James Bond Island: wo 007 die Welt rettete
„Der Mann mit dem goldenen Colt“ ist bis heute eine der bekanntesten James Bond-Verfilmungen aller Zeiten. Und das, obwohl der Streifen bereits vor über 40 Jahren in die Kinos kam. Im Auftrag seiner Majestät sollte der smarte Superagent, verkörpert von Roger Moore, Informationen über einen geheimen Generator sammeln, der Strom aus Solarenergie erzeugen konnte. Das würde nun heute niemanden mehr vom Hocker hauen, war aber damals eine wahrhaft kühne Idee. An dieser forschte im Film der berüchtigte Scaramanga aka Christopher Lee. Dem Bösewicht lag jedoch weniger daran, die ökologisch nachhaltige Energiewende einzuläuten. Sein Interesse war eher, die Apparatur als vernichtende Waffe einzusetzen. Ein klarer Fall für Geheimagent 007, der die Verfolgung des Schwerkriminellen am anderen Ende der Welt aufnimmt. Schließlich erwischt er ihn samt futuristischem Solex-Generator auf „Scaramangas Island“.
Von der einsamen Tropeninsel zum Besuchermagnet: James Bond Island
Im echten Leben heißt das kleine Karstinselchen Khao Phing Kan und liegt in der thailändischen Bucht von Phang-nga. Viel bekannter ist sie heute aber unter dem Fantasienamen „James Bond Island“ und darf in keinem Reisekatalog fehlen. Ihr Wahrzeichen ist die Felsnadel Khao Ta-Pu, die steil aus den türkisen Wassern der Andamanen-See hervorragt. Die bizarre Kulisse versprüht das exotische Flair einer einsamen Tropeninsel. Die Idylle hat sich aber spätestens mit dem cineastischen Erfolg des 007-Streifens verabschiedet. Heute wird die Miniaturinsel von hunderten Longtail-Booten täglich angefahren, die jeden einzelnen Tag tausende von Besuchern abladen. Damit man auf der Insel überhaupt noch treten kann, darf jedes Boot maximal eine halbe Stunde anlegen. Nun ist Massentourismus in Thailand ja wahrlich nichts Ungewöhnliches. Aber der Besuch dieses Spots toppte wirklich alles. Ein Jammer, wie diese wundervolle Naturkulisse durch den Massentourismus entzaubert wird.
Als ich unserer Thailand-Tour plante, war klar, dass ich auch diese beeindruckende Felsnadel besuchen und auf meinen Sensor bannen musst. Um die Besuchermassen zu vermeiden, versuchte ich im Vorfeld eine Sondergenehmigung zu bekommen. Gern wäre ich schon vor Sonnenaufgang mit einem Privatboot in die Bucht gefahren. Leider hat das aber nicht geklappt. Also doch die Massenveranstaltung. Wir checkten also auf einer rustikalen Dschunke ein, einem traditionellen asiatischen Segelschoner. Auf diesem schipperten wir einige Stunden gemütlich in Richtung Phang-nga-Bay. Diese Bucht ist auf Grund ihrer zahllosen kleinen Karstinseln ein echtes Juwel der thailändischen Natur und in Teilen als Nationalpark geschützt. Oft wird sie auch mit der sehr ähnlichen, aber viel bekannteren Halong Bay in Vietnam verglichen.
Mit der Idylle war es spätestens vorbei, als wir auf ein kleines Longtail Boat umstiegen und schließlich auf James Bond Island anlandeten. Stau, Motorenlärm, Rauchschwaden, Tohuwahbohu. Auf der Insel selbst teilten sich Toilettenhäuschen, Imbissbuden, Stände mit touristischem Sondermüll und lärmende Touris die wenigen Quadratmeter Felsen. Und – oh Schreck – hunderte Selfie schießende Touris am Strand und selbst im Wasser. Dahinter eine Armada von Speedbooten. Oooh, war ich genervt.
Jetzt könnte ich gut den genialen Mr. Q gebrauchen, der James Bond immer wieder mit den ausgefeiltesten technischen Raffinessen ausstatteten. Bestimmt könnte er den Trubel für einen Moment einmal wegzaubern. Aber wir waren nunmal nicht im Film. Wie bitte schön sollte nun also zu meinem Felsenbild kommen?
Wie ich die Besuchermassen wegzauberte
Schließlich fanden wir einen kleinen Felsvorsprung oberhalb des Trubels, auf den wir kletterten. Puh, keine Touris. Schon mal gut. Als nächstes kam mir die Idee, das ich ja mal versuchen könne, mit einem fotgrafischen Kunstgriff die ganzen Boote und Touristen im Wasser verschwinden zu lassen. Nämlich mit Hilfe der Langzeitbelichtung. Zum Glück hatte ich meine Graufilter und das Stativ mitgenommen.
Obwohl es mitten am Tag und damit entsprechend hell war, konnte ich dank meines starken Graufilters eine Verschlusszeit von ungefähr einer Minute realisieren. So war das Bild gerade noch richtig belichtet und gleichzeitig konnte ich die Bewegung von Menschen und Booten weitgehend verwischen. Ausserdem hatte die lange Verschlusszeit den netten Nebeneffekt, das Meer zu beruhigen und weichzuzeichnen. Den Graufilter kombinierte ich noch mit einem Polfilter, um die Reflektionen auf der Wasseroberfläche zu elimnieren.
Das Ausprobieren der Einstellungen war etwas tricky und kostete natürlich Zeit. Und genau die hatten wir eigentlich so gar nicht, da uns ja nur 30 Minuten auf der Insel vergönnt waren. Wir mussten uns beeilen, nur noch 10 Minuten bis Abfahrt. Eine Aufnahme, noch eine, noch eine, noch eine und voila: auf der fünften Aufnahme dann endlich das perfekte Timing. Keine Bewegung mehr zu sehen. Die Idee hätte fast von Mr. Q kommen können.
Wir kamen dann natürlich 5 Minuten zu spät auf unser Boot und unser weiblicher Tourguide war wenig begeistert. Nachdem ich ihr das Bild auf dem Display zeigte, war die Aufregung aber schnell verpflogen. Sie sie klopfte mir gönnerhaft auf die Schulter und stieß ein schrilles, typisch Thailändisch nach hinten wegtanzendes „woooW“ aus. Darauf erstmal ein Chang-Bier.
Verwendete Technik
- Haida ND 3.0 kombiniert mit
- Hoya Polfilter HD
Wenn Du wissen möchtest, wie genau das mit der Langzeitbelichtung und den Graufiltern funktioniert, empfehle ich dir mein neues Buch zur Landschaftsfotografie. Darin erkläre ich auch das Thema Langzeitbelichtung und Graufilter ausführlich.
Weitere Thailand-Impressionen findest du in meiner Galerie Thailand Bilder.
Danke für den tollen Artikel. Ist wirklich sehr interessant!
Hallo Matze,
vielen Dank fürs Lesen und das nette Feedback! Ich freu mich, dass dir der Artikel gefällt!
LG, David
Wow, ich bin begeistert von dieser Technik!!!
Schön, dass du diese Methode teilst.
Finde ich klasse!
Danke!
Hi Marco,
vielen Dank für dein nettes Feedback. Dazu ist der Blog ja auch gedacht, dass ich meine Erfahrungen teile mit Euch ?
Liebe Grüße,
David