Landschaftsfotografie Tipps für Entdecker: Fotografierst Du gern Landschaften, bist aber noch nicht zufrieden mit deinen Bildern? Oder stehst Du fotografisch sogar völlig am Anfang und weißt nicht so recht, wo du anfangen sollst? In diesem Online-Tutorial zeige ich dir, wie du deine Bilder mit der richtigen Ausrüstung, einfachen Tricks und den richtigen Einstellungen deutlich verbessern kannst. Du wirst sehen, dass Landschaftsfotografie mehr bedeutet, als einfach nur den Auslöser zu drücken. Es ist aber auch keine Raketenwissenschaft, sondern in erster Linie ein Handwerk, welches jeder erlernen kann. Dazu musst du weder in eine teure Profiausrüstung investieren, noch ein Fotografiestudium absolvieren. Wenn du meine Landschaftsfotografie Tipps beherzigst, wirst du schon bald kein Schnappschuss-Knippser mehr sein, sondern mit atemberaubenden Bilder nach Hause kommen.
1. Einleitung zu den Landschaftsfotografie Tipps
An wen sich die Landschaftsfotografie Tipps richten
Vielleicht kennst du das ja auch? Du kommst von einer spannenden Reise oder Fototour zurück und kannst es kaum erwarten, deine Bilder am großen Bildschirm oder als Fotoabzug zu betrachten. Doch dann will der Funke nicht so recht überspringen. Vor Ort sah alles viel beeindruckender aus. Deine Fotos vermitteln einfach nicht die Schönheit der wundervollen Orte, von denen du so begeistert warst. Nichts von der Magie des Moments, an den du dich so gern erinnerst, kommt auf deinem Foto rüber. Vielleicht sind die Bilder auch nicht richtig scharf oder falsch belichtet und du weißt nicht warum? Und überhaupt sind deine Bilder ziemlich weit von dem entfernt, was du aus Kalendern, Bildbänden oder Magazinen kennst. Vielleicht fotografierst du bisher auch nur im Vollautomatik-Modus oder mit Motivprogrammen und möchtest jetzt einen Schritt weiterkommen? Möglicherweise stehst du sogar noch ganz am Anfang und die ganzen Räder, Knöpfe und Menüs deiner Kamera überfordern dich gerade? Begriffe wie Blende, Tiefenschärfe oder Hyperfokale Distanz sind nur böhmische Dörfer für dich? In all diesen Fällen bist du hier genau richtig. Meine Landschaftsfotografie Tipps habe ich direkt aus der Praxis für die Praxis geschrieben.
Mittlerweile ist es eines der umfangreichsten und meist gelesenen Tutorials zur Landschaftsfotografie im deutschsprachigen Internet. Sehr gern gebe ich mein Wissen aus vielen Jahren Landschaftsfotografie frei und offen an dich weiter. Das Tutorial ist deshalb kostenlos und wird es auch zukünftig bleiben. Wenn du meine Arbeit dennoch unterstützen magst, freue ich mich natürlich sehr, wenn du mein Landschaftsfotografie Buch erwerben würdest oder an einem meiner Landschaftsfotografie Workshops teilnimmst. Auf jeden Fall hoffe ich, dass du wie Tausende andere Fotobegeisterte zuvor von den Landschaftsfotografie Tipps bestmöglich profitieren kannst. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren!
Was versteht man unter einer gelungenen Landschafsfotografie?
Bevor ich dir erkläre, wie Du zu einem „gelungenen“ Landschaftsfotografie kommst, möchte ich zunächst definieren, was darunter eigentlich zu verstehen ist. Wie so vieles im Leben ist das zwar Ansichtssache und liegt im Auge des Betrachters. Ich kann dir hier also nur verraten, was für mich persönlich ein tolles Landschaftsbild ausmacht. Davon abgesehen gilt eine Aufnahme aber für die meisten als perfekt, wenn es folgende Anforderungen erfüllt:
- stimmungsvoll: es soll den ganz speziellen Charakter und „Spirit“ eines Ortes oder eines Moments vermitteln
- emotional: es soll beim Betrachter etwas auslösen und den Wunsch wecken, selbst an diesem Ort zu sein
- scharf: es sollen möglichst viele Details zu erkennen sein, egal ob nah oder fern
- lebhaft: brilliante Farben und hoher Dynamik-Umfang, der dem Blick durch das menschliche Auge nahe kommt
- ästhetisch: spannunsvoll und zugleich harmonisch, es fesselt den Betrachter
- plastisch: dreidimensionale Wirkung, die den Betrachter in das Bild eintauchen lässt
- persönlich: es soll das wiedergeben, was ich selbst gesehen, aber auch gefühlt habe
- technisch perfekt: keine Verzerrungen, Sensorflecken, Vignettierung, Farbsäume, etc.
In den nächsten Kapiteln gebe ich dir zahlreiche Landschaftsfotografie Tipps, damit du genau solche Fotos aufnehmen kannst.
2. Die richtige Ausrüstung
Bei einem Tutorial mit Landschaftsfotografie Tipps darf natürlich auch das Thema Ausrüstung nicht fehlen. Eines möchte ich allerdings vorwegstellen: meistens wird die Ausrüstung maßlos überschätzt und viele Einsteiger neigen dazu, sich hier zu verzetteln. Eine Frage, die ich als Fotograf regelmäßig höre ist: „Wow, tolles Foto. Mit welcher Kamera hast du das denn fotografiert?“. Beliebt ist auch die Aussage: „Wenn so eine gute Kamera wie du hätte, würde ich auch so schöne Fotos machen.“
Viele Menschen denken, dass eine teure Kamera allein der Garant für tolle Bilder ist. Doch eher ist das Gegenteil der Fall. Profiausrüstung verzichtet weitgehend auf Automatiken und verlangt dem Nutzer ein gewisses Know-how ab. Wenn man damit nicht umgehen kann, werden die Resultate vielleicht sogar enttäuschend sein. Umgekehrt bedeutet eine günstige Ausrüstung nicht, dass man damit keinen spannenden Fotos erstellen kann. Es gilt der Grundsatz: nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Mensch dahinter.
Zunächst ist es wichtig, dass du dir eine Ausrüstung zusammenstellst, die zu deinen Ansprüchen und Kenntnissen passt. Dabei ist weniger ist oft mehr. Gerade Einsteiger tun gut daran, sich zunächst auf eine kleine Ausrüstung zu beschränken, diese dafür aber gut beherrschen zu lernen.
Vor allem sollte das Equipment auf die speziellen Erfordernisse der Landschaftsfotografie abgestimmt sein. Auf meinen Touren und Workshops erlebe ich oft, dass die Fotoausrüstung nicht durchdacht ist. Oft wird Ausrüstung nach dem Motto gekauft: „Je teurer, je neuer und je mehr Features, desto je besser.“ Das ist aber ein Trugschluss. Viel hilft nicht immer viel. Daher möchte ich dir nun einige Tipps geben, welche Ausrüstung du wirklich brauchst.
Kamera
Keine Frage, eine Kamera ist die Grundvoraussetzung dafür, dass du überhaupt fotografieren kann. Mit welchem Modell du in die Landschaftsfotografie startest ist im Prinzip erst einmal unerheblich. Aktuelle Kameras der Markenhersteller sind durchweg auf einem sehr hohen Niveau. Die Frage, welcher Hersteller es sein soll, ist damit eher eine Geschmacks- und Glaubensfrage. Es muss nicht unbedingt das allerneueste Modell sein.
Wichtig ist aber, dass du grundlegende fotografische Parameter wie Blende, Belichtungszeit, ISO-Wert, etc. an deiner Kamera einstellen kannst. Diese Parameter benötigst du nämlich, um dein Bild aktiv zu beinflussen, wie du in den nächsten Abschnitten noch sehen wirst. Außerdem solltest du die Bilder im RAW-Format aufnehmen können.
Außerdem ist es wichtig, dass du Objektive wechseln kannst, um flexibel verschiedene Brennweitenbereiche abzudecken. Das ist mit sogenannten Systemkameras möglich, bei denen du dein Kamerasystem modular aus dem Kameragehäuse (Body) und einem Objektiv zusammenstellen kannst. Dazu gehören sowohl Spiegelreflexkameras (DSLR) als auch spiegelose Kameras (DSLM), die ich dir vorrangig für die Landschaftsfotografie empfehle.
Auch bei der oft diskutierten Frage der Megapixel solltest du dich nicht verunsichern lassen. Nutzt du deine Bilder ausschließlich privat? Hast du nicht vor, dir riesige Ausdrucke jenseits einem Meter von deinen Bildern anfertigen zu lassen? Dann reichen die lange Zeit als Standard geltenden 12 Megapixel auch heute noch aus.
Der Kameramarkt ist – gerade für Einsteiger – sehr unübersichtlich und zahllose Hersteller und Modelle buhlen um die Gunst des Fotografen. Um dieses Tutorial nicht zu sprengen, habe ich eigens dazu einen ausführlichen Artikel geschrieben. Hier erkläre ich die verschiedenen Kamerasysteme detailliert, gebe ich dir Tipps, was du beim Kauf einer neuen Kamera beachten solltest und empfehle dir konkreten Modelle für die Landschaftsfotografie.
Objektive
Während der Kamera sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist man bei den Objektiven oft weniger kritisch. Dabei sind diese mindestens genauso wichtig. Schließlich bilden sie zusammen mit der Kamera eine optische Einheit. Auch der beste Kamerasensor kann schließlich nur die Information verarbeiten, die eben durch das Objektiv bei ihm ankommt.
Objektive unterscheiden sich vor allem durch ihre Brennweite, die in Millimetern angegeben wird. Diese bestimmt den Bildwinkel, der erfasst werden kann, also einfach gesagt, wieviel aufs Bild passt. Objektive unterscheiden sich zudem in Ihrer Bauart und ihrem Verwendungszweck.
Wenn du fotografisch noch ganz am Anfang stehst, kannst du auch bei den Objektiven pragmatisch sein. Für den Einstieg reichen die oft mit der Kamera im Set erhältlichen Kit-Objektive, die meist nur einen sehr geringen Aufpreis kosten. Mit zunehmender Erfahrung kannst du später jederzeit über einen Upgrade auf bessere und spezialisiertere Objektive nachdenken. Auch zu diesem Thema habe ich wieder einen eigenen, ausführlichen Artikel geschrieben.
Filter
In der Landschaftsfotografie werden optische Filter gern eingesetzt. Filter sind Glas- oder Kunststoffscheiben, die vor dem Objektiv angebracht werden, um das Bild zu verändern, noch bevor es auf dem Kamerasensor auftrifft. Du benötigst diese Filter am Anfang nicht unbedingt. Wenn du aber schon ein paar Schritte weiter in der Fotografie bist, kannst du mit Filtern deine Bilder aufwerten und ihnen durch bestimmte Effekte einen zusätzlichen Charme verleihen.
Mit einem Polfilter kannst du zum Beispiel Reflektionen auf Seen verstärken oder ganz beseitigen. Du kannst auch damit auch Sättigung und Kontrast von Himmel, Wolken, Regenbögen und Pflanzen verstärken. Mit einem Graufilter kannst du lange Belichtungszeiten auch mitten am Tag realisieren. Das ist wiederum nützlich, um zum Beispiel die Bewegung von Wasser schön seidig auf dem Foto darzustellen oder Menschen in seinem Bild „verschwinden“ zu lassen. Mit einem Grauverlaufsfilter gleichst du Helligkeitsschwankungen im Bild aus und vermeidest dadurch in Grenzen Unter- und Überbelichtungen. Light Pollution Filter kommen bei Nachtaufnahmen zum Einsatz, um die Lichtverschmutzung durch künstliche Beleuchtung am Himmel zu reduzieren. Im Handel erhältlich sind auch UV-Filter, die aber an modernen vergüteten Objektiven kaum noch einen Effekt haben und allenfalls als mechanischer Objektivschutz Sinn machen.
Stativ
Einer der am häufigsten gegebenen Landschaftsfotografie Tipps ist es, ein Stativ zu benutzen. Das Stativ zählt jedoch nicht unbedingt zu den beliebtesten Ausrüstungsgegenständen. Sperrig, schwer und irgendwie nervig – muss das wirklich sein? Ja, es muss. Schließlich kannst Du damit in der Wildnis auch schon einmal einen wütenden Grizzly in die Flucht schlagen. Aber Spaß beiseite. Wenn Du ernsthaft Landschaften fotografieren möchtest, wirst du nicht um ein solides Stativ umhinkommen. Zum einen, weil du damit Verwacklungen bei der Auslösung vermeiden kannst, was die Voraussetzung für scharfe Bilder ist (siehe Abschnitt Schärfe). Dies gilt vor allem bei dämmerigen Lichtverhältnissen, die wir ja gerade in der Landschaftsfotografie sehr oft nutzen (siehe Abschnitt Licht). Zum anderen hilft dir das Stativ dabei, dein Bild bewusst und in aller Ruhe zu komponieren (siehe Abschnitt Bildkomposition).
Monitor
Der Monitor ist wie die Kamera-Ausrüstung ein wichtiges Werkzeug für jeden ambitionierten Fotografen, ob Profi oder Amateur. Der Bildschirm steht am Ende des fotografischen Prozesses: auf ihm betrachtest und bearbeitest du deine Fotos und bereitest sie für die weitere Verwendung vor, von der Präsentation im Internet bis Druck und Ausbelichtung. Wichtig sind bei einem Bildschirm für die Fotografie ein hohes Auflösungsvermögen und vor allen seine Fähigkeit, Farben und Tonwerte aus unserer Kamera so umfänglich und exakt als möglich wiedergeben zu können.
Sonstiges Zubehör
Fernauslöser
Ein Fernauslöser ist eine praktische Sache, weil Du damit Deine Kamera bei der Auslösung nicht zu berühren brauchst und so Verwacklungen und damit einhergehende Unschärfe vermeidest. Das ist vor allem bei längeren Belichtungen wichtig. Ideal ist die Fernauslösung auch, wenn du dich selbst auf dem Bild verewigen möchtest. Auch beim Fotografieren im Winter oder kalten Nächten ist ein Fernauslöser von Vorteil, weil man dann einfach die Hände in der Tasche lassen kann. Es gibt Funk- und Kabelauslöser. Ich bevorzuge die Funkvariante, weil man damit flexibler ist, von weiterer Distanz auslösen kann und außerdem kein störendes Kabel herumbaumelt. Wenn man tatsächlich nur auslösen möchte, reicht ein beliebiges Gerät für wenige Euro. Wenn man auf Features wie programmierbare Zeit- und Intervallschaltung wert legt, muss man etwas mehr ausgeben. Dann empfehle ich den Hersteller Hähnel.
Akkus
Auf deinen Fototouren solltest Du immer genügend vollgeladene Akkus mitnehmen. Nichts ist ärgerlicher, als wenn du gerade ein Traummotiv vor deiner Linse hast und dir ausgerechnet dann der Strom ausgeht. Ich empfehle dir grundsätzlich die Original-Akkus des Kameraherstellers. Die sind zwar teurer, funktionieren aber in der Regel zuverlässiger als Nachbauten. Bei White Label Akkus hatte ich immer wieder das Problem, dass diese sich selbst entluden oder nicht zuverlässig aufgeladen werden konnten.
Speicherkarten
Auch Speicherkarten solltest du reichlich dabei haben und nicht am falschen Ende sparen, zumal Speicher mittlerweile recht günstig ist. Immerhin sind die kleinen Karten für die Sicherheit und die Verarbeitung deiner Fotos verantwortlich. Ich empfehle dir deshalb nur Markenspeicher, zum Beispiel von SanDisk. Da moderne Kameras große Datenmassen aufzeichnen, solltest du auf hohe Speicherkapazität achten, z. B. 128 GB. Wichtig ist eine hohe Lese- und Schreibgeschwindigkeit für ein zügiges Abspeichern und Übertragen der Bilddateien. Ein guter Standard sind heute Class 10-Karten. Achte darauf, dass du das richtige Kartenformat (SDXC, SDHC, Compact Flash, ..) für deine Kamera auswählst.
