Immer wieder erhalte ich – wie auch andere Kollegen – Anfragen, in denen gebeten wird, Fotos kostenlos oder für minimalste Beträge zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile verneine ich das konsequent und antworte auch grundsätzlich nicht mehr auf derartige Nachrichten, sondern sende den Anfragenden stattdessen einen Link auf nachfolgenden, offenen Brief.
Lieber Fotointeressent,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich habe Sie auf diese Seite weitergeleitet, weil Sie um die kostenlose Nutzung meiner Bilder gebeten haben.
Wir Berufsfotografen erhalten regelmäßig Anfragen nach kostenlosen Bildern. Im Idealfall wäre jeder von uns gern in der Lage, positiv auf solche Anfragen zu reagieren. Ganz besonders, wenn es um soziale und ökologische Themen geht. In vielen Fällen wären wir froh, wenn wir die Ressourcen hätten, um mit mehr als nur dem Bereitstellen von Fotos zu helfen.
Die Umstände sind jedes Mal anders, doch wir haben festgestellt, dass es eine Reihe von Themen gibt, die immer wieder auftauchen. Auf diese gehe ich im Folgenden näher ein, damit Sie unsere Gründe besser nachvollziehen können, Missverständnisse möglichst vermieden werden und kein Groll entsteht.
Ich bitte Sie, die folgenden Ausführungen so positiv aufzufassen, wie sie gemeint sind. Ich hoffe, dass wir danach ins Gespräch kommen und eine für beide Seiten nutzbringende Zusammenarbeit aufbauen können.
Ich lebe von meinen Fotos
Fotografie ist nicht nur meine Berufung, sondern auch mein Beruf. Als professioneller Fotograf lebe ich davon, dass ich besondere Bilder auf hohem Niveau anfertige und Unternehmen diese Bilder für Ihre werblichen und sonstige Zwecke nutzen können. Ja, eine Fotografie ist eine Dienstleistung wie jede andere auch, auch wenn diese immaterieller Natur ist. Würden Sie beim beim Bäcker auf die Idee kommen, nach kostenlosen Brötchen zu fragen? Schneidet Ihnen der Friesör kostenlos die Haare? Bekommen Sie am Kiosk kostenlos eine Zeitschrift? Oder gehen Sie tagtäglich zur Arbeit ohne dafür ein Gehalt zu erwarten?
Wir unterliegen echten finanziellen Zwängen
Der Beruf des Fotografen ist wie die meisten freien Berufe ist mit einigen seltenen Ausnahmen nicht besonders einträglich. Meist haben wir diesen Weg wegen unserer Leidenschaft für die visuelle Kommunikation, die bildenden Künste und die Themen auf die wir uns spezialisieren, gewählt. Der beträchtliche Anstieg an über das Internet (scheinbar frei) verfügbaren Fotos in den letzten Jahren, Billig-Bildagenturen oder sogar kostenlose Bildportale und das oft geschrumpfte Budgets vieler Fotokäufer bedeutet für unser ohnehin oft überschaubares Einkommen eine zusätzliche Belastung. Trotzdem erfordert der Beruf des Fotografen regelmäßig finanzielle Investitionen. Unser Beruf ist von Natur aus ausstattungsintensiv. Wir müssen Kameras, Objektive, Stative, Computer, Softwarelizenzen, Speichermedien usw. kaufen. Es gehen Teile kaputt und müssen repariert werden. Unsere Ausrüstung und unsere Berufstätigkeit müssen teuer versichert werden. Wir müssen große Datenmengen vorhalten und benötigen ein sicheres Back-up all unserer Daten. Um unsere Bilder zu bewerben, unterhalten wir aufwendige Internetseiten, besuchen Messen, sind in Social Media aktiv, etc. Darüber hinaus verbringen viele von uns einen Großteil ihrer Arbeitszeit für Fotoprojekte auf Reisen und haben oft hohe Reisekosten.
Wir müssen auch Mittel und Zeit für unsere regelmäßige Aus- und Weiterbildung aufbringen. Für einen Schnappschuss muss nur auf den Auslöser gedrückt werden, doch die Herstellung von professionellen Bildern erfordert Erfahrung und Fachwissen. Meine Bilder sind das Ergebnis meiner Arbeit und meines Know-hows, das ich über viele Jahre aufgebaut habe.
Nicht zuletzt erwartet auch unser Finanzamt, dass unsere Aktivitäten wirtschaftlich sind und wir eine Gewinnerzielungsabsicht verfolgen. Wir können es uns daher allein schon steuerrechtlich nicht erlauben, unsere Arbeit zu verschenken, weil wir uns sonst mit dem Vorwurf der Liebhaberei konfrontiert wären, also die Finanzbehörden uns dann vorwerfen würden, unsere Arbeit nur als Hobby auszuüben. Unter dem Strich ist es also so, dass wir durchaus Verständnis für schmale Budgets haben. Es aber schlicht nicht vertretbar, seine Arbeit kostenlos zur Verfügung zu stellen
Begründungen wie „Wir haben kein Geld“ sind meist nicht nachzuvollziehen
Der Hauptgrund, der bei fast allen Anfragen nach kostenlosen Fotos angegeben wird, ist ein knappes Budget. Solche Anfragen kommen häufig auch von Organisationen, die über reichliche liquide Mittel verfügen, seien es große Unternehmen und reichweitenstarke Verlage, staatliche oder halbstaatliche Stellen oder Nichtregierungsorganisationen. Tatsächlich haben diese Institutionen sehr wohl Zugang zu beträchtlichen Finanzmitteln, die durchaus ausreichen würden, um Fotografen ein angemessenes Honorar zu zahlen, wenn man nur wollte. Zu allem Übel sind es offenbar oft freie Dienstleister wie Fotografen, Grafiker oder Autoren, die von allen an einem Projekt oder einer bestimmten Aktion Beteiligten gebeten werden, ihre Arbeit kostenlos zur Verfügung zu stellen. Alle anderen Dienstleister werden anstandslos bezahlt. Nach Erwägung derartiger Dinge können Sie vielleicht verstehen, dass wir uns häufig zurückgesetzt fühlen, wenn man uns sagt: „Wir haben kein Geld.“ Solche Behauptungen wirken schnell wie eine Masche, mit der leichtgläubige Menschen ausgenutzt werden sollen.
