Die Landschaftsfotografie des Monats zeigt dieses Mal – passend zur Adventszeit – ein Gipelglühen in Patagonien. Auf einem der schönsten Bergmassive der Welt. Cerro Torre.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Die Adventszeit ist für mich auch immer eine besinnliche Zeit, in der ich die Erlebnisse des sich dem Ende zuneigenden Jahres Revue passieren lasse. Es war einmal mehr ein sehr aufregendes Jahr für mich. Gespickt mit so einigen Tiefs, aber auch vielen Höhen. Und das Jahr beschenkte mich mit zahlreichen unvergesslichen Erlebnissen, an die ich noch lange gern zurück denken werde.
Wie an diesen eisigen, klaren Morgen, als ich Vis-a-vis des einmaligen Cerro Torre stand und dieser mit den ersten Sonnenstrahlen wie eine Adventskerze zu glühen begann. Der Cerro Torre ist eine Legende, es war schon immer mein Traum, ihm einmal gegenüber zu stehen. Als ich ihm schließlich zum ersten Mal ganz nah war, keine Wolken und kein Nebel mehr den Blick auf ihn verhüllten, war ich sprachlos. Kein Bild kann vermitteln, wie es sich anfühlt, dem „Der Schrei aus Stein“, wie er auch genannt wird, ganz nah zu sein. Da ist dieser besondere Spirit, das ist dieses Gefühl von Demut. Wie klein und unbedeutend man sich fühlt, wenn sich vor einem diese sagenumwobene Granitnadel 3128 Meter senkrecht in den Himmel erhebt. Unter Bergsteigern gilt er als einer der schönsten, aber auch schwierigsten und abweisendsten Berge der Welt. Er befindet sich im argentinischen Nationalpark Los Glaciares am Rande des Campo de Hielo Sur, einem der größten Eisfelder der Welt.
Gern erinnere ich mich auch an den Vorabend zurück. Es war die erste Etappe meiner mehrwöchigen Trekkingtour durch Patagonien. Von El Chaltén hatte ich mich am Mittag samt Sachen für drei Wochen Trekking und Fotoausrüstung auf den Weg in den Nationalpark aufgemacht. Auch wenn es regnete und der Blick auf den Cerro Torre durch düstere Wolken verschleiert war, war ich euphorisch und fasziniert von der märchenhaften Kulisse, die ich hier vorfand. Ich verweilte immer wieder, machte Fotos, auch wenn die Bedingungen gerade alles andere als optimal waren. Daher kam ich erst mitten in der Nacht, ziemlich ausgelaugt und völlig durchnässt, oben im Basecamp an.
Nur zehn Minuten von der Gletscherlagune des Cerro Torre entfernt liegt das DeAgostini Camp. Wer hier einen „richtigen“ Campingplatz erwartet, wird unweigerlich enttäuscht. Das Basecamp ist eigentlich weiter nichts, als ein einigermaßen geschützter und ebener Platz unter einem Lengabuchenhain. Einziger Luxus: ein wackliges Plumpsklo und ein klarer Fluss mit Trinkwasser etwa 15 Minuten entfernt. Als ich endlich in der Dunkelheit eintraf, standen schon eine Handvoll Zelte. Zwar hatte ich mich nach Einsamkeit gesehnt, war dann aber doch ganz froh, hier oben in der Wildnis einige Menschen zu treffen. Zumal direkt am Eingang zum Camp ein großes Schild vor den hier lebenden Pumas warnte. Wie sich bald herausstellte handelte es sich um eine Gruppe rumänischen Fotografenkollegen rund um Dorin Bofan. Trotz Sturm und Regen, kamen sie aus ihren Schlafsäcken und halfen mir beim Aufbau meines Zeltes. Schließlich gaben sie mir dann noch einen heißen Kaffee aus. Was war ich dankbar.
Es sind diese Momente, die 2017 zu einem wundervollen Jahr für mich machten. In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen besinnlichen dritten Advent.