Reinigungsuntensilien
In der Landschaftsfotografie ist deine Ausrüstung oft harschen Wettereinflüssen ausgesetzt. Gut, wenn du vor Ort deine Ausrüstung, vor allem die Objektive, von Staub, Schmutz oder Feuchtigkeit befreien kannst. Daher solltest du immer einen kleinen Blasebalg, einen Pinsel, optischen Reiniger und ein großes Mikrofaser-Wischtuch (Wileda, etc.) in deinem Fotorucksack mitführen. Meine Empfehlung: das kleine aber feine Reinigungsset von Carl Zeiss.
Fotorucksack/Tasche
Als Landschaftsfotograf trägst du deine Ausrüstung bei Wind und Wetter über Stock und Stein, manchmal auch durch unwegsames Gelände. Mit zunehmender Ausrüstung und Gewicht stellt sich die Frage, wie man das am besten bewerkstelligt. Ich persönlich bevorzuge Fotorucksäcke und möchte sie dir auch empfehlen. Damit lässt sich die schwere Ausrüstung am bequemsten und sichersten tragen und die Hände bleiben frei. Man sollte auf ein gutes Tragesystem, eine gute Polsterung, eine durchdachte, am besten flexible Inneneinteilung und wasserdichtes, stabiles Material achten. Ideal ist es außerdem, wenn der Rucksack Handgepäck-Abmaße hat, weil du ihn dann bei Flügen zu deinen Fotozielen immer bei dir haben kannst. Empfehlenswerte Hersteller sind z. B. Tamrac, ThinkTank, LowePro, Manfrotto oder f-stop.
Pack die richtige Ausrüstung ein
Ein auf die Landschaftsfotografie abgestimmtes Equipment hast du dir nun zusammengestellt. Sinnvoll ist es aber auch, dir vor jeder Fototour zu überlegen, welche Teile davon du für dein Fotoabenteuer überhaupt brauchst. So vermeidest du, unnötig viel mit dir herum zu tragen, aber auch das dir im entscheidenden Moment etwas fehlt. Zugegeben, dieser Tipp klingt ziemlich trivial. Ich bringe ihn trotzdem an, denn ich erlebe es immer wieder, dass die Leute keine für ihre Fotosituation passende Ausrüstung dabei haben. Welche Ausrüstung du mitnehmen solltest, hängt davon ab, was du fotografieren möchtest und wie du unterwegs bist. Auf einer mehrwöchigen Trekkingtour durch die Bergwildnis wirst du sicherlich anders packen, als bei einem Sonntagsausflug mit dem Auto. Auf längeren Wandertouren beschränke ich selbst mich zum Beispiel meist auf zwei Objektive, auch wenn ich natürlich einige mehr in peto habe. Und wo wir schon beim Thema sind: denke auch daran, dass Du immer genügend leere Speicherkarten und vollgeladene Akkus dabei hast.
Lerne deine Kamera zu bedienen
Du hast Dir deine optimale Fotoausrüstung zusammengestellt? Prima, damit hast du schon einmal eine gute Basis für die Landschaftsfotografie geschaffen. Nun ist es aber entscheidend, dass du deine tolle Ausrüstung auch richtig bedienen und damit ihr Potential ausschöpfen kannst. Mach dich gut mit den Funktionen deiner Kamera vertraut. Wirf vor allem auch mal einen Blick in das Handbuch. Das gilt speziell, wenn du größere Fototouren oder Reisen planst und mit der Bedienung deiner Kameratechnik noch nicht ganz firm bist. Ich gebe zu, die Lektüre ist weniger spannend als der Urlaubskrimi. Tue es trotzdem, es lohnt sich, vor allem wenn es mal schnell gehen muss.
Manche Momente im Leben kommen schließlich nur einmal und gerade die schönsten gehen viel zu schnell vorbei. Erst recht, um sie auf einem Foto festzuhalten. Stell dir vor, du wanderst in eine traumhafte Landschaft und plötzlich erstrahlt die Kulisse in einem magischen Licht. Wenn du jetzt erst überlegst, wie das gleich nochmal mit der Blende war oder wo die Belichtungskorrektur eingestellt wird, ist das Spektakel wieder vorbei, bevor du auch nur einziges Foto gemacht hast.
Du solltest deine Kamera im Griff haben und nicht umgekehrt. Idealerweise kannst du alle Knöpfe, Räder und Menüs weitgehend intuitiv bedienen und weißt, welche Einstellungen du damit änderst.
3. Fotoparameter und Kameraeinstellungen
You don´t take a photograph, you make it
Du kannst jetzt deine Kamera bedienen und weißt, wo du welche Einstellung findest. Nun ist aber auch wichtig zu verstehen, wie genau diese Einstellungen dein Foto beeinflussen. Nicht von ungefähr sagte der Begründer der Landschaftsfotografie, Ansel Adams einst: „You don´t take the photograph, you make it.“ Auf gut Deutsch: nicht die Kamera, sondern der Mensch dahinter mit seinen Fähigkeiten ist der entscheidende Erfolgsfaktor für jedes gute Foto.
Wer einfach drauflos knippst und allein der Vollautomatik vertraut, wird kaum spannende Fotos erhalten und hat keinen Einfluss auf sein Bild. Einer der essentiellen Landschaftsfotografie Tipps ist es deshalb, dass du die wichtigsten fotografischen Parameter und deren Wirkung auf dein Foto kennst.
Das magische Fotoviereck
Die vier wichtigsten fotografischen Parameter sind:
1. Blende
2. Belichtungszeit
3. ISO-Zahl
4. Brennweite
Alle vier Faktoren bestimmen wesentlich die Schärfe und die Belichtung deines Bildes. Da alle Größen miteinander in Verbindung stehen nenne ich sie auch gern das „Magische Fotoviereck“. Das ist kein wissenschaftlicher Begriff, sondern einfach meine eigene Wortkreation.
Die Blende
Einfluss der Blende auf die Belichtung
Die Blende ist eine mechanische Vorrichtung am Objektiv, die mittels Lamellen, welche sich wie bei einer Jalousie öffnen und schließen, den Lichtdurchlass steuert. Die Wahl der Blende bestimmt also, wieviel Licht auf deinen Sensor fällt. Je geschlossener die Blende, desto weniger Licht und desto länger musst du belichten. Um anzugeben, wieviel Licht die jeweils gewählte Blende auf deinen Sensor lässt, gibt es eine Skala, die Blendenreihe. Die jeweilige Blendenzahl wird dabei immer mit dem Präfix „f/“ (engl. „f-stop“ = Verschluss) angegeben. Die Blendenreihe beginnt mit dem Wert 1, die nächsten Werte ergeben sich durch Multiplikation mit √2, also ungefähr 1,4.
f/1 – 1.4. – 2 – 2.8 – 4 – 5.6 – 8 – 11 – 16 – 22 – ..
Wichtig für dich zu wissen: von einer Blendenstufe zur nächsten halbiert sich die „Öffnung“ und damit die durchgelassene Lichtmenge. Jedes Schließen („abblenden“) der Blende um einen vollen Wert (z.B.: von f/2.8 auf f/4) ergibt also eine Halbierung der Lichtmenge, das heißt du musst doppelt so lange belichten. Umgekehrt ergibt ein Öffnen der Blende („aufblenden“) um einen Wert (z.B.: von f/11 auf f/8) die doppelte Lichtmenge. Dann brauchst du nur halb so lang zu belichten.
Die Blende wird heute meist elektronisch eingestellt. Den gewünschten Wert stellst du entweder in deinem Kameramenü oder über ein Drehrädchen an deinem Kameragehäuse ein. Bei analogen Objektiven kann man die Blende über einen Drehring am Objektiv (Blendenring) einstellen.
Wirkung der Blendenöffnung auf die Tiefenschärfe
Gute Objektive beginnen oft mit einer Anfangsblende (Offenblende) von f/2.8, lichtschwächere Modelle oft auch erst mit f/3.5 oder f/4.0. Meistens kannst du einen Blendenwert bis f/22 einstellen.
Je geschlossener die Blende (je größer die Blendenzahl) ist, desto größer wird die Tiefenschärfe (auch Schärfentiefe) und umgekehrt. Die Tiefenschärfe ist die Ausdehnung des scharfen Bereichs in deinem Motiv. Je mehr Tiefenschärfe, desto mehr in deinem Bild ist scharf. Möchtest du eine geringe Tiefenschärfe, zum Beispiel, weil du eine Blume oder einen Baum vor dem Hintergrund freistellen möchten, dann wählst du eine offene Blende (kleine Blendenzahl), zum Beispiel f/2.8. Der Hintergrund verschwimmt dann, wird also unscharf. Möchtest du hingegen eine hohe Tiefenschärfe – und das streben wir in der Landschaftsfotografie meist an – musst du abblenden, also die Blende schließen. Dann ist von vorne bis hinten alles scharf.
Nun könntest du denken: dann nehme ich einfach die kleinste Blende, z. B. f/22 und habe die maximale Schärfe im Bild. Genau diesen Tipp liest man auch sehr oft im Netz. So einfach ist es aber nicht und daher kannst du diese Binsenweisheit auch gleich wieder vergessen. Neben der Tiefenschärfe gibt es nämlich noch einen weiteren Effekt, die sogenannte Beugungsunschärfe (auch Diffraktion). Je mehr du abblendest, desto mehr Licht wird an den Blendenlamellen gebrochen. Das wiederum führt zu einer geringeren Gesamtschärfe deines Fotos, es wirkt zunehmend „matschig“. Daher ist es überhaupt keine gute Idee, unendlich abzublenden. Die schärfste Blende ist bei jeder Objektiv-Kamera-Kombination unterschiedlich. Wenn dir maximale Schärfe wichtig ist, kannst du deine Objektive einfach einmal durchtesten. Hilfreich ist dabei die Faustregel, dass die beste Gesamtschärfe meist 2 oder 3 Blendenstufen unter der Offenblende liegt. Im Ergebnis solltest du einen guten Kompromiss zwischen der Tiefenschärfe und der Beugungsunschärfe finden. Das nennt man die optimale oder förderliche Blende. Diese liegt im mittleren Blendenbereich, je nach Objektiv meist zwischen f/8 oder f/11.
Belichtungszeit
Die Belichtungszeit gibt an, wie lange der Verschluss deiner Kamera geöffnet bleibt, um Licht auf den Sensor zu lassen. Sie wird daher auch Verschlusszeit genannt und ist entscheidend dafür, ob dein Bild richtig belichtet ist. Wie du das überprüfst erkläre ich dir im Abschnitt zum Licht.
Die Belichtungszeit hat indirekt auch Einfluss auf die Schärfe. Je dunkler dein Motiv ist und je höher die verwendete Blendenzahl, desto länger ist die notwendige Belichtungszeit. Dabei solltest du wissen, dass du ein Bild selbst bei ruhiger Hand und bei hellen Lichtverhhältnissen nur für einen Sekundenbruchteil frei Hand halten kannst. Danach verwackelt es, wird also unscharf. Je länger du belichtest, desto höher also die Gefahr von Unschärfe, wenn du nicht auf Stativ arbeitest.
Die Belichtungszeit stellst du entweder in deinem Kameramenü oder über ein Drehrädchen an deinem Kameragehäuse ein. Dort sind meist Einstellungen von 1/8000 bis 30 Sekunden möglich. Möchtest du noch länger belichten nutzt du den Bulb-Modus. Bei manchen Kameras ist dieser über das Wahlrad („B“) zugänglich, bei anderen kann man die Funktion über den manuellen Modus erreichen, indem man am Rädchen die Belichtungszeit über 30 Sekunden hinausdreht. Beim Bulb-Modus kannst du so lange belichten, wie du möchtest. Du musst dann aber selbst das Schließen des Kameraverschlusses vornehmen. Damit es nicht zu Verwacklungen kommt, solltest du das mittels Fernauslöser tun. Wenn es ein etwas besseres Modell ist, kannst du dort die gewünschte Belichtungszeit einstellen, ansonsten musst du selbst auf die Uhr schauen.
ISO-Zahl
Die ISO-Zahl bestimmt die Empfindlichkeit des Kamerasensors, also wie viel Licht innerhalb einer bestimmten Zeit auf den Sensor gelangt. Je größer der Wert, desto heller wird das Bild. Durch die Erhöhung des ISO-Wertes kannst du die notwendige Belichtungszeit verkürzen, um ein scharfes Bild zu erhalten. Hierbei gilt die Faustregel, dass sich mit einer Verdopplung der ISO-Zahl (z. B. von ISO 100 auf ISO 200) die Belichtungszeit halbiert. Bei vielen modernen Kameras kannst du eine unterstützende ISO-Automatik einschalten. Wenn die Belichtungszeit zu lang wird, um unter den vorhandenen Lichtbedingungen die Aufnahme noch verwacklungsfrei zu halten, schaltet die Kamera automatisch auf einen höheren ISO-Wert.
Wenn du sowohl Blende als auch die Belichtungszeit vorgeben möchtest, kannst du den ISO-Wert als Korrektiv nutzen. Das funktioniert aber nur in Grenzen, denn du solltest möglichst kleine ISO-Werte verwenden. Je größer der ISO-Wert, desto schlechter wird nämlich die Bildqualität. So nimmt mit zunehmender ISO die Schärfe ab, die Farben verblassen und das unerwünschte Bildrauschen nimmt zu. Je kleiner der Kamerasensor (je günstiger ihre Kamera), desto schneller treten diese ungewünschten Effekte ein.
Genau deshalb nutzen wir Landschaftsfotografen gern große Sensoren (siehe Artikel Landschaftsfotografie Kamera) und meist ein Stativ: damit können wir ISO-Zahl so klein als möglich halten. Es gibt eine Ausnahme. In der Nachtfotografie, wenn Sterne, die Milchstraße oder Polarlichter fotografieren, nutzen wir auf Grund der Dunkelheit hohe ISO-Werte. Das starke Bildrauschen müssen wir in diesem Falle in Kauf nehmen und in der Nachbearbeitung entfernen.
Brennweite
Die Brennweite bestimmt zusammen mit der Sensorgröße den Bildwinkkel, also wie viel aufs Bild kommt und wie nah oder fern es abgebildet wird (siehe Artikel Landschaftsfotografie Objektive). Auch die Brennweite hat indirekt Einfluss auf die Schärfe. Je grösser nämlich die Brennweite ist, desto länger wird die notwendige Belichtungszeit und damit auch die Gefahr von Verwacklungsunschärfen. Eine alte Fotofausformel besagt, dass du deine Aufnahme tagsüber bis maximal 1/Brennweite (bei ISO100 und mittlerer Blende) noch verwacklungsfrei fotografieren kannst. Hast du also ein 50mm drauf, kannst du am Tag maximal eine Belichungszeit von 1/50 sek aus der Hand fotografieren. Für längere Belichtungszeiten brauchst du ein Stativ oder musst aufblenden oder die ISO-Zahl erhöhen.
A, M, P, S – Das Alphabet des guten Lichts
Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, was eigentlich die Buchstaben A (Av), S (Tv), P und M auf dem Wählrad deiner Kamera oder im Menü bedeuten sollen? Es ist sozusagen das Alphabet des guten Lichts. Dabei handelt es sich nämlich um verschiedene Modi, um auf die oben vorgestellten Parameter, genauer die Blende und die Belichtungszeit Einfluss nehmen zu können.
A steht nicht nur am Anfang des Alphabets, sondern ist auch die beliebteste Einstellung für Landschaftsfotografie. Bei der sogenannten Blendenvorwahl stellst du die gewünschte Blende ein, meist um damit die Tiefenschärfe zu steuern, wie oben schon beschrieben. Die Kamera wählt dann automatisch unter Beachtung der anderen Einstellungen wie ISO-Wert, Brennweite und den Lichtbedingungen die passende Verschlusszeit dazu. Das ist ideal, wenn dir die anderen Parameter unwichtig sind. Dann kannst du dich von deiner Kamera mit dieser Halbautomatik unterstützen lassen. Diese Funktion findest du unter A (Nikon, Sony) oder Av (Canon). Das „A“ steht für das Aperture (Blende). Dieser Modus, der auch Belichtungsautomatik genannt wird, ist bei den meisten Landschaftsfotografen die Standardeinstellung.
