Lago Nordenskjöld – Ein Paradies nicht nur für Landschaftsfotografie
Die Landschaftsfotografie des Monats führt uns dieses Mal nach Patagonien, genauer an den legendären Lago Nordenskjöld. Dies ist einer der wundervollsten Orte, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Der Nordenskjöld ist ein türkis leuchtender See inmitten des Torres del Paine Nationalpark. Die einzigartige Sehnsuchtsregion ist besonders unter Wanderern, Naturfreunden und Fotografen beliebt und liegt in der Region Magallanes im Süden Chiles. Der für südamerikanische Gefilde etwas exotisch anmutende Name stammt vom Schweden Otto Nordenskiöld, der ihn Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte.
Torres del Paine bedeutet zu Deutsch ungefähr so viel wie „Türme des blauen Himmels“. Spätestens am Nordenskjöld versteht man das. Drei nadelartige Granitberge, zwischen 2.600 und 2.850 Meter hoch, scheinen direkt aus den türkisen Wellen in den patagonischen Himmel zu wachsen. Die drei Türme sind nicht nur Namensgeber, sondern auch Wahrzeichen des Parks.
Eine atemberaubende Kulisse und so sind der See und seine Umgebung ein echtes Eldorado für jeden Landschaftsfotografen. Klar, dass ich dieses Ort auf meiner Patagonien-Tour unbedingt auch besuchen musste. Um das beeindruckende Naturschauspiel im besten Licht fotografieren zu können, bin ich mitten in der Nacht aufgestanden. Bei Anbruch der Dämmerung, irgendwann gegen 5 Uhr, erreichen wir dies mystische Szenerie. Das Schwarz der Nacht weicht langsam der blauen Stunde und immer deutlicher sind die beeindruckenden Felsgiganten des Paine-Massivs zu sehen.
Türme, Hörner und Mokkahauben
Ich starre sprachlos auf die Türme (Torres) und Hörner (Cuernos), die sich in den purpurnen Steppenhimmel schraubem. Der höchste und zerklüftetste von ihnen ist Cuernos Principal (2 600 m ü.M.), der so aussieht, als hätte eher ein Mokkahäubchen auf seinem Gipfel. Mit einer speziellen Handy-App habe ich schon am Vorabend ermittelt, dass das Licht der aufgehenden Sonne seine Felstürme genau treffen müsste und sie dann mit viel Glück zum Leuchten bringt. Das wäre natürlich der Oberknaller, schauen wir mal. A propos, bei aller Faszination darf ich nicht vergessen, mir einen spektakulären Fotostandort zu suchen. Zum Glück ist noch etwas Zeit bis Sonnenaufgang.
Die vergeht aber schneller als mir lieb ist, zumal ich auch noch abgelenkt werde. In ein paar Metern Abstand nehmen nämlich die putzigen Vicunas – eine patagonische Lamaart – ihr Frühstück ein. Sie sind herzlich wenig beeindruckt vom Naturspektakel und lassen sich genüsslich das Steppengras schmecken. Ich versuche eine Perspektive zu finden, bei der die flauschigen Gefährten mit im Bild sind. Leider tun sie mir den Gefallen nicht und springen bei jeder kleinsten Bewegung immer wieder ein paar Meter von mir weg. Sie sind eben sehr schüchtern. Macht aber nichts, denn Möglichkeiten für die Bildgestaltung gibt es hier auch ohne Vicunas mehr als genug. Eine italienische Kollegin sitzt auf einer Anhöhe und genießt die zauberhafte Kulisse. Prima, denn so kommt sie mit ins Bild. Die malerische Pamapvegation und bizarre Baumskelette, die man hier überall findet, geben einen schönen Vordergrund.
Feuerkatastrophe im Torres del Paine Nationalpark
So toll sie sich die bleichen, verwitterten Baumstämme auch als Fotomotiv eignen, so traurig ist ihre Geschichte. Sie sind die Zeugen eines verherrenden Waldbrands, der erst vor wenigen Jahren (2012) im Nationalpark wütete. Grund waren rücksichtslose Touristen, die trotz der Trockenheit offenes Feuer gemacht hatten. Die Flammen konnten erst nach Wochen gelöscht werden und vernichteten unwiderbringlich fast 13.000 Hektar Wald und Steppe. Der Park musste mehrere Monate komplett geschlossen werden. Es wird viele Jahrzehnte dauern, bis sich das fragile Ökosystem von diesem Schock wieder erholt haben wird. Schlimm: erst wenige Jahre zuvor hatte es eine ähnlich große Feuerkatastrophe gegeben. Eine riesiges ökologisches Malheur, das angesichts der Vermeidbarkeit betroffen und wütend macht.
Zum Glück habe ich nicht allzuviel Zeit darüber nachzudenken, denn die aufgehende Sonne läutet langsam aber sicher ein wahres Feuerwerk von Lichtstimmungen ein. Mein Auslöser kommt nicht mehr zur Ruhe, der Kamerasensor glüht. Und mit ihm die Felstürme. Ich mache innerliche Freudensprünge, denn tatsächlich fangen die steinernen Türme nun für Minuten an zu leuchten. Es sind diese Momente, für die man als Landschaftsfotograf oft große Strapazen und weite Reisen in Kauf nimmt.
Wanderung zum Lago Nordenskjöld
Man erreicht den See über eine recht einfache Wanderung vom kleinen Hafen in Pudeto. Auf der staubigen Straße fährt man einfach die Hügel hinauf zum Wasserfall Salto Grande. Nach etwa einem halben Kilometer biegt man rechts ab auf einen Pfad ab, der zum offiziellne Aussichtspunkt führt. Nach einer Weile öffnet sich der erste Blick auf den See Pehoe und die umliegende, windgepeitschte Berglanschaft, aber es wird noch besser. Nach weniger als 2,5 km zu Fuß von Pudeto kommt man zu einer fabelhaften Bucht mit patagonischem Strand mit bleichen Baumstämmen. Die schönste Aussicht ist jedoch die frontale Sicht auf die Felsentürme. Der Pfad ist recht schmal, aber gut zu erkennen, auch nachts. Im Gegensatz zu anderen Teilen des Parks ist es hier oftmals überraschend ruhig. Nach einer Stunde Fußmarsch erreicht man schließlich den Aussichtspunkt. Neben dem Paine-Massiv sieht man auch den höchste Berg im ganzen Park, den Paine Grande (2.884 m). Direkt gegenüber befindet sich das weite Tal des Valle del Frances. Auf dem Rückweg sollte man noch einen Abstecher zum beindruckenden Salto Grande machen. Hier ergießen sich die Wasser des Nordenskjöld in einem tosenden Wasserfall gut dreißig Meter in die Tiefe und strömen von da weiter in den ebenso malerischen Lago Pehoe.
Übrigens: wer noch etwas mehr über meine Tour durch Patagonien erfahen mag, kann dies auf der Seite meines Kooperationspartners Holzkern nachlesen. Holzkern ist ein junger österreichischer Hersteller wunderschöner Uhren aus Naturmaterialien wie Holz und Stein. Hier trifft Nachhaltigkeit auf Style.
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