Das neue Jahr hat gerade begonnen und mit ihm sind Frost und Kälte nach Deutschland zurück gekehrt. Für das erste Bild des Monats habe ich daher ein winterliches Motiv herausgesucht: eine morgendliche Impression von den schneebedeckten Bergketten des Mount Cook Nationalparks in Neuseeland.
Inhaltsverzeichnis
Wettereskapaden am Fox Glacier
Januar 2011, frischer Morgenwind weht durch das kleinen Örtchen Fox Glacier am Rande des gleichnamigen Gletschers. Die neuseeländischen Südalpen zeigen einmal mehr ihr wildes, ungestümes Angesicht. Dicke Nebelschwaden wabbern durch das Tal und verschleiern von Minute zu Minute auch den letzten Hoffnungsschimmer.
Seit 2 Tagen nun schon harren wir hier aus, hoffen auf endlich besseres Wetter. Denn eigentlich wollten wir hoch hinaus. Genau genommen so hoch wie es irgend geht in Neuseeland, auf den höchsten Gipfel des Inselstaates. Aoraki – „Durchbohrer der Wolken“ – nennen die Maori pathetisch ihren 3.754 Meter hohen Berg. Ich wünschte, auch ich könnte die Wolken durchbohren. Oder einfach wegschieben. Seit gestern Morgen rufen wir im Stundentakt im Kontrollcenter von Helicopter New Zealand an. Immer diesselbe Antwort: „Bad news, guys. No chance to go up. Maybe later.“
Bangen und Hoffen am Mount Cook
Viel lieber hätten wir uns natürlich einer Gipfelexpedition angeschlossen, aber dazu bleibt angesichts des straffen Routenplans dieses Mal keine Zeit. Deshalb haben wir uns entschieden, per Helikopter hoch zu fliegen und vom Gipfelplateau einen möglichst nahen Blick auf den Peak des Mount Cook, so sein offizieller Name, zu genießen. Ganz einfach, habe ich gedacht. Und mich ordentlich getäuscht. Wir waren heute extra um 5 Uhr aufgestanden und haben gleich wieder angerufen. Neuer Tag, alte Antwort. Eine Stunde später nochmalige Enttäuschung. Ein langer Blick in den völlig vernebelten Himmel stahl mir die letzte Hoffnung.
Spätestens bis Mittag müssen wir weiter fahren. Mit einer heißen Dusche will ich mir die Enttäuschung vom Leib spülen. Langsam entspanne ich mich. Denke ich an Sir Edmund Hillary, den legendären Erstbesteiger des Mount Everest. Der Mount Cook war der Übungsgipfel des neuseeländischen Nationalhelden. Nicht zuletzt deshalb hatte mich der Berg schon lange fasziniert. Und jetzt war ich ihm so nah und doch so fern. Ich finde mich langsam damit ab. So ist die Natur nun einmal, das kann man nicht ändern. Wenigstens hatten wir gestern Abend das Glück, kurz vor Sonnenuntergang einen nur Sekunden währenden Blick durch den Nebel auf den majestätischen Gipfel des Mount Cook erhaschen zu können.
Mit nassen Haaren auf fast 4000 Meter fliegen
Plötzlich reißt jemand die Tür auf: „Beeilung, es geht in 5 Minuten los.“ Mit noch nassen Haaren hetze ich zum Jeep, der uns zum kleinen Flughafen fährt, der nur ein paar Autominuten entfernt liegt. Ein Blick aus dem Fenster stimmt nicht gerade zuversichtlich. Es ist nach wie vor völlig neblig. Etwas ungläubig frage ich den Fahrer, wie wir unter diesen Bedingungen fliegen wollen. Er lächelt und meint, das der Pilot schon eine Lücke finden wird.
Einige Minuten später sind wir in der Luft. Endlich Licht. Blauer Himmel. Morgensonne. Glitzernd weißer Schnee. Das Leuchten des Fox Gletschers. Tatsächlich hat es irgendwo in der Wolkendecke ein kleines Nadelöhr gegeben. Eine Herausforderung aber kein Problem für unseren erfahrenen Heli-Piloten. Die nächsten 2 Stunden, die großartigen Ausblicke auf die gesamten Südalpen, der atemberaubende Gipfelblick auf den Aoraki, werde ich nie wieder vergessen. Besser kann ein Jahr wahrlich nicht beginnen.