Die Zeitvorwahl ist eine weitere Halbautomatik, bei der der Fotograf die gewünschte Belichtungszeit einstellt und die Kamera in Abhängigkeit davon die passende Blende zusteuert. Dieser Modus wird als S (Nikon, Sony) oder Tv (Canon) gekennzeichnet, wobei das S für Shutterspeed (Verschlusszeit) steht. Der Modus wird auch Blendenautomatik genannt.
Die Programmautomatik ist eine Vollautomatik, bei der die Kamera selbstständig sowohl Blende als auch Belichtungszeit einstellt. Diesen Modus findest du unter „P“. Da du hier keinerlei Einfluss auf die Blende und Belichtungszeit hast, ist dieser Modus ein bisschen wie Lotterie. Daher empfehle ich ihn dir nicht.
Der manuelle Modus ist das genaue Gegenteil. Hier stellst du ohne Zutun der Kamera sowohl die Belichtungszeit als auch die Blende selbst ein. Dieser Modus ist auf der Kamera meist unter „M“ zu finden. Jetzt fragst du dich vielleicht, warum man überhaupt manuell belichten sollte. In kontrastarmen Lichtsituationen versagt die Belichtungsauto-matik der Kamera, zum Beispiel bei Dämmerlicht, in der Nacht oder bei Nebel. Zum anderen kann es sein, dass man die Belichtungszeit und Blende gemeinsam als Gestaltungsmittel einsetzen möchte. Das trifft zum Beispiel für Langzeitbelichtungen zu (siehe Kapitel Licht), wenn man etwa den Nachthimmel fotografieren oder Wasserfälle, Flüsse oder das Meer dynamisch ablichten möchte. In diesen Fällen hat man mit dem manuellen Modus die volle Kontrolle, Man muss aber auch selbst darauf achten, dass das Bild richtig belichtet ist (siehe Kapitel Licht, Belichtung prüfen).
4. Motiv finden und planen
Das Motiv ist die halbe Miete
Ein gutes Landschaftsfoto steht und fällt mit dem Motiv, was darauf zu sehen ist. Eindrucksvolle Landschaftsfotos haben selten mit Zufall zu tun, sondern bedürfen meist einiger Vorbereitung, vor allem um ein spannendes Motiv zu finden. Die Entstehung meiner meisten Bilder beginnt deshalb lange vor dem eigentlichen Druck auf den Auslöser. Die Recherche nach außergewöhnlichen Fotospots und die Planung nimmt durchaus einige Zeit meiner fotografischen Tätigkeit ein. Nachfolgend erkläre ich dir, warum aber gerade diese Zeit gut investiert ist.
Fotostandorte schon zu Hause finden
Sobald klar ist, wohin mich meine nächste Fototour oder Fotoreise führen wird, betreibe ich am heimischen Rechner erst einmal ausführliche Recherche. In erster Linie bin ich natürlich daran interessiert, spannende Fotostandorte zu finden. Was könnte vor Ort fotografisch reizvoll sein, wo finde ich zum Beispiel Seen, Flüsse, Berge, Wasserfälle? Welche Topographie herrscht vor? Welche Perspektiven versprechen interessant zu sein? Und wie komme ich dort eigentlich hin? Das nennen wir Fotografen auch Location Scouting. Und das beginnt bei mir bereits zu Hause. Warum? Weil ich dann bereits vor meiner Fototour ziemlich genau weiß, wohin ich fahren oder laufen muss und vor Ort nicht unnötig der ja meist begrenzten Zeit verschenke.
Dazu nutze ich nach wie vor gern klassische Quellen wie Reiseliteratur und Landkarten. Heute gibt es aber auch diverse digitale Tools, die einem schon zu Hause eine gute Vorstellung davon vermitteln, was einen vor Ort erwartet. Um sich im Vorfeld etwas inspirieren zu lassen lohnt es zunächst, die Bildsuche bei Google oder Bing zu bemühen und einen Blick in die einschlägigen Fotoforen (Naturfotografenforum, Flickr, 500px, etc.) zu werfen. Auch spezielle Locationscouting-Seiten (z. B. locationscout.net) oder Smartphone-Apps wie ViewPointer sind eine gute Inspirationsquelle. Selbst die Sozialen Medien wie Facebook, Instagramm oder Pinterest kann man bemühen, indem man den Hashtag seines Zielortes eingibt, zum Beispiel „#Alpen“.
Am liebsten nutze ich selbst aber Google Maps/Google Earth. Hier kannst du dir völlig kostenlos und superdetailliert Satelliten- und Luftbilder, Geländekarten und realitätsnahe 3-D-Ansichten von jedem beliebigen Ort auf der Welt anzeigen. Das hilft ungemein bei der Prävisualisierung von deinen Motiven.
Im letzten Schritt plane ich noch, wie ich vor Ort komme und wo ich übernachte. Bin ich zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs, nutze ich mein GPS-Gerät oder eine GPS-App, die ich dann später auch auf der Fototour einsetze. Diese funktioniert idealerweise auch ohne Internetverbindung mit Offline-Karten. Ich selbst nutze Outdooractive Pro, wo ich mir im Vorfeld Karten herunterladen kann. Bei der Übernachtung versuche ich immer möglichst nah bei meinen Fotolocations zu sein, damit ich es dann zur besten Fotozeit (siehe Abschnitt Licht), etwa zu Sonnenaufgang, nicht mehr weit habe.
Landschaftsfotografie findet oft in geschützen Gebieten wie Nationalparks, Naturparks oder Naturschutzgebieten statt. Denke nur an beliebte Fotospots in Deutschland wie das Berchtesgadener Land oder die Insel Rügen. Wenn du in solchen Schutzgebieten fotografieren möchtest, empfehle ich dir, dich vorab zu informieren, ob Genehmigungen notwendig sind und Eintrittszeiten oder sonstige Regeln beachtet werden müssen. Das gilt besonders im Ausland, wo man tatsächlich anders als in Deutschland nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit derartige Ort besuchen kann.
Erstmal ankommen
Nach all der Vorbereitung bist du bist endlich an deinem Fotostandort angekommen. Du bist voller Euphorie und dir juckt es schon in den Fingern. Was machst du als erstes? Wahrscheinlich holst du sofort die Kamera heraus und knipst ganz schnell drauf los, richtig? Das kann ich wirklich gut verstehen, empfehle dir aber trotzdem, genau das nicht zu tun.
Einer meiner liebsten Landschaftsfotografie Tipps lautet: „Erst sehen, dann fühlen, dann fotografieren.“ Nachdem ich physisch angekommen bin, nehme ich mir stets die Zeit, auch mental anzukommen.Bevor ich die Kamera auch nur anfasse, halte ich einige Minuten inne. Ich sehe ich mich ganz in Ruhe um, lasse die Szenerie auf mich wirken. Welche Stimmung löst die Landschaft in mir aus? Ist sie heiter und licht, majestätisch und erhaben oder düster und bedrohlich? In meinen Landschaftsfotografie Workshops nenne ich das gern „Kommunizieren mit der Landschaft“.Ich versuche auch herauszufinden, was genau mich an der Kulisse fasziniert. Sind es die Farben oder bestimmte Strukturen in der Landschaft? Ist es die Dynamik der Elemente wie zu Beispiel ein tosender Wasserfall oder dramatische Wolkenbewegungen? Fesselt mich die Weite oder finde ich ein bestimmtes Detail interessant? Erst wenn ich all das weiß, habe ich eine Vorstellung davon, was ich eigentlich fotografieren möchte und auch wie. Und frühestens dann packe ich die Kamera aus. Probiere es einfach einmal aus. Dann kommst du nicht nur viel entspannter und mit intensiveren Eindrücken von deiner Fototour zurück. Du wirst auch staunen, wie viel besser deine Fotos werden.
Idealen Fotostandort vor Ort finden
Die meisten Fotoanfänger machen den Fehler, das Bild einfach von dort aufzunehmen, wo sie gerade stehen. Das ist zwar bequem, meistens aber auch ziemlich langweilig. Der erstmögliche Standort ist nämlich häufig nicht der beste. Wenn du mehr als einen Schnappschuss willst, mach es besser. Lauf herum, suche dir bewusst eine spannende Perspektive. Manchmal reichen schon ein paar Schritte. Doch was ist eigentlich die Perspektive?
Eine Frage der Perspektive
Unter der Perspektive versteht man den Winkel zwischen dir bzw. deiner Kamera und dem Motiv. Normalerweise sind wir es gewohnt, unsere Umgebung aus Augenhöhe zu betrachten. Das nennen wir in der Fotografie deshalb auch die Normalperspektive. Wenn du deinem Bild eine Extraportion Drama verleihen möchtest, weiche bewusst einmal von der alltäglichen Sichtweise ab. Mit ungewöhnlichen Blickwinkeln kannst du deine Bildwirkung nämlich deutlich verstärken. Durch die Wahl der Perspektive kannst du ein und dasselbe Motiv in völlig unterschiedlichen Sichtweisen präsentieren. Das siehst du gut am folgenden Motivbeispiel, welches ich im isländischen Landmannalaugar in drei verschiedenen Perspektiven aufgenommen habe.
Froschperspektive
Zum einen kannst du deinen Kamerastandpunkt dazu möglichst tief unter Augenhöhe wählen. Aus dieser sogenannten Froschperspektive wirkt alles sehr gewaltig. Vielleicht erinnerst du dich noch an deine Kindheit? Weißt du noch, wie groß und faszinierend die Welt dir damals vorkam? Dann weißt du jetzt in etwa, was es damit auf sich hat. Außerdem eignet sich die Froschperspektive bestens, dein Bild sehr dreidimensional aufzubauen. Auf Grund der Bodennähe kannst du nämlich einen sehr dominanten und plastischen Vordergrund in dein Bild integrieren, zum Beispiel auf der Erde liegende Steine oder dort wachsende Pflanzen.
Vogelperspektive
In der Vogelperspektive machst du es genau andersherum. Du suchst dir einen erhöhten Fotostandpunkt, der deutlich über Augenhöhe gelegen ist. Auch die Vogelperspektive ist faszinierend, weil sie die Welt aus einer nicht alltäglichen Sicht von oben zeigt. In dieser Perspektive kannst du die verschiedenen Ebenen deines Motivs besonders plastisch staffeln. Je höher du kommst, desto abstrakter und miniaturisierter wirkt die Welt unter dir.
Draufsicht
Eine extreme Steigerungsform der Vogelperspektive ist die Draufsicht. Diese Perspektive ist typisch für Luftaufnahmen vom Flugzeug, Ballon, Drohne, etc. Diese Bilder wirken häufig sehr surreal, wie Gemälde aus einer anderen Welt. Derartige Aufnahmen eignen sich gut, um charakteristische Strukturen und Muster einer Landschaft zu präsentieren oder wenn du eher abstrakte Naturimpressionen magst.
Nun weißt du, wie du Perspektiven effektvoll einsetzen kannst. Also lege dich doch einfach mal auf den Boden oder klettere irgendwo hinauf. Es muss ja nicht gleich ein Fünftausender sein. Oft reicht schon der nächste Hügel, den du in zehn Minuten erklimmen kannst. Allein die ungewöhnliche Sichtweise wird dafür sorgen, dass du deinen Bildern einen Wow-Effekt verleihst. Entdecke einmal ganz bewusst, wie ein und dasselbe Motiv in den verschiedenen Perspektiven eine völlig unterschiedliche Wirkung entfaltet.
5. Bildkomposition
Werde zum Regisseur deines Motivs
Nun weißt du, was du eigentlich fotografieren willst und hast dafür deinen perfekten Fotostandort gefunden. Im nächsten Schritt geht es darum, dein Motiv eindrucksvoll zu inszenieren. Du wirst quasi zum Regisseur deines Fotos. „Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde blickt.“, sagte schon der legendäre Altmeister Cartier-Bresson. Gute Bilder sollen den Betrachter verweilen lassen. Wenn das nicht gelingt, dann oft, weil es den Aufnahmen an Tiefe und Struktur fehlt. Sie können den Betrachter also buchstäblich nicht fesseln. Ein wirksames Foto verbindet Spannung mit Harmonie und lässt den Betrachter tief in das Motiv eintauchen. Genau das erreichst du mit einer bewussten Bildgestaltung. Wenn du keine lieblosen „Knippserbilder“, sondern ein mitreißendes Landschaftsfoto aufnehmen willst, solltest du dich also um eine effektvolle Bildgestaltung bemühen.
Gestaltungsregeln
Ziel sollte es sein, räumliche Tiefe zu erschaffen und den Blick des Betrachters zu lenken und zwar so, dass er zum Hauptmotiv geführt wird. Dazu musst du dieses und alle weiteren Elemente überlegt im Bild platzieren. Das nennt man Bildkomposition oder Bildgestaltung.
Das Hauptmotiv einfach in die Mitte zu setzen ist zwar weitverbreitete Praxis, meistens aber keine besonders gute Idee. Der Bildaufbau wirkt dann sehr statisch und lieblos, der Komposition fehlt es an Spannung. Besser ist es, sich an gängigen künstlerischen Gestaltungsregeln zu orientieren, die man auch in anderen darstellenden Disziplinen wie der Architektur oder Malerei kennt.
Der Goldene Schnitt
Der Goldene Schnitt ist der Klassiker der ästhetischen Gestaltung, die bereits seit Jahrtausenden Anwendung findet und auch in der Fotografie genutzt werden kann. Der Goldene Schnitt ist einfach gesagt eine Aufteilung des Motivs in einem Teilungsverhältnis von ungefähr 1/3 zu 2/3. Wenn man in diesem Verhältnis einmal horizontal und einmal vertikal eine Achse denkt, entsteht ein Raster. Werden an den Schnittpunkten bildwichtige Elemente platziert, wird der Blick des Betrachters subtil dorthin gelenkt. Ein weiterer Vorteil ist, dass eine solche Bildkomposition unterbewusst als sehr harmonisch wahrgenommen wird, weil sich genau diese Proportionen auch oft in der Natur wiederfinden. Wenn du dich für dieses spannende Thema interessiert, suche bei Google einmal nach der „Fibonacci-Folge“.
Die Drittelregel
Am beliebtesten und einfachsten ist die Drittelregel, eine Abwandlung des Goldenen Schnitts. Hier drittelt man das Bild einmal horizontal und einmal vertikal durch jeweils zwei vertikale und horizontale Linien im gleichen Abstand zueinander. Bildwichtige Teile bzw. das Hauptmotiv platziert man dann in einem der vier äußeren Schnittpunkte und lenkt so wieder subtil den Blick des Betrachters auf diesen Punkt. Um die Drittelregel anzuwenden brauchst du bei neueren Kameras nicht einmal Vorstellungsvermögen. Nahezu jedes Modell hat heute entsprechende Raster und Hilfslinien, die du im Sucher oder Display ein- und ausblenden kannst.
Die 1/3 – 2/3-Regel
Die Drittelung des Bildes eignet sich auch bestens für die Betonung von Bildteilen. Legst du zum Beispiel die Horizontlinie auf die untere waagerechte Drittellinie, wird dadurch der Himmel prominent dargestellt (2/3 Himmel). Legst du den Horizont hingegen auf die obere Drittellinie, wird der Landschaft im Vordergrund die überwiegende Beachtung geschenkt (1/3 Himmel). So kannst du in Verbindung mit einem weiten Bildausschnitt sehr dramatische Bilder aufnehmen und gezielt den Blick des Betrachters lenken.
Die Dreieckskomposition
Die Dreieckskomposition hat – ähnlich wie der Goldene Schnitt – eine ordnende und harmonisierende Funktion. Diese Gestaltungsregel ist außerhalb der Fotografie vor allem bei sakralen Kunstwerken wie Kirchenmalereien sehr beliebt. Die Dreiecksform strahlt Ruhe und Balance aus, besonders bei gleichschenkligen Dreiecken. Dabei können sie entweder mehrfach im Bild vorkommen oder das Hauptmotiv richtet sich an einem einzigen imaginären Dreieck aus. Schau dir die meditative Wirkung des Beispielfotos an. Das markante Profil des Cerro Torre bildet zusammen mit zwei Steinen ein gleichschenkliges Dreieck.