Eine namentliche Nennung ist selbstverständlich und kein Gegenwert
Häufig bietet man uns Fotografen bei Anfragen als Gegenleistung anstelle einer angemessenen Bezahlung an, uns namentlich zu erwähnen. Was dabei gern vergessen wird: Erstens ist eine namentliche Nennung keine Gegenleistung. Schließlich haben wir die Bilder erstellt und sind der Urheber. Wenn sie also mit unserem Namen verbunden werden, so ist das eine Selbstverständlichkeit und nichts, von dem wir uns erhoffen, dass es uns freundlicherweise gewährt wird. Davon abgesehen ist des Nennung des Urhebers ohnehin weltweit im Urheberrecht vorgeschrieben, dass es in jedem Land gibt. Zweitens kann ich mit einer namentlichen Nennung keine Rechnung bezahlen. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass ich hart arbeiten muss, um das Geld zu verdienen, das ich benötige, um wieder in unsere Fotoausrüstung zu investieren und die mit meiner Arbeit verbundenen Geschäftskosten abzudecken. Darüber hinaus benötige ich natürlich wie jeder ander auch ein Einkommen, um mein Leben bestreiten zu können. Kurz gesagt, eine namentliche Nennung für ein Bild, das ich geschaffen habe, ist keine adäquate Gegenleistung und kann die Bezahlung dafür nicht ersetzen.
„Sie sind der einzige Fotograf, der kein Verständnis hat“
Oft wird uns bei Anfragen nach kostenlosen Bildern versichert, dass alle anderen Fotografen, die die Person oder das Unternehmen kontaktiert habe, mehr als erfreut gewesen seien, umsonst Fotos zur Verfügung zu stellen, und ich der einzige Fotograf sei, der kein Verständnis zeigt. Ich weiß, dass das nicht stimmt, denn kein professioneller Fotograf würde sich auf unzumutbare Bedingungen, erst recht nicht, das kostenlose Überlassen seiner Bilder, einlassen. Möglicherweise werden einige unerfahrene „Fotografen“ ihre Bilder kostenlos abgeben. Doch wie überall im Leben gilt: Professionalität und Qualität kann es nicht zum Nulltarif geben.
Wir unterstützen die gute Sache durchaus mit unseren Bildern
Vielen Fotografen leisten mit ihren Fotos, mal mehr und mal weniger, durchaus einen Beitrag, um bestimmte Projekte zu unterstützen. Oftmals beteiligen wir uns direkt an den Projekten, die wir mit unseren Bildern unterstützen, oder es besteht bereits eine persönliche Verbindung zu Menschen, die bei den betreffenden Projekten eine wichtige Rolle spielen. Das heißt, jede/r von uns kann sich gelegentlich bei einer Auswahl von Projekten mit der Bereitstellung von kostenlosen Bildern beteiligen und tut das auch. Ich selbst habe zum Beispiel schon mehrfach Arten- und Naturschutzprojekte unterstützt.
Unsere Zeit ist knapp
Die Beantwortung der vielen Anfangen nach kostenlosen Fotos ist nicht möglich. Nicht zuletzt wegen des Zeitaufwands, der mit der Korrespondenz, dem Suchen, Erstellen und Versenden von Dateien, verbunden ist. Diese Zeit ist Arbeitszeit und diese muss ich als freier Fotograf, wie jeder andere Unternehmer auch, einsetzen, um Erlöse zu erzielen.
Kostenlos = keine Wertschätzung
Wenn wir in der Vergangenheit Fotos doch einmal kostenlos zur Verfügung gestellt haben, sei es aus karikativen Gründen oder verbunden mit der Aussicht auf zukünftige, dann bezahlte Zusammenarbeit, haben wir keinerlei Rückmeldung mehr erhalten, nachdem wir die Fotos zur Verfügung gestellt haben. Zum Beispiel darüber, wie sich die Aktion oder das Projekt entwickelt haben, welche Ziele gegebenenfalls erreicht wurden und wofür unsere Fotos überhaupt genutzt wurden. Aus aus dem Versprechen zukünftiger Aufträge wurde in der Regel auch nichts. Ich denke, dass hat vor allem etwas mit mangelnder Wertschätzung zu tun. Dingen, die man kostenlos bekommt, misst man eben keinen Wert bei.
Danke fürs Lesen
Ich hoffe sehr, dass Sie nach der Lektüre besser verstehen, warum ich Ihnen – genau wie alle anderen professionellen Fotografen – keine Bilder kostenlos überlassen kann. Wenn ja, freue ich mich sehr, wenn wir ins Gespräch kommen. Lassen Sie uns zusammen eine faire Lösung finden, mit der und von der beide Seiten gut leben können.
Angeregt durch eine Initiative des deutschen Fotografenverbands Freelens. Angelehnt an den Originalartikel von Tony Wu auf https://photoprofessionals.wordpress.com/
Ganz nach dem Motto: Man ist im Restaurant, sagt man hat leider kein Geld und man würde ja das Restaurant dann seinen Freunden empfehlen wenn man das Essen kostenlos bekomme.
Ganz genau so ist es Slawa 😉