Menschen, die auf dieser rauen Hochebene wohnen und sich vor allem mit Viehzucht ihr karges Überleben sichern.
Umso erstaunter waren wir, als wir ankamen und scheinbar unbeschwerte Lebensfreude vorfanden. Die Jugendlichen und Kinder hatten sich am Dorfplatz zu einem Volleyball-Turnier versammelt, welches sie lautstark und leidenschaftlich inmitten dieser Mondlandschaft zelebrierten. Fasziniert und etwas neidisch verfolgten wir das sportliche Treiben, denn uns selbst war gerade überhaupt nicht zu körperlichen Höchstleistungen zumute. Wir selbst hatten ordentlich mit der Höhe zu kämpfen und daher ziemlich wacklige Knie und stechende Kopfschmerzen. Das Tapschan, dass hölzerne, harte „Sammelbett“ für uns alle, versprach auch nicht gerade eine erholsame Nacht. Aber die sternenklare, eiskalte Nacht und die dünne Luft ließ uns schließlich doch alle friedlich schlummern.
Am nächsten Morgen ging es uns jedenfalls schon etwas besser und wir rafften uns auf, einen erhöhten Standpunkt zu finden, um den morgendlichen Bulunkul abzulichten. Leider hatten sich trotz der frühen Stunden schon Wellen auf der Wasseroberfläche gebildet, so dass von der gewünschten Spiegelung wenig zu sehen war. Dafür schimmerte der See nun in einem intensiven Blau und bildete einen schönen Kontrast zu den farbenfrohen Bergen im Hintergrund.
Viel Zeit zum Fotografieren blieb uns ohnehin nicht, da wir kaum angekommen von abertausenden höchst aggressiven Moskitos attackiert wurden. Damit hätte ich in dieser Höhe nun gar nicht gerechnet. Wir verließen also schnell unser Spot und erkundeten die Umgebung, die trotz der Abgeschiedenheit und Höhe noch einige weitere spannende Entdeckungen bereit hält. Unter anderem finden sich hier in der Gegend auch steinzeitliche Petroglyphen, ein kleiner Geysir, ein Mausoleum und nicht zuletzt der wundervolle, smaragdfarbene Yashilkul-See.
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Hintergrund Autonome Region Berg-Badachschan (GBAO)
Das autonome Gebiet Berg-Badachschan liegt auf einer Höhe von ab 1.200 bis 7.495 m (Pik Ismoil Somoni) im Pamir-Gebirge. Die Verwaltungshauptstadt ist Chorough. Das abgelegene, oft lebensfeindliche Gebiet, das vor allem durch Hochgebirgswüste charakterisiert ist, umfasst mit mehr als 60.000 Quadratkilometern fast die Hälfte des tadschikischen Territoriums. Nach Gründung der Sowjetunion und der Bildung der Tadschikische Sowjetrepublik 1924 wurde hier der autonome Oblast Berg-Badachschan gebildet. Nach der Unabhängigkeit Tadschikistans 1991 blieb die Autonomie bestehen. Die Bewohner, die vorwiegend Viehzucht auf Bergalmen betreiben, werden als Bergtadschiken oder Badachschaner bezeichnet und grenzen sich deutlich von den Tadschiken im Rest des Landes ab. Der größte Anteil gehört zur Volksgruppe der Pamiri, die ethnisch sprachlich und kulturell enge Verbindungen zu Paschtunen und Südostiranern aufweist. Die meisten Menschen leben im Westteil der Provinz im Tal des Pandsch und an den Unterläufen seiner rechten Zuflüsse. Im extrem dünn besiedelten Zentral- und Ostteil Berg-Badachschans leben auch viele Kirgisen. Im Unterschied zu den Tadschiken gehören die Pamiri nicht der sunnitischen, sondern der ismailitischen Glaubensrichtung des Islam an. Diese Unterschiede haben in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu Konflikten in der Region geführt. Im 1992 ausgebrochenen Bürgerkrieg haben sich die Badachschaner der muslimisch-nationalistischen Opposition Tadschikistans angeschlossen um gegen die Zentralregierung in Duschanbe zu kämpfen und die Unabhängigkeit ihres Gebiets zu fordern. Das schwer zugängliche, seit 1993 weitgehend der Kontrolle durch die Zentralregierung entzogene Territorium erlebte einen starken Aufschwung des Drogenhandels und wurde (zusammen mit der angrenzenden afghanischen Provinz Badakhshan) zu einem Rückzugs- und Operationsgebiet der bewaffneten Opposition. Wer das Gebiet bereisen möchte, muss das bereits beim Visumsantrag anzeigen und eine Genehmigung vermerken lassen. Vor Einreise in das Gebiet ist mit strengen Miltär- und Polizeikontrollen zu rechnen, je nach politischer Lage kann die Einreise trotz Genehmigung auch kurzfristig verweigert werden.
Das ist schon sehr spektakulär zu sehen wie viele verschiedene Farben doch so eine Landschaft bzw. Hügel zu bieten hat. Würde man mit dem bloßen Auge gar nicht sehen, sehr beeindruckend !