Die Symmetrische Komposition
Einer meinen oben erwähnten Landschaftsfotografie Tipps war, dass das Hauptmotiv besser nicht in der Mitte platziert werden sollte. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Wenn du symmetrische Motive fotografieren möchtest, vermittelt eine mittige Ausrichtung am besten die von diesen Motiven oft ausgehende Harmonie. Typische Beispiele sind Spiegelungen auf Seen, kegelförmige Berge und Vulkane oder auch gleichmäßig gewachsene Bäume. Bei symmetrischen Motiven solltest du darauf achten, dass das Bild nicht zu vollgepackt ist, damit sich die kontemplative Wirkung besser entfalten kann.
Mit Ebenen Räumlichkeit erschaffen
Eine weitere Gestaltungsmöglichkeit ist es, dass Bild in Ebenen zu unterteilen. Das verleiht dem Foto Struktur und hilft dem Betrachter somit, sich im Bild zu orientieren. Zum anderen unterstützt es die räumliche Wirkung des Fotos. Es hat sich bewährt, in drei Ebenen zu arbeiten und dem Bild einen Vordergrund, eine Mittelebene und einen Hintergrund zu geben. Der Vordergrund muss übrigens nicht zwangsläufig im Nahbereich des Fotografen liegen. Als Vordergrund kannst du alles nutzen, was deutlich vor dem am weitesten entfernten Bereich des Bildes liegt. Im Beispielbild ist es der aus dem See ragende Felsen.
Linien und Diagonalen
Linien leiten das Auge des Betrachters und sind daher ein weiteres Stilmittel für räumliche Bilder. Am besten wirken sie, wenn sie den Betrachter vom unteren Rand des Bildes „abholen“ und sein Auge dann diagonal in das Bild hinein zum Hauptmotiv hinführen. Daher solltest du dir Linien und Diagonalen suchen und bewusst für deinen Bildaufbau nutzen. Dieser Formen kommen in vielfältigster Art in der Natur vor, zum Beispiel in Form von Schneespuren, Küstenverläufen, umgefallenen Baumstämmen, diagonal verlaufenden Bergketten oder ganz generell natürlichen Mustern und Strukturen. Linien können aber auch vom Mensch geschaffen sein, zum Beispiel in Form von Straßen, Wegen oder Stegen. Übrigens müssen die Linien nicht zwangsläufig gerade sein, es kann sich auch um S-förmige Linien handeln. Diese haben die Wirkung, den Betrachter regelrecht in das Bild „hineinzuschrauben“ und sind daher besonders effektiv. Ein typisches Beispiel sind Flussläufe oder Serpentinen in den Bergen.
Rahmen
Um das Auge des Betrachters zu lenken, bietet es sich auch an, natürliche oder vom Menschen geschaffene Rahmen zu nutzen, die man vor Ort findet. Ein weit ausladender Ast, eine Felskante, Steine, Baumstämme, Buhnen oder Zäune sind typische Beispiele. Solche Begrenzungen an einem oder beiden Bildrändern schaffen Struktur und helfen dem Betrachter, sich in das Bild hinein zu denken.
Wiederholungen
Ein weiteres Stilmittel sind Wiederholungen. Das können zum Beispiel Strukturen, Muster und Formen sein, die mehrfach nacheinander im Bild auftreten. Ähnlich wie Linien führen sie den Betrachter in das Bild hinein und vermitteln dadurch Tiefe und Plastizität. Zudem wirken Wiederholungen auch immer etwas „hypnotisierend“ und saugen den Betrachter regelrecht in das Bild hinein.
Größenrelationen
Hast du das auch schon erlebt? Du stehst inmitten einer atemberaubenden Landschaft und bist einfach überwältigt. Hinterher auf dem Foto will die Größe und Erhabenheit der Szenerie aber einfach nicht „rüberkommen“. Aber warum ist das eigentlich so? Wenn du selbst mitten in der Landschaft stehst, nimmst du diese in allen drei Dimensionen wahr und hast deshalb ein Gefühl von der Größe. Außerdem nimmst du die Kulisse nicht nur visuell, sondern auch mit allen anderen Sinnen wahr. Vielleicht pfeift dir eine steife Brise um die Nase oder du hörst das Echo in den Bergen? Ein Foto findet aber rein optisch statt und hat nur zwei Dimensionen. Deshalb fällt es dem B-trachter schwer, sich die tatsächlichen Größenverhältnisse, geschweige denn das Flair des Ortes vorzustellen, wenn er selbst nie dort gewesen ist.
Ein einfacher Trick, um dieses Problem zu lösen besteht darin, in das Bild etwas einzubauen, was das Auge des Betrachters bereits kennt. Das kann ein Mensch sein oder ein Tier, ein Auto, ein Baum, ein Haus oder auch dein Zelt. Mit diesem Referenzobjekt fällt es dem Betrachter unterbewusst leichter, sich die Dimension des Motivs auszumalen. Ich selbst setze zum Beispiel gern Menschen in der Landschaft in Szene. Du bist allein unterwegs und weit und breit ist niemand zu sehen, den du auf das Foto bitten könntest? Macht nichts, verewige dich doch einfach selbst. Nutze den Selbstauslöser deiner Kamera oder einen Funkauslöser. Dann hast du gleich noch eine schöne Erinnerung fürs Familienalbum. Und jetzt recht freundlich lächeln bitte.
Kontraste
Schon in der Schule hat uns der Kunstlehrer beigebracht, dass ein fesselndes Bild oft von den Kontrasten lebt. Sie schaffen Spannung und Dreidimensionalität. Vielleicht erinnerst du dich auch noch an Goethes Farbenlehre? Kontraste in der Natur finden sich vor allem in den Farben, aber auch in den Formen und Strukturen. Wenn du deinem Bild mehr Leben einhauchen möchtest, suche dir also Kontraste und Gegensätze: helle und dunkle Töne, kalte und warme Farben, komplementäre Farben (gelb – violett, blau – orange, grün – rot), eckige und runde Formen, matte und glänzende Oberflächen, bewegte und statische Objekte., etc. Ein typischer Farbkontrast ist zum Beispiel eine orangene Sanddüne unter einem knallblauen Himmel. Ein runder See unter einer spitz gezackten Bergkette wäre ein Formenkontrast.
Dynamik
Landschaften bestehen meist aus statischen Elementen. Einen besonderen Reiz erlangen deine Outdoorfotos daher, wenn du bewusst bewegte Elemente wie Flüsse, Wasserfälle, das Meer oder ziehende Wolken einbeziehst. Effekte wie seidig weiche Wasserstrukturen führen dazu, dass die Bewegung im Foto visualisiert wird. Dadurch wirkt das Foto lebhaft und du schaffst einen spannungsvollen Gegensatz von statisch und dynamisch. Solche Bilder entstehen in der Regel mit dem Einsatz von Filtern, genauer dem Graufilter. Mehr dazu erfährst du im Artikel Landschaftsfotografie Filter.
Vedichtung
Fotoamateure machen oft den Fehler, zu viel auf ein Foto bringen zu wollen. Das ist verständlich, wenn man von einer atemberaubenden Kulisse verzaubert ist. Am liebsten möchte man sie dann in allen Facetten auf dem Bild verewigen. Allerdings sagt ein konzentrierter Ausschnitt oftmals mehr über eine Landschaft aus, als eine weitläufige Aufnahme, in der sich der Betrachter schnell verliert, wenn nicht mit Bedacht aufgenommen wird. Gelungene Landschaftsfotos leben oft von einer gewissen Reduktion. Also fotografiere nicht nur weitwinklig, sondern suche dir auch bewusst interessante, repräsentative Details in der Landschaft heraus. Dazu kannst du dein Teleobjektiv nutzen, denn mit einer langen Brennweite „verdichtest“ du die Landschaft und holst sie dir nah heran. Wenn du zum Beispiel den Charakter einer Bergkette unterstreichen möchtest, suche dir gezielt einen einzelnen Gipfel heraus, anstatt das ganze Bergmassiv abzulichten. Im Beispielmotiv habe ich das gigantische Eisfeld des Perito Moreno Gletschers in Argentinien durch das Teleobjektiv verdichtet.
Panoramen
Manchmal kann es aber auch Sinn machen, umgekehrt möglichst viel von einer Landschaft auf ein Foto zu bekommen. Denke nur an eine weit ausladende Bergkette oder eine langgezogene Landschaftsform wie zum Beispiel einen Fjord oder ein Tal. Die Lösung ist es dann, ein Panorama (griech. = alles sehen) aufzunehmen. Solche Bilder zeichnen sich durch einen sehr weiten Betrachtungswinkel, im Extremfall bis hin zu einer 360 Grad-Rundumsicht, aus. Die Herausforderung dabei: einen solchen Ausschnitt bekommst du auch mit dem besten Weitwinkelobjektiv nicht in einem Bild unter. Daher brauchst du mehrere nebeneinander aufgenommene Einzelbilder, die dann später in der Bildbearbeitung zusammengesetzt werden („Stitching“). Noch vor einigen Jahren war das ziemlich aufwendig, und es bedurfte spezieller Software. Dank Fortschritten bei der Bildbearbeitung ist es heute aber sehr leicht und ohne Vorkenntnisse zu bewerkstelligen. Manche Kamera haben sogar eine Panorama-Funktion eingebaut, so dass du diese Bilder direkt in der Kamera aufnehmen kannst.
Hochformat
Die meisten Fotografen nehmen ihre Bilder im Querformat auf. Das liegt schon allein daran, dass es unseren alltäglichen Sehgewohnheiten entspricht. Ob Fernseher, Bildschirm oder die aufgeklappte Zeitschrift – alles Querformate. Auch deine Kamera, vom Sucherbild bis zur Anordnung der Knöpfe, ist für die Verwendung in der Horizontalen konzipiert. Daher fristet das Hochformat eher ein Schattendasein. Das ist schade, denn das vertikale Format ist durchaus sehr reizvoll. Zum einen ve-schafft es eine gewisse Grundspannung, weil es eben von der „normalen“ Sichtweise abweicht. Zum anderen eignet es sich besser als das Querformat für einen räumlichen Bildaufbau mit Vordergrund, Mittelteil und Hintergrund. Der Grund ist so einfach wie einleuchtend. Man hat in der Vertikalen einfach viel mehr „Platz“ für die Entwicklung einer Bildtiefe, der Betrachter wird regelrecht in das Bild hineingepresst
Keine schiefe Sinfonie
Zum Schluss noch einer dieser Landschaftsfotografie Tipps, mit dene du einen typischen Anfängerfehler vermeidest. Kennst du diese Art von Schnappschüssen, bei denen man allein vom Anschauen seekrank wird? Merke: ein schiefes Foto geht gar nicht. Selbst wenn du den schönsten Strand der Erde, einen Vulkanausbruch oder die Landung eines UFOs fotografiert hast. Wenn der Horizont kippt, wird niemand auf dein Motiv achten. Wahrscheinlich wirst Du nur ein schnödes „Kann es sein, dass das Foto ganz schön schief ist?“ hören.
Halte daher die Kamera beim Fotografieren möglichst gerade. Heute haben die meisten Kamerasucher oder Displays Hilfslinien, Raster oder elektronische Wasserwaagen eingebaut. Diese kannst du meist auch live einblenden. Wenn deine Kamera diese nicht hat, ist das auch kein Problem. Dann suche dir Orientierungspunkte in der Landschaft, um dein Foto auszurichten, z. B. die Horizontlinie für die Waagerechte oder Bäume, Masten, Häuser, etc. für die Senkrechte. Noch besser: nutze ein Stativ. Dann kannst du dein Bildausschnitt in aller Ruhe ausrichten und fixieren.
6. Arbeit mit natürlichem Licht
Malen mit Licht
„Fotografieren ist Malen mit Licht.“ lautet ein häufig bemühtes Zitat in der Fotografie. Nicht von ungefähr, denn entscheidend für jedes gelungene Foto ist es, das die richtige Menge Licht (Lichtquantität) auf dem Sensor ankommt, es also korrekt belichtet, nicht zu hell und nicht zu dunkel ist. Das Licht bestimmt mit seinen Eigenschaften (Lichtqualität) aber auch das Aussehen und die Stimmung deines Bildes. Licht ist deshalb das wichtigste Gestaltungsmittel in der Fotografie überhaupt. Wenn du atmosphärische Fotos aufnehmen möchtest, solltest du dir stets um das „richtige Licht“ Gedanken machen. Jetzt weißt auch, warum wir Naturfotografen uns zum Abschied „Gut Licht!“ wünschen.
Lichtquantität
Die Grundvoraussetzung für ein perfektes Foto ist die richtige Belichtung. Doch was bedeutet eigentlich „richtig“? In der Landschaftsfotografie legen wir meist Wert auf eine ausgewogene Belichtung und einen hohen Dynamikumfang. Das bedeutet, dass wir möglichst alle hellen und dunklen Nuancen im Foto abgebildet haben wollen und unser Foto dem nahe kommt, was unser Auge vor Ort gesehen hat.
Musste man früher noch umständlich mit einem Belichtungsmesser hantieren, kümmert sich heute ganz komfortabel die Belichtungsautomatik deiner Kamera um die richtige Lichtmenge. In den meisten Fällen funktioniert sie auch sehr gut. Wichtig ist es allerdings, dass du ihre Funktionsweise verstehst.
Belichtungsmessung
Deine Kamera kann die Belichtung mit verschiedenen Methoden messen, die für unterschiedliche Lichtsituationen geeignet sind und zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Matrixmessung
Die Matrixmessung ist meistens von Werk aus eingestellt. Aus gutem Grund, denn damit gelingen die meisten Aufnahmen. Hier ermitteln zahlreiche Kameramessfelder die Belichtung über das ganze Bild und legen dann eine Durchschnittsbelichtung fest, bei der möglichst viel richtig belichtet ist. Gerade Anfänger, die keine großen Ambitionen haben, sich mit dem Thema zu beschäftigen, sollten diesen Modus einstellen.
Mittenbetonte Integralmessung
Die mittenbetonte Integralmessung misst auch das gesamte Bild ein, gewichtet aber den mittleren Bereich stärker. Hintergrund ist die Annahme, dass die bildwichtigsten Bildteile in der Mitte seien.
Spotmessung
Die Spotmessung geht genau umgekehrt vor. Sie misst nur in einem kleinen punktförmigen Bereich und vernachlässigt den Rest des Bildes. Das macht dann Sinn, wenn man einen ganz bestimmten Ausschnitt richtig belichtet haben möchte und dieser viel dunkler oder heller als der Rest des Bildes ist. Oftmals nutzt man diesen Modus, wenn man Lichtquellen in sein Foto integrieren möchte, zum Beispiel Feuer, den Mond, die Sonne oder Lichtreflexe.
Selektivmessung
Die Selektivmessung funktioniert wie die Spotmessung, misst aber einen größeren Radius ein. Der mittlere Bildbereich wird dabei stark gewichtet, der Rest des Bildes wird vernachlässigt.
Belichtung prüfen
Die Belichtungsmessung funktioniert meistens zuverlässig. Blind solltest du ihr aber trotzdem nicht vertrauen. Nichts ist ärgerlicher, als erst zu Hause festzustellen, dass ein Foto völlig über- oder unterbelichtet und ein Fall für die elektronische Mülltonne ist. Erst recht, wenn du dafür um die halbe Welt gereist bist. Daher solltest du dir angewöhnen, die Belichtung deiner Fotos direkt vor Ort zu prüfen.
Ein weit verbreiteter Fehler ist es dabei, die Belichtung an Hand des Kameradisplays zu beurteilen. Wie hell oder dunkel ein Foto darauf erscheint, ist nämlich von den Displayeinstellungen und dem Umgebungslicht abhängig. In der Nacht scheinen die Fotos zum Beispiel viel heller zu sein, als sie tatsächlich sind.
Wenn Du wirklich zuverlässig nachvollziehen möchtest, ob die Belichtung passt, dann bieten moderne Digitalkameras meist drei sehr nützliche Hilfsmittel: die Lichtwaage, das Histogramm und die Belichtungswarnung. Diese können im Display oder im Sucher live eingeblendet werden.
Histogramm
Das Histogramm hat nichts mit Geschichte zu tun, sondern ist ein Diagramm, dass dir auf der horizontalen Achse die Lichtverteilung anzeigt und auf der vertikalen Achse, wie oft der Lichtwert (hell/dunkel) vorkommt. Je mehr das Diagramm nach rechts geht, desto heller ist das Foto und je weiter links, desto dunkler. Überschreitet das Diagramm den rechten Rand, liegt eine Überbelichtung vor. Auf dem Foto äußert sich das dann in unansehnlichen weißen Partien ohne Zeichnung (ausgebrannte Lichter). Eine linkslastige Kurve weist auf eine Unterbelichtung hin, auf dem Foto sind das dann komplett schwarze Bereiche (zugelaufene Tiefen). In der Landschaftsfotografie streben wir eine gleichmäßige Verteilung ohne Ausreißer nach links, rechts oder oben an. Bei einer ausgeglichenen Belichtung entspricht das Histogramm einer gleichförmigen Glockenkurve mit dem Scheitelpunkt in der Mitte des Diagramms.
Lichtwaage
Die Lichtwaage zeigt auf einer horizontalen Skala an, ob ein Bild über- oder unterbelichtet ist. Wenn es genau richtig belichtet ist, steht der Zeiger auf Null. Bei Unterbelichtung steht der Zeiger links und bei Überbelichtung rechts vom Mittelpunkt.
Belichtungswarnung
Auch sehr hilfreich sind Belichtungswarnungen. Das sind blinkende Flächen, die dir eine Unterbelichtung (meist schwarz oder blau) und Überbelichtung (meist weiß oder rot) auf dem Kameradisplay anzeigen.
Belichtungskorrektur
Wenn die von deiner Kamera ermittelte Belichtung nicht passt, kannst Du jederzeit korrigierend eingreifen. Am einfachsten ist es, die Belichtungskorrektur zu nutzen. Meistens gibt es dafür einen eigenen Knopf, der mit „+/-„ beschriftet ist. Damit instruierst du deine Kamera, von der gemessenen Belichtung nach unten oder oben um einen bestimmten Lichtwert abzuweichen. Meist kannst du diesen in 1/3-Schritten festlegen.
Du kannst aber auch die vorgenommenen Einstellungen verändern. Wenn Du zum Beispiel ein zu helles Foto hast, könntest Du abblenden oder die ISO-Zahl reduzieren (siehe Kapitel Einstellungen). Alternativ könntest du auch Graufilter (siehe Artikel Landschaftsfotografie Filter) verwenden.
Belichtungsreihen und HDR
Auch die modernsten Kamerasensoren können bis heute nicht mit dem Sehvermögen des menschlichen Auges mithalten. Während unser Auge selbst bei schwierigsten Lichtsituationen alle hellen und dunklen Nuancen (Tonwerte) problemlos wahrnehmen kann, ist der Kamerasensor bei sehr kontrastreichen Motiven überfordert und kann nur ein begrenztes Lichtspektrum abbilden.
Ein Beispiel für ein kontrastreiches Motiv ist eine abendliche Strandlandschaft. Sicherlich kennst Du auch solche Bilder, wo vom purpurroten Himmel hinterher nur noch eine weiße Fläche auf dem Foto zu sehen ist. Oder der Himmel leuchtet, aber vom Traumstrand nur noch ein schwarzer Schatten übrig ist.
Um diese Unzulänglichkeit der Kamera auszugleichen könnte man mit Grauverlaufsfiltern arbeiten, was aber einige Nachteile (siehe Artikel Landschaftsfotografie Filter) hat.
Eine andere und von mir meist genutzte Methode, hohe Helligkeitsunterschiede im Bild zu beherrschen ist eine kamerainterne Funktion, die Belichtungsreihe. Dabei werden von einem Motiv kurz nacheinander mehrere Aufnahmen mit jeweils unterschiedlicher Belichtung aufgenommen. In den Kameramenüs findest du das meist unter „Bracketing“ (engl. bracket = Klammer). Hier kannst du auch einstellen, wie viele Aufnahmen du machen möchtest und wie weit die Belichtungen auseinanderliegen sollen. Üblicherweise genügen drei bis fünf Bilder, die mit einem Abstand von einer Blende/Lichtwert aufgenommen werden. Wichtig ist dabei, dass alle anderen Aufnahmeparameter konstant bleiben.
Diese Belichtungsreihe kannst du dann später in der der Bildbearbeitung, z. B. mit Lightroom, sehr einfach zu einem Bild zusammensetzen. Dieses Bild, auch als HDRI (engl. High Dynamic Range Image = Bild mit hohem Dynamikumfang) bekannt, vereint dann alle Tonwerte in einem Foto. Es kommt damit dem nahe, was auch dein Auge gesehen hat.
Leider ist HDR etwas zu Unrecht in Verruf gekommen. Viele Menschen denken bei HDR an geschmacklose Kitschbilder mit überzogenen Bonbonfarben und unrealistischen Kontrasten. Dies hat damit zu tun, dass einige „Fotografen“ die Technik als pseudokünstlerisches Effektmittel missverstanden haben. Dadurch entstand der falsche Eindruck, HDR wäre mit einem bestimmten Bildstil verbunden.
Überbelichtung/Unterbelichtung
Normalerweise streben wir in der Landschaftsfotografie ein gleichmäßig belichtetes Bild an. Man kann aber das Foto zu künstlerischen Zwecken auch gezielt „falsch“ belichten. Dazu nutzt man wieder am einfachsten die Belichtungskorrektur.
Bei der Überbelichtung (auch High Key) lässt man helle Bildteile bewusst „ausreißen“. Man erhält dann sehr helle, überstrahlte Bilder. Das funktioniert besonders gut im Gegenlicht. Man kann so einzelne Bildelemente, z. B. den Himmel ausblenden um die Aufmerksamkeit auf das Hauptmotiv zu lenken. Auch den grellen, warmen Vintage-Look, der in den letzten Jahren ziemlich trendy war, kann man so erreichen. Die Überbelichtung eignet sich auch dazu, Strahleneffekte um Kontrastkanten wie z. B. Äste oder Blattwerk gegen den Himmel zu erzeugen, was besonders bei Nebel und Dunst gut wirkt. Auch bei Schnee- und Eislandschaften wird oft mit Überbelichtung gearbeitet, um den reinen, hellen Charakter einer solchen Landschaft zu betonen und einzelne Details, z. B. Felsen oder Bäume herauszuarbeiten.
Bei der Unterbelichtung (auch Low Key) macht man es genau umgekehrt und lässt dunkle Bildteile ins Schwarz „zulaufen“. Damit kann man hellere Details einer Landschaft, z. B. Lichtreflexe hervorheben. Diese Bilder wirken dann meist sehr düster und mysteriös.
Ein anderer stilistischer Einsatzzweck der Unterbelichtung sind Bilder in Scherenschnittoptik. Man belichtet dann den Himmel korrekt, Objektive im Vordergrund werden unterbelichtet. So heben sich Landschaftselemente als Silhouette gegen den Himmel ab. Das klappt besonders gut bei charakteristisch geformten Landschaften, wie zum Beispiel zerklüfteten Bergketten oder markanten Bäumen.
Übrigens habe ich fast standardmäßig eine leichte Unterbelichtung zwischen – 0,3 und – 1 Lichtwerten eingestellt. Die ist hilfreich, um mehr Struktur und Kontrast in hellere Bildteile wie Himmel oder Wolken zu bringen und die bei der Matrixmessung tendenziell auftretende Überbelichtung zu vermeiden.
Lichtqualität
In der Landschaftsfotografie arbeiten wir mit natürlichem Licht, in den allermeisten Fällen mit dem Sonnenlicht. Wir können das natürliche Licht nicht einfach nach Belieben beeinflussen, wie etwa ein Studiofotograf mit seiner Blitzanlage. Vielmehr sind wir von den Launen der Natur abhängig und müssen uns darauf einstellen. Wichtig ist es deshalb zu verstehen, welchen Einfluss die natürlichen Lichtverhältnisse auf dein Motiv haben und wie du die Lichteigenschaften gezielt für deine Fotos nutzen kannst.
Eigenschaften von Licht (Lichtqualität)
- Farbtemperatur
(warm/kalt/neutral, gemessen in Kelvin) - Lichtrichtung
(seitlich, von hinten, von vorn, richtungslos) - Helligkeit
(hell/dunkel, kontrastreich/kontrastarm)
Diese Eigenschaften hängen von der Lichtquelle (Sonne, Mond, Sterne, Kunstlicht, etc.) und ihrer Position ab. Aber auch das Wetter, die Jahreszeit und die Tageszeit beeinflussen entscheidend das Aussehen des Lichts. Einer der wirksamsten Landschaftsfotografie Tipps ist deshalb, dass du zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein solltest. Das setzt eine entsprechende Planung voraus. Dann klappt zwar auch nicht immer alles wie gewünscht, erhöht aber die Chance auf ein spektakuläres Foto ungemein.
Welchen großen Einfluss das natürliche Licht auf dein Foto hat siehst du gut beim Motiv unten, welches ich mit wenigen Stunden Abstand am Timmendorfer Strand aufgenommen habe.
Tageszeit
Ist Dir eigentlich schon einmal aufgefallen, dass die meisten Sehnsuchtsfotos auf Postkarten und in Kalendern am frühen Morgen oder am späten Abend fotografiert worden sind? Das hat weniger damit zu tun, dass wir Landschaftsfotografen so schlecht schlafen. Es hängt damit zusammen, dass es fotogünstige und ungünstige Zeiten gibt.
Die schlechteste Zeit zum Fotografieren ist der Mittag bzw. immer dann, wenn die Sonne sehr hoch am Himmel steht. Das Licht ist dann grell und hart, auf dem Foto wirken die Farben ausgeblichen und blaustichig. Es gibt dann auch keine Schatten und dem Foto fehlt es deshalb an Tiefe. Wenn Du gegen die Sonne fotografierst kommen oft noch unschöne Flecken und Kringel, sogenannte Lens Flares, dazu. Außerdem ist der Tonwertumfang, also die Helligkeitsunterschiede im Bild, viel zu hoch für Deinen Sensor und führt meist zu Überbelichtungen.
Besser ist es, deine Fotozeit in den frühen Morgen oder auf den Abend zu legen. Dann ist das Licht schön weich, die Landschaft erstrahlt in ansehnlichen Farben. Schatten und Lichtreflexe verleihen dem Bild Plastizität. Außerdem hast du gute Chance, dass du zu dieser Zeit allein mit der Kulisse bist und niemand durchs Bild läuft. In Winter und Herbst sind aber auch der späte Nachmittag oder der frühe Vormittag noch brauchbare Zeitfenster.
Am liebsten mögen wir Landschaftsfotografen die Zeit um Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Wenn die Nacht in den Tag übergeht wechselt die Lichtfarbe vom tiefen Nachtblau über Hellblau zu wärmeren Pastelltönen. Man spricht dann von der blauen Stunde. Dieses Zwielicht sorgt für eine geheimnisvolle Stimmung. Einige Minuten bevor die Sonne hinter dem Horizont hervorkommt, beginnen Himmel und Wolken farbenfroh zu leuchten. Etwas später sind dann höher gelegene Teile der Landschaft wie Berggipfel in ein intensives Morgenrot getaucht (Alpenglühen).
Der Sonnenaufgang läutet schließlich den Tagesanbruch und damit die goldene Stunde ein. Die ganze Landschaft wird in träumerischen warmen Tönen wie Rot, Orange und Gelb illuminiert. Lange Schatten sorgen für Dreidimensionalität.
Mit zunehmenden Stand der Sonne wird das Licht farbneutraler und heller, bis es schließlich spätestens zwei Stunden nach Sonnenaufgang oft viel zu grell zum Fotografieren ist. Am Abend läuft das Lichtprocedere noch einmal in umgekehrter Reihenfolge ab.
Du hast einen vielversprechenden Fotostandort gefunden und möchtest diesen im besten Fotolicht in Szene setzen? Dann sei rechtzeitig da. Rechne genügend Zeit für die Vorbereitung vor Ort ein (Bildausschnitt suchen, Einstellungen, etc.). Kalkuliere auch ein, wenn Du zu deinem Fotospot noch fahren, wandern oder klettern musst. Idealerweise bist du vorher schon einmal dort gewesen, damit du dich vor allem in der Dunkelheit schnell orientieren kannst. Wenn du so wie ich kein geborener Frühaufsteher bist, kostet das gerade im Urlaub einige Überwindung. Aber es zahlt sich aus. Du kannst dann ganz entspannt und genau im richtigen Moment auf den Auslöser drücken. Und vielleicht hast sogar noch Zeit, den Augenblick zu genießen.
Jahreszeit
Neben der richtigen Tageszeit ist auch die Jahreszeit wesentlich für ein gelungenes Foto. Jede Jahreszeit hat ihren ganz eigenen Charme. Aber nicht jedes Naturmotiv wirkt zu jeder Jahreszeit gleich gut. Manche Motive können zur falschen Jahreszeit vielleicht auch gar nicht fotografiert werden. Denke nur an Wasserfälle oder kleine Gebirgsseen, die Sommer austrocknen. Es gibt auch Motive, die zwar immer fotografiert werden können, je nach Jahreszeit aber eine völlig unterschiedliche Wirkung entfalten.
Welche Jahreszeit für Dein Motiv am geeignetsten ist hängt auch von deinen persönlichen Vorlieben ab. Nehmen wir zum Beispiel ein klassisches Bergmotiv. Möchtest Du die farbenfrohe Blumenwiese in den Alpen fotografieren (Frühsommer), bist du von den orange leuchtenden Bäumen an den Hängen angetan (Herbst) oder sind eher die schneebedeckten Berge und zugefrorene Eisseen für dich interessant (Winter, Frühjahr)?
Die meisten Landschaftsfotografen hierzulande bevorzugen übrigens den Herbst. Die Sonne steht dann auch tagsüber tief und lässt die Natur in einem weichen, goldenem Licht erstrahlen. Oft hast du dramatische Wolken am Himmel und Frühnebel in den Tälern. Die Laubfärbung verspricht farbenfrohe, lebhafte Bilder.
Wetter
Wolken
Anfänger machen oft den Fehler, nur bei strahlendem Sonnenschein und schönem Wetter zu fotografieren. Den Bildern fehlt es dann aber oft an Ausstrahlung. Häufig sind sie auf Grund der extremen Helligkeitsunterschiede auch nicht richtig belichtet. Wenn du dir einmal beeindruckende Outdoor-Fotos ansiehst, wirst du feststellen, dass diese fast nie bei blauem Himmel fotografiert worden sind. Häufig beziehen Wow-Motive dramatische Wolken mit ein. Schöne Wolken verleihen jeder Landschaftskulisse das gewisse Etwas. Außerdem projeziert der Wechsel von Sonne und Wolken lebhafte Licht-Schatten-Spiele in die Landschaft, wovon das ganze Foto profitiert. Wenn die Wolken besonders beeindruckend sind kann man sie auch prominent als Hauptmotiv im Foto platzieren. Besonders fotogene Exemplare sind zum Beispiel Mammatus-, Amboss- oder Lenticularis-Wolken.
Bedeckter Himmel
Wenn der Himmel vollständig einheitsgrau und unansehnlich ist, vermeide ihn am besten ganz in deinem Bildausschnitt. Die Kamera muss trotzdem nicht in der Tasche bleiben. Ein bedeckter Himmel eignet sich bestens, um Details in der Landschaft, zum Beispiel Steine oder Pflanzen zu fotografieren. Auch Bilder im Wald oder von Wasserfällen sind bei diesem Wetter auf Grund der wenigen starken Helligkeitsunterschiede viel besser möglich.
Regen
Aus dem grauen Himmel ist Regen geworden und der ersehnte Sonnenuntergang droht sprichwörtlich ins Wasser zu fallen? Zeit für Hotel, Hütte oder Zelt? Nicht unbedingt. Oft lohnt es sich, zuversichtlich zu bleiben und trotzdem rauszugehen oder sich bereit zu halten. Nach Regen kommt bekanntlich Sonnenschein.
In meinen unzähligen Stunden draußen habe ich festgestellt, dass häufig kurz vor Sonnenuntergang der Himmel wieder aufreißt. Es lohnt sich also, geduldig zu sein. Das Warten wird dann oft mit einem spektakulären Farbenspiel, einem dramatischen Himmel oder einem Regenbogen belohnt.
Übrigens kann man auch im Regen selbst fotografieren, wenn man sich einen regendichten Unterstand sucht. Alternativ könntest du deine Kamera auch unter einen großen Regenschirm stellen. Diesen kannst du mit einer speziellen Halterung aus dem Fotohandel am Stativ befestigen, damit du die Hände zum Fotografieren frei hast. Wenn du mit etwas längeren Belichtungszeiten spielst, gelingt es dir vielleicht sogar, Regentropfen und Regefäden im Bild festzuhalten.
Regenbogen
Regenbögen entstehen meist, wenn nach einem Regen der Himmel schnell aufklart und die tief stehende Sonne den abziehenden Niederschlag anleuchtet. In Mitteleuropa treten diese Bedingungen häufig am späten Nachmittag und im Anschluss an Wärmegewitter auf. Unabhängig davon kann ein Regenbogen auch im Sprühnebel bewegter Gewässer beobachtet werden, zum Beispiel an Wasserfällen, Flüssen und Meereswellen. Um einen Regenbögen zu fotografieren, solltest du leicht unterbelichten und einen Polfilter verwenden, um den Kontrast zu erhöhen und die Farben zu verstärken. Im Idealfall findest du einen Standpunkt, von dem aus du den ganzen Bogen in der Landschaft fotografieren kannst. Besonders gut eignet ein dunkler Hintergrund, von dem sich der Regenbogen deutlich abhebt.
Gewitter
Ein Gewitter ist der Inbegriff von Naturgewalt, ein Blitz bringt Drama in jedes Landschaftsfoto. Die Herausforderung dabei: ein Blitz dauert nur etwa 50-100 Millisekunden. Die Kunst ist es deshalb, genau den richtigen Moment abzupassen. Du könntest natürlich versuchen, ein ganzes Gewitter lang jede Sekunde auszulösen und zu hoffen, dass du einen Treffer unter den tausenden von Bildern hast. Etwas smarter als Prinzip Zufall ist ein einfacher Trick, nämlich die Langzeitbelichtung zu nutzen. Übrigens lohnen auch die Minuten vor und nach Gewittern fotografisch ganz besonders. Oft erlebst du dann sehr spektakuläre, dramatisch gefärbte Wolkenformationen.
Nebel
Nebelstimmungen haben stets etwas Geheimnisvolles und eignen sich daher gut für mysteriöse Landschaftsansichten. Wenn du selbst im Nebel stehst, gibt es kein direktes Licht im Bild. Der Dunst wirkt dann wie ein großer Diffusor, das Licht ist wie durch einen Vorhang gedimmt. Weiter entfernte Bildteile verschwinden im Nebel. Fotografisch ebenfalls reizvoll ist Bodennebel oder Hochnebel, in dem du nicht selbst stehst. Von einem weiter entfernten Standpunkt kannst du ihn effektvoll für deine Bilder einsetzen. Eine gute Zeit, um Nebel aufzunehmen ist oft der frühe Morgen im Frühjahr oder Spätherbst, wenn es nachts bereits sehr kalt ist, tagsüber aber noch recht warm wird. Vor allem wenn es Nachtfrost gab, stehen die Chancen gut. Nebel bildet sich oft in Senken und Tälern, über Wäldern und in höheren Gebirgszügen.
Auf das Wetter vorbereitet sein
„Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung.“, heißt es zutreffend im Volksmund. Schütze dich und deine Ausrüstung vor Kälte, Wind und Regen. Besorge dir wasser- und winddichte Funktionskleidung, die du am besten nach dem Zwiebelprinzip anziehst. Denke auch an ein Raincover für deinen Kamerarucksack.
An erster Stelle steht deine Sicherheit. Wenn ein Gewitter oder Sturm aufzieht, solltest du dir schnellstens einen festen Unterstand suchen oder besser noch ins Auto gehen. Vor allem solltest du dich dann von Bäumen, Gewässern und Stromleitungen fernhalten. Kein Bild ist so wichtig, dass du dafür deine Gesundheit gefährden solltest.
An manchen Tagen macht dir das Wetter trotz aller Vorbereitung und Geduld einen Strich durch die Rechnung. Gut wenn du dann am nächsten Tag nochmals probieren kannst, dein Wunschmotiv aufzunehmen. Viele meiner Fotos sind tatsächlich nur deshalb entstanden, weil ich mehrfach wiedergekommen bin. Daher habe ich mir angewöhnt, bei Naturkulissen, die ich unbedingt fotografieren möchte, mindestens zwei Tage zu bleiben. Das gilt erst recht für Orte, zu denen ich sehr weit oder aufwendig reisen musste. Denn nichts wäre ärgerlicher, als zu deiner Destination um die halbe Welt zu reisen und dann kein einziges schönes Foto mitnehmen zu können.
Lichtrichtung
Die Lichtrichtung spielt eine weitere wichtige Rolle für die Wirkung Deines Bildes. Je nachdem, in welchem Winkel die natürliche Lichtquelle dein Bild illumniert, kann ein und dasselbe Motiv völlig unterschiedlich wirken. Jede Lichtrichtung stellt andere Anforderungen an den Fotografen bzw. dessen Einstellungen. Du solltest Dir daher immer bewusstmachen, woher das Licht gerade kommt bzw. idealerweise bereits in deiner Planung berücksichtigen.
Rückenlicht
Beim Rückenlicht befindet sich die Lichtquelle, also meistens die Sonne, hinter dir. Dadurch ist die vor dir liegende Szenerie gleichmäßig ausgeleuchtet, es kommt gerade in den Morgen- und Abendstunden zu einer ausgewogenen Belichtung des Motivs. Schatten, die ins Bild hineinlaufen geben ihm Tiefe. Außerdem besteht die Gefahr von Sonnenreflexen nicht. Daher eignet sich Rückenlicht vor allem für Anfänger am besten, um schnell vorzeigbare Resultate zu erzielen.
Wenn du in der Dämmerung mit Rückenlicht fotografierst, solltest du darauf achten, dass dein eigener Schatten nicht im Bild ist. Um dies zu umgehen, wählst du entweder den Bildausschnitt entsprechend oder zoomst in das Bild hinein. Oder du positionierst dich so, dass dein Schatten im Schatten eines größeren Objekts wie einem Baum oder Felsen verschwindet. Am besten harmoniert das Rückenlicht mit der oben schon beschriebenen Matrixmessung.
Streif-/Seitenlicht
Beim Streiflicht kommt das Licht von der Seite und setzt so spannende Lichtreflexe in die Landschaft. In den Morgen- und Abendstunden gibt es geheimnisvolle Hell-Dunkel-Kontraste und effektvolle Schattenwürfe. Oberflächenstrukturen und einzelne Landschaftselemente wie Berge, Bäume oder Steine werden durch das seitlich einfallende Licht akzentuiert. Der Nachteil ist, dass es große Helligkeitsschwankungen im Bild gibt und eventuell nicht in einem Bild vom Kamerasensor abgebildet werden kann. Dann kannst du dir mit einer Belichtungsreihe behelfen (siehe Abschnitt Licht). Außerdem solltest du aufpassen, dass seitlich kein Licht in das Objektiv fällt, um Sonnenreflexe und ausbleichende Farben zu vermeiden. Mit der Sonnenblende bekommst du das aber gut in den Griff.
Gegenlicht
Beim Gegenlicht befindet sich die Lichtquelle vor dem Fotografen. Im Extremfall ist die Sonne sogar direkt im Bild zu sehen. Das Herausfordernde an Gegenlichtaufnahmen sind die extremem Helligkeitsunterschiede, die es meist unmöglich machen, den kompletten Dynamikumfang in einem Foto zu vereinen. Möchte man alles richtig belichtet haben kommt man meist um eine Belichtungsreihe nicht umhin. Die Belichtung selbst misst du am besten mit der Spotmessung auf den hellsten Punkt. Alternativ kannst du Über- und Unterbelichtung auch als künstlerischen Effekt einsetzen (siehe oben).
Beim Gegenlicht muss man meistens mit Sonnenreflexen (Flares) im Bild rechnen, selbst mit aufgesetzter Sonnenschutzblende. Kleine Partikel und Schmutz auf deiner Frontlinse verstärken diesen Effekt erheblich. Du solltest deshalb bei Gegenlichtaufnahmen tunlichst auf eine saubere Linse achten und keine Filter verwenden. Störenden Flares kannst du hinterher in der Bildbearbeitung entfernen. Das klappt aber nicht immer und ist aufwendig. Man kann aber aus der Not auch eine Tugend machen und die Reflexe gezielt als Stilmittel einsetzen. Dazu solltest du bereits vor der Aufnahme genau beobachten, wie die Flares im Bild verlaufen und den Bildaufbau entsprechend wählen.
Noch ein wichtiger Hinweis zu deiner Sicherheit: bitte schaue bei Gegenlichtaufnahmen mit der Spiegelreflexkamera niemals durch deinen optischen Sucher. Durch das Linsensystem deines Objektivs können die Sonnenstrahlen wie bei einer Lupe gebündelt werden und dann irreversible Schäden auf deiner Netzhaut hinterlassen. Nutze also bei Gegenlichtaufnahmen mit der DSLR stets den Liveview.
Koronen und Sonnensterne
Bei einem niedrigen Stand der Sonne kann man Gegenlichtaufnahmen das gewisse Etwas verleihen, wenn man die Sonne komplett hinter einem größeren Objekt wie zum Beispiel einem Baum oder einem Felsen platziert. Dann erstrahlen die Kanten des Objektes wie eine Korona und das Bild erhält eine geheimnisvolle Stimmung.
Eine weitere kreative Möglichkeit ist es, Sonnensterne zu fotografieren. Dazu verdeckst du die Sonne größtenteils durch ein Objekt (Baum, Felsen, etc.). Es darf nur noch ein minimaler Teil der Sonne zu sehen sein. Dann blendest du stark ab. Durch die Lichtbrechung an den Blendenlamellen entstehen auf dem Foto Strahleneffekte um die Sonne, weshalb das Phänomen korrekterweise eigentlich Blendenstern heißt. Auch das klappt am besten, wenn die Sonne tief am Horizont steht und dann zum Beispiel hinter einer Bergkette untergeht.
Lichtstrahlen und God Rays
Eine Sonderform des Gegenlichts sind die sogenannten Strahlenbüschel oder Lichtbüschel. Auf Grund ihrer überirdisch anmutenden Erscheinung werden sie unter Fotografen auch God Rays genannt. Sie haben Ähnlichkeit mit Sonnensternen, sind aber ein anderes physikalisches Phänomen. Dieses entsteht durch feine Wasser- und Staubpartikel, welche die Sonne verdecken bzw. das Licht streuen. Am häufigsten sieht man das Schauspiel an Wolken, aus denen dann mehrere breite Lichtstrahlen hervorkommen. Aber auch morgens an dunstigen Gewässern, im Wald, an hohen, zerklüfteten Bergketten kannst man manchmal solche Strahlen beobachten.
Ein ähnlicher Effekt entsteht auch an Wolkenlücken. Die Sonnenstrahlen breiten sich dann aber kegelförmig nach unten aus und setzen auf der Erde effektvolle Lichtspots.
Das Lichtspektakel fotografierst du am besten mit einer Spotmessung auf die Strahlen, um Überbelichtung zu vermeiden.
Nachtfotografie
Die allermeisten Landschaftsfotos entstehen tagsüber und nutzen das Sonnenlicht. Wie du damit arbeiten kannst, hast du nun ausführlich kennen gelernt. Wenn Du Deinen Bildern eine außergewöhnliche Ausstrahlung verleihen möchtest, fotografiere doch einmal nachts. Nachts sind nicht nur alle Katzen grau, sondern auch die meisten Fotografen untätig. Eine Landschaftsaufnahme im Mondlicht, mit einem funkelnden Sternenhimmel oder tanzenden Polarlichtern ist deshalb immer etwas Besonderes. Außerdem kannst du auch künstliche Lichtquellen effektvoll einsetzen und hast die Fotospots meist ganz für dich allein.
7. Schärfe steuern
Das Geheimnis knackscharfer Bilder
In der Landschaftsfotografie streben wir meist eine möglichst große Schärfe im Bild an. Doch was ist eigentlich Schärfe? Schärfe bedeutet, dass möglichst viele Details klar und deutlich im Bild abgebildet sind. Idealerweise erkennst du auch dann noch kleinste Nuancen, wenn du das Foto in voller Größe am Monitor ansiehst, selbst wenn du hineinzoomst oder es im Großformat ausdruckst. Meistens wünscht man sich auch, dass alles von vorne bis hinten knackig scharf ist, vom kleinen Stein vor deinen Füßen bis zur fernen Bergkette am Horizont. Das nennt man dann Tiefenschärfe (auch Schärfentiefe). Um eine optimale Schärfe im Bild zu erhalten, gilt es einiges zu beachten.
Wie scharf dein Foto wird und wie sich die Schärfe im Bild verteilt, hängt vereinfacht gesagt von fünf Faktoren ab:
1. Kameraeinstellungen
2. Fokuspunkt
3. Stabilität beim Auslösen
4. Ausrüstung
5. Nachschärfung
Kameraeinstellungen
Wie du schon im Abschnitt über die Kameraeinstellungen ausführlich gelernt hast, kannst du mit der Blende aktiv Einfluss auf die Schärfe deiner Bilder nehmen. Weil es so wichtig ist, hier noch einmal zur Wiederholung: Je kleiner die Blendenöffnung (je größer die Blendenzahl), desto größer wird die Tiefenschärfe, aber auch die Beugungsunschärfe nimmt zu. Verwende deshalb am besten eine mittlere Blende, um einen optimalen Kompromiss aus Tiefenschärfe und Beugungsunschärfe zu erhalten. Bewährt haben sich Werte zwischen f/8 und f/14.
Denke daran, dass auch Belichtungszeit, die ISO-Zahl und die Brennweite einen wenn auch indirekten Einfluss haben. Erinnere dich einfach an das magische Fotoviereck.
Fokuspunkt
Sicher hast du auch schon erlebt, dass du mit der Schärfe deiner Bilder nicht zufrieden warst. Vielleicht hast Du deine Reisebegleitung, oder einen Baum vor einer schönen Bergkette fotografiert? Hinterher hast du dann festgestellt, dass von deinem Hauptmotiv leider nur eine schwammige Silhouette zu sehen ist, die Berge aber scharf abgebildet sind oder umgekehrt. Ein klarer Fall von falsch fokussiert oder blind dem Autofokus vertraut.
Was aber ist eigentlich der Fokus? Der Fokus ist ein punktförmiger Bereich im Bild, auf den die Kamera scharf stellt. Wichtig für dich zu wissen: ein Objektiv kann nur auf eine einzige Entfernung (Schärfepunkt, Fokuspunkt) scharf eingestellt werden. Gegenstände davor oder dahinter werden umso unschärfer abgebildet, je weiter sie vom Fokus entfernt sind. Der Bereich in dem alles noch scharf ist, wird Tiefenschärfe genannt und teilt sich in ca. 1/3 vor und 2/3 hinter dem Fokuspunkt auf. In der Landschaftsfotografie wünschen wir uns meist eine möglichst hohe Tiefenschärfe und müssen deshalb auf die richtige Position des Fokus achten.
Automatisches Fokussieren verstehen
Auch für das Fokussieren gibt es verschiedene Automatiken an deiner Kamera. Das ist für uns bequeme Menschen der Neuzeit eine super Sache. Einfach auf den Knopf drücken, fertig ist das scharfe Foto. So versprechen es uns die Hersteller. Zweifelsohne stellt die Automatik meist zuverlässig scharf. Die Frage ist nur, was genau scharf abgebildet wird. Die automatische Fokussierung ist zwar intelligent, aber kann (noch) nicht Deine Gedanken lesen. Die Kamera stellt das scharf, was sie an Hand einer internen Datenbank „glaubt“, scharf stellen zu müssen. Das muss aber längst nicht das sein, was dir wichtig ist. Dazu solltest du zunächst wissen, dass es in der Regel zwei parallele Grundautomatiken für deinen Fokus gibt, deren Wirkung vielen Fotografen nicht klar ist.
Fokusautomatik/Autofokus-Messfeldsteuerung
Die Fokusautomatik entscheidet an Hand ihrer Motiverkennung und einer internen Datenbank, welcher Punkt in deinem Bild scharf gestellt werden soll. Diesen steuert sie dann über ihre Messfelder an. Daher wird sie auch Autofokus-Messfeldsteuerung genannt. Meine Kamera hat zum Beispiel 51 Messfelder für diesen Zweck.
Wenn du der Herr über deine Schärfe sein möchtest, solltest du zunächst die Fokusautomatik (nicht den Autofokus!) abschalten. Dann überlässt du nämlich nicht mehr der Kamera, wohin sie fokussiert. Den Fokuspunkt, meist ein kleines Kreuz oder Viereck, verschiebst du dann selbst dorthin, wo du scharfstellen möchtest. Dazu gibt es meist Pfeiltasten oder einen kleinen Joystick. Bei manchen Kameras kannst du die Position auch über Touchdisplay setzen.
Wenig sinnvoll ist dabei die weit verbreitete Gewohnheit, die Fokusautomatik zwar abzuschalten, das Sucherkreuz dann aber einfach auf der Voreinstellung in der Bildmitte zu belassen. Der Autofokus stellt dann immer in der Mitte scharf. Wenn dort aber nicht das Hauptmotiv bzw. der gewünschte Fokuspunkt ist, wirst Du hinterher auch nicht mit der Schärfe zufrieden sein.
Autofokus
Der Autofokus erledigt das eigentliche Scharfstellen, dass du früher oder heute optional im manuellen Modus über den Entfernungs-/Fokusring an deinem Objektiv selbst vornehmen müsstest.
Da der Autofokus in der Regel sehr präzise und genauer als wir Menschen arbeitet, empfehle ich dir, ihn grundsätzlich zu nutzen. Eine manuelle Scharfstellung ist eigentlich nur dann notwendig, wenn der Autofokus seinen Dienst versagt. Das ist in kontrastarmen Situationen der Fall, zum Beispiel bei Nebel, in der Dämmerung oder der Nacht. Dann macht es tatsächlich Sinn, manuell über den Fokusring scharfzustellen. Das gelingt dann am besten über den Liveview. Deine Einstellung deiner Schärfe solltest du dann vor dem Auslösen überprüfen. Bewährt hat es sich, dazu die Ansicht im Liveview stark zu vergrößern. Bei aktuellen Kameras hast du manchmal auch ein zusätzliches Feature namens Fokus Peaking oder auch Kantenanhebung. Hier zeigt dir die Kamera im digitalen Sucher bereits vor der Aufnahme an, wo genau die Schärfe sitzt – ein tolles Feature.
Single und Continious Autofokus
Meistens gibt es verschiedene Autofokus-Modi an deiner Kamera. Der Single Modus (AF-S) ist für statische Motive vorgesehen. Der Continiuous Modus (AF-C) verfolgt bei beweglichen Motiven den den Fokus nach. Oft gibt es auch noch einen Modus, der automatisch aus einer der beiden Einstellungen auswählt. Was du dabei bedenken solltest: die dynamische Schärfennachführung kostet nicht nur viel Akkuenergie, sondern macht auch keinen Sinn, wenn dein Fotomotiv sich gar nicht bewegt. Da das bei Landschaftsfotografie üblicherweise der Fall ist, wähle immer den Modus AF-S.
Die hyperfokale Distanz
Als ich noch Schulkind war, eroberte der Song „Hyper Hyper“ von Rave-Trio „Scooter“ die Pausenhöfe. Mehr als zwanzig Jahre später sieht der dauerblonde Frontmann H. P. Baxxter immer noch aus wie damals und der Track läuft nach wie vor im Radio. Keine Frage, Song und Kombo haben ganz klar das Zeug, in die Musikhistorie einzugehen. Vielleicht in die Hall of Fame des schlechten Geschmacks? Jetzt fragst du dich wahrscheinlich: Und was hat das nochmal mit Landschaftsfotografie zu tun? Ok, ich gebe zu, eigentlich nichts. Aber der Song war meine persönliche Eselsbrücke, um mir das Wortungetüm „Hyperfokale Distanz“ einzuprägen. Und das solltest du auch tun, wenn du eine maximale Tiefenschärfe im Bild haben möchtest.
Da wir in der Landschaftsfotografie meist auf eine hohe Tiefenschärfe wert legen, ist das Wissen um diesen Wert wichtig, wenn du Motive mit einem Vordergrund in nächster Nähe ablichten möchtest. Im Internet gibt es unzählige hochakademische Artikel dazu. Ich versuche es dir hier einmal ganz einfach zu beschreiben.
Vereinfachend gesagt ist die hyperfokale Distanz der Abstand zu einem Objekt, bei der ab diesem alles bis in unendliche Entfernung scharf ist. Wie schon erwähnt, verteilt sich die Tiefenschärfe sowohl nach als auch vor dem Fokuspunkt. Die exakte Schärfentiefebereich reicht genau von der halben hyperfokalen Distanz (Nahpunkt) bis Unendlich.
Da das jetzt vielleicht etwas theoretisch klingt, gebe ich dir ein kleines praktisches Beispiel. Schau dir unten das Motiv aus dem Elbsandsteingebirge an. Stell dir vor, du stehst dort und vor dir befindet sich in einem Meter Entfernung der kleine Baum, den du als Vordergrund in deinen Bildaufbau integrieren möchtest. Dahinter siehst du eine Schlucht mit dem Wald und die bizarren Sandsteinformationen. Als Hintergrund sollen die Bergketten am Horizont dienen. Und natürlich möchtest du all das scharf in deinem Foto haben. Damit du weißt, ob das funktioniert, kommt nun die hyperfokale Distanz ins Spiel. Sie hängt von deiner Sensorgröße, von der Brennweite und der Blende ab.
Angenommen, du fotografierst mit einer Vollformat-Kamera (z. B. meiner Nikon D810), einem Weitwinkelobjektiv mit 14 mm und Blende f/11 und fokusierst auf den Baum in einem Meter Entfernung. Als hyperfokale Distanz ergibt sich dann rechnerisch ungefähr 60 cm. Dein Tiefenschärfebereich reicht also mit deinen Einstellungen von ca. 30 cm (60 cm/2) bis unendlich. Du solltest insofern darauf achten, dass nichts in deinem Bildausschnitt ist, was weniger als 30 cm von dir entfernt ist, da es sonst unscharf würde. Da dein kleiner Baum genau einen Meter von dir entfernt in den Abgrund ragt, würdest du nicht nur ihn, sondern auch alles andere dahinter scharf abbilden. Eine beeindruckende Tiefenschärfe, oder? Würdest du jetzt noch ein paar Schritte auf den Baum zugehen, sagen wir bis auf einen halben Meter und wieder auf ihn fokussieren, wäre er immer noch scharf. Allerdings wäre der Hintergrund nur noch bis 2,6 Meter scharf. Alles dahinter wie die Felsformationen oder die Bergketten, wäre unscharf. Du hättest also jede Menge Tiefenschärfe im Bild verschenkt. Und alles nur, weil du die hyperfokale Distanz um ein paar Zentimeter unterschritten hast.
Früher musste man dazu eine komplizierten Formel ausrechnen. Heute erledigen das komfortabel einschlägige Handy-Apps oder Programme für dich. Ich empfehle dir zum Beispiel das kostenlose PhotoTools oder HyperFocal. Alternativ kannst du auch einfach nach „Tiefenschärferechner“ bei Google bzw. im Appstore suchen. Hyper hyper!
Stabilität beim Auslösen
Ob ein Foto scharf wird hängt auch maßgeblich davon ab, wie stabil deine Kamera im Moment des Auslösens ist. Je ruhiger die Kamera, desto schärfer das Bild. Wenn Du Deine Bilder frei Hand aufnimmst, sollte dir bewusst, dass deine Hände immer ein wenig in Bewegung sind. Selbst wenn du ein völlig ausgeglichener Mensch und cool wie Bruce Willis bist, wirst du es nicht schaffen, Belichtungen von deutlich mehr als einer Hundertstel Sekunde still zu halten.
Bei Aufnahmen am helllichten Tag ist das kein Problem, weil die Belichtungszeiten sehr kurz sind und diesen Wert unterschreiten. Wir haben aber im Abschnitt zum Licht bereits gelernt, dass gute Landschaftsfotos bevorzugt dann aufgenommen werden, wenn es nicht so viel Licht gibt. Hier benötigen wir längere Belichtungszeiten und die Verwacklungsgefahr steigt rapide an. Die dadurch verursachte Unschärfe ist übrigens umso auffälliger, je hochauflösender dein Sensor und je größer dein Bild ist.
Eine Möglichkeit die Belichtungszeit zu verkürzen ist eine größere Blendenöffnung zu wählen (aufzublenden), damit mehr Licht auf den Kamerasensor fällt. Wie du bereits im Abschnitt über die Einstellungen gelernt hast, verringert das die Tiefenschärfe, ist also oft keine besonders gute Option. Eine andere Option besteht darin, den ISO-Wert hinaufzusetzen. Wie du aber auch schon weißt, nimmt mit größerer ISO auch die Bildqualität rapide ab.
Die beste Lösung ist es daher, die Kamera auf ein solides Dreibeinstativ zu stellen und sie damit zu stabilisieren. Dann kannst du auch kleine ISO-Werte für eine bestmögliche Bildqualität verwenden, entkoppelst die Kamera von deiner Körperbewegung und machst sie auch weitgehend gegen Wind oder Vibrationen am Erdboden immun.
Wenn Du kein Stativ verwenden möchtest, kannst du die Quote verwackelter Fotos dennoch reduzieren. Und zwar wenn Du darauf achtest, dass Deine Objektive bzw. Kameras über einen optischen Bildstabilisator verfügen. Dieses Feature verhindert Bewegungsunschärfe zumindest bis zu einem gewissen Grad effektiv. Auf Stativ solltest du diesen aber ausstellen. Er würde sonst versuchen, eine Bewegung auszugleichen, die gar nicht vorhanden ist, was wiederum zu Vibrationen führt.
Als kostenneutrale Notlösung kannst Du ein „Naturstativ“ suchen, idealerweise eine stabile und freigestellte Fläche wie zum Beispiel einen Baumstamm, einen Felsvorsprung oder deinen Rucksack. Die Bildgestaltung wird dann aber ziemlich frickelig. Selbiges gilt auch für die sogenannten Bohnensäcke, die im Handel als leichtere Alternative zum Stativ angeboten werden. Diese empfehle ich dir ohnehin nicht, da sie mit Füllung recht schwer sind, so dass du auch gleich ein anständiges Stativ mitnehmen kannst.
Wenn du auf Stativ fotografierst solltest du konsequenterweise den Auslöser nicht anfassen, denn sonst sorgt der Knopfdruck wieder für Bewegung. Verwende also besser einen Fernauslöser oder nutze den Selbstauslöser mit mindestens 2 Sekunden Verzögerung.
Wer mit einer DSLR fotografiert, sollte auch die Spiegelvorauslösung aktivieren, um zu vermeiden, dass der sonst direkt vor der Aufnahme hochklappende Spiegel die Aufnahme verwackelt.
Ausrüstung
Neben dem Stativ haben auch andere Teile der Ausrüstung einen Einfluss auf die Schärfe. Je besser nämlich das Auflösungsvermögen deines Kamerasensors und deiner Objektive ist, desto mehr Details wirst du im Bild erkennen können. Was es damit auf sich hat, erkläre ich im Artikel über die perfekte Landschaftsfotografie Kamera genauer. Du solltest also möglichst hochqualitative Kameras und ebensolche Objektive verwenden, wenn du auf knackscharfe Bilder wertlegst.
Nachschärfung
Wenn du alle Landschaftsfotografie Tipps aus diesem Tutorial beachtest, erhältst du bereits bei deiner Aufnahme ein sehr scharfes Foto. In der Bildbearbeitung kannst du dein Foto noch weiter nachschärfen. Jedes Bildbearbeitungsprogramm hat entsprechende Instrumente an Bord.
Schärfefreaks gehen sogar noch einen Schritt weiter und nehmen von einem Motiv mehrere Aufnahmen mit jeweils unterschiedlichen Fokuspunkten auf. Diese Fotos bauen sie in der Bildbearbeitung zu einem Bild zusammen, welches dann alle Schärfeebenen enthält. Diese Technik nennt man Focus Stacking (engl. stack = stapeln). Ich persönlich finde die Technik bei Landschaftsfotos eher übertrieben, da die so erzielte Schärfe nicht mehr dem natürlichen Sehvermögen entspricht. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.
Wie du siehst, kann dir die Bildbearbeitung helfen, deine Fotos noch zu optimieren. Und genau darum geht es nun im nächsten und letzten Absatz.
8. Bildbearbeitung
Wozu dient die Bildbearbeitung?
Die Bildbearbeitung ist heute ein fester Bestandteil der modernen Landschaftsfotografie und aus dieser nicht mehr wegzudenken. Sie dient vor allem dazu, das beste aus deinen Fotos herauszuholen, aber auch Unzulänglichkeiten der Kameratechnik und deine eigenen handwerklichen Fehler zu kompensieren. Wenn du ein wirklich perfektes Landschaftsfoto anstrebst, solltest du dich deshalb auch mit diesem Thema beschäftigen. Stell dir dein Foto, welches aus der Kamera kommt, als einen Rohdiamanten vor. Der Stein sieht zwar schon ganz ansehnlich aus, aber würde man diesen beim Juwelier so in die Auslage tun? Natürlich nicht. Erst durch einen sorgfältigen Schliff wird daraus ein brillanter Edelstein, der hochwertig aussieht und Aufmerksamkeit auf sich zieht. Durch eine gezielte Bildbearbeitung gibst du auch deinen Fotos den sprichwörtlich letzten Schliff und schöpfst ihr volles Potential aus.
Zur Veranschaulichung sieh dir einfach einmal unten mein Fotos aus Patagonien an. Links die Datei, die unbearbeitet aus der Kamera kam, rechts das bearbeitete Foto.
Ist Bildbearbeitung wirklich nötig?
Vielleicht stellst du dir nun aber die Frage, ob denn Bildbearbeitung nicht nur etwas für eingefleischte Freaks und wirklich notwendig ist. Bearbeitet denn nicht bereits die Kamera das Bild? Ist es nicht schon fertig, wenn es aus der Kamera kommt?
Ja und nein. Wenn du im jpeg-Modus fotografierst, nimmt die Kamera tatsächlich eine Bearbeitung vor. Bedenke aber, dass die Kamera nur einige wenige Grundeinstellungen vornimmt, auf die du zudem kaum einen Einfluss hast. Um bestimmte Aufgaben wie etwa das Entfernen von Sensorflecken kümmert sich die Kamera überhaupt nicht. Außerdem werden alle Bearbeitungen fest und irreversibel in deine Bilddatei geschrieben.
Zudem hat das jpeg-Format einige qualitative Nachteile. Ziel dieses Formats ist es, eine möglichst kleine Dateigröße zu erhalten. Dafür bedarf es einer Komprimierung, die durch das Zusammenfassen von Pixeln und Tonwerten erreicht wird. Die Optimierung der Dateigröße erkaufst du dir also immer mit Detail- und Qualitätsverlusten. Fairerweise muss man sagen, dass viele Kameras heute sehr gute jpeg generieren. Das jpeg-Format zu nutzen ist also durchaus in Ordnung, wenn du absolut keine Lust auf Nachbearbeitung hast. Du bekommst dann aber eben auch nicht das Optimum dessen, was du aus deinem Foto herausholen könntest. Und es wäre doch schade, wenn du erst fotografisch alles dafür tust, eine möglichst perfekte Aufnahme zu erreichen, dir dann aber den letzten Schritt aber aus der Hand nehmen lässt und dich nur noch mit einem Fragment deines Fotos begnügst. Wenn du also die optimale Qualität möchtest und bereit bist, ein paar Minuten in die Bildbearbeitung zu investieren, empfehle ich dir ganz klar, deine Fotos im RAW-Format aufzunehmen.
Was ist das RAW-Format?
Das englische „raw“ bedeutet zu Deutsch „roh“ oder „unangetastet“. Dieses „digitale Negativ“ deines Bildes wird nicht durch die Kamera bearbeitet oder komprimiert. So stehen dir alle vom Sensor aufgezeichneten Informationen, zum Beispiel der komplette Tonwertumfang und Farbraum, uneingeschränkt zur Verfügung. Das wiederum verschafft dir die beste Ausgangsbasis zur digitalen Bearbeitung. Die Bearbeitung überlässt du dann nicht mehr der Kamera, sondern kümmerst dich selbst darum. So behältst du die volle Kontrolle über dein Foto und kannst eine bestmögliches Endergebnis erzielen.
Was brauche ich für die Bildbearbeitung?
Zuerst einmal brauchst du natürlich ein gut fotografiertes Bild, dass es zu bearbeiten lohnt. Unter Fotolaien gibt es die weit verbreitete Auffassung, dass man ja nur ein bisschen zu „photoshoppen“ bräuchte, um beeindruckende Bilder zu erhalten. Das dazu wesentlich mehr gehört, weißt du spätestens nach diesem Tutorial selbst. Eine Bildbearbeitung macht nur Sinn, wenn das Ausgangsmaterial schon gut fotografiert ist. Das sollte kein Problem für dich sein, wenn du die bisherigen Landschaftsfotografie Tipps umgesetzt hast. Wenn dein Foto aber nicht überzeugend ist, wird daraus auch mit der aufwendigsten Nachbearbeitung kein Hingucker mehr werden. Die Bildbearbeitung ist stets der letzte Schritt des fotografischen Prozesses und dient zur Veredelung deines Fotos. Nicht mehr und nicht weniger.
Als nächstes benötigst du natürlich ein Programm für die Bildbearbeitung. Heute gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Softwarelösungen. Wenn du noch keine großen Erfahrungen in der Bildbearbeitung hast, empfehle ich dir Adobe Lightroom, den kleinen Bruder von Photoshop. Hier kannst du dank der einfachen Bedienbarkeit und der intuitiven Benutzeroberfläche schon nach wenigen Stunden Einarbeitungszeit ansehnliche Ergebnisse erzielen. Dabei ist Lightroom durchaus nicht nur etwas für Anfänger. Auch viele Profis arbeiten mit dem Programm (so wie ich selbst seit Jahren), weil es nahezu alle professionellen Bedürfnisse abdeckt und einen effizienten Workflow erlaubt.
Am Ziel!
Du hast es geschafft, wir sind am Ende des langen und für dich hoffentlich interessanten Tutorials angelangt. Super, dass du bis hierhin durchgehalten hast! Um das Gelesene in aller Kürze zusammenzufassen, gebe ich dir zum Schluss noch einmal die zehn wichtigsten Landschaftsfotografie Tipps mit auf den Weg.
Die 10 wichtigsten Landschaftsfotografie Tipps
- Tipp 1: Stelle dir eine für die Landschaftsfotografie passende Ausrüstung zusammen. Weniger ist mehr.
- Tipp 2: Lerne deine Kamera und Fotoausrüstung im Schlaf zu bedienen.
- Tipp 3: Entwickle ein Verständnis die fotografischen Paramter und ihre Wirkung auf dein Foto.
- Tipp 4: Wähle bewusst die passenden Einstellungen für deine Fotosituation.
- Tipp 5: Sei stets gut vorbereitet und scoute deine Fotospots schon zu Hause.
- Tipp 6: Suche dir interessante Standorte und Perspektiven.
- Tipp 7: Nimm dir Zeit für eine effektvolle Bildkomposition und wende Gestaltungsregeln an.
- Tipp 8: Lerne die Wirkung von natürlichem Licht verstehen. Plane und nutze es gezielt.
- Tipp 9: Setze den Fokuspunkt bewusst und steuere aktiv die Schärfe deiner Bilder.
- Tipp 10: Nutze die elektronische Bildbearbeitung um deine Bilder zu veredeln.
Ich hoffe, dass ich dir mit meinen Landschaftsfotografie Tipps den Einstieg in dieses faszinierende Fotogenre etwas erleichtern und deine Lust aufs Fotografieren entfachen konnte. Wenn du noch Fragen oder Anregungen hast, schreibe sie einfach unten in die Kommentare, ich antworte dann gern. Wenn dir der Artikel gefallen hat, teile ihn gern mit deinen Freunden oder anderen Fotobegeisterten per Facebook, E-Mail oder WhatsApp.
Und bitte denke immer daran: vom Lesen der Landschaftsfotografie Tipps allein entstehen noch keine spannenden Landschaftsbilder. Übung macht auch hier den Meister. Also schnapp dir deine Kamera, geh raus und übe. Wenn du dabei deine Kreativität noch etwas weiter entwickeln möchtest, lies gern noch meinen aufbauenden Artikel zum Fotografieren von Landschaften. Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren in der Natur, fantastische Bildergebnisse und jederzeit Gut Licht!
Hallo und vielen Dank für den interessanten Artikel. Die Tipps kann man bestimmt auch für digitale Luftaufnahmen gebrauchen. Ein Bekannter macht so etwas gelegentlich.
Hallo Sandra, herzlichen Dank für dein freundliches Feedback. In der Tat sind die meisten Tipps grundsätzlich auch in der Luftbildfotografie zu gebrauchen, wenngleich sich hier eine ruhige, bedachte Gestaltung (Bildkomposition, Lichtgestaltung, etc.) auf Grund des notwendigen schnellen Auslösens recht anspruchsvoll sind. Umso wichtiger ist bei Aerials, dass man alles intuitiv beherrscht und seine Kamera blind bedienen kann. Übrigens plane ich in der Zukunft auch einen Artikel zu diesem Thema. Bis dahin darf ich dir gern meine Luftbild-Galerie empfehlen. Viele Grüße, David
Toller Beitrag und sehr viele hilfreiche Tips für mich. Man sollte sich als Fotograf immer nach neuem umschauen und hier findet man sehr viele interessante Themen.
Hallo Ronny, hab vielen Dank für deinen netten Kommentar. Ich freue mich, dass ich dir einige Anregungen geben konnte. 🙂
Hallo,
bin auf der Suche nach Apps für die Planung von Landschaftsfotos hier gelandet.
Danke für die Infos über die Apps (Link im Text).
Die meisten sind mir noch nicht bekannt und werde mal testen was für meine Vorstellungen davon paßt.
LG
Bernd
Hallo Bernd, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich freue mich, dass ich dir einige Inspirationen mitgeben konnte und wünsche dir viel Spaß beim Austesten ?
Liebe Grüße,
David
Selten so einen guten umfangreichen und verständlichen Artikel gelesen! Da kann in der Landschaftsfotografie ja nichts mehr schiefgehen! LG
Herzlichen Dank Simone,
ich freue mich, dass der Artikel dir so gut gefällt. 🙂
Übrigens kommt in Kürze auch ein ganzes Buch von mir zum Thema Landschaftfsotografie heraus: https://www.davidkoester.de/produkt/landschaftsfotografie-buch/
Liebe Grüße, David
Echt großartige Bilder – bin selbst ein Landschaftsfotografie-„Freak“! Unterwegs bin ich zurzeit mit einer A6300. Ich habe auch jahrelang mit Lightroom gearbeitet (habe auch aktuell das Adobe Fotografie-Abo). In letzter Zeit benutze ich aber immer öfter Skylum Luminar – ein Tipp für alle, die kein Abo-Modell abschließen wollen.
Hallo Robert, herzlichen Dank für dein nettes Feedback. Das freut mich, dass dir meine Bilder gefallen ? Ja, Luminar ist durchaus eine interessante Alternative zu Lightroom bzw. auch Photoshop, wenngleich ich den Einstieg mit LR immer noch am einfachsten finde. LG, David
Mega umfangreiche Erklärung zum Thema „Landschaftsfotografie“ – top aufbereitet und geschrieben! Vielen vielen Dank für die zahlreichen kostbaren Tipps! LG Paul ?
Hallo Paul, vielen lieben Dank für deinen sehr freundlichen Kommentar. Ich freue mich, wenn ich viele Tipps mitgeben konnte. LG, David ?
Danke für den tollen und umfassenden Artikel! Habe zwar „nur“ eine mft kamera, aber mit den Infos wird man keinen unterschied zu vollformat mehr erkennen….
Hallo Lukas, hab herzlichen Dank für dein Feedback! Ich freue mich sehr, dass er hilfreich für dich ist. LG, David 🙂
Danke für deine gute und ausführliche Beschreibung der Landschaftsfotografie.
Sehr hilfreich finde ich die dazu passende bildliche Darstellung.
Bin Bergführer und dadurch fast täglich im Gebirge unterwegs.
Fotografiere jetzt mit einer Alpha 7III
Lg Peter
Hallo Peter, vielen Dank für deine nettes Feedback. Das freut mich natürlich sehr, dass Dir mein Artikel weiterhilft ☺️ Herzliche Grüße – gerade auch aus den Bergen, genauer Berchtesgadener Alpen – David
Bin über die Google Suche hier gelandet (habe gar nicht nach Landschaftsfotografie gesucht) und muss einfach mal einen Kommentar da lassen. Eine richtig tolle Seite mit vielen sehr guten Tipps zum Thema Landschaftsfotografie. Die Bilder untermalen die Tipps auch sehr schön. Chapeau!
Hallo Andreas,
hab vielen Dank für dein Lob! Ich freue mich sehr, dass dir meine Seite mit den Landschaftsfotografie Tipps so gut gefällt. 🙂
Liebe Grüße,
David
Ich bin schwer begeistert von deiner Seite, David. Viele Zusammenhänge haben sich erst jetzt für mich erschlossen. Sprachlich und optisch perfekt. Gut strukturierter Aufbau. Danke für die viele Arbeit, die du dir angetan hast.
Liebe Grüße Katharina
Ganz herzlichen Dank liebe Katharina! Ich freue mich sehr, dass dir meine Seite so gut weitergeholfen hat und wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren. Tolles Frühlingswetter haben wir ja gerade 🙂
Liebe Grüße, David
Vielen Dank für diesen super Artikel!
Er ist weder zu kurz noch zu lang, keinesfalls trocken und öde und es ist alles mega verständlich erklärt.
Ich finde es klasse, wie du immer auf den Punkt kommst!
Genau so einen Artikel habe ich gesucht und gebraucht.
LG
Hallo Anna,
hab vielen Dank für dein nettes Feedback. Ich freue mich sehr, dass dir der Artikel so gut gefällt und dir weiterhilft.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren.
LG, David
bin eben auf deine Seite gestoßen und habe nach den ersten eindrücken spontan dein Buch bestellt, was ich noch nie gemacht habe. Weiter so
Hallo Robert, vielen Dank für deine netten Worte und den Kauf meines Buches. Ich wünsche dir ganz viel Spaß damit und würde mich sehr über eine Amazon Rezension/Bewertung freuen, wenn es dir gefällt.
Liebe Grüße,
David
Super erklärt – genau die richtige Menge an Infos – so etwas habe ich schon lange gesucht.
Danke für diese Arbeit.
Hallo Matthias, vielen Dank für deine netten Worte. Ich freue mich sehr, dass dir der Artikel so gut gefällt. Viel Spaß beim Umsetzen!
Hallo David,
ein sehr ausführliche und informative Beschreibung zur Landschaftsfotografie. Dazu noch die super Bilder. Danke dafür. Ich erlaube mir, dir eine Frage zur hyperfokalen Distanz zu stellen. Muss ich auf den hyperfokalen Punkt fokussieren 0,6 m oder auf den Baum 1,0 m. Der errechnete Wert bei den Kameraparametern wären die 0,6 m. Wenn ich auf den Baum fokussiere, dann müsste das Bild doch unscharf werden? Über eine Antwort wäre ich sehr dankbar.
Herzliche Grüße Christian
Hallo Christian,
hab vielen Dank für dein schönes Feedback, darüber freue ich mich sehr! 🙂
Grundsätzlich fokussierst du immer auf die hyperfokale Distanz, um die größtmögliche Schärfentiefe-Ausdehnung in deinem Bild zu haben. Wenn du mit deinen Werten eine HFD von 60 cm ausrechnest, dann aber auf einen Meter fokussierst, verschenkst du Schärfe im vorderen Bildteil.
Liebe Grüße, David
Hallo David, Danke für die Info. Bleib gesund. LG Christian
Sehr gern Christian und bleib du ebenfall schön gesund. LG, David
Hallo David (hoffe, per-du ist i.O. für dich)
Nachdem ich dein Buch „Der Start in die Landschaftsfotografie“ gelesen habe, bin ich vermehrt am fotografieren. So habe ich vorgestern Abend das Bild in der Beilage gemacht.
Dazu habe ich meine Nikon Z6 mit einem 14-30mm f4 verwendet und hatte folgende Einstellungen für das Foto: IS0100 / 22.5mm / f8 und 8sek. inkl. 6 Stop-Filter verwendet. Der Autofokus lag dabei auf den Steinen im Vordergrund. Obwohl ich versucht habe das aus deinem Buch in der Praxis umzusetzen, ist der gesamte Hintergrund und insbesondere das Badehaus unscharf. Kannst du mir sagen, woran das liegt respektive was ich falsch gemacht habe? Oder kriegt man die Schärfe bei einem solchen Bild tatsächlich nur mit Focus-Stacking zustande?
Vielen Dank im Voraus für deine Hilfe und liebe Grüsse aus der Schweiz.
Reto
Hallo Reto,
Du ist natürlich ok für mich, macht man doch so unter Fotografen 😉
Vielen Dank für den Kauf meines Buchs und das Lesen!
Gern habe ich mir dein Bild angesehen und habe folgende „Diagnose“ für Dich: die Unschärfe in deinem Fall hat nichts mit dem Setzen des Fokuspunkts zu, da das komplette Bild unscharf bzw. exakter defokussiert ist. Ich vermute, dass sich der einmal von dir eingestellte Fokuspunkt noch einmal verschoben hat und dann zur Defokussierung geführt. Vielleicht bist du an den Fokusring gekommen oder hast einen dynamischen Autofokus eingestellt? Gerade bei diesem Motiv mit sich bewegendem Wasser kannst du fast sicher davon ausgehen, dass in letzterem Fall der Autofokus sich wieder verschiebt, wenn du ihn nicht lockst. Meine Empfehlung, gerade wenn du auf Stativ und mit LZB arbeitest. Setze den Fokus an die richtige Stelle, prüfe ihn und schalte dann den AF ab, damit er sich während der Auslösung nicht mehr verschieben kann. Bei Nikon hast du dazu einen Kipp-Schalter am Objektivtbus oder auch direkt an der Kamera neben dem Bajonett.
A propos Fokuspunkt: bei Motiven wie diesem mit nahem Vordergrund (Steine) solltest du auch die Hyperfokale Distanz ermitteln und deren halben Wert nicht unterschreiten. Bei deinen Einstellungen wäre das 2,23 m, das heißt du musst bei deiner Komposition darauf achten, nichts in deinem Bildausschnitt zu haben, was weniger als 1,1 Meter von dir entfernt ist. Kannst du mit diversen gängigen Smartphone-Apps ermitteln, hier mal ein Screenshot aus Photopills für Dich:
Fokus Stacking brauchst du für dieses Bild mit einer weiten Tiefenschärfe-Ausdehnung definitiv nicht und aus meiner Sicht auch generell nicht in der Landschaftsfotografie, auch wenn das einige Kollegen anders sehen. Wichtig ist jedoch, dass du den Fokuspunkt richtig setzt und bei Motiven wie diesem, also mit nahem Vordergrund, auf die Hyperfokale Distanz achtest. Und natürlich sauber auf Stativ arbeitest und wie oben beschrieben bei der Auslösung den AF abstellst. Dann kannst du dir das Fokus Stacking getrost sparen. Fokus Stacking ist eher relevant für fotografische Bereiche, bei denen du eine extrem knappe Schärfebene hast, zum Beispiel bei Makroaufnahmen.
Mit deinen Filtern hat das auch nichts zu tun. Allerdings ist mir aufgefallen, dass die zu einer recht starken Vignettierung, als Schatten in den Bildrändern führen. Kannst du z. B. in Lightroom nachkorrigieren. Oder die Tipps in meinem Artikel zu Landschaftsfotografie Filtern beherzigen 😉
Ich hoffe, dass ich dir helfen konnte und wünsche dir weiterhin viel Spaß beim Fotografieren.
Liebe Grüße in die schöne Schweiz,
David